02.03.00. Die Radicalen formieren sich. 1879 bis 1882 / Chronik 1881

Überblick

Zentrum der radicalen Arbeiterbewegung war nach wie vor Wien, doch begann sich nunmehr vor allem dank des Kleidermachergehilfen Ferdinand Gabriel (1828–1902) und des Metallarbeiters Stefan Pauler (1840–?) auch in Graz (Steiermark) eine radicale Arbeiterbewegung zu etablieren. Der Versuch einiger Radicaler, in Salzburg Fuß zu fassen, wurde von den Behörden bereits im Keim erstickt. In den außerhalb Österreichs liegenden Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie waren es nach wie vor die Kronländer Böhmen und Mähren, in denen nun die radicale Arbeiterbewegung außerordentlich erstarkte. Das Jahr 1881 war dadurch gekennzeichnet, dass sich die Radicalen nunmehr auch öffentlich gegen die Gemäßigten durchsetzen. »Im Jahre 1881 sehen wir die radicale Partei in Oesterreich im wackeren Vorwärtsschreiten begriffen; sie beherrschte bereits die Situation. Die gemäßigte Partei dagegen schmolz auf ein kleines Häuflein zusammen […]. Die Begeisterung und Thatkraft für die revolutionäre Idee war nur in den Reihen der Radicalen zu finden. Die ›Zukunft‹, das nunmehrige Centralorgan, führte eine vorzügliche populäre Sprache und fand in immer weiteren [16] Kreisen Eingang. Es wurde organisiert, agitiert und wieder organisiert, wo es etwas zum Organisieren gab: Gewerkschaften, Gruppen, offen und geheim, wie es eben passte, wurden ins Leben gerufen und entwickelten neue Thätigkeit. Aber von da an begannen auch schon die Opfer zu fallen.«1

Die Bildung geheimer Clubs in Wien und den Vororten schritt voran, auch wenn darüber im Einzelnen wenig bekannt ist. Es lässt sich lediglich der vom Tischlergehilfen Josef Sagradischnig (1858–?) im Juni 1881 in Wien unternommene Versuch nachweisen, weil dieser an der Verhaftung der Beteiligten am 3. Juli 1881 scheiterte. Im Oktober 1881 vermuteten die Behörden für Wien und dessen Vororte sechzehn deutschsprachige und sechsundzwanzig tschechoslawische geheime Clubs. Bemerkenswert ist, dass nun auch Frauen, denen die Mitgliedschaft in politischen Vereinen untersagt war und denen Aktivitäten nur in den Fachvereinen (Gewerkschaften) gestattet waren, in den geheimen Clubs aktiv wurden. Sie stellten ihre Anschriften als Deckadressen zur Verfügung, kopierten Manuskripte, verbreiteten illegale Druckschriften, schrieben Berichte für Arbeiterzeitungen, schleppten Bestandteile illegaler Druckergeräte von Bezirk zu Bezirk und ähnliches mehr.

Auch im Jahr 1881 wurde die Flugschriftenpropaganda mit im Ausland hergestellten Druckwerken, die nach Österreich eingeschmuggelt wurden, fortgesetzt. Allerdings tauchten nun auch die ersten in Österreich gedruckten illegalen Flugschriften auf.

1881 nahm die behördliche Verfolgung der radicalen Arbeiterbewegung in Österreich deutlich zu. Zuverlässige Daten gibt es nicht, doch meldete die Zeitung »Der Sozialist« (Budapest) in ihrer Nummer 2 (5. Februar 1882), dass in den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also in der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) 1881 nach langer Untersuchungshaft achtundzwanzig Genossen freigesprochen wurden, dass sich aber Anfang 1882 noch sechzig Genossen in Untersuchungshaft befänden. Außerdem seien 1881 achtundfünfzig Genossen zu insgesamt sechs Jahren, zehn Monaten und sechsundzwanzig Tagen Haft verurteilt worden.

 

Chronik

  • Jänner 1881
    London (England): Im Jänner 1881 geht der bekannte Wiener Arbeiterführer und Schriftsteller Andreas Scheu (1844–1927) nach London, wo er unter anderem mit seinem alten, aus dessen Wiener Zeit ihm vertrauten Johann Most (1846–1906) bis zu dessen Verhaftung am ►30. März 1881 verkehrt. Später wird Andreas Scheu, der bis Herbst 1881 auch einige meist »A. S.« gezeichnete Artikel in der Zeitung »Freiheit« (London) veröffentlicht, in seinen Erinnerungen ein recht gehässiges Zerrbild von Johann Most zeichnen. Dem steht die Einschätzung der Person Scheus von anarchistischer Seite entgegen. »Andreas Scheu blieb stets ein mit dem Blanquismus kokettierender Sozialdemokrat und durch ihn oder sonst wurden [Johann] Most und [Victor] Dave auch mit Dr. [Édouard] Vaillant bekannt, dem blanquistischen Führer.«2

  • 1. Jänner 1881 (Samstag)
    Graz (Steiermark): Mit 1. Jänner 1881 wird die Zentralleitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« von Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) nach Graz verlegt (►25. Dezember 1880). Der neuen Parteileitung gehören der Kleidermachergehilfe Ferdinand Gabriel (1828–1902), der gelernte Maschinenschlosser und Eisendreher und nunmehrige Buchhalter der Grazer »Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Invaliden-Kasse« Michael Kappauf (1843–1890), der Waffenarbeiter Alois Kern, der Schuhmachergehilfe Stefan Kohl (~1853–?), der Tischlergehilfe Franz Kramer (~1848–1921), der Metallarbeiter Stefan Pauler (1840–?) und der Tischlergehilfe Anton Riedl (1846–?) an.

  • 1. Jänner 1881 (Samstag)
    Pozsony / Preßburg (Ungarn [Bratislava, Slowakei]): Am 1. Jänner 1881 erscheint als Nachfolgerin der am ►25. März 1880 eingestellten Zeitung »Die Wahrheit« (Preßburg) die erste Nummer der Zeitung »Der Zeitgeist« (Preßburg), welche mit der Nummer vom ►12. Februar 1881 nach vier Nummern ihr Erscheinen einstellen wird.

  • 2. Jänner 1881 (Sonntag)
    Traiskirchen (Niederösterreich) / Gumpoldskirchen (Niederösterreich): Am 2. Jänner 1881 wird in Traiskirchen und Gumpoldskirchen die Flugschrift »Wie der Peter Zapflhuber aus Penzing die Specialdemokraten aufsucht« ausgestreut.3 (►9. Juli 1881)

  • 9. Jänner 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Auf einer Volksversammlung am 9. Jänner 1881 in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, mit der Tagesordnung »Die Regierungsvorlage der neuen Gewerbe-Ordnung« setzen sich die Wiener Radicalen gegen die Gemäßigten erstmals öffentlich durch. Im Zusammenhang mit der geplanten Novelle der Gewerbeordnung werden Petitionen und Resolutionen für fruchtlos erklärt. Allerdings wird auch beschlossen, dass die politischen Forderungen der Arbeiter Österreichs erfüllt werden müssten. (►30. Jänner 1881 und ►Anfang Februar 1881)

  • 18. Jänner 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: In der Nacht vom 18. auf den 19. Jänner 1881 und auch noch in den folgenden Tagen wird in Wien und seinen Vororten die in London (England) gedruckte Flugschrift »An die Arbeiter in Oesterreich!« verbreitet.4 Der Taglöhner Franz Strohschneider wird unter dem Verdacht, bei der Verteilung Schmiere gestanden zu haben, vorübergehend verhaftet. Vereinzelt werden an Passanten auch Nüsse verteilt, die diese Flugschrift, auf engstem Raum zusammengerollt, enthalten. (►21. April 1881)

  • 20. Jänner 1881 (Donnerstag)
    Steyr (Oberösterreich): Am 20. Jänner 1881 wird in Steyr eine große Menge der in London (England) gedruckten Flugschrift »An die Arbeiter in Oesterreich!« (►18. Jänner 1881) verbreitet.

  • 21. Jänner 1881 (Freitag)
    Meran, Tirol (Merano / Meran, Italien): Am 21. Jänner 1881 wird in Meran der Schuhmachergehilfe Josef Kuketz verhaftet, nachdem er hier einen Schuhmacher-Fachverein hatte gründen wollen. Er wird sich deswegen am ►14. Februar 1881 vor dem Kreis- als Schwurgericht Meran verantworten müssen.

  • 30. Jänner 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 30. Jänner 1881 wird im Gasthaus »zu den drei Engeln« (Josef Renz) in Wien 4., Große Neugasse 36, eine Versammlung von etwa 500 tschechoslawischen Arbeitern abgehalten, welche nach einem Referat des Maschinenschlossers Josef Randa (~1856–?), ein Vertreter der Radicalen, den von der Regierung eingebrachten Entwurf zur Gewerbeordnung ablehnt. (►9. Jänner 1881)

  • Februar 1881
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Im Februar 1881 gründen die tschechoslawischen Sozialdemokraten aus Wien und Prag ein Agitationskomitee der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) unter Leitung des Webergehilfen Josef Hybeš (1850–1921). Diesem gehören der Maurergehilfe Anton Kašpárek (1854–?), der Schneidergehilfe Franz Mařáček (1847–1915), der Schneidergehilfe Anton Mottl (1854–1933), der Maurergehilfe Josef Pačes (1856–1909), der Webergehilfe Josef Rezler (1855–1925) und der Schneidergehilfe und Redakteur Ladislaus Zápotocký (1852–1916) an. (►19. August 1880 und ►18. August 1881)

  • Anfang Februar 1881
    Wien und Vororte: Anfang Februar 1881 treffen sich Wiener Radicale und Gemäßigte in Wien, um einen Einigungskongress vorzubereiten. Man kann sich nur auf den Beschluss einigen, diese Angelegenheit der Zentralleitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Graz (Steiermark) zu überlassen.

  • 2. Februar 1881 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Mit der Nummer vom 2. Februar 1881 erscheint die vom 12. Oktober 1877 (Freitag) bis 19. Jänner 1881 (Mittwoch) in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) veröffentlichte radicale tschechische Zeitung »Dělnické listy« (Vídeň [Wien]; Arbeiterblätter) in Wien. Am ►19. Jänner 1884 wird aufgrund des nachfolgenden behördlichen Verbots der Zeitung deren letzte Nummer erscheinen.

  • 8. Februar 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 1881 verstreuen Radicale zwischen dem Schmelzer und dem evangelischen Friedhof in Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) in London (England) gedruckte Flugschriften. Der Bezirksleiter Oberkommissär Ludwig Wisoko-Meytsky (1824–1910) lässt sofort Patrouillen in Zivil organisieren, die sechsunddreißig Exemplare einsammeln.

  • 10. Februar 1881 (Donnerstag) bis 12. Februar 1881 (Samstag)
    Wien und Vororte: Vom 10. bis 12. Februar 1881 (eigentlich bis zum Morgen des 13. Februar 1881) findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der große Wiener Radicalen-Prozess statt. Angeklagt sind vierzehn Radicale die zwischen August und Dezember 1880 verhaftet worden waren, darunter auch die Festgenommenen in der so genannten Bambus-Affäre (►25. September 1880). Angeklagt sind der am ►26. November 1880 verhaftete Schneidergehilfe Ignaz Formanek (1854–nach 1905), der am ►30. Oktober 1880 verhaftete Maschinenmeister Eduard Friedrich (1833–?), der am ►23. August 1880 verhaftete Metalldrechslergeselle Josef Friedrich Hovestadt (~1858–?), der am ►26. November 1880 verhaftete Tischlergehilfe Jakob Laufer (~1862–?), der am ►21. August 1880 verhaftete Maschinist Franz Motz (1850–~1921), der am ►5. Dezember 1880 verhaftete Tischlergehilfe Josef Pfeil (1859–?), der am ►5. Dezember 1880 verhaftete Ledergalanteriearbeiter Karl Strnad (1858–1917), der am ►21. August 1880 verhaftete Knopfdrechslergehilfe Josef Temke (1841–?) und der am ►6. Oktober 1880 verhaftete Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) des Verbrechens der Majestätsbeleidigung und des Vergehens der Aufwiegelung durch Verbreitung einer verbotenen Flugschrift, der am ►3. Oktober 1880 verhaftete Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer Josef Krejci (~1850–?), der am ►2. Oktober 1880 verhaftete Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914), der am ►27. August 1880 verhaftete Schuhmachergehilfe und nunmehrige Maschinist Támas Pudleiner (~1854–1929), der am ►3. Oktober 1880 verhaftete Drechslermeister Josef Steiner (~1839–?) sowie der schon erwähnte Mechaniker Leo Walecka wegen des teils vollbrachten, teils versuchten Verbrechens des Hochverrats, begangen durch den Schmuggel von 246 Exemplaren der Zeitung »Freiheit«(London) in Bambusrohren sowie der Flugschriften »An die unteren Postbeamten«5 und »An das deutsche Volk«,6 schließlich der am ►21. August 1880 verhaftete Tischlergehilfe Alois Treibenreif (1836–1903) wegen Verbreitung der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung«. Als Vertrauensleute der Angeklagten sind die Reichsratsabgeordneten Heinrich Fürnkranz (1828–1896), Ferdinand Kronawetter (1838–1913), Franz Moriz Roser (1818–1906) und Georg von Schönerer (1842–1921) anwesend. Am 11. September 1881 zieht der Staatsanwalt die Anklage wegen Majestätsbeleidigung gegen Eduard Friedrich und Ignaz Formanek sowie wegen Hochverrats gegen Wenzel Netušil zurück. Leo Walecka wird wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung und Vergehens der Aufwiegelung sowie wegen Verbrechens des Hochverrats zu vier Jahren Kerker, verschärft durch einen Fasttag im Monat, sowie Ersatz der Kosten des Gerichtsverfahrens verurteilt, der von einigen Genossen als Denunziant verdächtigte Josef Friedrich Hovestadt wegen Majestätsbeleidigung zu sechs Monaten Arrest. Die übrigen zwölf Angeklagten werden freigesprochen. Leo Waleckas Rekurs wird am 3. April 1881 (Sonntag) verworfen, er selbst am Freitag dem 15. April 1881 (Freitag) in das Gefängnis nach Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) eingeliefert werden, wo er bis ►7. Jänner 1884 einsitzen wird. Leo Waleckas Ansuchen, in das Gefängnis in Suben (Oberösterreich) zu kommen, wo vor allem politische Gefangene sind, wird am 20. April 1881 (Mittwoch) ebenfalls abgelehnt werden, so dass er in der Haftanstalt für Schwerverbrecher bleiben muss. Diese Ablehnung erregt allgemeine Aufmerksamkeit, und ein bekannter Jurist weist beispielsweise in einem Brief an die Zeitung »Neue Freie Presse« (Wien) die Unrechtmäßigkeit dieser Entscheidung nach, allerdings ohne Folgen.7

  • 12. Februar 1881 (Samstag)
    Pozsony / Preßburg(Ungarn [Bratislava, Slowakei]): Am 12. Februar 1881 stellt die seit 1. Jänner 1881 erscheinende Zeitung »Der Zeitgeist« (Preßburg) nach vier Nummern ihr Erscheinen ein.

  • 14. Februar 1881 (Montag)
    Meran, Tirol (Merano / Meran, Italien): Am 14. Februar 1881 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Meran der Prozess gegen den am ►21. Jänner 1881 verhafteten Schuhmachergehilfen Josef Kuketz statt. Weil er in Meran einen Schuhmacher-Fachverein hatte gründen wollen, wird er des Verbrechens der Majestätsbeleidigung angeklagt. Kuketz wird im Sinne der Anklage zu sechs Monaten schwerem Kerker verurteilt.

  • 19. Februar 1881 (Samstag)
    Korneuburg (Niederösterreich): Am 19. Februar 1881 findet vor dem Kreisgericht Korneuburg der Prozess gegen sechs Arbeiter aus Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) wegen Übertretung der unbefugten Kolportage statt. Lediglich der Webergehilfe Wilhelm Till (1851–?) wird zu einer Geldstrafe von fünf Gulden, eventuell ein Tag Arrest, verurteilt, weil er sich Probenummern der vom Tischlergehilfen Karl Hanslitschek (1850–1935) herausgegebenen Zeitung »Der Zeitgeist« (Preßburg) hatte schicken lassen.

  • 19. Februar 1881 (Samstag)
    Leoben (Steiermark): Am 19. Februar 1881 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Leoben der Prozess gegen den Fabrikarbeiter und späteren Werkmeister Franz Schweigert (1848–1921) wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung statt, begangen durch die Verbreitung verbotener Druckschriften in Knittelfeld (Steiermark). Franz Schweigert, der auf eine Denunziation hin angeklagt worden war, wird freigesprochen.

  • 17. Februar 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Der im Dezember 1880 (►5. und 6. Dezember 1880) unter dem Verdacht der Verteilung der verbotenen Druckschrift »Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt«8 verhaftete Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891) wird am 17. Februar 1881 ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. (►21. Februar 1881)

  • 21. Februar 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Der am 17. Februar 1881 nach zwei Monaten Untersuchungshaft ohne Anklageerhebung entlassene Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891) befindet sich nun in einer finanziell prekären Situation, weil er während der Untersuchungshaft nicht für seine Ehefrau Jakobine Hotze (1850–1931) und seine vier kleinen Kinder sorgen konnte. Vier Tage nach seiner Freilassung, am 21. Februar 1881, wird er zur Polizei-Direktion Wien vorgeladen, wo er in der Präsidialkanzlei von einem Polizei-Oberkommissär freundlich über seine finanzielle Lage befragt wird. Der Polizei-Oberkommissär bietet Heinrich Hotze die Zahlung seiner Schulden und auch weitere finanzielle Unterstützung an. Hotze lehnt dieses Angebot ab, weil ihm bewusst ist, dass er auf diese Weise als Polizeispitzel angeworben werden soll. Am 25. April 1881 (Montag) wird der Abgeordnete zum Reichsrat Georg von Schönerer (1842–1921) diesen Vorfall im Reichsrat zur Sprache bringen.

  • 24. Februar 1881 (Donnerstag)
    Wels (Oberösterreich): Am 24. Februar 1881 wird in Wels beim Schuhmachergehilfen Lorenz Guttmann eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Obwohl die bei ihm vermutete Zeitung »Freiheit« (London) nicht gefunden wird, leiten die Behörden eine Voruntersuchung wegen Hochverrats ein, welche jedoch später eingestellt werden wird.

  • 13. März 1881 (Sonntag)
    Sankt Petersburg ‹Санкт-Петербург› (Russland): Am 13. März 1881 (alter Stil: 17. April 1818) wird der allrussische Kaiser (Zar) von Russland Alexander II.Александр II› (1818–1881) von russischen Sozialrevolutionären mittels eines Bombenanschlags auf seine Kutsche ermordet. Das Ereignis wird in der Zeitung »Freiheit« (London) mit einer Festnummer gefeiert (►30. März 1881) und erweckt sicherlich auch unter den Radicalen in Österreich sozialrevolutionäre Hoffnungen.

  • 17. März 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 17. März 1881 findet anlässlich der Verbreitung der verbotenen Flugschrift »Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt« (►5. und 6. Dezember 1880) vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen drei am 6. Dezember 1880 verhaftete Radicale (►Dezember 1880) statt: die Tischlergehilfen György Mill (~1848–?), Ludwig Sommer (~1851–?) und Nikolaus Trojar (1851–1919). György Mill und Ludwig Sommer werden des Vergehens der Aufwiegelung angeklagt, Nikolaus Trojar des Vergehens der Aufwiegelung und der Übertretung des Pressegesetzes angeklagt. György Mill wird wegen Vergehens der Aufwiegelung zu vier Monaten strengem Arrest und anschließender Landesausweisung verurteilt, Ludwig Sommer, der sich teilweise schuldig bekennt, wegen Vergehens der Aufwiegelung zu drei Monaten strengem Arrest und Nikolaus Trojar wegen Übertretung des Pressegesetztes zu 15 Gulden Geldstrafe, eventuell drei Tage Arrest. Nikolaus Trojar wird am 10. Mai 1881 begnadigt werden.

  • 30. März 1881 (Mittwoch)
    London (England): Am 30. März 1881 wird in London der Journalist und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906) verhaftet. Grund dafür ist der am 19. März 1881 (Samstag) erschienene Artikel »Endlich« in der als eine Art Festnummer gestalteten Ausgabe der von ihm herausgegeben Zeitung »Freiheit« (London) über die Ermordung des allrussischen Kaisers (Zar) von Russland Alexander II.Александр II› (1818–1881) am ►13. März 1881. (►4. Mai 1881, ►23. bis 25. Mai 1881, ►26. Juni 1881)

  • 2. April 1881 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 2. April 1881 macht sich auch das liberal-humoristische Wochenblatt »Figaro« (Wien) über das Verbot des Flugblatts »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) lustig: »Gott sei Dank! Mit den schlechten Zeiten hat es nun ein Ende! Das Kreisgericht Wels hat dieser Tage die Broschüre: ›Die Zeiten sind schlecht!‹ konfiszirt. Jetzt muß es doch bald besser werden!«9 Die Weiterverbreitung dieser Druckschrift war mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wels vom 2. März 1881, zuvor bereits mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht in Strafsachen Wien vom 7. Februar 1880 in Österreich verboten worden.

  • 18. April 1881 (Montag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am 18. April 1881 findet im Extrazimmer des Gasthauses »zu den drei Wilden«, Kettengasse 1010-1 [Řetězová], dessen Besitzer, der Gastwirt Adalbert Jarušek (1829–1889), selbst ein Radicaler ist, eine Gedenkfeier zur Pariser Commune von 1871 statt. Dabei werden auch revolutionäre Lieder gesungen. Die Festreden halten die Schneidergehilfen und Redakteure Anton Mottl (1854–1933) und Ladislaus Zápotocký (1852–1916). Diese Veranstaltung wird den Rednern wie einigen Teilnehmern im großen Prager Radicalen-Prozess vom Jänner 1882 zur Last gelegt werden. (►23. Jänner bis 4. Februar 1882)

  • 21. April 1881 (Donnerstag)
    Salzburg (Salzburg): Am 21. April 1881 wird über Ersuchen des bayerischen Landgerichts Traunstein in Salzburg der Schuhmachergehilfe August Perlornigg (1856–1921), Bruder des bekannten radicalen Maschinenschlossers Ferdinand Perlornigg (1854–1901), unter dem Verdacht festgenommen, sich an der Verbreitung der Flugschrift »An die Arbeiter in Oesterreich!« (►18. Jänner 1881) beteiligt zu haben. August Perlornigg wird am ►30. August 1881 angeklagt werden.

  • 26. April 1881 (Dienstag)
    Salzburg (Salzburg): Nachdem bereits am 22. April 1881 (Freitag) der Seilergeselle und Schlauchweber Wilhelm Karl Müller (1853–?) nach einer Hausdurchsuchung nach Beschlagnahme verbotener sozialistischer Druckwerke als Ausländer festgenommen worden war, startet eine große Polizeiaktion gegen Radicale in Salzburg. Es geht vor allem gegen Mitglieder des 1880 gegründeten »Allgemeinen Arbeitervereins für Salzburg und Umgebung«. Nach der Verhaftung Müllers erzählt der Schuhmachergehilfe Rudolf Deutl (1863–1929) auf dessen Drängen seinem Schwager, dem an den Hausdurchsuchungen vom 22. April 1881 beteiligten Sicherheitswachmann Josef Roithmeir (~1848–1908), dass am 17. April 1881 in einer geheimen Sitzung einiger Radicaler im Gasthaus »zum goldenen Anker« (Josef Kreuzberger) in Salzburg, Steingasse 44, ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) geplant worden sei. Dafür seien bereits drei gefüllte Petarden, zwei Hülsen und ein Revolver vorhanden, die zusammen mit verbotenen sozialistischen Druckschriften vom Kleidermachergehilfen Josef Marschall (1858–?), vom Schuhmachergehilfen Leonhard Pinter (1852–?) und vom Gasthausbesitzer im Keller dieses Gasthauses beziehungsweise im Gastgarten unter der Kegelbahn vergraben worden seien. Roithmeir meldet dies am 24. April 1881 der Vorstehung der Stadtgemeinde Salzburg. Am 26. April 1881 werden nun zahlreiche Hausdurchsuchungen vorgenommen. Allerdings werden weder die in der bürgerlichen Presse kolportierten Sprengbomben noch die Kiste mit Waffen und Druckschriften gefunden. In den folgenden Tagen werden in Salzburg der Schuhmachergehilfe Ferdinand Bauer (1855–?), der Schuhmachergehilfe Franz Köstler (1854–?), der Schneidergehilfe Josef Marschall, der Proponent des Vereins und Schuhmachergehilfe Leonhard Pinter und der Kleidermachergehilfe Martin Samobor (~1845–?) sowie am 3. Mai 1881 der Kleidermachergehilfe Richard Mitterlechner (~1859–?), der Kleidermachergehilfe Franz Scholz (1855–1884) und der Schlossergehilfe Franz Vrba (1854–?) verhaftet. Sie werden im ersten großen Salzburger Radicalen-Prozess am ►21. Juni 1881 angeklagt werden. Außerdem werden der Schuhmachergehilfe Rudolf Deutl, der Spenglergehilfe Ferdinand Ehrlich (1856–?), der Schuhmachergehilfe Josef Gattinger (1851–1922) und der Schuhmachergehilfe Johann Hartl (1854–1915) verhaftet, die erst zusammen mit dem am 22. April 1881 verhafteten Wilhelm Karl Müller am 10. Juni 1881 (Freitag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Steckbrieflich gesucht wird auch der im Dezember 1880 aus Salzburg geflüchtete und nun in Winterthur (Kanton Zürich) weilende Schuhmachergehilfe Franz Reisinger (1853–?). Auf Requisition des Landesgerichts Salzburg werden am ►26. April 1881 der Spenglergehilfe Franz Staar (1858–1940) in Wien, am ►28. April 1881 der Eisendreher und spätere Maschinist Rudolf Schnaubelt (1859–1927/1928) in Steyr (Oberösterreich) und am ►27. Mai 1881 der Schuhmachergehilfe Ferdinand Bernert (1848–?) in Reichenhall [Bad Reichenhall] (Bayern) verhaftet und nach Salzburg überstellt werden. Auch sie werden im ersten großen Salzburger Radicalen-Prozess am ►21. Juni 1881 angeklagt werden. Der ebenfalls auf Requisition des Landesgerichts Salzburg am ►28. April 1881 in Wien verhaftete Schuhmacher und Journalist Dionys Zinner (1858–1926) wird am 1. Mai 1881 (Sonntag) nach Salzburg überstellt, dann aber ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 26. April 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 26. April 1881, frühmorgens, wird auf Requisition des Landesgerichts Salzburg (►26. April 1881) in Wien beim Spenglergehilfen Franz Staar (1858–1940) eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Er steht im Verdacht, gefährliche Wurfgeschosse zu besitzen. Obwohl keine Wurfgeschosse, sondern lediglich einige sozialistische Druckschriften gefunden werden, wird er verhaftet und bald darauf nach Salzburg (Salzburg) überstellt und im ersten großen Salzburger Radicalen-Prozess am ►21. Juni 1881 angeklagt werden.

  • 28. April 1881 (Donnerstag)
    Steyr (Oberösterreich): Über Ersuchen des Landesgerichts Salzburg (►26. April 1881) wird am 28. April 1881 der Eisendreher und spätere Maschinist Rudolf Schnaubelt (1859–1927/1928) in Steyr verhaftet. Er wird am 8. Mai 1881 (Sonntag) nach Salzburg (Salzburg) überstellt und im ersten großen Salzburger Radicalen-Prozess am ►21. Juni 1881 angeklagt werden.

  • 28. April 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 28. April 1881 wird auf Ersuchen des Landesgerichts Salzburg (►26. April 1881) in Wien eine Hausdurchsuchung beim Schuhmacher und Journalisten Dionys Zinner (1858–1926) wegen vermuteten Schmuggels verbotener Druckschriften durchgeführt. Dabei werden alle Papiere – darunter auch jene für die Gewerkschaftszeitung »Schuhmacher-Fachblatt« (Wien) – beschlagnahmt und Dionys Zinner verhaftet. Er wird am 1. Mai 1881 (Sonntag) nach Salzburg (Salzburg) überstellt und am 10. Juni 1881 (Freitag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Folgenreich für Dionys Zinner ist ein mit »Dr. L. W.« gezeichneter Brief, den er Mitte März 1881 erhalten hatte, in welchem ihm die Stelle eines sozialistischen Korrespondenten für ein größeres ausländisches Journal angeboten wurde. Zinner besprach dies mit Genossen, die ihm aber die Entscheidung über sein weiteres Vorgehen überließen. Weil er daraufhin Informationen über die innere Organisation der Radicalen an diese Person weitergab, wird Dionys Zinner Anfang Mai 1881 aus dem Herausgeberkomitee der Gewerkschaftszeitung »Schuhmacher-Fachblatt« (Wien) und Anfang Juni 1881 auch aus der »Schuhmacher-Gewerkschaft« ausgeschlossen werden. In der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) wird am 28. Juli 1881 (Montag) ein mit Freitag, dem 1. Juli 1881 datierter Brief von Dionys Zinner veröffentlicht werden, in welchem er sein diesbezügliches Verhalten darstellt.10

  • 28. April 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 28. April 1881 werden in der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) unter dem Titel »Zur Beachtung« Hinweise veröffentlicht, welche Rechte man bei Vorladungen zur Polizei, bei Hausdurchsuchungen und bei Voruntersuchungen hat.11

  • 1. Mai 1881 (Sonntag)
    Iowa City (Iowa, USA): Mit 1. Mai 1881 stellt die seit dem 19. Februar 1872 (Montag) erschienene Zeitung »Hlas jednoty svobodomyslných« (Iowa City; Die Stimme der Freidenkerunion) ihr Erscheinen ein. Dieses radikale Freidenkerorgan hatte auch unter den tschechoslawischen Radicalen in Österreich starke Verbreitung gefunden.

  • 4. Mai 1881 (Mittwoch)
    London (England): Am 4. Mai 1881 beschließt in London die Jury die Einleitung einer Untersuchung gegen den am ►30. März 1881 verhafteten Journalisten und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906) wegen Aufreizung zum Mord (►13. März 1881). (►23. bis 25. Mai 1881)

  • 8. Mai 1881 (Sonntag)
    Linz an der Donau (Oberösterreich): Am 8. Mai 1881 berufen zwei Linzer Arbeiterführer, der Arbeiter Franz Wißnek und der Schneidergehilfe Anton Weiguny (1851–1914), für den 5. (Sonntag) und 6. Juni 1881 (Montag) einen Arbeitertag (Parteitag) der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« nach Linz an der Donau in das Gasthaus »zum Elephanten«, Bethlehemstraße 38, ein, der aber von den Behörden untersagt wird. Es ist das zweite Mal seit 1876 (►31. Oktober 1880), dass der Versuch, einen Parteitag auf Basis eines öffentlichen Programms einzuberufen, behördlich verboten wird. Dieses Vorgehen der Behörden trägt wesentlich zur Stärkung der Radicalen innerhalb der Sozialdemokratie bei.

  • 10. Mai 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Anlässlich der Vermählung des Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn (1858–1889) mit Stephanie von Belgien (1864–1945) werden am 10. Mai 1881 dreihundertdreißig Verurteilte begnadigt, darunter zwei politische. Einer von ihnen ist der am ►17. März 1881 wegen Übertretung des Pressegesetztes zu 15 Gulden Geldstrafe verurteilte Tischlergehilfe Nikolaus Trojar (1851–1919). Trojar, der eine Umwandlung seiner Geldstrafe in eine Haftstrafe beantragt hatte, lehnt zwar die Amnestie ab, darf seine Strafe dennoch nicht antreten. (►26. März 1882)

  • 10. Mai 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 10. Mai 1881 werden die Administration, Expedition und Redaktion der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) nach Wien 6., Gumpendorfer Straße 78, verlegt. Bald darauf bezieht hier auch die radicale tschechische Zeitung »Dělnické listy« (Vídeň [Wien]; Arbeiterblätter) ihre Räumlichkeiten, wodurch es zu einem noch engeren Kontakt zwischen den deutschsprachigen und tschechoslawischen Radicalen kommt.

  • 11. Mai 1881 (Mittwoch)
    Höchst (Vorarlberg): Am 11. Mai 1881 wird in Höchst der Schuhmachergehilfe Franz Xaver Brunner (1855–?) wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und wegen Übertretung des Pressegesetzes, begangen durch Verbreitung der Zeitung »Arbeiterstimme. Wochenblatt für das arbeitende Volk in der Schweiz und offizielles Organ der sozialdemokratischen Partei der Schweiz und des allgemeinen Gewerkschaftsbundes« (Neumünster-Zürich), verhaftet. Sein ebenfalls verhafteter Bruder, der Steinmetzgehilfe Aloys Philipp Brunner (1859–1913), wird bald ohne Anklageerhebung freigelassen werden. Franz Xaver Brunner wird sich deswegen am ►24. September 1881 vor Kreis- als Schwurgericht Feldkirch (Vorarlberg) verantworten müssen.

  • 23. Mai 1881 (Montag) bis 25. Mai 1881 (Mittwoch)
    London (England): Auf Beschluss vom ►4. Mai 1883 beginnt am 23. Mai 1881 vor dem Schwurgericht in London der Prozess gegen den am ►30. März 1881 verhafteten Journalisten und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906) wegen Aufreizung zum Mord. Am 25. Mai 1881 wird Johann Most von den Geschworenen für schuldig befunden. Der Schuldspruch wird am 18. Juni 1881 (Samstag) einstimmig bestätigt. (►26. Juni 1881)

  • 27. Mai 1881 (Freitag)
    Reichenhall [Bad Reichenhall] (Bayern): Über Ersuchen des Landesgerichts Salzburg (►26. April 1881) wird am 27. Mai 1881 in Reichenhall der steckbrieflich gesuchte Schuhmachergehilfe Ferdinand Bernert (1848–?) verhaftet. Er wird am 30. Mai 1881 (Montag) nach Salzburg (Salzburg) überstellt und im großen Salzburger Radicalen-Prozess am ►21. Juni 1881 angeklagt werden.

  • 28. Mai 1881 (Samstag)
    Völkermarkt (Kärnten): Am 28. Mai 1881 wird in Völkermarkt beim Maschinenschlosser Ferdinand Perlornigg (1854–1901), Bruder des seit ►21. April 1881 in Salzburg (Salzburg) in Untersuchungshaft befindlichen Schuhmachergehilfen August Perlornigg (1856–1921), eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Ferdinand Perlornigg, der zur Wiederherstellung seiner Gesundheit von Steyr (Oberösterreich) in seinen Geburtsort gereist war, wird in das Bezirksgericht Völkermarkt gebracht, aber nach einem längeren Verhör wieder freigelassen.

  • 30. Mai 1881 (Montag)
    Steyr (Oberösterreich): Mit Erlass der Statthalterei Österreich ob der Enns wird am 30. Mai 1881 der »Arbeiter-Bildungsverein Steyr«, der sich gerade zu einem Sammelbecken für Radicale entwickelt, behördlich aufgelöst.

  • 31. Mai 1881 (Dienstag)
    Böhmisch-Leipa (Böhmen [Česká Lípa, Tschechien]): Vom Kreisgericht Böhmisch-Leipa wird am 31. Mai 1881 der Tuchmachergehilfe Anton Behr (1854–1931), dessen Gedichte und Artikel auch in österreichischen Organen der Arbeiterbewegung regelmäßig abgedruckt werden, wegen Übertretung einer Verordnung zu acht Tagen Arrest verurteilt. Er war in seiner Ansprache auf der Volksversammlung in Böhmisch-Leipa am 27. März 1881 (Sonntag) trotz Aufforderung vom Behördenvertreter wiederholt vom angekündigten Tagesordnungspunkt abgewichen. Nach Ablehnung seines Rekurses wird Anton Behr seine Strafe vom 12. September 1881 (Montag) bis 19. September 1881 (Montag) absitzen.

  • 20. Juni 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 20. Juni 1881 findet im Gasthaus »zu den drei Engeln « (Josef Renz) in Wien 4., Große Neugasse 36, eine Volksversammlung statt. Unter den rund 600 anwesenden Arbeitern befinden sich viele tschechoslawische. Wegen einer Äußerung in seiner Rede wird dem Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891) vom Behördenvertreter das Wort entzogen. Außerdem leitet dieser eine gerichtliche Verfolgung gegen Heinrich Hotze ein.

  • 21. Juni 1881 (Dienstag)
    Salzburg (Salzburg): Am 21. Juni 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht in Salzburg ein großer Prozess gegen elf Radicale des 1880 gegründeten »Allgemeinen Arbeitervereins für Salzburg und Umgebung« statt, die im April und Mai 1881 verhaftet worden waren (►26. April 1881): aus Salzburg der Schuhmachergehilfe Ferdinand Bauer (1855–?), der Schuhmachergehilfe Franz Köstler (1854–?), der Schneidergehilfe Josef Marschall (1858–?), der Kleidermachergehilfe Richard Mitterlechner (~1859–?), der Schuhmachergehilfe Leonhard Pinter (1852–?), der Kleidermachergehilfe Martin Samobor (~1845–?), der Kleidermachergehilfe Franz Scholz (1855–1884) und der Schlossergehilfe Franz Vrba (1854–?), aus Wien der am ►26. April 1881 verhaftete Spenglergehilfe Franz Staar (1858–1940), aus Steyr (Oberösterreich) der am ►28. April 1881 verhaftete Eisendreher und spätere Maschinist Rudolf Schnaubelt (1859–1927/1928) und aus Reichenhall [Bad Reichenhall] (Bayern) der am ►27. Mai 1881 verhaftete Schuhmachergehilfe Ferdinand Bernert (1848–?). Ferdinand Bauer, Ferdinand Bernert, Franz Köstler, Josef Marschall, Richard Mitterlechner, Leonhard Pinter, Rudolf Schnaubelt, Franz Scholz und Franz Vrba werden des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung durch die Bildung einer geheimen Gesellschaft im Jahr 1880 beschuldigt, Leonhard Pinter, Martin Samobor und Franz Staar des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, Richard Mitterlechner und Leonhard Pinter der Übertretung der Veruntreuung, Martin Samobor und Rudolf Schnaubelt wegen Verteilung von verbotenen Druckschriften der Übertretung des Pressgesetzes, Franz Staar durch den Besitz von Teilen eines Degenstocks der Übertretung des Besitzes einer verbotenen Waffe. Alle Angeklagten werden freigesprochen. Zynisch wirkt die Bemerkung des Staatsanwalts in seinem Schlussplädoyer, dass »der Gerichtshof bei der Strafausmessung mild vorgehen« möge: Und das, nachdem die Angeklagten acht Wochen in Untersuchungshaft waren. Allerdings werden wegen Übertretung des Pressegesetzes Martin Samobor und Rudolf Schnaubelt zu je 5 Gulden Geldstrafe zugunsten des Armenfonds der Stadt Salzburg, eventuell vierundzwanzig Stunden Arrest, verurteilt. Unter den Freigelassenen befindet sich auch der später im Zusammenhang mit der so genannten Haymarket-Affäre (4. Mai 1886) international bekannt gewordene Rudolf Schnaubelt.

  • 24. Juni 1881 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 24. Juni 1881 will der am ►15. März 1880 aus Wien abgeschaffte Hutmachergehilfe Rudolf Hofmann (1855–1924) seine Mutter Elisabeth Hofmann (1831–?) in Wien besuchen, wird aber von einem Polizei-Detektiv in Wien 5., Griesgasse, erkannt und wegen unerlaubter Rückkehr verhaftet. Vermutlich jetzt wird er vom in Arbeiterkreisen berüchtigten Polizeikommissär Bernhard Frankl (1846–1907) als Spitzel für die Polizei-Direktion Wien gewonnen. (►Mai 1882)

  • 26. Juni 1881 (Sonntag)
    London (England): Am 26. Juni 1881 wird in London der am ►30. März 1881 verhaftete und am 25. Mai 1881 (►23. bis 25. Mai 1881) von den Geschworenen für schuldig befundene Journalist und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906) als Autor des am 19. März 1881 in der von ihm herausgegeben Zeitung »Freiheit« (London) anlässlich der Ermordung allrussischen Kaisers (Zar) von Russland Alexander II.Александр II› (1818–1881) erschienenen Artikels »Endlich« vom Richter wegen Aufreizung zum Mord zu sechzehn Monaten Zwangsarbeit (hard labour) verurteilt, wobei die drei Monate Untersuchungshaft nicht eingerechnet werden. Most quittiert das Urteil mit dem Ausspruch: »Mehr hätte man mir in Russland auch nicht getan.« Johann Most wird erst am ►26. Oktober 1882 aus dem Gefängnis entlassen werden.

  • 29. Juni 1881 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 29. Juni 1881 treffen sich – wie zuvor schon Anfang des Monats – etwa 100 Mitglieder der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) im Garten der Milch- und Bierschenkerin Rosalia Kandler in Ober-St. Veit (Niederösterreich [zu Wien 13.]). Da die Reden in tschechischer Sprache sind, »avisiert« Rosalia Kandler die Versammlung der Polizei. Als diese eintrifft, hat sich die Versammlung bereits aufgelöst, doch werden auf den Tischen verbotene Flugschriften gefunden. Dies wird am ►7. Juli 1881 zu einer großen Verhaftungswelle führen.

  • 3. Juli 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 3. Juli 1881 werden um 22 Uhr im Café »Wenzel Sappé« (Wenzel Maschkowitz) in Wien 6., Gumpendorfer Straße 64, sechs Radicale verhaftet, von denen vier am 4. Juli 1881 wieder freigelassen werden. Der Tischlergehilfe Josef Sagradischnig (1858–?) will gerade die Statuten eines zu gründenden geheimen Clubs erklären, als die Polizei zuschlägt. Sofort werden Josef Sagradischnig, der Spenglergeselle Otto Konrad (~1852–?), der Tischlergehilfe Josef Heintel (~1856–?), der Tischlergehilfe Franz Maletschek (1860–?), der Arbeiter Karl Neumayer und der Buchbindergeselle Max Süß (~1855–?) verhaftet, allesamt Mitglieder des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«. Da sich Karl Neumayer als Zeuge zur Verfügung stellt, wird der Prozess lediglich gegen die fünf anderen Verhafteten geführt werden (►26. August 1881). Der geheime Club, für den seit 2. Juni 1881 (Donnerstag) Mitglieder angeworben worden waren, kann somit nicht gegründet werden.

  • 4. Juli 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 4. Juli 1881 erscheint die erste Nummer der Zeitung »Wahrheit« (Wien), zunächst mit dem Untertitel »Sozialdemokratisches Organ«, ab ►20. Oktober 1882 »Organ der Sozialdemokratischen Partei Österreichs«. Als Organ der Gemäßigten ist sie gleichsam das Gegenstück zur Zeitung »Die Zukunft« (Wien) der Radicalen. Mit der Gründung der »Wahrheit« wird die Spaltung in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Österreich offen sichtbar. Die Zeitung »Wahrheit« wird bis ►20. Februar 1885 (Freitag) erscheinen.

  • 4. Juli 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am dem 4. Juli 1881 wird der in Alsergrund (Niederösterreich [zu Wien 9.]), Harmoniegasse 10, wohnende Handlungsbuchhalter Ferenc Réhfeld (~1859–?) als Sozialist wegen der Verbrechen der Majestätsbeleidigung und der Beleidigung eines Mitglieds des kaiserlichen Hauses verhaftet und in das Landesgericht eingeliefert. Er wird später ohne Anklageerhebung freigelassen werden.

  • 7. Juli 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Im Zuge der polizeilichen Untersuchungen zur Versammlung vom ►29. Juni 1881 dringen in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1881 zwanzig Detektive der Polizei in die Wohnung des Tischlergehilfen Wenzel Štefek (1850–?) in Wien 10., Humboldtgasse 34, ein. Die Detektive nehmen fast alle Mitglieder des Wiener tschechoslawischen Agitationskomitees der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) (►Februar 1881) fest. Diese halten hier gerade eine geheime Sitzung ab. Neben Wenzel Štefek werden noch der Schlossergehilfe Franz Hlawa (1848–?), der Sattlergehilfe Josef Hruby (1853–?), der Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer Josef Krejci (~1850–?), der Tischlergehilfe Josef Pižl (1848–?), der Maschinenschlosser Josef Randa (~1856–?) und der Sattlergehilfe Vinzenz Zich (1846–1917) festgenommen. Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen werden verbotene sozialistische Schriften gefunden, aber auch ein vom Silberarbeiter Norbert Zoula (1854–1886) verfasstes Parteistatut. Demzufolge sollen sich in den einzelnen Orten Sektionen mit zehn bis neunzehn Mitgliedern bilden. Orte mit mindestens fünf solcher Sektionen sollen wiederum lokale oder Bezirksorganisationen ins Leben rufen, deren Mitglieder vom Agitationskomitee gewählt werden. Das Agitationskomitee hat die Pflicht, die politische Organisation und Agitation der Partei im Ort oder Bezirk zu leiten sowie die Tätigkeiten und Wirksamkeit einzelner Mitglieder, Vereine und Sektionen zu regeln, öffentliche Vorträge zu veranstalten und monatlich Bericht über die ihm unterstehenden Korporationen an die Zentralleitung der Partei zu erstatten, wofür im Agitationskomitee ein eigener Korrespondent gewählt wird, der die Korrespondenz unter den Sektionen sowie zur Zentralleitung besorgt. Außerdem wird ein Zirkular beschlagnahmt, welches die erfolgreiche öffentliche wie geheime Organisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« bestätigt. Infolge dieser Verhaftungswelle werden die meisten Wiener tschechoslawischen Arbeitervereine aufgelöst und die Inhaftierten am ►1. September 1881 vor Gericht gestellt werden. (►18. August 1881)

  • 9. Juli 1881 (Samstag)
    Wiener Neustadt (Niederösterreich): Am 9. Juli 1881 findet vor dem Bezirksgericht Wiener Neustadt der Prozess gegen [?] Aufreiter wegen Verbreitung der verbotenen Druckschrift »Wie der Peter Zapflhuber aus Penzing die Specialdemokraten aufsucht« statt (►2. Jänner 1881). Er wird wegen Übertretung des Pressegesetzes zu 10 Gulden Geldstrafe, eventuell achtundvierzig Stunden Arrest, verurteilt.

  • 12. Juli 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 12. Juli 1881 wird in Wien 5., Hundsturmer Straße [Schönbrunner Straße], der in Chemnitz (Sachsen) geborene Schauspieler, Schriftsteller, Journalist und Zeitungsherausgeber Wilhelm Emil Kästel alias Raphael Schütz (1850–?) von der Polizei festgenommen. Eben erst in Wien eingetroffen, hätte er bereits am 3. Juli 1881 (Sonntag) festgenommen werden, doch konnte er damals rechtzeitig flüchten. Der Sozialdemokrat Raphael Schütz war einst ein enger Mitkämpfer des Journalisten und Zeitungsherausgebers Johann Most (1846–1906) in dessen sozialdemokratischen Tagen. Nunmehr wird er als »freireligiöser Sonntagsprediger« von Johann Most bespöttelt und bekämpft, was die Polizei aber offensichtlich noch nicht weiß. Raphael Schütz wird wegen Vergehens gegen das Meldegesetz in das Landesgericht Wien eingeliefert und nach Beendigung der Auslieferungsverhandlungen an das Gericht in Chemnitz übergeben, wo er noch eine dreimonatige Haftstrafe wegen Verleumdung abzusitzen hat.

  • 14. Juli 1881 (Donnerstag) bis 20. Juli 1881 (Mittwoch)
    London (England): Vom 14. bis 20. Juli 1881 findet in London der International social revolutionary Congress (Internationaler sozialrevolutionärer Kongress) statt, auf dem Anarchisten und Sozialrevolutionäre beim ersten internationalen Treffen seit dem Ende der »Internationalen Arbeiter-Association« (»Erste Internationale«) eine Wiederbelebung der »Internationalen Arbeiter-Association« versuchen und vornehmlich Fragen der Organisation und Agitation behandeln. Die Radicalen in Österreich begrüßen den Kongress, haben aber angesichts der zerfahrenen Situation in Österreich Bedenken, einen Delegierten zu entsenden. Die Radicalen in Böhmen schicken eine zustimmende Grußadresse, die der in London im Exil lebende Christoph Ruzicka von der tschechischen Sektion der »Slavonic Society« (Slawische Gesellschaft) am Eröffnungstag verliest. Der aus Böhmen gebürtige Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910), Delegierter des »Deutschen Arbeitervereins Basel« und der »Föderation der revolutionären Gruppen der Schweiz«, erklärt den dreiundzwanzig Delegierten in der Abendsitzung des 14. Juli 1881: »Österreich ist jetzt ein sehr gutes Terrain.«12 ►Mitte November 1881 wird sich Josef Peukert nach Österreich aufmachen und am ►5. Dezember 1881 in Wien eintreffen. Der in den folgenden Monaten von der österreichischen Polizei fieberhaft gesuchte angebliche Wiener Kongressdelegierte Namens Achtner oder Aechtner wird nie gefasst, einfach, weil es ihn nie gab.

  • 18. Juli 1881 (Montag)
    Kladen (Böhmen [Kladno, Tschechien]): Am 18. Juli 1881 wird in Kladen beim Berg- und Zimmermann Josef Janoušek (~1852–?) eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Seine Ehefrau Anna Janoušek (~1854–?) hatte ihren am 9. Februar 1874 geehelichten Ehemann beim Bürgermeister denunziert, dass er gemeinsam mit dem Bergmann Emanuel Šikl (1853–?) am Vortag ein geheimes Treffen abhalten wollte. Josef Janoušek wird sich am ►25. November 1881 vor Gericht verantworten müssen. (►20. Juli 1881)

  • 20. Juli 1881 (Mittwoch)
    Kladen (Böhmen [Kladno, Tschechien]): Am 20. Juli 1881 wird in Kladen der Bergmann Emanuel Šikl (1853–?) verhaftet und in das Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) eingeliefert. Er wird sich am ►25. November 1881 vor Gericht verantworten müssen. (►18. Juli 1881)

  • 7. August 1881 (Sonntag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am 7. August 1881 fischt der Fischer Franz Novak in Prag bei den Charwat’schen Mühlen mit seiner Reuse eine so genannte Höllenmaschine, eine Thomasuhr, aus dem Wasser. Die Polizei vermutet hinter dieser Attentatswaffe sozialdemokratische Kreise, kann jedoch deren Besitzer nicht ermitteln.

  • 12. August 1881 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 12. August 1881 findet beim Eisendreher und Stahlarbeiter Josef Stiasny (1848–1888) in Wien 6., Gumpendorfer Straße 42, eine Hausdurchsuchung statt, bei der Exemplare der Zeitung »Freiheit« (London) gefunden werden. Josef Stiasny wird allerdings nur vorübergehend festgenommen.

  • 14. August 1881 (Sonntag) und 15. August 1881 (Montag)
    Mürzzuschlag (Steiermark): Am dem 14. und 15. August 1881 findet die dritte geheime Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« (12. September 1880 und 25. Dezember 1880) nahe Mürzzuschlag statt. Unter den Delegierten sind aus Wien der gelernte Schuhmachermeister und nunmehrige Miedermacher Andreas Grosse (1840–1917), der Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891), der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921) und der Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–190?), aus Graz (Steiermark) der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897) und aus Nordböhmen der Tuchmachergehilfe Franz Roscher (1854–?); der Delegierte aus Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) kommt zu spät. Es wird unter anderem beschlossen, die Zentralleitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Graz zu belassen, die Kontrollkommission von Wien nach Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) zu verlegen, Emil Kaler-Reinthal zum Obmann der Parteileitung und zum Chefredakteur der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) zu bestellen, was aber durch seine Verurteilung am ►29. November 1881 verhindert werden wird. Anlässlich der Debatte über die Notwendigkeit neuer Organisationformen der Partei legt Emil Kaler-Reinthal den Entwurf einer geheimen Organisation vor (»Entwurf einer neuen Organisation der Sozialdemokratischen Partei«), welcher allerdings nur als Diskussionsgrundlage benutzt wird. Am ►11. September 1881 wird die Polizei bei Hausdurchsuchungen die Aufzeichnungen dieser Delegiertenkonferenz finden.

  • 15. August 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 15. August 1881 beschlagnahmt die Polizei eine als Kinderwäsche deklarierte Lieferung von achtundzwanzig Exemplaren der Nummer 33 der Zeitung »Freiheit« (London), adressiert an die Hausfrau Agnes Würges (1837–1895), und deren Stiefsohn, den fünfzehnjährigen Buchbindergehilfen Karl Lenk (1865–1926), unehelicher Sohn des Anstreichergesellen Jakob Würges (1842–1895). Zu diesem Zeitpunkt verdächtigen einige Genossinnen und Genossen der radicalen Arbeiterbewegung – ungerechter Weise – Jakob Würges, ein Polizeispitzel zu sein.

  • 18. August 1881 (Donnerstag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) und Vororte: Im Zusammenhang mit den Verhaftungen Wiener tschechoslawischer Radicaler (7. Juli 1881) werden am frühen Morgen des 18. August 1881 in Prag und seinen Vororten Hausdurchsuchungen bei bekannten Radicalen durchgeführt, und zwar in Prag beim Gastwirt Adalbert Jarušek (1829–1889), beim Schneidergehilfen Franz Jonata (1852–1917), beim Schneidergehilfen Anton Mottl (1854–1933) sowie beim Schneidergehilfen und Redakteur Ladislaus Zápotocký (1852–1916), in Breunau (Böhmen [Břevnov, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]) beim Maurergehilfen Anton Kašpárek (1854–?), in Žižkow (Böhmen [Žižkov, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]) beim Maschinenschlosser Thomas Josef Jiroušek (1858–1940) und in Wršowitz (Böhmen [Vršovice, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]) beim Arbeiter J. Ducháček. Gesucht wird nach geheimen Verbindungen, auch nach Wien. Gefunden wird im Keller von Adalbert Jarušek eine zinkografische Presse: die erste nachweisbare geheime Druckerpresse der Radicalen. Der bei Ladislaus Zápotocký auf Besuch übernachtende, aus Sukdol (Böhmen [Suchdol, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]) gebürtige Franz Kučera aus Paris (Frankreich) wird ebenfalls verhaftet, bald aber wieder freigelassen. Fast alle, bei denen eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde, werden im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882). (►19. August 1881)

  • 18. August 1881 (Donnerstag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am Nachmittag des 18. August 1881 findet im Gasthaus »u Ježků« (zu den Igeln) in Prag, Ziegenplatz 200-1 [Kozí plácek], eine geheime Delegiertenkonferenz der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) statt. Dabei wird auch ein neues Agitationskomitee gewählt. Diesem gehören alle Mitglieder des ersten Agitationskomitees (►Februar 1881) an, nämlich der Maurergehilfe Anton Kašpárek (1854–?), der Schneidergehilfe Franz Mařáček (1847–1915), der Schneidergehilfe Anton Mottl (1854–1933), der Maurergehilfe Josef Pačes (1856–1909), der Webergehilfe Josef Rezler (1855–1925) sowie der Schneidergehilfe und Redakteur Ladislaus Zápotocký (1852–1916). Neu hinzukommen der Maschinenschlosser Thomas Josef Jiroušek (1858–1940) und der Schneidergehilfe Franz Jonata (1852–1917). Alle Mitglieder des Agitationskomitees werden im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882). (►19. August 1881)

  • 18. August 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 18. August 1881 findet in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) beim Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) in dessen Abwesenheit eine Hausdurchsuchung statt, weil er im Verdacht steht, die antiklerikale Schrift »Christlich-atheistische Episteln für gläubige und ungläubige Christen« zu besitzen.13 (►19. August 1881)

  • 19. August 1881 (Freitag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) und Vororte: Nach den Hausdurchsuchungen vom ►18. August 1881) werden in Prag am 19. August 1881 der Maschinenschlosser Thomas Josef Jiroušek (1858–1940), der Schneidergehilfe Anton Mottl (1854–1933), der Schlossergehilfe und Maschinist Adalbert Pinkava (1863–1929), der Webergehilfe Josef Rezler (1855–1925) und der Maurergehilfe Josef Šebek (1861–?) verhaftet und am 21. August 1881 (Sonntag) Anton Mottel in das Landesgericht Prag eingeliefert. Alle Festgenommenen werden im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882).

  • 19. August 1881 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 19. August 1881 wird die Zeitungsauflegerin Antonia Pokorny verhaftet, als sie mit sieben- bis achttausend Exemplaren der Flugschrift »An das österreichische Volk«14 die Druckerei Wilhelm Jacobi (1834–1900) in Wien 1., Schottenring 6, verlässt und dieses Paket einem Mann in Wien 8., Kochgasse, Ecke Alser Straße, übergeben will. Der Mann kann entkommen. Antonia Pokorny wird verhaftet, kurz darauf freigelassen, doch wird eine strafrechtliche Untersuchung gegen sie eingeleitet. Im Zusammenhang mit der in ihrer gesamten Auflage polizeilich beschlagnahmten Flugschrift wird noch am selben Tag der Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) als angeblicher Drucker des Flugblatts verhaftet und nach fünf Wochen Untersuchungshaft am ►28. September 1881 angeklagt werden. Antonia Pokorny wird bald freigelassen werden.

  • 26. August 1881 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 26. August 1881 findet vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien – wegen der Aussage des Kronzeugen Karl Neumayer unter Ausschluss der Öffentlichkeit – der Prozess gegen fünf am ►3. Juli 1881 verhaftete Radicale statt. Der Spenglergeselle Otto Konrad (~1852–?), der Tischlergehilfe Josef Heintel (~1856–?), der Tischlergehilfe Franz Maletschek (1860–?), der Tischlergehilfe Josef Sagradischnig (1858–?) und der Buchbindergeselle Max Süß (1855–?) werden des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung durch Bildung einer geheimen Gesellschaft angeklagt. Aufgrund der Denunziation Neumayers werden der Hauptangeklagte Josef Sagradischnig zu vier Monaten strengem Arrest, Josef Heintel zu zwei Monaten, Otto Konrad und Max Süß zu je einem Monat sowie Franz Malischek, der voll geständig ist, zu vierzehn Tagen strengem Arrest verurteilt. Außerdem werden zwei Verurteilte aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen werden: der aus Bayern gebürtige Max Süß am 15. Oktober 1881 nach Bayern und der aus Preußen stammende Otto Konrad am 17. Oktober 1881 nach Sachsen.

  • 27. August 1881 (Samstag) und 28. August 1881 (Sonntag)
    Kindberg (Steiermark): In der Nacht vom 27. auf den 28. August 1881 werden bei einer geheimen Konferenz steirischer Sozialdemokraten in Kindberg der Schuhmachergehilfe Johann Ederer, der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897), der Sensenwerkarbeiter Franz Massinger (~1842–1883) und der Sensenwerkarbeiter Johann Wurmbrand verhaftet (►31. August 1881). Am 28. August 1881 werden in Kindberg und Aumühl [zu Kindberg] (Steiermark) bei mehreren Arbeitern Hausdurchsuchungen durchgeführt. Auch die Sensenwerkarbeiter Anton Lintschinger, Karl Reininger und Lukas Skubel (1848–1906) werden verhaftet und erst nach Wochen ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. Es ist dies der Beginn einer großen Verfolgungsaktion der Arbeiterbewegung in der Steiermark. (►31. August 1881 und ►11. September 1881)

  • 28. August 1881 (Sonntag)
    Königliche Weinberge (Böhmen [Královské Vinohrady, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]): Am 28. August 1881 wird in Königliche Weinberge der Tischlergehilfe Karl Holovský (~1856–?) wegen sozialistischer Umtriebe, begangen durch Verbreitung verbotener Druckschriften, verhaftet und in das Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) eingeliefert. Er wird im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882).

  • 30. August 1881 (Dienstag)
    Salzburg (Salzburg): Am 30. August 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Salzburg der Prozess gegen den am ►21. April 1881 verhafteten Schuhmachergehilfe August Perlornigg (1856–1921) wegen Verbrechens des Hochverrats statt, begangen durch Verteilung des verbotenen Flugblatts »An die Arbeiter in Oesterreich!« (►18. Jänner 1881). August Perlornigg wird freigesprochen, wogegen die Staatsanwaltschaft Nichtigkeitsbeschwerde einlegt. Allerdings wird der Oberste Gerichtshof das Geschworenenurteil bestätigen, und August Perlornigg wird bis zu dieser Entscheidung Ende Oktober 1881 in Haft bleiben. Danach wird August Perlornigg nach Innsbruck (Tirol) übersiedeln. (►Mitte November 1881)

  • 31. August 1881 (Mittwoch)
    Kindberg (Steiermark): Am 31. August 1881 findet vor dem Bezirksgericht Kindberg der Prozess gegen die am ►27. August 1881 verhaften Teilnehmer einer geheimen Konferenz in Kindberg statt. Der Schuhmachergehilfe Johann Ederer, der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897), der Sensenwerkarbeiter Franz Massinger (~1842–1883) und der Arbeiter Johann Wurmbrand werden der Übertretung des Vereinsgesetzes angeklagt. Johann Ederer wird zu vierzehn Tagen und Franz Massinger und Johann Wurmbrand zu je sechs Tagen Arrest verurteilt, Emil Kaler-Reinthal wird freigesprochen, aber bereits am 8. September 1881 (Donnerstag) am Bahnhof in Graz vorübergehend festgenommen werden. (►16. September 1881)

  • 1. September 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 1. September 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Geheimbündelei-Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen die am 7. und 8. Juli 1881 (►7. Juli 1881) verhafteten Mitglieder des Wiener Agitationskomitees der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) statt. Der Schlossergehilfe Franz Hlawa (1848–?), der Sattlergehilfe Josef Hruby (1853–?), der Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer Josef Krejci (~1850–?), der Tischlergehilfe Josef Pižl (1848–?), der Maschinenschlosser Josef Randa (~1856–?), der Tischlergehilfe Wenzel Štefek (1850–?) sowie der Sattlergehilfe und Redakteur Vinzenz Zich (1846–1917) werden der Vergehen gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung sowie der Gründung eines Geheimbunds angeklagt. Im Sinne der Anklage werden Vinzenz Zich zu drei Monaten, Josef Krejci zu zwei Monaten, Wenzel Štefek zu sechs Wochen, Josef Randa, Josef Pižl und Josef Hruby zu je einem Monat sowie Franz Hlawa zu drei Wochen strengem Arrest verurteilt.

  • 11. September 1881 (Sonntag)
    Graz (Steiermark): Am 11. September 1881 führt die Polizei in Graz gleichzeitig bei zweiunddreißig Vertrauensmännern der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« Hausdurchsuchungen durch. Es werden insgesamt zwei Koffer und dreiunddreißig Pakete Schriften, Briefe und Druckwerke beschlagnahmt, darunter Aufzeichnungen der Delegiertenkonferenz nahe Mürzzuschlag (Steiermark) vom ►14. und 15. August 1881. (►24. Dezember 1881) Dies ermöglicht den Prozess gegen die Konferenzteilnehmer, der am ►29. November 1881 in Graz stattfinden wird. (►12. September 1881)

  • 11. September 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 11. September 1881 erhält die Polizei die Anzeige, dass Radicale das Flugblatt »An das österreichische Volk«15 anschlagen wollen. In der Nacht wird dieses tatsächlich an mehreren Orten Wiens und den Vororten hinterlegt, ausgestreut und plakatiert. Die Polizei durchsucht sofort die Redaktionsräume der Zeitung »Die Zukunft« (Wien), jedoch ohne Erfolg. Allerdings findet die Polizei am 12. September 1881 (Montag) in Ottakring (Niederösterreich [zu Wien 16.]) beim Buchbindergehilfen Karl Lenk (1865–1926), Sohn des bekannten radicalen Anstreichergesellen Jakob Würges (1842–1895), im Zuge einer Hausdurchsuchung zwei Pakete dieser Flugschrift, woraufhin er festgenommen wird. Das Ehepaar Würges erblickt in dieser Aktion eine Falle der Genossinnen und Genossen der radicalen Arbeiterbewegung, weil Jakob Würges – ungerechter Weise – unter dem Verdacht steht, ein Polizeispitzel zu sein. In Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) werden die Webergehilfen Emil Schindler (~1860–?) und Josef Thielmann (1855–?), beide in der Simmeringer Webwaren- und Spinnfabrik beschäftigt, beim Plakatieren dieser Flugschrift ertappt und festgenommen. Die drei Festgenommenen werden am 13. September 1881 (Dienstag) ins Landesgericht eingeliefert und Emil Schindler und Josef Thielmann werden am ►22. November 1881 verurteilt werden. Bei dem Flugblatt handelt es sich um die Neuauflage des am ►19. August 1881 polizeilich vollständig beschlagnahmten Druckwerks und wohl auch um eine Entlastungsaktion für den am 19. August 1881 deswegen verhafteten Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882). Bemerkenswert ist, dass dieses Flugblatt bereits geheim in Wien hergestellt wurde, allerdings offensichtlich in einer Druckerei und nicht auf einer geheimen Druckerpresse. (Oktober 1881) Übrigens wird den Sicherheitswachleuten für jeden ergriffenen Flugblattverbreiter eine Prämie von 25 Gulden ausgesetzt.

  • 12. September 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Auf Ersuchen des Landesgerichts Graz (Steiermark) (►11. September 1881) wird im Zusammenhang mit der Delegiertenkonferenz nahe Mürzzuschlag (Steiermark) (►14. August 1881) am 12. September 1881 in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) der Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) verhaftet. Im Zuge einer Hausdurchsuchung werden bei ihm Exemplare der Zeitung »Freiheit« (London), sozialistische Flugschriften und ein Foto der russischen Sozialrevolutionärin Wera Iwanowna SassulitschВера Ивановна Засулич› (1849–1919) gefunden. (►15. September 1881) Auch diese Aktion ermöglicht den Prozess gegen die Teilnehmer der Delegiertenkonferenz nahe Mürzzuschlag, insgesamt acht Radicale, der am ►29. November 1881 in Graz stattfinden wird.

  • 15. September 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Auf Ersuchen des Landesgerichts Graz (Steiermark) (►11. September 1881) werden im Zusammenhang mit der Delegiertenkonferenz nahe Mürzzuschlag (Steiermark) (►14. August 1881) am 15. September 1881in Wien und seinen Vororten Hausdurchsuchungen beim Schuhmachermeister und nunmehrigen Miedermacher Andreas Grosse (1840–1917), beim Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891), beim Webergehilfen Josef Hybeš (1850–1921), beim Holzbildhauer Ferdinand Leißner (1852–1943) und neuerlich beim Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) durchgeführt. (►14. September 1881) Auch diese Aktion ermöglicht den Prozess gegen die Teilnehmer der Delegiertenkonferenz nahe Mürzzuschlag, insgesamt acht Radicale, der am ►29. November 1881 in Graz stattfinden wird.

  • 16. September 1881 (Freitag)
    Kindberg (Steiermark): Am 16. September 1881 findet vor dem Bezirksgericht Kindberg der Prozess gegen den Schuhmachergehilfen Johann Ederer, ehemaliger Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins in Kindberg«, statt, angeklagt der Übertretung des Vereinsgesetzes anlässlich einer Versammlung am 5. Juli 1881 (Dienstag). Der erst kürzlich (►31. August 1881) wegen desselben Delikt Verurteilte wird im Sinne der Anklage neuerlich zu vierzehn Tagen Arrest verurteilt. Johann Ederer meldet Berufung an, bleibt aber in Haft, wird aber in der Verhandlung vor dem Kreisgericht Leoben (Steiermark) am 22. September 1881 (Donnerstag) freigesprochen und aus der Haft entlassen, jedoch am 24. September 1881 (Samstag) aus Kindberg abgeschafft werden.

  • 19. September 1881 (Montag)
    Bruck an der Mur (Steiermark): Am 19. September 1881 findet vor dem Bezirksgericht Bruck an der Mur der Prozess gegen den Schneidergehilfen Martin Hoinigg, Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins Bruck an der Mur«, statt. Er wird wegen Übertretung des Vereinsgesetzes zu fünf Tagen Arrest verurteilt, woraufhin er Berufung anmeldet.

  • 24. September 1881 (Samstag)
    Feldkirch (Vorarlberg): Am 24. September 1881 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Feldkirch in geheimer Verhandlung der Prozess gegen den bereits am ►11. Mai 1881 in Höchst (Vorarlberg) verhafteten Schuhmachergehilfen Franz Xaver Brunner (1855–?) wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und wegen Übertretung des Pressegesetzes, begangen durch Verbreitung der Zeitung »Arbeiterstimme. Wochenblatt für das arbeitende Volk in der Schweiz und offizielles Organ der sozialdemokratischen Partei der Schweiz und des allgemeinen Gewerkschaftsbundes« (Neumünster-Zürich), und gegen den aus Böhmen [Tschechien] stammenden Arbeiter Josef Holick wegen der Übertretung des Pressegesetzes statt. Der geständige Franz Xaver Brunner wird wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und Vergehens der Gutheißung einer ungesetzlichen Handlung zu sechs Monaten Kerker und zum Ersatz der Gerichtskosten verurteilt, Josef Holik wird freigesprochen. Nach seiner Haftentlassung wird Franz Xaver Brunner ein wichtiger Flugschriftenschmuggler für die Radicalen werden.

  • 24. September 1881 (Samstag)
    Königliche Weinberge (Böhmen [Královské Vinohrady, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]): Am 24. September 1881 wird in Königliche Weinberge der Arbeitslose Alois Krafneter (~1858–?) wegen sozialistischer Umtriebe, begangen durch Verbreitung verbotener Druckschriften, verhaftet und in das Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) eingeliefert. Er wird im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882).

  • 28. September 1881 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 28. September 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen den am ►19. August 1881 verhafteten Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) statt. Es ist dies der zweite Wiener Hochverratsprozess im Jahr 1881. Anton Christoph wird der Verbrechen des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Da keinerlei Beweise dafür vorgebracht werden können, dass er die Flugschrift »An das österreichische Volk« (►19. August 1881) gedruckt habe, wird Anton Christoph von den Geschworenen freigesprochen. (►9. Dezember 1881)

  • Oktober 1881
    Wien und Vororte: Vermutlich im Oktober 1881 wird das Exekutivkomitee der Radicalen neu gebildet (►Dezember 1880), aus welchem 1882 wohl auf Initiative des Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) die geheime Zentralleitung hervorgehen wird. Diesem neuen Exekutivkomitee sollen – in wechselnder Zusammensetzung – unter anderem der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), der Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882), der Schneidergehilfe Ignaz Formanek (1854–nach 1905), der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?), der Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891), der Futteralmacher August Koditek (1855–?), der Tischlergehilfe August Koeppen, der Schuhmachergehilfe Karl Masur (1850–191?), der Maschinenschlosser und Maschinist Franz Motz (1850–~1921), der schon erwähnte Josef Peukert, der Schuhmachergehilfe Johann Richter (1852–nach 1932), der Stahlarbeiter Josef Stiasny (1848–1888), der Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) und der Geschäftsdiener Anton Wordak (1846–?) angehört haben. Johann Richter wird anlässlich der Neubildung des Exekutivkomitees beauftragt, eine geheime Druckerei zu organisieren. (►18. August 1881, ►9. Dezember 1881)

  • 1. Oktober 1881 (Samstag)
    Budapest (Ungarn): Am 1. Oktober 1881 erscheint die erste Nummer der Zeitung »Der Schraubstock. Humoristisch-satyrisches Volksblatt« (Budapest), die am ►25. Juni 1882 nach neununddreißig Nummern ihr Erscheinen einstellen wird.

  • 4. Oktober 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 4. Oktober 1881 werden in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) in der Lokomotiv-Werkstätte der Nordbahn und auf dem zum Gebäude gehörenden Anstandsort die verbotenen Flugschriften »An das österreichische Volk« (►11. September 1881) und »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) gefunden.

  • 10. Oktober 1881 (Montag) bis 21. Oktober 1881 (Freitag)
    Leipzig (Sachsen): Vom 10. bis 21. Oktober 1881 findet vor dem Gerichtshof Leipzig an neun Verhandlungstagen der große Sozialisten-Prozess gegen fünfzehn der ursprünglich vierundvierzig im Dezember 1880 verhafteten und nun des Hochverrats angeklagten Sozialdemokraten statt. Der so genannten Frankfurter Gruppe gehören aus Frankfurt am Main (Preußen [Hessen]) der Schuhmacher Hermann Baum (1851–?), der Schuhmacher Joseph Breuder (1845–?), der Schneider Hermann Christ (1853–?), der Schneider Gustav Kristupeit (1855–?) und der Schneider August Peschmann (1853–?), aus Bessungen [zu Darmstadt] (Hessen) der Arbeiter Heinrich Dillich (1857–?) und der Schlosser Heinrich Jacobi (1855–?), aus Darmstadt (Hessen) der Schuhmacher Peter Böll (1832–?), der Bäcker Wilhelm Braun (1853–?) und der Gärtner Georg Konrad Mahr (1850–?) sowie aus Lechhausen [zu Augsburg] (Bayern) der Metallschläger Albert Lichtensteiger (1845–?) an. Der so genannten Berliner Gruppe gehörten aus Alost / Aalst (Belgien) der in Augsburg (Bayern) verhaftete Journalist Victor Dave (1845–1922), in Berlin (Preußen [Berlin]) die ledige Schneiderin Martha Legel (1856–?) und der Handlungsgehilfe Max Metzkow (1854–?) sowie aus Luckenwalde (Preußen [Brandenburg]) der Bautechniker und nunmehrige Stenograf Theodor Waterstraat alias Moory (1858–1912), später ein Anarchist, an. Verurteilt werden Hermann Braun zu zwei Jahren und sieben Monaten, Joseph Breuder und Victor Dave zu je zwei Jahren und sechs Monaten, Heinrich Jacobi zu zwei Jahren und drei Monaten, Gustav Kristupeit und August Peschmann zu je zwei Jahren, Albert Lichtensteiger zu einem Jahr und sechs Monaten, Peter Böll und Heinrich Dillich zu je einem Jahr Zuchthaus sowie Max Metzkow zu zwei Jahren und Georg Konrad Mahr zu drei Monaten Gefängnis. Freigesprochen werden Hermann Baum, Hermann Christ, Martha Legel und Theodor Waterstraat. Dieser Prozess, der vor allem gegen Anhänger des Journalisten und Zeitungsherausgebers Johann Most (1846–1906) gerichtet ist, wird von den Radicalen in Österreich aufmerksam verfolgt und stärkt zweifelsohne deren Lager.

  • 16. Oktober 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Die vom Webergehilfen Franz Schustaczek (1850–1908) für 16. Oktober 1881 im Florasaal von »Schwender’s Colosseum« (Anna Silberbauer, damals noch Schwender) in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Fünfhauser Hauptstraße, Ecke Kirchengasse [Mariahilfer Straße, Ecke Reindorfgasse], einberufene Volksversammlung mit der Tagesordnung »Die Forderungen der Arbeiter« wird wegen des vorgeblich sicherheitsgefährlichen Zustandes der Versammlungslokalität behördlich untersagt.

  • 24. Oktober 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 24. Oktober 1881 findet in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, eine Volksversammlung zur Tagesordnung »Die Forderungen der Arbeiter« statt, wo vor den rund zweitausend Arbeitern von »Arbeiter-Bataillonen« gesprochen wird und von einem »Sturme, der aus Russland zu uns herüberdringen« werde. Der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) sowie die Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891) und Johann Kompoß (1842–192?) werden deswegen am ►16. Jänner 1882 vor Gericht gestellt werden. (►13. November 1881)

  • 26. Oktober 1881 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 26. Oktober 1881 werden am Morgen in der Blumengasse in Währing (Niederösterreich [zu Wien 17.]) sechs Stück der verbotenen Flugschrift »An das österreichische Volk« (►11. September 1881) gefunden. Passanten heben diese auf und übergeben sie der Polizei.

  • 27. Oktober 1881 (Donnerstag) bis 31. Oktober 1881 (Montag)
    Prag, Böhmen (Praha, Tschechien) und Vororte: Seit 27. Oktober 1881 werden in Prag und Umgebung dreißig Hausdurchsuchungen bei Sozialdemokraten vorgenommen und sechzehn Personen inhaftiert. In das Landesgericht Prag werden am 28. Oktober 1881 (Freitag) der Schneidergehilfe Franz Mařáček (1847–1915) und der Redakteur und Kontorist bei der Spinnerei der Firma »Brüder Perutz« in Lieben (Böhmen [Libeň, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]) August Radimský (1862–1929), am 29. Oktober 1881 (Samstag) der Gastwirt Adalbert Jarušek (1829–1889) sowie die Maurergehilfen Anton Kašpárek (1854–?) und Josef Pačes (1856–1909), am 30. Oktober 1881 (Sonntag) der Schneidergehilfe Franz Jonata (1852–1917), der Schneidergehilfe und Redakteur Ladislaus Zápotocký (1852–1916) und der Silberarbeiter Norbert Zoula (1854–1886) und am 31. Oktober 1881 der Redakteur, Eisendreher und Metallgießer Josef Boleslav Pecka (1849–1897) eingeliefert. Sie werden im großen Prager Radicalen-Prozess angeklagt werden (►23. Jänner bis 4. Februar 1882). Diese Aktion der Prager Behörden hat auch Auswirkungen auf die Wiener tschechoslawischen Radicalen.

  • 31. Oktober 1881 (Montag)
    Steyr (Oberösterreich): In der Nacht vom 31. Oktober 1881 auf den 1. November 1881 werden auf dem Friedhof sowie in mehreren Straßen zahlreiche Exemplare zweier Flugschriften ausgestreut, teils auch an den Bäumen in der Landstraße angeschlagen: »Der Vetter aus Amerika«16 aus dem Lager der Gemäßigten und »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) aus dem Lager der Radicalen.

  • 3. November 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 3. November 1881 wird in einer Bäckerversammlung in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, an der etwa 1.200 Bäckergehilfen teilnehmen, der Statutenentwurf für den »Fachverein der Bäcker« einstimmig angenommen. Diese am ►2. März 1882 konstituierte Gewerkschaft wird ein organisatorisches Zentrum der Radicalen, aber auch zahlreiche Anarchistinnen und Anarchisten gehen aus dieser Organisation hervor.

  • 13. November 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Eine vom erst kürzlich, am 28. September 1881, freigesprochenen Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) für den 13. November 1881 einberufene Versammlung in »Georg Endres’ Restaurations-Lokalitäten ›zur Lokomotivfabrik‹« in Großjedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Brünner Straße 196, mit der Tagesordnung »Die Forderungen der Arbeiter« wird wegen der Vorfälle der Versammlung zur selben Tagesordnung vom 24. Oktober 1881 behördlich untersagt.

  • 15. November 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 15. November 1881 findet am Nachmittag in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, eine Volksversammlung gegen den Gewerbetag abgehalten, an welcher etwa 600 Personen teilnehmen. Nach den Referaten des Tischlergehilfen Alois Treibenreif (1836–1903), des Webergehilfen Franz Schustaczek (1850–1908) und des Tischlergehilfen Johann Kompoß (1842–192?) kommt es zu einer heftigen Debatte. Dem Webergehilfen Franz Schustaczek wird vom Behördenvertreter das Wort entzogen, als er anlässlich des ersten Tagesordnungspunkts, nämlich einer Resolution des Gewerbetages, an der liberalen Presse Kritik übt. »Ausreden lassen!« rufen die Anwesenden. Es entsteht ein Tumult, die Versammlungsteilnehmer weigern sich, den Saal zu räumen, und es kommt zu einem Handgemenge. Rufe wie »Hinaus mit der Polizei! « und »Es lebe die Freiheit!« werden laut. Die anwesenden Sicherheitswachleute ziehen die Säbel und der Tischlergehilfe Johann Feichtinger (1858–?) sowie der Spenglergehilfe Franz Rauch (1851–?) werden verhaftet (►11. Jänner 1882).

  • Mitte November 1881
    Österreichische Provinz: Wichtig für die Verbreitung radicalen Gedankenguts und die Organisierung der Radicalen in der Provinz ist die Agitationsreise des Tischlergehilfen Alois Treibenreif (1836–1903), der Mitte November 1881 als Bilderhändler verkleidet Wien verlässt, über Steyr (Oberösterreich), Wels (Oberösterreich), Ried im Innkreis (Oberösterreich), Salzburg (Salzburg), Rosenheim (Bayern), Innsbruck (Tirol), Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]), Bludenz (Vorarlberg) und Feldkirch (Vorarlberg) nach Bregenz (Vorarlberg) reist, wo er Mitte Februar 1882 verhaftet werden wird. Etwa zur selben Zeit unternimmt der Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) eine Agitationsreise von Basel / Bâle / Basilea (Kanton Basel-Stadt, Schweiz) über Bregenz nach Österreich, um hier eine geheime sozialrevolutionäre Organisation aufzubauen und den Vertrieb der Zeitung »Freiheit« (London) zu reorganisieren. Demgemäß plant er seinen Reiseweg: Innsbruck (Tirol), wo er im eben hierher übersiedelten Schuhmachergehilfen August Perlornigg (1856–1921) einen Mitstreiter findet (►30. August 1881), Brixen (Tirol [Bressanone / Brixen, Italien]), Bozen (Tirol [Bolzano / Bozen, Italien]), Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]), Triest (Küstenland [Trieste, Italien]), Laibach (Krain [Ljubljana, Slowenien]), Villach / Beljak (Kärnten), Klagenfurt / Celovec (Kärnten), Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]), Graz (Steiermark), wo er eine Woche bleibt, Judenburg (Steiermark), über den Semmering (Steiermark / Niederösterreich) weiter nach Niederösterreich, wo er am ►5. Dezember 1881 in Wien eintreffen wird.

  • 22. November 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 22. November 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen die beiden am 12. September 1881 (11. September 1881) verhafteten Radicalen statt, welche beim Plakatieren der Flugschrift »An das österreichische Volk« (►11. September 1881) ertappt worden waren. Die Webergehilfen Emil Schindler (~1860–?) und Josef Thielmann (1855–?) werden angeklagt, die Rechtsbegriffe über das Eigentum erschüttern zu wollen und zu verbotenen Handlungen aufgefordert zu haben. Josef Thielmann und Emil Schindler werden wegen Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu je zwei Monaten Arrest verurteilt, wogegen der Verteidiger Berufung einlegt. Die Strafe von Emil Schindler, der als Analphabet die von ihm angeschlagene Druckschrift gar nicht lesen kann, wird später auf einen Monat Arrest reduziert werden. (24. April 1884)

  • 25. November 1881 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 25. November 1881 findet in den »Thaliasälen« (Josef Wurmbrand) in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]), Grundsteingasse 20, eine Bäckerversammlung statt, an der rund 600 Personen teilnehmen. Der Redner, der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?), wird mehrfach vom Behördenvertreter abgemahnt. Den Applaus des Publikums auf die Rede Führers quittiert der Behördenvertreter mit der Auflösung der Versammlung wegen angeblich fortgesetzter Renitenz von Wenzel Führer.

  • 25. November 1881 (Freitag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am 25. November 1881 findet vor dem Landesgericht Prag der Prozess gegen den Berg- und Zimmermann Josef Janoušek (~1852–?) und den am 20. Juli 1881 verhafteten Bergmann Emanuel Šikl (1853–?) wegen Vergehens nach § 285 Strafgesetzbuch statt, Emanuel Šikl auch noch, nachdem bei einer Hausdurchsuchung bei ihm sozialistische Druckschriften gefunden worden waren, wegen Vergehens und wegen Übertretung des Pressegesetzes. Sie wollten sich am 17. Juli 1881 (Sonntag) in Kladen (Böhmen [Kladno, Tschechien]) zu einer geheimen Besprechung treffen, wurden aber von Josef Janoušeks Ehefrau Anna Janoušek (~1854–?) beim Bürgermeister denunziert. Josef Janoušek und Emanuel Šikl, der bereits fünf Monate Untersuchungshaft hinter sich hat, werden zu je zwei Monaten einfachem Arrest verurteilt, Emanuel Šikl zusätzlich wegen Übertretung des Pressgesetzes zu einer Geldstrafe von 25 Gulden zugunsten des Kladnoer Armenfonds. Dem Ansuchen von Emanuel Šikl auf kurzzeitige Freilassung wird nicht stattgegeben. (►3. bis 8. Juli 1882)

  • 27. November 1881 (Sonntag)
    Budapest (Ungarn): Am 27. November 1881 erscheint die erste Nummer der Zeitung »Volks-Zeitung« (Budapest), ein Organ mit radicalen Tendenzen, das mit der Nummer vom ►21. April 1882 nach zweiundzwanzig Nummern eingestellt werden wird. Die Verbreitung dieser Zeitung bleibt aber im Wesentlichen auf Ungarn beschränkt.

  • 29. November 1881 (Dienstag)
    Graz (Steiermark): Am 29. November 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Graz in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Kaler-Reinthal und Genossen wegen Verbrechens der Geheimbündelei statt (►11. September 1881). Es werden der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897) zu sechs Monaten, der Holzbildhauer Ferdinand Leißner (1852–1943) zu vier, der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921) und der Tuchmachergehilfe Franz Roscher (1854–?) zu je drei Monaten strengem Arrest verurteilt, der Schuhmachermeister und nunmehrige Miedermacher Andreas Grosse (1840–1917) und der Metallarbeiter Stefan Pauler (1840–?) zu je zwei Monaten, der Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891) – in Abwesenheit – und der Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) zu je sechs Wochen strengem Arrest, verschärft mit zwei Fasttagen je Woche. Die in Wien ihre Gefängnisstrafe verbüßenden Verurteilten werden vom Landesgericht Wien als politische Gefangene anerkannt, das heißt unter anderem, sie bekommen keine Gefängniskost, sondern Geld zur Essensbeschaffung zugestanden. Stefan Pauler wird seine Strafe im Gefangenenhaus in der Karlau [zu Graz] (Steiermark), Franz Roscher seine Strafe nach der Bestätigung des Urteils durch den Kassationshof erst ab Juni 1882 im Kreisgerichtsgefängnis in Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) absitzen. Emil Kaler-Reinthal wird am 26. April 1882 der Rest der Strafe im Gnadenweg nachgesehen werden.

  • 30. November 1881 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 30. November 1881 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen den Schuhmachergehilfen Michael Oswald (~1852–?) statt. Er wird des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sowie des Vergehens der Aufreizung angeklagt. Dies habe er durch das Versenden zweier Exemplare der Flugschrift »An das österreichische Volk« (►11. September 1881) an seinen ehemaligen Kollegen, den Schuhmachergehilfen Johann Mischka in Unterstadt (Böhmen [Dolní Předměstí, zu Žatec, Tschechien]), sowie das auszugsweise Vorlesen aus einem dritten Exemplar der Flugschrift gegenüber einem Kollegen in der Werkstatt begangen. Michael Oswald wird von den Geschworenen mit acht gegen vier Stimmen freigesprochen. Er wird Wien im Dezember 1882 verlassen.

  • Dezember 1881
    Ausland: Im Dezember 1881 erscheint die erste Nummer der anarchistischen Zeitung »Der Rebell« [Deutschland, dann Nirgendsheim (recte Paris, Genf und London)], ein nach Österreich eingeschmuggeltes Organ deutscher und österreichischer Sozialrevolutionäre sowie Anarchistinnen und Anarchisten. Die Zeitung wird mit der Nummer vom ►Oktober 1886 nach siebzehn Nummern eingestellt werden.

  • Dezember 1881
    Wien und Vororte: Der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?) übernimmt im Dezember 1881 vom Tischlergehilfen Adolf Sloup (1850–?) 100 Gulden für die Anschaffung einer geheimen Druckerpresse zum Druck revolutionärer Druckschriften. Das Geld stammt aus den Erträgnissen des Tischler-Michaeli-Festes des »Fortbildungsvereins der Tischler Wiens«, welches am 2. Oktober 1881 (Sonntag) in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, stattgefunden hatte.

  • 4. Dezember 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 4. Dezember 1881 kommt es zur so genannten Affäre »zum grünen Thor«, bei der Wiener Arbeiterinnen und Arbeiter erstmals den gegen ihre Versammlung einschreitenden Behörden – zweifellos spontanen – Widerstand entgegensetzen. An diesem Tag feiern etwa 60 Arbeiter mit ihren Familien (zusammen rund 150 Personen) im Gasthaus »zum grünen Thor« (Franz Josef Markert) in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 8.]), Lerchenfelder Straße 17, das Barbarafest. Da erscheint der in Arbeiterkreisen berüchtigte Polizeikommissär Franz Kadlec (1841–1898) mit zwei Wachmännern in Zivil, macht sich Notizen und fordert einige Arbeiter zur Bekanntgabe ihrer Namen auf. Die Arbeiterinnen und Arbeiter werden unruhig. »Wir brauchen keine Polizei!« wird gerufen, einige stimmen gegen 22 Uhr auf Aufforderung des Tischlergehilfen Eduard Doleschal (1848–1883) das Lied »Die rote Fahne« an, ein Arbeiter setzt sich zu Franz Kadlec und beginnt das Lied »Der Staat ist in Gefahr« zu singen. Ein Arbeiter bringt den Toast aus: »Der Most soll leben!«, um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: »Derselbe ist ja heuer gut geraten.«17 Franz Kadlec fragt diesen Arbeiter nach seinem Namen und erhält die Antwort: »Heute heiße ich gar nichts.« Daraufhin will ihn der Polizeikommissär festnehmen lassen, doch irgendjemand ruft: »Lasst keine Opfer fallen, Genossen!« und »Wir lassen unsern Kameraden nicht verhaften!« Ein Tumult bricht los, Stühle werden drohend geschwungen, Gläser in Richtung Franz Kadlec geworfen und es ertönt der Ruf: »Nieder mit der Polizei!« Als Kadlec seinen Säbel ziehen will, wird er ihm aus der Hand gerissen und zerbrochen. Franz Kadlec versucht nun, die zum Hof führende Tür zu erreichen, doch verstellt ihm ein Arbeiter den Fluchtweg. Kurz darauf stürzen sich einige Arbeiter auf Kadlec und misshandeln ihn schwer. Neben Abschürfungen erleidet Kadlec auch zwei schwere Wunden, am Hinterkopf und an der rechten Schläfe, sowie leichtere Wunden an der rechten Achsel und an einem Finger; am nächsten Tag wird sich sein Zustand durch Wundfieber verschlechtern. Schließlich erscheint eine größere Abteilung Sicherheitswache, doch der Großteil der Arbeiterinnen und Arbeiter kann flüchten, indem sie die Fensterscheiben zerschlagen und durch die Fenster ins Freie gelangen. Noch im Laufe der Nacht werden insgesamt zwölf Personen verhaftet, darunter auch der erst vor zwei Monaten aus dem Norden Deutschlands nach Wien gekommene Inhaber des Lokals Franz Josef Markert, weil er angeblich selbst in den Angriff auf Franz Kadlec (der übrigens schon bei einem ähnlichen Vorfall am 16. Juni 1872 schwer verletzt worden war) involviert war und die Herausgabe eines Tuches zum Verbinden der Wunden von Kadlec verweigert habe, ebenso der Aushilfskellner Franz Gröbner (1856–?) wegen Vergehens des Auflaufs, der aber bald ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Am 6. Dezember 1881 (Dienstag) werden weitere vier Verhaftungen vorgenommen werden. Wegen der so genannten Affäre »zum grünen Thor« werden der Tischlergehilfe Eduard Doleschal und der Metalldrechsler Franz Mangl (~1856–?) am ►20. Jänner 1882 und der Tischlergehilfe Josef Schenk (1858–1893) am ►28. April 1882 angeklagt werden. Franz Kadlec wird erst am 25. Dezember 1881 (Sonntag) seinen Dienst wieder antreten werden.

  • 5. Dezember 1881 (Montag)
    Bregenz (Vorarlberg): Auf Ersuchen der Polizei-Direktion Wien wird am 5. Dezember 1881 in Bregenz der Tischlergehilfe Hermann Hinterstoißer (1854–1905) wegen Schmuggels der Zeitung »Freiheit« (London) verhaftet und ins Kreisgericht Feldkirch (Vorarlberg) eingeliefert. (►9. bis 12. Juni 1882)

  • 5. Dezember 1881 (Montag)
    Korneuburg (Niederösterreich): Am 5. Dezember 1881 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Korneuburg der Prozess gegen den Sattlergehilfen Anton Schenk (1842–1927) statt, welcher des Verbrechens des Hochverrats und des Vergehens der Sachbeschädigung angeklagt wird. Bei dem Spenglergehilfen Johann Friedl (~1852–1886) war am 8. Oktober 1881 (Samstag) eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden. Man fand dort zwar nicht die gesuchte Flugschrift »An das österreichische Volk« (►11. September 1881), dafür aber zwei Exemplare der Zeitung »Freiheit« (London) und das »Manifest der Communistischen Partei« von Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895)18 auf dem Dachboden unter einem Balken versteckt, von denen Friedl behauptete, sie von Anton Schenk erhalten zu haben. Johann Friedl zieht vor Gericht seine Anton Schenk belastende Aussage zurück, und dieser wird von den Geschworenen vom Vorwurf des Hochverrats einstimmig, in den beiden anderen Anklagepunkten mit elf Stimmen gegen eine Stimme freigesprochen.

  • 5. Dezember 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 5. Dezember 1881 trifft der Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) in Wien ein. (►Mitte November 1881) Er wird am 8. Dezember 1881 (Donnerstag) – es ist dies der Tag des großen Wiener Ringtheaterbrandes – durch den Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891) in einer Arbeiterversammlung im Gasthaus »zum Sandwirth« in Wien 6., Schmalzhofgasse 5, öffentlich den Wiener Radicalen vorgestellt. (►15. Dezember 1881) Die Behörden sind wegen Josef Peukert alarmiert: »Er ist zweifellos der gefährlichste Wanderredner. Er hat sich ziemlich weit herumgetrieben und wurde im November 1880 aus Frankreich ausgewiesen. Peukert ist groß, hager, hat langes, schwarzes, am Hinterkopf spärliches Haar, schwarzen Schnurrbart, lange Nase, kleinen Mund, im ganzen ein unfreundliches Aussehen und trägt stets einen Demokratenhut. Bei seinen mit ausländischem, norddeutsch klingenden Akzente vorgetragenen Reden pflegt er die rechte Hand hölzern vor sich ausgestreckt zu halten.«19

  • 9. Dezember 1881 (Freitag)
    Korneuburg (Niederösterreich): Am 9. Dezember 1881 findet vor dem Kreis- als Pressgericht Korneuburg der Prozess gegen den erst am ►28. September 1881 vom Verbrechen des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung freigesprochenen Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) statt, diesmal wegen Übertretung des Pressegesetzes. Er wird zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. Bereits in der Haft wird sich sein Gesundheitszustand derart verschlimmern, dass er nicht mehr aufrecht gehen kann. Nach seiner Freilassung wird Anton Christoph schwer krank werden (►19. Oktober 1882).

  • 10. Dezember 1881 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 10. Dezember 1881 erscheint nach seiner Konfiskation in zweiter Auflage die vom Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891) herausgegebene Druckschrift »Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1882«.20

  • 15. Dezember 1881 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Bereits am 15. Dezember 1881 werden um 6 Uhr morgens der Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891) und der erst am ►5. Dezember 1881 in Wien eingetroffene Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) unter dem Verdacht der Gründung geheimer Gesellschaften sowie der Aufreizung zum Hass und Verachtung gegen den Staat verhaftet und ins Wiener Landesgericht eingeliefert. Beide werden erst am ►6. März 1882 ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 18. Dezember 1881 (Sonntag)
    Prag, Böhmen (Praha, Tschechien): Am 18. Dezember 1881 treffen sich am Nachmittag in Prag im Gasthaus »zu den drei Wilden«, Kettengasse Nr. 1010-1 [Řetězová], des Radicalen Adalbert Jarušek (1829–1889) Mitglieder des Vereins »Dělnická jednota« (Arbeitereinheit) zu einer Generalversammlung, um die freiwillige Auflösung des Vereins zu beschließen. Danach begibt sich der Großteil der Teilnehmer in die vorderen Räumlichkeiten des Lokals. Es werden revolutionäre Lieder in deutscher und tschechischer Sprache gesungen, etwa das vom Wiener Studenten Adolf Buchheim (1828–1900) am 26. Mai 1848 geschriebene »Barrikaden-Lied« und »Das Lied der Petroleure«, dessen Text von Jakob Audorf (1834–1898) und dessen Melodie von Charles Lecocq (1832–1918) stammen. Nach jedem Lied wird ein Toast ausgebracht, etwa »Es lebe die Revolution!«, »Es lebe die Demokratie!«, »Pereat der Tyrannei!«, »Es leben unsere verhafteten Genossen, bis sie herauskommen! Dann geht es mit Dampf!«. Der Tischlergehilfe Adalbert Bažant (1861–?) wiederholt seinen Satz gleich dreimal: »Bis unsere Genossen aus der Haft entlassen werden, wird der geeignete Moment da sein, um sich an unseren Gegnern zu rächen!« Und der Buchbindergehilfe Josef Schallinger (1857–1883) fordert lautstark: »Heute müssen alle Spitzel hinausgeworfen werden!« Der im Lokal anwesende Schlossergehilfe Franz Paleček meldet dies noch am späten Abend der Polizei-Direktion Prag. In der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 1881 werden daraufhin im Gasthaus »zu den drei Wilden« achtzehn Radicale verhaftet. (►23. Jänner bis 4. Februar 1882 und ►11. bis 17. April 1882)

  • 18. Dezember 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 18. Dezember 1881 findet in »Dreher’s Etablissement« (Anton Dreher) in Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 97, eine Volksversammlung mit der Tagesordnung »1. Die Forderungen der Arbeiter; 2. Die Presse« statt. Da nur etwa 300 Arbeiter erscheinen, wird die Versammlung wegen der Wichtigkeit des Themas auf den 26. Dezember 1881 verschoben.

  • 24. Dezember 1881 (Samstag)
    Graz (Steiermark): Am 24. Dezember 1881 versammeln sich in Graz 35 Personen, bei denen die Polizei am ►11. September 1881 Hausdurchsuchungen durchgeführt hatte, um Mittel und Wege zu beraten, wie sie zu ihrem beschlagnahmten Eigentum zurückkommen könnten.

  • 25. Dezember 1881 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 25. Dezember 1881 findet am Nachmittag in »Gerl’s Gasthaus« (Josef Gerl) in Währing (Niederösterreich [zu Wien 18.]), Wienerstraße 37 [Schopenhauerstraße], eine Volksversammlung mit der Tagesordnung »1. Die Forderungen der Arbeiter. 2. Die Presse« statt, an der rund 1.200 Arbeiterinnen und Arbeiter teilnehmen. Als sich der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) über die ständigen behördlichen Auflösungen der Versammlungen und die Konfiszierungen der Arbeiterpresse beschwert, erklärt der Behördenvertreter die Versammlung für aufgelöst. Es ertönen die Rufe »Oho!», »Ausreden lassen!« und »Das wird noch schöner!«, und es entsteht ein Tumult. Erst als der Tischlergehilfe Paul Futschik (1847–1904) die Versammelten zur Disziplin aufruft, verlassen diese weitgehend ruhig das Versammlungslokal. Paul Futschik wird sich dafür am ►13. Jänner 1882 vor Gericht verantworten müssen. Wenzel Führer wird dafür am ►19. Jänner 1882 verhaftet und am ►14. Februar 1882 vor Gericht gestellt werden.

  • 26. Dezember 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 26. Dezember 1881 findet am Vormittag im Gasthaus »zum Amerikaner« (Ignaz Ludwig), in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]), Gärtnergasse 35 [Grundsteingasse], eine deutsch-tschechoslawische Volksversammlung zur Tagesordnung »1. Zweck und Nutzen der Vereine; 2. Die Presse« statt, an der rund 900 Arbeiterinnen und Arbeiter teilnehmen.

  • 26. Dezember 1881 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 26. Dezember 1881 findet am Nachmittag in »Dreher’s Etablissement« (Anton Dreher) in Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 97, die am ►18. Dezember 1881 verschobene Volksversammlung zur Tagesordnung »1. Die Forderungen der Arbeiter; 2. Die Presse« statt. Als der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) die Feststellung macht, dass die gesamte Wiener Presse von der Polizei bestochen sei, schreitet der anwesende Behördenvertreter ein. Wegen dieser Versammlung werden sich der am ►10. Jänner 1882 verhaftete Wenzel Führer und der am ►12. Jänner 1882 verhaftete Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) am ►14. Februar 1882 vor Gericht verantworten müssen.

  • 27. Dezember 1881 (Dienstag)
    Kindberg (Steiermark): Am 27. Dezember 1881 findet vor dem Bezirksgericht Kindberg der Prozess gegen die Sozialdemokraten Ferdinand Nitsche, Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins Kindberg«, und Karl Schmidinger wegen Übertretung des Vereinsgesetzes statt. Ferdinand Nitsche und Karl Schmidinger werden im Sinne der Anklage zu sechs Tagen Arrest verurteilt, wogegen Karl Schmidinger Berufung anmeldet. Das Verfahren hatte auch Auswirkungen auf den 1873 gegründeten »Arbeiter-Bildungsverein Kindberg«, Sammelbecken von Radicalen, der sich schließlich am 15. März 1885 »freiwillig« auflösen wird.

  • 27. Dezember 1881 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am Dienstag dem 27. Dezember 1881 werden der Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins Floridsdorf«, der Webergehilfe Wilhelm Till (1851–?) und seine Schwiegermutter Klara Heinisch (1823–?) wegen sozialistischer Umtriebe in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) verhaftet und später in das Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert werden. Wilhelm Tills ebenfalls festgenommener und in das Bezirksgericht Korneuburg eingelieferter Bruder, der Webergehilfe Johann Till (1863–?), wird erst im April 1882 nach dreizehn Wochen ohne Anklage aus der Untersuchungshaft entlassen werden. (9. bis 12. Juni 1882)


Bücher und Broschüren der radicalen Arbeiterbewegung 1881

  • [Anonym]: Allgemeiner Arbeiter-Kalender für das Jahr 1882. Herausgegeben von der Ungarländischen Allgemeinen Arbeiterpartei. Budapest: Ungarländische Allgemeine Arbeiterpartei [1881], ? S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Leitmeritz vom 24. November 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Christlich-atheistische Episteln für gläubige und ungläubige Christen, gesammelt und herausgegeben von K. [Budapest]: [ohne Verlag] [1881], ? S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 18. August 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Kalendář dělnictva českomoravského na rok 1882. Ve Vídňi [Wien]: Nákladem vydavatelstva časopisu »Dělnické Listy« [1881], 72 S. Tschechisch: Böhmischmährischer Arbeiterkalender für das Jahr 1882.

  • [Anonym]: Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1882. Herausgegeben von Heinrich Hotze. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1881], 88 S. Herausgeber: Heinrich Hotze (1851–1891). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 2. Dezember 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1882. Herausgegeben von Heinrich Hotze. Nach der Beschlagnahme zweite Auflage. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1881], 88 S. Herausgeber: Heinrich Hotze (1851–1891).

  • Engels, Friedrich; siehe: Marx, Karl

  • Kaler, Emil; siehe: Kaler-Reinthal, Emil

  • Kaler-Reinthal, Emil (1850–1897): Was ist ein Arbeiter? Von Emil Kaler. Graz: Verlag von Emil Kaler 1881 (= Sammlung von socialpolitischen, ökonomischen und damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Abhandlungen, für die österreichische Arbeiterschaft geschrieben. 1.), 11 S. Erschien unter dem Autorennamen »Emil Kaler«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landesgerichts für Strafsachen als Pressgericht Wien vom 1. August 1881 in Österreich verboten.

  • Kaler-Reinthal, Emil (1850–1897): Die neue Gewerbe-Ordnung und die Arbeiter. Von Emil Kaler. Graz: Verlag von Emil Kaler 1881 (= Sammlung von socialpolitischen, ökonomischen und damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Abhandlungen, für die österreichische Arbeiterschaft geschrieben. 2.), 28 S. Erschien unter dem Autorennamen »Emil Kaler«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 1. August 1881 in Österreich verboten.

  • Kaler-Reinthal, Emil (1850 – 1897): Die Stellung der Arbeiter zur nationalen Frage in Oesterreich. Von Emil Kaler. Graz: Verlag von Emil Kaler 1881 (= Sammlung von socialpolitischen, ökonomischen und damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Abhandlungen, für die österreichische Arbeiterschaft geschrieben. 3.), ? S. Erschien unter dem Autorennamen »Emil Kaler«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Graz vom 14. September 1881 in Österreich verboten-

  • [Kautsky, Karl (1854–1938)]: Der Vetter aus Amerika – eine Erzählung für Landleute, erbaulich zu lesen. [Zürich]: [»Der Sozialdemokrat«] [1881], 8 S.; sozialdemokratische Flugschrift. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Korneuburg vom 14. Jänner 1882 in Österreich verboten.

  • [Marx, Karl (1818–1883) / Engels, Friedrich (1820–1895)]: Manifest der Communistischen Partei. [London]: [Communistischer Arbeiter-Bildungs-Verein] [1881], 22 S.; zuerst London 1848. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wels vom 7. Februar 1882 in Österreich verboten.

 

Weitere Bücher und Broschüren im Kontext anarchistischer Bewegungen in Österreich
Auswahl für das Jahr 1881

  • [Anonym]: The »Freiheit« Prosecution. The Trial of Herr Johann Most with Verbatim Rapport of the Address of Mr. A. M. Sullivan, M. P. for the Defence. [London]: [ohne Druckerangabe] [1881], 36 S. Nicht-anarchistische Darstellung mit einer Rede des Juristen und Mitglieds des Parlaments Alexander Martin Sullivan (1830–1884). Englisch: Die »Freiheit«-Anklage. Die »Freiheits-Anklage«. Der Prozess gegen Herrn Johann Most mit wörtlicher Wiedergabe der Rede von Herrn A. M. Sullivan, M. P. für die Verteidigung.

  • Forst, Egon; siehe: Pollak, Alois

  • Pollak, Alois (1844–1904): Gedichte von Egon Forst. Wien: Faesy & Frick, k. k. Hofbuchhandlung 1881, 137 S. Erschien unter dem Autorennamen »Egon Forst«.

 

Verbotene Flugblätter
Auswahl aus dem Jahr 1881

  • [Anonym]: Wie der Peter Zapflhuber aus Penzing die Specialdemokraten aufsucht. Ungarisch-Altenburg: Druck und Verlag von Alexander Czech [1881], Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis - als Pressgericht Feldkirch vom 8. Dezember 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An die Arbeiter in Oesterreich! [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1881], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London), 2. Jg., Nr. 49 (4. December 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Steyr vom 19. Jänner 1881 und des Landes- als Pressgericht Wien vom 21. Jänner 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [Druck von Wilhelm Jacobi] [1881], Flugblatt. Die Druckschrift wurde am 19. August 1881 vollständig polizeilich beschlagnahmt.

  • [Anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [ohne Verlag] [1881], Flugblatt; Neuauflage der am 19. August 1881 beschlagnahmten Flugschrift, nunmehr mit dem Vermerk des Bedauerns versehen, dass die ganze letzte Auflage von der löblichen Polizei-Behörde konfisziert wurde. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 10. November 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Eigenthums-Wahnsinn. London: »Freiheit«, Expedition, 252, Tottenham Court Road, London W. [1881], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London), 3. Jg., Nr. 26 (18. Juni 1881). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht in Strafsachen Wien vom 7. Februar 1880 in Österreich verboten.

 

Für die radicale Arbeiterbewegung in Österreich wichtige Zeitungen und Zeitschriften
Auswahl für das Jahr 1881

 

Autor: Reinhard Müller
Version: November 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
Copyleft

Daten
bis
31. Dezember 1881
von
1. Januar 1881
  • 1

    August Krčal (1860–1894): Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Österreichs. 1867–1892. Eine kritische Darlegung. Graz: Selbstverlag des Verfassers 1893, S. 15–16.

  • 2

    Max Nettlau (1865–1944): Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880–1886. Berlin: Gilde freiheitlicher Bücherfreunde [1931] (= Beiträge zur Geschichte des Sozialismus, Syndikalismus, Anarchismus. 5. / Gildenbücher. 6.), S. 157.

  • 3

    Vgl. [anonym]: Wie der Peter Zapflhuber aus Penzing die Specialdemokraten aufsucht. Ungarisch-Altenburg: Druck und Verlag von Alexander Czech [1881]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Graz vom 31. Mai 1881 in Österreich verboten.

  • 4

    Vgl. [anonym]: An die Arbeiter in Oesterreich! [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1881], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London), 2. Jg., Nr. 49 (4. December 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Steyr vom 19. Jänner 1881 und des Landes- als Pressgericht Wien vom 21. Jänner 1881 in Österreich verboten.

  • 5

    Vgl. [anonym]: An die »unteren« Postbeamten! Leidensgenossen! London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 6

    Vgl. [anonym]: An das deutsche Proletariat. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit. Socialdemokratisches Organ« (London), 2. Jg., Nr. 18 (1. Mai 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 7

    Vgl. [anonym]: Aus dem Gerichtssaale. [/] Wien, 22. April. (Zum Falle Walecka.), in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [18]. Jg., Nr. 5981 (23. April 1881), S. 7.

  • 8

    Vgl. [anonym]: Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880]; später abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London) vom 12. Februar 1881. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 13. Dezember 1880 in Österreich verboten.

  • 9

    [Anonym]: Aufgefangener Brief aus Konstantinopel. [/] Gott sei Dank!, in: Figaro. Humoristisches Wochenblatt (Wien), 25. Jg., Nr. 14 (2. April 1881), S. 55.

  • 10

    Vgl. Dionys Zinner (1858–1926): Aus Parteikreisen. [/] Geehrter Herr!, in: Die Zukunft (Wien), [3]. Jg., Nr. 44 (28. Juli 1881), S. [3].

  • 11

    Vgl. [anonym]: Zur Beachtung, in: Die Zukunft (Wien), [3]. Jg., Nr. 38 (28. April 1881), S. [4].

  • 12

    Josef Peukert (1855–1910), zitiert nach den Protokollmanuskripten in Max Nettlau (1865–1944): Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880–1886. Berlin: Asy-Verlag [1931] (= Beiträge zur Geschichte des Sozialismus, Syndikalismus, Anarchismus. 5. / Gildenbücher. 6.), S. 204.

  • 13

    Vgl. [anonym]: Christlich-atheistische Episteln für gläubige und ungläubige Christen, gesammelt und herausgegeben von K. [Budapest]: [o. V.] [1881]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 18. August 1881 in Österreich verboten.

  • 14

    Vgl. [anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [Druck von Wilhelm Jacobi] [1881], vollständig polizeilich beschlagnahmt. Eine Neuauflage wird am ►11. September 1881 erscheinen.

  • 15

    Vgl. [anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [ohne Verlag] [1881], Flugblatt; Neuauflage der am 19. August 1881 beschlagnahmten Flugschrift, nunmehr mit dem Vermerk des Bedauerns versehen, dass die ganze letzte Auflage von der löblichen Polizei-Behörde konfisziert wurde. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 10. November 1881 in Österreich verboten werden.

  • 16

    Vgl. [Karl Kautsky (1854–1938)]: Der Vetter aus Amerika – eine Erzählung für Landleute, erbaulich zu lesen. [Zürich]: [»Der Sozialdemokrat«] [1881], 8 S.; sozialdemokratische Flugschrift. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Korneuburg vom 14. Jänner 1882 in Österreich verboten werden.

  • 17

    Anspielung auf den bekannten Anarchisten, Schriftsteller, Journalisten und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906).

  • 18

    Vgl. [Karl Marx (1818–1883) / Friedrich Engels (1820–1895)]: Manifest der Communistischen Partei. [London]: [Communistischer Arbeiter-Bildungs-Verein] [1881], 22 S.; zuerst London 1848. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wels vom 7. Februar 1882 in Österreich verboten werden.

  • 19

    Aus dem Erlass des Statthalters von Niederösterreich Ludwig Possinger (1823–1905). Wien, am 8. Juli 1882, zitiert nach Ludwig Brügel (1866–1942): Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. Dritter Band: Parteihader. Propaganda der Tat. Einigung. (1878 bis 1889). Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1922, S. 229.

  • 20

    Vgl. [anonym]: Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1882. Herausgegeben von Heinrich Hotze. Nach der Beschlagnahme zweite Auflage. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1881], 88 S.