Andreas Grosse (1840–1917)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Andrej Grosse
falsche Namensschreibweise: Andreas Große
Geburtsdatum
11. September 1840
Sterbedatum
30. November 1917
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Andreas Grosse: Schuhmacher; Heirat mit:
Mutter: Amalia Grosse, geborene Kubin: Hausfrau
Ehe: in Krems an der Donau (Niederösterreich) am 5. Juli 1864 mit Marie Antonia Wrba (Kuttenberg, Böhmen [Kutná Hora, Tschechien] um 1836 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Fabrikarbeiters: Hausfrau
Tochter: Josefa Grosse (Krems an der Donau, Niederösterreich 15. März 1865 – Krems an der Donau, Niederösterreich 12. Mai 1865)
Sohn: Leopold Grosse (Krems an der Donau, Niederösterreich 15. November 1866 – Krems an der Donau, Niederösterreich 4. Jänner 1871)
Sohn: Andreas Grosse (Krems an der Donau, Niederösterreich 12. Jänner 1869 – Krems an der Donau, Niederösterreich 11. März 1869)
Tochter: Elisabeth Grosse (Krems an der Donau, Niederösterreich 25. April 1870 – Krems an der Donau, Niederösterreich 14. Mai 1870)
Tochter: Maria Grosse (Krems an der Donau, Niederösterreich 6. Dezember 1871 – ?)

Biographie

Andreas Grosse war ein gelernter Schuhmacher. Er arbeitete zunächst in Krems an der Donau (Niederösterreich) als Schuhmachermeister.

1874 übersiedelte Andreas Grosse mit seiner Familie nach Wien, wo er als Miedermacher arbeitete und sich 1875 der sozialistischen Arbeiterbewegung anschloss. 1879 wurde er Obmann des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«. Außerdem war Grosse 1879 Mitglied des Herausgeberkomitees der Zeitung »Der Proletarier« (Wien), welche aber bereits nach Erscheinen der ersten Nummer (28. August 1879) behördlich verboten wurde. Wegen dieser Zeitung wurde er am 3. Jänner 1880 im Prozess vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien wegen Überschreitung des Pressegesetzes durch Irreführung der Behörde zu 10 Gulden Geldstrafe, eventuell 48 Stunden Arrest, und zu 24 Stunden Arrest, verschärft durch Fasten, verurteilt. Grosse schloss sich nun der radicalen Arbeiterbewegung an. Schon bei der Gründung der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) im Oktober 1879 wurde Grosse in das Herausgeberkomitee gewählt, dem er bis November 1881 angehörte, und deren Administration er vom Oktober 1880 bis November 1881 innehatte. Als Administrator der Zeitung gab er auch den »Österreichischen Arbeiter-Kalender für das Jahr 1881« heraus, dessen erste Auflage am 6. Dezember 1880 beschlagnahmt wurde. Im August 1880 wurde er als Obmann in das Wiener Agitationskomitee der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« gewählt, dem er bis zum Sommer 1881 angehörte. Grosse sollte auch am 31. Oktober 1880 an der – allerdings gescheiterten – Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Linz an der Donau (Oberösterreich) als Wiener Delegierter teilnehmen. Bei der für die Auseinandersetzung zwischen Radicalen und Gemäßigten wichtigen Versammlung für den kommenden Parteitag in »Schwender’s Colosseum« (Anna Silberbauer, damals noch verwitwete Schwender) in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Fünfhauser Hauptstraße, Ecke Kirchengasse [Mariahilfer Straße, Ecke Reindorfgasse], am 14. November 1880 führte Grosse den Vorsitz und vertrat die Radicalen. Andreas Grosse und der Schuhmachermeister Josef Marschall (1858–?), ein Gemäßigter, sollen als Organisatoren dieser Versammlung vom Reichsratsabgeordneten Ferdinand Kronawetter (1838–1913) 500 Gulden erhalten haben. Am 25. Dezember 1880 nahmen Andreas Grosse und Josef Marschall als niederösterreichische Delegierte an der zweiten geheimen Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Julienfeld (Mähren [Juliánov, zu Brno, Tschechien]) teil. Im Zusammenhang mit seiner Teilnahme an der dritten geheimen Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« nahe Mürzzuschlag (Steiermark) am 14. August 1881 fand bei Grosse am 15. September 1881 eine Hausdurchsuchung statt, und am 29. November 1881 wurde er im Radicalen-Prozess vor dem Landes- als Schwurgericht Graz in geheimer Verhandlung des Verbrechens der Geheimbündelei angeklagt und wegen Störung der öffentlichen Ruhe zu zwei Monaten Arrest verurteilt.

Nach Verbüßung seiner Haftstrafe scheint sich Andreas Grosse aus der Arbeiterbewegung etwas zurückgezogen zu haben. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, warum er im Februar 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien nicht ausgewiesen wurde. Um 1886 scheint sich Grosse endgültig der gemäßigten Arbeiterbewegung um den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) angeschlossen zu haben. Grosse nahm auch an der Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Linz an der Donau (Oberösterreich) am 25. Dezember 1887 teil, auf der endlich die Einigung der Lager der Radicalen und Gemäßigten vollzogen werden sollte. Hier erklärte aber Grosse noch, dass auch künftig die Anarchisten als Kampfgenossen angesehen und als solche unterstützt werden sollten. Er wurde im Jänner 1888 als Obmann-Stellvertreter in den Ausschuss des gemäßigten »Politischen Vereins ›Wahrheit‹« gewählt, referierte auf dem vom 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 in Hainfeld (Niederösterreich) abgehaltenen so genannten Einigungsparteitag der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« über das Unterstützungswesen, war 1889 bis 1890 Mitherausgeber und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift »Sozialdemokratische Monatsschrift« (Wien) und war schließlich Mitglied des ersten Zentralwahlkomitees der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« für die Reichsratswahlen 1891. Grosse wurde Mitglied des niederösterreichischen Landesausschusses der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« und wirkte viele Jahre als Kassier des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«, des »Politischen Vereins ›Gleichheit‹« und der »Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse«. Anlässlich einer am 10. Dezember 1893 in Wolkersdorf [zu Mank] (Niederösterreich) gehaltenen Rede wurde Andreas Grosse vom Bezirks- als Schwurgericht Korneuburg (Niederösterreich) am 28. Mai 1894 zu sieben Monaten schwerem Kerker verurteilt.

Adressen

  • Krems 196, Krems an der Donau, Niederösterreich (1864)
  • Krems 202, Krems an der Donau, Niederösterreich (1865 bis 1866)
  • Krems 84, Krems an der Donau, Niederösterreich (1869)
  • Krems 100, Krems an der Donau, Niederösterreich (1870)
  • Wien 5., Schwarzhorngasse 5 (1905 bis 1913)
  • Liesing, Niederösterreich [zu Wien 23.], Josef-Schöffel-Gasse 36 [Elisenstraße] (1913 bis 1917 Wohnadresse; Sterbeadresse)

Herausgeber

  1. Oesterreichischer Arbeiter-Kalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1880], 88 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. Dezember 1880 in Österreich verboten.
    b) Oesterreichischer Arbeiter-Kalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Nach der Beschlagnahme zweite Auflage. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1881], 88 S.
Karte