Anton Christoph (1857–1882)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Anton Georg Christoph
Geburtsdatum
3. September 1857
Sterbedatum
19. Oktober 1882
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Anton Christoph; tschechische Namensform: Antonín Christoph (Polkowitz, Mähren [Polkovice, Tschechien] 15. März 1816 – Zwischenbrücken, Niederösterreich [zu Wien 20.] 17. Mai 1864), Sohn einer Hausfrau und eines Kleinhäuslers: Bahnwächter bei der Nordbahn. Heirat in Wien-St. Leopold am 21. November 1852 mit:
Mutter: Theresia Christoph, geborene Köhler; tschechische Namensform: Terezie Christoph, geborene Köhler (Petersdorf, Mähren [Hraničné Petrovice, Tschechien] 11. April 1825 – ?), Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners: Dienstmagd und Hausfrau
Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Anton Christoph, schon früh kränklich und seit 1864 Halbwaise, erlernte den Beruf eines Schriftsetzers und arbeitete in der Druckerei von Wilhelm Jacobi (1833–1900) in Wien, wo die Zeitung »Die Zukunft« (Wien) hergestellt wurde, in deren Herausgeberkomitee Christoph im März 1881 gewählt wurde, dem er bis Juni 1882 angehörte. Bereits am 6. Oktober 1880 wurde Christoph im Zusammenhang mit der so genannten Bambus-Affäre – die Versendung von in London (England) hergestellten Druckwerken in Bambusrohren – verhaftet, aber nach vier Stunden wieder freigelassen. Außerdem soll er dem geheimen Aktionskomitee und im Herbst 1881 dem Exekutivkomitee der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« angehört haben und war Mitglied der Unterrichtssektion des »Arbeiter-Bildungsvereins Floridsdorf«. Am 18. August 1881 fand bei Christoph in dessen Abwesenheit eine Hausdurchsuchung statt, weil er im Verdacht stand, die antiklerikale Schrift »Christlich-atheistische Episteln für gläubige und ungläubige Christen«1 zu besitzen. Am nächsten Tag wurde die in der Druckerei Wilhelm Jacobi beschäftigte Zeitungsauflegerin Antonia Pokorny verhaftet, als sie mit sieben- bis achttausend Exemplaren des verbotenen Flugblatts »An das österreichische Volk«2 die Druckerei Wilhelm Jacobi verließ, wurde aber bald wieder freigelassen. Christoph wurde als angeblicher Drucker des Flugblatts sofort verhaftet. Nach fünf Wochen Untersuchungshaft fand am 28. September 1881 vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Anton Christoph statt, angeklagt der Verbrechen des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. Als Zeugin wurde auch Antonia Pokorny einvernommen. Christoph wurde jedoch vom Schwurgericht mit sieben Ja- gegen fünf Nein-Stimmen freigesprochen. Christoph, der dem vermutlich im Oktober 1881 neugewählten Exekutivkomitee der Radicalen angehörte, wurde bereits am 9. Dezember 1881 vom Bezirksgericht Korneuburg (Niederösterreich) wegen Übertretung des Pressegesetzes zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. In der Haft verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand derart, dass er nicht mehr aufrecht gehen konnte. Bei einer Sitzung des geheimen »Clubs Nummer II« im Mai 1882 soll sich Christoph für die Beschaffung von Geld für die Agitation um jeden Preis ausgesprochen haben. Im Juni 1882 musste Christoph krankheitsbedingt aus dem Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Zukunft« ausscheiden, wurde in die Wiener Kranken-Anstalt Rudolph-Stiftung (heute Klinik Landstraße) eingeliefert, wo er fünfundzwanzigjährig an Lungentuberkulose verstarb.

Adressen

  • Zwischenbrücken, Niederösterreich [zu Wien 20.], Wächterhaus 1 (Geburtsadresse)
  • Wiener Kranken-Anstalt Rudolph-Stiftung [Klinik Landstraße], Wien 3., Boerhaavegasse 8 und 13 (Sterbeadresse)

Nachrufe

  • Die Zukunft (Wien), [4]. Jg., Nr. 75-Beilage (9. November1882), S. [2].
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Christlich-atheistische Episteln für gläubige und ungläubige Christen, gesammelt und herausgegeben von K. [Budapest]: [o. V.] [1881]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 18. August 1881 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [Druck von Wilhelm Jacobi] [1881], 1 Bl. Das am 19. August 1881 beschlagnahmte Flugblatt erschien im September 1881 in einer Neuauflage, nunmehr mit dem Vermerk des Bedauerns versehen, dass die ganze letzte Auflage von der löblichen Polizei-Behörde konfisziert wurde. Vgl. [anonym]: An das österreichische Volk. [Wien]: [ohne Verlag] [1881]. Flugschrift. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 10. November 1881 in Österreich verboten.