August Radimský (1862–1929)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Augustín Radimský
deutsche Namensform: August Radimsky
Deckname: Gusta
Geburtsdatum
23. März 1862
Sterbedatum
4. Januar 1929
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Augustín Radimský (um 1836 – Lomnitz an der Popelka, Böhmen [Lomnici nad Popelkou, Tschechien] 14. Februar 1864): Buchbinder; Heirat mit:
Mutter: Nepomucena Radimský, geborene Jandourek: Hausfrau
Ehe: mit Paulina Scholze, Tochter einer Taglöhnerin und eines Taglöhners (? – Wien April 1936): Hausfrau
Kinder: mehrere, darunter:
Tochter: Olga Radimský (Reinowitz, Böhmen [Rýnovice, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien] 26. Juni 1886 – Reinowitz, Böhmen [Rýnovice, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien] 24. Juli 1886)
Sohn: Franz Emil Radimský (Reinowitz, Böhmen [Rýnovice, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien] 1. Oktober 1888 – Kratzau (Böhmen [Chrastava, Tschechien] 2. Oktober 1890)

Biographie

August Radimský, Sohn einer Hausfrau und eines Buchbinders, wurde bereits 1864 Halbaise und wuchs bei seinem Stiefvater, einem Fabriksangestellten, in Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) auf. Radimský, der zunächst als Praktikant in einer Weberei arbeitete, schloss sich der radicalen Arbeiterbewegung an.

Schließlich wurde August Radimský Kontorist bei der Spinnerei der Firma »Brüder Perutz« in Lieben (Böhmen [Libeň, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]), wo er nach einer Hausdurchsuchung am 28. Oktober 1881 in das Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) eingeliefert wurde. Er wurde im großen Prozess gegen einunddreißig Radicale, der vom 23. Jänner bis 4. Februar 1882 vor dem Landes- als Strafgericht Prag in geheimer Verhandlung stattfand, wegen Vergehens der Mitgliedschaft in einer geheimen Gesellschaft zu sechs Wochen einfachem Arrest verurteilt und aus Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) für beständig abgeschafft und unter polizeiliche Überwachung gestellt: »1524 Radimský August, Anhänger der sozialdemokratischen Partei, aus Prag für beständig abgeschafft, 19 J. alt, Comptoirist, nach Lomnitz, Bez. Jičin zust., weg. Vergehens der §§. 285, 286 a, 287 c St.-G. mit 6wöchentl. Arreste gestraft u. nach $. 23 P.-G. zur Geldstrafe per 10 fl., event. 2täg. Arreste verurtheilt. Bol.-Dion. Prag 27/4. 821

August Radimský übersiedelte zunächst nach Reichenberg, wo er bei seinem Stiefvater Franz Geller wohnte und in der mechanischen Weberei der Firma »Neumann & Büren« Arbeit fand. Schließlich ließ er sich in Reinowitz (Böhmen [Rýnovice, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien]) nieder und arbeitete als Manipulant in der Spinnerei und Weberei der Firma »Mauthner & Oesterreicher« in Grünwald an der Neiße (Böhmen [Mšeno nad Nisou, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien]). Auch hier war er als Radicaler agitatorisch äußerst aktiv. Schließlich wurde er nach einer Hausdurchsuchung, bei der radicale Druckschriften gefunden wurden, am 12. Jänner 1884 verhaftet. Er wurde am 21. April 1884 vom Landes- als Erkenntnisgericht Prag wegen Vergehens der Geheimbündelei zu acht Monaten strengem Arrest verurteilt. Nach seiner Haftentlassung konnte er seinen alten Posten wieder antreten, doch wurde er anlässlich eines Streiks in seinem Betrieb 1887 im Oktober 1888 auf Betreiben der Bezirkshauptmannschaft entlassen.

August Radimský fand nun über Vermittlung von Sozialdemokraten Arbeit als Buchhalter in Kratzau (Böhmen [Chrastava, Tschechien]). Als Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) 1891 nach Reichenberg fahren sollte, wurde bei einer Brücke eine Dynamitpatrone zur Explosion gebracht. Der damals zufällig in Reichenberg anwesende Radimský geriet unter Verdacht und verlor daraufhin seinen Posten. August Radimský schloss sich 1889 endgültig der Sozialdemokratie an und wurde 1889 Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung »Gleichheit« (Wiener Neustadt).

August Radimský übersiedelte 1891 mit seiner Familie nach Wien. Hier war er ein wichtiger Parteifunktionär, war seit 1891 in der Verwaltung und Expedition der sozialdemokratischen »Arbeiter-Zeitung« (Wien) tätig und 1895 bis 1901 deren verantwortlicher Redakteur. In dieser Funktion hatte er zahlreiche Prozesse wegen Vergehens gegen das Pressegesetz und wegen Ehrenbeleidigung. Radimský war auch in der tschechischen Sozialdemokratie aktiv, kandidierte zwei Mal für die fünfte Kurie in Mähren und war auch bis zu seiner Pensionierung 1926 als Übersetzer tätig.

Adressen

  • Lomnitz an der Popelka, Böhmen [Lomnici nad Popelkou, Tschechien], Lomnitz 24 (Geburtsadresse)
  • Reinowitz, Böhmen [Rýnovice, zu Jablonec nad Nisou, Tschechien], Reinowitz 38 (1886 bis 1888)
  • Kratzau (Böhmen [Chrastava, Tschechien]), Kratzau 128 (1890)
  • Wien 5., Reinprechtsdorfer Straße 47 (1895)
  • Wien 5., Bräuhausgasse 51 (1916 bis 1929; Sterbeadresse)

Übersetzer

  1.  Karel Marx [d. i. Karl Marx (1818–1883)] / Bedřich Engels [d. i. Friedrich Engels (1820–1895)]: Komunistický manifest. Autorisovaný český překlad A. Radimskěho. Ve Vídni [Wien]: Nákladem vydavatelstva »Dělnických Listá« 1893, ? S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Brünn vom 9. September 1893 in Österreich verboten. Original: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848. Tschechisch: Das Kommunistische Manifest. Autorisierte tschechische Übersetzung von A. Radimský.
    b) Komunistický manifest. Přeložil a vzhledem k tiskovým poměrům rakouským upravil A. Radimský. Druhe vydani. V Praze [Praha]: Nákladem časopisu »Zár« 1898 (= Dělnická knihovna. 8.), 51 S.
Karte
  • 1

    [Anonym]: 1524 Radimský August, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 31 (7. Mai 1882), S. 127.