02.02.00. Die Radicalen formieren sich. 1879 bis 1882 / Chronik 1880

Überblick

1880 etablierte sich Wien (einschließlich seiner Vororte) als Zentrum der radicalen Arbeiterbewegung in Österreich. In den außerhalb Österreichs liegenden Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie waren es vor allem die Kronländer Böhmen und Mähren, in denen sich nun eine radicale Arbeiterbewegung herausbildete. Ein Zentrum war diesbezüglich Nordböhmen, besonders Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) und Umgebung, wo die Tuchmachergehilfen Anton Behr (1854–1931) und Franz König (1849–?) sowie der Webereiarbeiter und Schriftsteller Josef Schiller (1846–1897) als Pioniere wirkten. In Mähren organisierten sich Radicale vor allem in der Hauptstadt Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) und in Proßnitz (Mähren [Prostějov, Tschechien]). Die böhmischen und mährischen Radicalen standen bereits in teils engem Kontakt mit den Radicalen in Wien, insbesondere mit der dortigen tschechoslawischen Arbeiterbewegung. Gerade in Wien wurde die im sozialdemokratischen Lager entstandene und von den Arbeiterführern bewusst geförderte nationale Trennung zwischen der zahlenmäßig überlegenen deutschsprachigen und der durch Aktivität überaus präsenten tschechoslawischen Arbeiterbewegung deutlich sichtbar. Die Stärke der Wiener Tschechoslawen (in Wien lebende Tschechen und Slowaken aus Böhmen und Mähren) erklärt sich aus dem Umstand, dass von den 1880 in Wien lebenden 705.402 Einwohnern 214.932 in Böhmen oder Mähren heimatberechtigt waren; dazu kamen bereits nach Wien eingebürgerte Tschechoslawen, über die es allerdings keine genauen Daten gibt. Jedenfalls drängte die radicale Arbeiterbewegung die ansonsten dominanten nationalistischen Elemente der Sozialdemokratie für einige Jahre in den Hintergrund.

1880 war das Jahr, in welchem Angehörige der österreichischen Arbeiterbewegung begannen, geheime Clubs zu gründen. Diese Organisationsform war grundlegend für die radicale Arbeiterbewegung und, daraus hervorgehend, auch für die anarchistischen Bewegungen in Österreich bis Anfang der 1890er-Jahre. Über die Entstehung dieser geheimen Clubs ist wenig bekannt, doch sollen die ersten bereits im Sommer 1880 in Wien gegründet worden sein. Die Polizei berichtete Ende August 1880, dass in der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« die »jungen, unbesonnenen Elemente die Oberhand« gewonnen und »den Schwerpunkt der Organisation in die von ihnen mit aller erdenklichen Vorsicht gegründeten geheimen Clubs« verlegt hätten.1 Auch die Wiener tschechoslawischen Sozialdemokraten begannen wohl auf Initiative des Kürschnergehilfen Johann Petržílek (1855–1946), des Sattlergehilfen Vinzenz Zich (1846–1917) sowie des Silberarbeiters Norbert Zoula (1854–1886) im Sommer 1880 mit der Organisation geheimer tschechoslawischer Clubs. Damit waren nunmehr sowohl die »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) wie auch die deutschsprachige »Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs« öffentlich und geheim organisiert.

Spätestens 1880 wurden wichtige Fachvereine (Gewerkschaften) von Radicalen übernommen. In Wien und den Vororten waren dies besonders die Fachvereine der Eisen- und Metallarbeiter, der Schuhmacher, der Kleidermacher, der Bäckereiarbeiter, der Tischler, der Hutmacher und der Weber, in Graz (Steiermark) jene der Schuhmacher, der Kleidermacher und der Bäckereiarbeiter. Hand in Hand damit ging die zunehmend radicale Ausrichtung der verschiedenen Fachzeitungen (Gewerkschaftszeitungen). 1880 wurden in Wien und Graz auch wichtige »Allgemeine Arbeitervereine« von Radicalen übernommen.

Im Jahr 1880 begann auch die Flugschriftenpropaganda der radicalen Arbeiterbewegung in Österreich. Es handelte sich dabei zunächst um in England von der Zeitung »Freiheit« (London) gedruckte Flugblätter und Flugschriften, deren Besitz und Verbreitung in Österreich von den Behörden sofort verfolgt wurden. Hervorzuheben ist die so genannte Bambus-Affäre im Oktober 1880. Für die Flugschriftenpropaganda gab es seit 1880 einen von der in London (England) erschienenen Zeitung »Freiheit« verwalteten eigenen Agitationsfonds, wobei alle Ausgaben für Österreich von den Gruppen vor Ort bestritten werden mussten. Für die Zeitung »Die Zukunft« (Wien) wurde 1880 und für die verschiedenen Fachzeitungen spätestens 1881 in Wien ein eigener Unterstützungsfonds eingerichtet, der von der Wiener Zeitung »Die Zukunft« verwaltet wurde.

Mit dem Fortschreiten der radicalen Arbeiterbewegung in Österreich nahmen auch die behördlichen Verfolgungen zu. August, Oktober und Dezember 1880 gab es richtige Verhaftungswellen. In der nachfolgenden Chronik können wegen der Übersichtlichkeit und auch aus Platzmangel nur ausgewählte Verhaftungen und Aburteilungen berücksichtigt werden. Neben geringfügig bestraften Delikten wie Pressevergehen und Verstöße gegen das Versammlungs- und Vereinsgesetz wurden vor allem die beiden politischen Verbrechen des Hochverrats und der Geheimbündelei eingeklagt, unter den nichtpolitischen Verbrechen vor allem Majestätsbeleidigung, Verbreitung verbotener Druckschriften, Religionsstörung sowie Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. Mindestens seit 1880 (in diesem Jahr wurden 1.064 Gulden und 49 Kreuzer eingezahlt) gab es einen Inhaftiertenfonds der Radicalen, der laut Polizeiangaben 1883 mit 6.608 Gulden und 7 Kreuzer bereits den größten Teil der finanziellen Mittel der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« aufbrauchte.

 

Chronik

  • Anfang Jänner 1880
    Wien und Vororte: Anfang Jänner1880 sprechen sich in einer Sitzung des Wiener Agitationskomitees der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« zwei Radicale, nämlich der Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) sowie der Zimmer- und Dekorationsmalergehilfe Franz Xaver Schneider (1857–1896?), für eine Organisation geheimer Clubs aus.

  • 3. Jänner 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 3. Jänner 1880 findet vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen die Herausgeber der Zeitungen »Die Freiheit. Organ des arbeitenden Volkes« (Wien), erschienen vom ►21. August bis 19. September 1879, und »Der Proletarier. Sozial-demokratisches Organ« (Wien), erschienen am ►28. August 1879, statt. Der Woll- und Seidenfärbergehilfe Josef Bardorf (1847–1922), der Schuhmachermeister und nunmehrige Miedermacher Andreas Grosse (1840– 1917), der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921), der Schriftsetzer Johann Schwarzinger (1846–1928), der Knopfdrechslergehilfe Josef Temke (1841–?), der Kartenmaler Andreas Voglgruber (1832–?) und der wegen seiner Flucht abwesende Färbergehilfe Wilhelm Poppenberger (1851–?) werden der Übertretung des Pressegesetzes durch Irreführung der Behörde angeklagt, weil beide Zeitung gemäß Form, Erscheinungsweise, Zusammensetzung der Redaktion und Administration sowie wegen des beiden Zeitungen gemeinsamen Druckers nur ein Zeitung darstellten, jedoch nur für eine der beiden Zeitungen die notwendige Kaution erlegt worden ist. Josef Bardorf, Johann Schwarzinger und Andreas Voglgruber werden zu je 50 Gulden Geldstrafe, eventuell zehn Tage Arrest, und zu drei Tagen Arrest, verschärft durch einen Fasttag, Andreas Grosse, Josef Hybeš und Josef Temke zu je 10 Gulden Geldstrafe, eventuell 48 Stunden Arrest, und zu 24 Stunden Arrest, verschärft durch Fasten, verurteilt. Die Berufungsverhandlung der Verurteilten findet am 15. Mai 1880 statt.

  • 6. Februar 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 6. Februar 1880 wird in Atzgersdorf (Niederösterreich [zu Wien 23.]) der Hafnergehilfe Emanuel Doktor (1844–1925), Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins in Atzgersdorf«, wegen Verbreitung der verbotenen Flugschrift »Die Zeiten sind schlecht«2 verhaftet und nach Wien eskortiert. Der Prozess gegen Emanuel Doktor wird am ►23. April 1880 stattfinden. Es ist dies die erste Festnahme eines Radicalen wegen Verbreitung in London (England) hergestellter sozialistischer Druckwerke in Österreich. Im Rahmen dessen werden mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt, darunter am 7. Februar 1880 auch in der Administration der Zeitung »Die Zukunft« (Wien). Bemerkenswert ist, dass zu diesem Zeitpunkt die Flugschriften noch verkauft werden, nämlich um einen Kreuzer je Exemplar. Die angeführte Flugschrift wird im Februar 1880 auch in anderen Orten Österreichs verbreitet, insbesondere in den Industriegebieten, etwa in Steyr (Oberösterreich).

  • 8. Februar 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 8. Februar 1880 wird in Wien der Schneidergehilfe Ármin Práger (1851–1905) wegen Vertriebs der verbotenen Flugschrift »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) verhaftet. Der Prozess gegen Ármín Práger wird am ►23. April 1880 stattfinden.

  • 15. Februar 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 15. Februar 1880 wird in einer Sitzung der Wiener Lokalorganisation das Agitationskomitee der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« neu gewählt. Ihm gehören nunmehr der Schuhmachermeister Franz Ambroschitz (1853–1910), der Woll- und Seidenfärbergehilfe Josef Bardorf (1847–1922), der Maschinenschlosser Wilhelm Grössl (1846–1895), der Tischlergehilfe Heinrich Hotze (1851–1891), der Steinmetzgehilfe Raimund Körbler (1846–1931), der zum Obmann gewählt wird, obwohl er ein Gegner der Club-Bildung ist, der Tischlergehilfe Alois Treibenreif (1836–1903), der Futteralmacher Johann Wittasek (1850–1912), der Schuhmachermeister Emanuel Zadravec (1850–1918) und der Sattlergehilfe Vinzenz Zich (1846–1917) an. Dieses Komitee wird mit der Organisierung geheimer Clubs beauftragt (►August 1880).

  • 16. Februar (Montag) bis 15. April 1880 (Donnerstag)
    Krakau, Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]: Am 16. Februar 1880 beginnt in Krakau der Prozess gegen vierunddreißig Sozialisten, die sich bereits über ein Jahr in Untersuchungshaft befinden. Nachdem die ursprüngliche Anklage wegen Verbrechens des Hochverrats fallengelassen worden war, werden sie nun des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung an. Alle Angeklagten werden am 15. April 1880 von der Anklage freigesprochen. Allerdings werden drei Angeklagte wegen Falschmeldung zu fünf beziehungsweise sieben Tage Arrest und zwei Angeklagte wegen unerlaubter Rückkehr nach ihrer Ausweisung zu je einem Monat Arrest verurteilt. (►7. September 1880) Unter den freigesprochenen Angeklagten befindet sich auch der am 5. April 1879 (Samstag) in Wien verhaftete Technikstudent am k. k. Polytechnischen Institut [heute Technische Universität] in Wien Edmund Mikiewicz (1854–1906) (Ende Juni 1880).

  • 1. März 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 1. März 1880 wird der Taglöhner Johann Langer alias Dobrodinsky (1846–?) wegen Verbreitung verbotener Druckschriften in Untersuchungshaft genommen und des Verbrechens des Hochverrats sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung angeklagt. Er wird am 2. Juni 1880 (Mittwoch) ohne Anklageerhebung freigelassen werden.

  • 13. März 1880 (Samstag)
    Karlau [zu Graz] (Steiermark): Am 13. März 1880 verlässt der am 17. Jänner 1879 verhaftete und am 25. April 1879 wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung und Beleidigung von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses zu vierzehn Monaten schwerem Kerker verurteilte Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897) die Strafanstalt Karlau [zu Graz] (Steiermark). Seine Haftzeit wurde verkürzt, weil Kaler-Reinthal diese auf eigenen Wunsch in Einzelhaft verbrachte. Schwer krank, wird er sich zunächst von der Bewegung zurückziehen und ab dem 24. Mai 1880 (Montag) etwa einen Monat bei Verwandten in Burgau (Steiermark) verbringen. Diese bekannte Persönlichkeit der österreichischen Arbeiterbewegung wird sich nun vorübergehend den Radicalen annähern.

  • 13. März 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 13. März 1880 wird auf dem Schmelzer Friedhof in Fünfhaus (Niederösterreich [Wien 15.]) der Hutmachergehilfe Rudolf Hofmann (1855–1924), verhaftet, weil er dort ein Flugblatt verteilt, in welchem für den nächsten Tag zu einer Demonstration für die Märzgefallenen (►14. März 1880) aufgerufen wird: »Arbeiter Wiens! Ehret die Kämpfer für Freiheit. Sonntag d. 14. d. M. findet ein Aufmarsch sämmtlicher Arbeiter zu den März-Gefallenen vom Jahre 1848 statt. Sammelplatz um 9 Uhr Vormittags in Zobel’s Localitäten. Abmarsch 10 Uhr.«3 Diese Aktion ist auch als Reaktion auf das Vorgehen der Behörden zu verstehen: Die vom Schlossergehilfen Johann Wach (1849–?) – er wird am Mittwoch dem 1. Februar 1884 aus Wien ausgewiesen werden – für den 14. März 1880 in das Gasthaus »zum Pariser Garten«, Wien 5., Siebenbrunnengasse 59, einberufene tschechoslawische Arbeiterversammlung zum Thema »Die neue Gewerbeordnung« wird ebenso behördlich verboten wie jene von Rudolf Hofmann für den 15. März 1880 in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, einberufene Versammlung zum Thema »Die achtjährige Schulpflicht«. Wegen seines am 13. März 1880 verteilten Flugblatts wird Rudolf Hofmann am ►15. März 1880 verurteilt werden.

  • 14. März 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 14. März 1880 treffen sich um 9 Uhr 30 etwa 200 Arbeiter in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, ziehen in kleinen Gruppen zum Schmelzer Friedhof, versammeln sich beim Denkmal für die Märzgefallenen der Revolution 1848 und zerstreuen sich danach um etwa 12 Uhr ohne Zwischenfälle, außer einer vorübergehenden Festnahme des Studenten der Bildhauerei Franz Gyra (~1858–?) wegen einer angeblich aufreizenden Äußerung, die er in seiner Ansprache begangen haben soll. Erst am ►22. März 1880 beginnen die Verhaftungen im Zusammenhang mit dieser Feier für die Märzgefallenen. Franz Gyra selbst wird kurz danach nach München (Bayern) übersiedeln, wo er seit Oktober 1880 an der Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei studieren wird.
    Auch wenn 1880 die Demonstration von der Wiener Polizeidirektion verboten wird, so ist die Feier für die Märzgefallenen bis zur Einführung des 1. Mai der wohl wichtigste Festtag für die Wiener Arbeiterschaft. Bis zum Ersten Weltkrieg bewegt sich alle Jahre wieder der Demonstrationszug, von verschiedenen Gasthäusern ausgehend, zum Schmelzer Friedhof in Fünfhaus, Wien 15., Märzpark, wo beim 1864 errichteten Obelisken und dem Massengrab von am 13. und 14. März 1848 ermordeten Revolutionären (»Märzgefallene«) eine Rede gehalten wird. Ebenso regelmäßig kommt es dabei zu teils heftigen Polizeieinsätzen gegen die Arbeiterinnen und Arbeiter. 1888 werden im Zuge der Auflassung der Kommunalfriedhöfe die Gebeine der Märzgefallenen in ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof überführt, wo sich fortan um den 13. März herum die Wiener Arbeiterschaft versammelt, nun überwiegend Sozialdemokraten und Deutschnationale. In Abgrenzung zu den Deutschnationalen, die ebenfalls jährlich die Märzgefallenen ehren, meinen die Radicalen, »wenn auch das Jahr 1848 für uns Arbeiter nichts brachte, so half es doch die Wege zur Anerkennung des vierten Standes ebnen. Und darum werden wir unsere Simpatien den Männern des Jahres 1848 immer bewahren, unbekümmert, ob ein Jeiteles oder ein Urteutokcikus das erste Opfer derselben war.«4 (►11. August 1888)

  • 15. März 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Wegen seines am ►13. März 1880 verteilten Flugblatts wird der Hutmachergehilfe Rudolf Hofmann (1855–1924) am 15. März 1880 vom Bezirksgericht Wien-Innere Stadt wegen Übertretung des Pressegesetzes zu vierundzwanzig Stunden Arrest mit anschließender Verweisung aus dem Polizeirayon Wien verurteilt und am 19. März 1880 (Freitag) aus Wien abgeschafft. Rudolf Hofmann geht anschließend nach Budapest (Ungarn), wo er die radicale Arbeiterbewegung mitbegründet, allerdings nunmehr als Polizeispitzel. Nicht bestraft wird natürlich die Wiener Polizei, die noch am 13. März 1883 ihrerseits Flugblätter vor den Fabriken verteilte, auf welchen die Arbeiter vor der Teilnahme an dieser Versammlung gewarnt wurden. (►24. Juni 1881)

  • 22. März 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 22. März 1880 beginnen die Verhaftungen von Arbeitern im Zusammenhang mit der Feier für die Märzgefallenen (►13. März 1880). Im Verlauf der Osterwoche werden mehrere Arbeiter inhaftiert und zur Durchführung einer Untersuchung in das Landesgericht Wien eingeliefert: in Atzgersdorf (Niederösterreich [zu Wien 23.]) der Hafnergehilfe Emanuel Doktor (1844–1925) und der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?), in Wien der Schuhmachergehilfe Albert Becker, der Tischlergehilfe Paul Futschik (1847–1904), der Sattler Johann Kutin, der Tischlergehilfe Leopold Langer alias Dobrodinsky, der Tischlergehilfe Ferdinand Rettenbacher, der Zimmer- und Dekorationsmalergehilfe Franz Xaver Schneider (1857–1896?) und der Tischlergehilfe János Zlocha (1850–?). Bis auf Albert Becker (►1. Juli 1880) und Franz Xaver Schneider (►14. Juli 1880) werden alle Verhafteten noch im April 1880 freigelassen, ebenso János Zlocha, der erst am 30. Mai 1880 (Sonntag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen und im Juni 1880 und nach seinem vergeblichen Rekurs im Oktober 1880 aus Wien ausgewiesen wird.

  • 25. März 1880 (Donnerstag)
    Pozsony / Preßburg (Ungarn [Bratislava, Slowakei]): Am 25. März 1880 stellt die seit 1. März 1879 erschienene Zeitung »Die Wahrheit« (Preßburg) nach sieben Nummern ihr Erscheinen ein. (►1. Jänner 1881)

  • 14. April 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) lässt im Verlauf des von den Radicalen unterstützten, Mitte April 1880 mit teilweisem Erfolg beendeten Streiks bei der Portal- und Baufirma Johann Küttag (1830–1891) in Wien 20., Wallensteinstraße 65, ein Flugblatt drucken, das am 14. April 1883 zur Verteilung kommt: »An die Fachgenossen«.5 Darin wendet er sich an die Streikbrecher (►13. Juli 1880). Es ist dies das erste im Zusammenhang mit einem Streik vor Ort hergestellte Flugblatt der Wiener Radicalen.

  • Mitte April 1880
    Österreich: In Österreich taucht an verschiedenen Orten das verbotene Flugblatt »Ein Wort an die Armen«6 auf, ein Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 15. November 1879 (►29. Dezember 1879).

  • 16. April 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am Abend des 16. April 1880 werden rund vierzig Mitglieder der Wiener Gewerkschaften bei einer nicht angemeldeten, weil auf geladene Gäste beschränkten Versammlung zwecks Besprechung einer Vereinsgründung in einem Gasthaus in Wien 6., Windmühlgasse, mitten in der Debatte von einem Delegierten der Wiener Polizeidirektion in Begleitung zweier Polizei-Detektive überrascht. Die Versammlung wird sofort aufgelöst, weil zwei der Anwesenden keine Einladung vorweisen können. Es werden Schriftstücke beschlagnahmt und die Personalien der Anwesenden aufgenommen, denn die Arbeiter werden verdächtigt, die Konstituierung eines radicalen Clubs zu planen.

  • 20. April 1880 (Dienstag)
    Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]): Am 20. April 1880 stellt die seit ►5. November 1879 erscheinende Zeitung »Volksfreund. Centralorgan der sozial-demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs« (Reichenberg) ihr Erscheinen ein.

  • 23. April 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 23. April 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen die zwei am ►6. Februar 1880 und am ►8. Februar 1880 wegen der Verbreitung der verbotenen Flugschrift »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) verhafteten Radicalen statt. Der Schneidergehilfe Ármin Práger (1851–1905) und der Hafnergehilfe Emanuel Doktor (1844–1925) werden der Verbrechen des Hochverrats sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Ármin Práger wird wegen Vergehens der öffentlichen Aufreizung zu feindlichen Parteiungen zu acht Monaten strengem Arrest und nachfolgendem Landesverweis verurteilt; er wird am 23. Dezember 1880 (Donnerstag) aus der Untersuchungshaft entlassen und nach Budapest (Ungarn) abgeschafft werden. Emanuel Doktor wird freigesprochen (►28. September 1880 und (►26. bis 29. November 1884)). Der ursprünglich ebenfalls angeklagte, seit ►1. März 1880 in Untersuchungshaft einsitzende Maschinist Johann Langer alias Dobrodinsky (1846–?) war noch vor Prozessbeginn in das Inquisitenspital des Landesgerichts gebracht worden, nachdem er in der Haft angeblich »Zeichen von Irrsinn« an den Tag gelegt habe, so dass man einen Suizid befürchtet habe. Johann Langer wird am 2. Juni 1880 (Mittwoch) über Beschluss der Ratskammer ohne weitere Anklageverfolgung entlassen werden.

  • Mai 1880
    Österreich: Den besten Einblick in die Vorstellungen der radicalen Arbeiterbewegung des Jahres 1880 bietet wohl die seit Mai 1880 nach Österreich geschmuggelte Flugschrift »Die revolutionäre Socialdemokratie«.7

  • 12. Mai 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 12. Mai 1880 werden Redaktion, Administration und Expedition der Zeitung »Die Zukunft« (Wien), ein wichtiges organisatorisches Zentrum der sich formierenden Radicalen, von Wien 6., Magdalenenstraße 53, nach Wien 5., Hundsturmer Straße 89 [Schönbrunner Straße], 2. Stiege, Tür 15, verlegt.

  • 12. Mai 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 12. Mai 1880 wird in Wien eine Hausdurchsuchung bei dem Schuhmachergehilfen Mathias Frnoch (1855–1912) in Wien 7., Bernardgasse 5, durchgeführt. Dabei werden mehrere Exemplare der Zeitung »Freiheit« (London) sowie Sonderdrucke aus derselben wie »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) und diverse sozialdemokratische Schriften beschlagnahmt. Er habe diese Publikationen auf von ihm einberufenen Versammlungen im Gasthaus in Wien 7., Kaiserstraße 25, und im Gasthaus »zum Auerhahn« (Anton Kock) in Wien 7., Kaiserstraße 96, verteilt, wobei im letztgenannten Lokal sich auch das Vereinslokal der »Schuhmacher-Gewerkschaft« befindet. Mathias Frnoch und einige bei ihm wohnende Arbeitskollegen werden im Anschluss an diese Hausdurchsuchung wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Aufreizung zum Hass und Ungehorsam gegen die Regierung beim Wiener Landesgericht angezeigt, Mathias Frnoch in das Landesgericht eingeliefert. Er wird erst nach acht Wochen Untersuchungshaft am 6. August 1880 (Freitag) ohne Anklageerhebung freigelassen werden.

  • 15. Mai 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Der Kassationsgerichtshof verwirft in der Verhandlung vom 15. Mai 1880 die Nichtigkeitsbeschwerde der am ►3. Jänner 1880 verurteilten Herausgeber der Zeitungen »Die Freiheit. Organ des arbeitenden Volkes« (Wien) und »Der Proletarier. Sozial-demokratisches Organ« (Wien). Damit sind die Urteile gegen den Woll- und Seidenfärbergehilfe Josef Bardorf (1847–1922), den Schuhmachermeister und nunmehrigen Miedermacher Andreas Grosse (1840– 1917), den Webergehilfen Josef Hybeš (1850–1921), den Schriftsetzer Johann Schwarzinger (1846–1928), den Knopfdrechslergehilfe Josef Temke (1841–?) und den Kartenmaler Andreas Voglgruber (1832–?) rechtskräftig.

  • 16. Mai (Sonntag) und 17. Mai 1880 (Montag)
    Budapest (Ungarn): Am 16. und 17. Mai 1880 findet in Budapest ein Arbeiter-Landes-Kongress statt, auf dem die »Magyarországi Általános Munkáspárt« (Ungarische Allgemeine Arbeiterpartei) gegründet wird. In dieser Organisation wird sich die radicale Arbeiterbewegung Ungarns entwickeln.

  • 14. Juni 1880 (Montag)
    Prag, Böhmen [Praha, Tschechien]: Am 14. Juni 1880 wird beim Silberarbeiter Norbert Zoula (1854–1886) in Prag eine Hausdurchsuchung vorgenommen, bei der zahlreiche sozialistische Schriften beschlagnahmt werden (►25. Juni 1880).

  • 18. Juni 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Der in Wien arbeitende Schuhmachergehilfe Friedrich Mehrens, seit 1879 Mitglied und dann auch Obmann der Einschreibesektion des »Fachvereins der Schuhmacher«, wird am 18. Juni 1880 aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen und begibt sich nach Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz).

  • 25. Juni 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am Morgen des 25. Juni 1880 wird der Silberarbeiter Norbert Zoula (1854–1886) in Wien, wo er seine Eltern besucht, festgenommen und nach zweitägiger Haft nach Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) abgeschafft (►14. Juni 1880). Bereits am 25. August 1880 (Mittwoch) wird er aus Prag in die Schweiz flüchten, von wo er sich dann erneut nach Wien begeben wird.

  • 26. Juni 1880 (Samstag)
    Ungarn: Am 26. Juni 1880 finden in einer konzertierten Aktion polizeiliche Hausdurchsuchungen bei sozialdemokratischen Vereinen und Parteien in mehreren Städten statt, etwa in Pest [zu Budapest], Sopron / Ödenburg [Sopron], Pozsony / Preßburg [Bratislava, Slowakei] und Szombathely / Steinamanger [Szombathely]. Dokumente, die enge Verbindungen zu den Sozialisten in London (England) um die Zeitung »Freiheit« (London) belegen sollen, werden nicht gefunden, dennoch einige Arbeiterführer festgenommen.

  • 27. Juni 1880 (Sonntag)
    Nagyszeben / Hermannstadt (Ungarn [Sibiu, Rumänien]): Am 27. Juni 1880 findet vor dem Schwurgericht Nagyszeben / Hermannstadt der Prozess gegen den Weißbäckergehilfen Johann Schubert und den Maurergehilfen Franz Henning statt, angeklagt des indirekten Angriffs auf die gesetzliche Ordnung, begangen durch die Verbreitung der Zeitung »Freiheit« (London) und der Flugschrift »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880). Beide Angeklagten werden zwar freigesprochen, werden aber nach wenigen Wochen aus Nagyszeben / Hermannstadt ausgewiesen. Es ist dies der erste derartige Prozess im transsilvanischen Teil Ungarns der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

  • Ende Juni 1880
    Wien und Vororte: Der deutsche Chemiker und Apothekergehilfe Wilhelm Ludwig Fleron (1858–1935) kommt Ende Juni 1880 im Auftrag des Buchbindergesellen und nunmehrigen Journalisten und Zeitungsherausgebers Johann Most (1846–1906) und mit einem Empfehlungsschreiben des Technikstudenten Edmund Mikiewicz (1854–1906) (►16. Februar bis 15. April 1880) nach Wien, um hier die Gründung geheimer Clubs und des so genannten Gruppensystems zu propagieren. Dadurch soll eine bessere Koordinierung der Agitation erreicht werden. Er reist anschließend nach Budapest (Ungarn) und besucht Ende Juli Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) und Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]). Schließlich wird er in Kopenhagen ‹København› (Dänemark) verhaftet werden. In den 1890-Jahren wird Wilhelm Ludwig Fleron als Impresario von Varieté-Bühnen in Europa und den USA agieren und 1919 aus seiner Geburtsstadt Kopenhagen ‹København› nach Wien übersiedeln, wo er bis zu seinem Tod als Schriftsteller tätig sein wird.

  • 1. Juli 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 1. Juli 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen den Schuhmachergehilfen Albert Becker statt. Er wird nach über dreimonatiger Untersuchungshaft wegen Vergehens der Verbreitung verbotener Druckschriften (►22. März 1880) zu einem Monat Arrest verurteilt. Becker wird am 4. August 1880 (Mittwoch) aus der Haft entlassen werden.

  • 1. Juli 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 1. Juli 1880 wird in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) der Korbflechtergehilfe Ladislaus Maksay wegen sozialistischer Umtriebe nach einer Hausdurchsuchung verhaftet und in das Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert. Er wird erst am 28. August 1880 (Samstag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 8. Juli 1880 (Donnerstag)
    Innsbruck (Tirol): Am 8. Juli 1880 kommt es auch in der Provinz zu ersten Verhaftungen Radicaler wegen Verbreitung in England hergestellter sozialistischer Druckwerke. So werden am 8. Juli 1880 in Innsbruck frühmorgens der Kleidermachergehilfe Johann Perz (~1855–?), Obmann des »Allgemeinen Arbeitervereins Innsbruck«, und der Schuhmachergehilfe Franz Loy (~1852–?) verhaftet, der für sechzig Tage in Untersuchungshaft beziehungsweise Haft bleiben wird. Bei den nachfolgenden Hausdurchsuchungen werden Flugschriften aus London gefunden, für deren Verbreitung Loy und Perz am ►27. August 1880 vor Gericht gestellt werden.

  • Juli 1880
    Leoben (Steiermark): Der in Liezen (Steiermark) lebende so genannte Bauernagitator Johann Kalss (1856–1882), Sohn eines Hacken- und Sägeschmieds, wird wegen Verbreitung in London (England) hergestellter sozialistischer Druckwerke vom Kreisgericht Leoben (Steiermark) wegen Übertretung des Pressegesetzes zu 15 Gulden Geldstrafe, eventuell drei Tage Arrest, sowie zum Ersatz der Prozesskosten und zum Verlust der bei der Hausdurchsuchung am Mittwoch dem 31. März 1880 (Mittwoch) bei ihm beschlagnahmten Druckschriften, darunter auch nicht verbotene Druckwerke, verurteilt. Die beschlagnahmten Druckwerke im Wert von rund 100 Gulden werden amtlicherseits zu Gunsten des Armenfonds Liezen veräußert werden.

  • 13. Juli 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 13. Juli 1880 findet vor dem Bezirksgericht Mariahilf (Wien 6.) der Prozess gegen den Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) statt. Er hatte anlässlich des Streiks bei der Portal- und Baufirma Johann Küttag (1830–1891) in Wien 20., Wallensteinstraße 65, am ►14. April 1880 zwei Flugblätter drucken lassen und verbreitet. Wenzel Führer wird wegen Übertretung des § 3 des Koalitionsgesetzes zu drei Tagen Arrest, verschärft durch einen Fasttag, verurteilt.

  • 14. Juli 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 14. Juli 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Abschluss des Prozesses gegen den Zimmer- und Dekorationsmalergehilfe Franz Xaver Schneider (1857–1896?) statt. Er hatte bis Anfang August 1879 in München (Bayern) gelebt, wurde dort wegen Verbreitung sozialdemokratischer Schriften zu zweieinhalb Monaten Arrest verurteilt und anschließend wegen sozialdemokratischer Umtriebe aus Bayern ausgewiesen. Ein in München bei einer Hausdurchsuchung aufgefundener Brief belastet den nunmehr in Wien lebenden Angeklagten als Vertreiber wie Autor – unter den Pseudonymen »C–s«, »Cocles« und »∆« – der Zeitung »Freiheit« (London). Franz Xaver Schneider, der sich vor Gericht als »Sozialdemokrat« bezeichnet, wird der Verbrechen der Majestätsbeleidigung, der Beleidigung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses, der Aufwiegelung und der Religionsstörung beschuldigt und wegen der beiden ersten Anklagepunkte zu sechs Monaten schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag im Monat, verurteilt. Das Strafmaß wird vom Berufungsgericht im ►Oktober 1880 auf achtzehn Monate hinaufgesetzt. Franz Xaver Schneider wird erst am 25. August 1881 (Donnerstag) aus der Strafanstalt Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) entlassen werden. Es ist dies das erste und einzige Mal, dass einem Radicalen in Österreich die Mitarbeit an der Zeitung »Freiheit« (London) so nachgewiesen wird, dass er dafür auch verurteilt werden kann.

  • August 1880
    Österreich: In mehreren Orten Österreichs wird das in London (England) gedruckte Flugblatt »Das Recht auf Revolution« ausgestreut.8

  • August 1880
    Wien und Vororte: Im August 1880 wird das am ►15. Februar 1880 gewählte Agitationskomitee der »Sozialdemokratischen Arbeiterparte Österreichs« neu gewählt: der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), der Xylograph Karl Binder (~1836–?) – zugleich Obmann-Stellvertreter –, der Schuhmachermeister und nunmehrige Miedermacher Andreas Grosse (1840– 1917), der auch zum Obmann gewählt wird, der Schuhmachermeister Josef Marschall, der Tischlergehilfe Thomas Model (~1851–?), der Kürschnergehilfe Johann Petržílek (1855–1946), der Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) – zugleich Sekretär – und der Sattlergehilfe Vinzenz Zich (1846–1917). Dieses Agitationskomitee wird die Delegiertenkonferenz in Mürzzuschlag (Steiermark; ►12. September 1880) einberufen und beauftragt einen Gemäßigten, den Woll- und Seidenfärbergehilfen Josef Bardorf (1847–1922), mit der Ausarbeitung eines Organisationsstatuts geheimer Clubs.9 Mit diesem Agitationskomitee gibt es erstmals eine Dominanz der Radicalen innerhalb der Wiener Organisation der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs«.

  • 10. August 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 10. August 1880 wird der Maschinist Franz Motz (1850–~1921), ein Radicaler, verantwortlicher Redakteur der Zeitung »Die Zukunft« (Wien). Er löst damit den Woll- und Seidenfärbergehilfen Josef Bardorf (1847–1922), ein Gemäßigter, ab, der die Redaktion und Administration der Zeitung angeblich wegen seiner »materiellen Verhältnisse« zurücklegt.

  • 19. August 1880 (Donnerstag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am 19. August 1880 findet die geheime Delegiertenkonferenz der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) in Prag, im Gasthaus am Ziegenplatz 915-1 [Kozí plácek], statt. Es nehmen Delegierte der illegalen Sektionen der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« sowie die Herausgeber der tschechischen Zeitungen statt, nämlich der »Budoucnost. Ústřední orgán sociálně-demokratické strany českoslovanské v Rakousku« (Praha; Die Zukunft. Zentralorgan der tschechoslawischen sozial-demokratischen Partei in Österreich), Organ der Gemäßigten, und der »Dělnické listy« (Praha; Arbeiterblätter). Auf Antrag des Schneidergehilfen Anton Mottl (1854–1933) wird der umstrittene Passus des alten, in Brünn (Mähren [Brno, Tschechien] 1878 beschlossenen Parteiprogramms über die Wege zur Erreichung der Parteiziele von »mit gesetzlichen Mitteln« in »mit allen möglichen Mitteln« geändert. Weiters beschließen die Wiener tschechoslawischen Radicalen, nämlich der Eisendreher und Metallgießer Josef Boleslav Pecka (1849–1897), der Sattlergehilfe Vinzenz Zich (1846–1917) und der Silberarbeiter Norbert Zoula (1854–1886), gleich wie die Prager Delegierten, Anton Mottl und der Schneidergehilfe Ladislaus Zápotocký (1852–1916), zwecks Hebung und besseren Organisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« einzelne Sektionen als geheime Gruppen zu führen. Dies wird im Februar 1881 zur Gründung eines Agitationskomitees führen.

  • 20. August (Freitag) bis 23. August 1880 (Montag)
    Ossingen (Kanton Zürich, Schweiz): Auf dem geheimen sozialdemokratischen Parteitag, der vom 20. bis 23. August 1880 auf Schloss Wyden in Ossingen tagt, wird der abwesende, im Exil in London (England) lebende gelernte Buchbindergeselle und nunmehrige Journalist und Herausgeber der Zeitung »Freiheit« (London) Johann Most (1846–1906) aus der »Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands« ausgeschlossen.

  • 21. August 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 21. August 1880 wird in Wien erstmals das in London (England) hergestellte Flugblatt »Unserer freudigen Stimmung« ausgestreut.10 Damit beginnt die bislang größte Streuaktion einer in London hergestellten Flugschrift in Österreich. Das Flugblatt wird in der Nacht auf den 22. August 1880 (Sonntag) in Wien und seinen Vortorten in offene Fenster ebenerdiger Wohnungen und in Gasthäuser geworfen, an mehreren Häusern plakatiert und am 22. August 1880 und in den Tagen danach auf Straßen und Plätzen verteilt. Die späteren drakonischen Strafen für die Verbreitung derartiger Druckwerke belegen die Angst der Mächtigen und den Wahn der Machtbesessenen. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. August 1880 in Österreich verboten werden.

  • 21. August 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 22. August 1880 (Sonntag) wird im Wiener Prater ein Volksfest stattfinden, gleichsam die große Wiener Nachfeier für Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916), der am 18. August 1880 seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte. Der Tischlergehilfe Friedrich Schott ladet am Vortag, am 21. August 1880, mittels eines Plakats für diesen Sonntag zur Volksversammlung im Gasthaus »zum Pariser Garten« in Wien 5., Siebenbrunnengasse 59, ein: »Einladung zu der am 22. August halb 3 Uhr Nachmittags stattfindenden Volksversammlung. Tagesordnung: Der Niedergang der Gewerbe, und wie ist ein Aufblühen derselben herbeizuführen? Indem das Versammlungsrecht noch der einzige Punkt ist, welcher ausgenützt werden kann, heißt es massenhaft auf dem Platze sein. Der Einberufer.«11 Da die Behörden eine Provokation vermuten, verbieten sie noch am 21. August 1880 diese Versammlung und beschlagnahmen im Zuge einer Hausdurchsuchung die Einladungsplakate. Hintergrund für diese und die bis ►27. August 1880 nachfolgenden polizeilichen Aktionen ist das Auftauchen der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« (►21. August 1880). Es beginnt nun eine Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten (►6. Oktober 1880). Am 21. August 1880, morgens um 4 Uhr 30, führt die Polizei eine Hausdurchsuchung in der Redaktion der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) in Wien 5., Hundsturmer Straße 89 [Schönbrunner Straße], durch. Der anwesende Redakteur, der Maschinist Franz Motz (1850–~1921), wird sofort verhaftet, weil man in seiner Schreibtischlade etwa zwanzig Exemplare der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« findet, doch wird er tags darauf wieder freigelassen werden. Es folgen Wohnungsdurchsuchungen beim Techniker Edmund Mikiewicz (1854–1906) (7. September 1880), seit 1885 beamteter Techniker der k. k. Eisenbahn-Direktion in Wien (►Ende Juni 1880), und bei dem Schuhmachermeister Josef Steiner, beide in Wien 5., Hundsturmer Straße 89 [Schönbrunner Straße], schließlich noch bei dem Schuhmachermeister Josef Marschall in Wien 6., Magdalenenstraße 53, und beim Tischlergehilfen Friedrich Schott, die beide verhaftet, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Lediglich der Knopfdrechslergehilfe Josef Temke (1841–?) in Wien 5., Einsiedlerplatz, und der Tischlergehilfe Alois Treibenreif (1836–1903) bleiben wegen des Besitzes des verbotenen Druckwerks in Haft, Alois Treibenreif bis 6. Dezember 1880 (Montag). Franz Motz, Josef Temke und Alois Treibenreif werden im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden.

  • 22. August 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Schon bei den in mehreren Bezirken Wiens stattfindenden Frühkonzerten im Rahmen des Volksfests für Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) wird die Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« (►21. August 1880) verteilt. Und unabhängig von dem Vorgehen der Behörden und trotz deren Verbots versammeln sich am 22. August gegen 14 Uhr etwa 200 Arbeiter im Gasthaus »zum Pariser Garten« in Wien 5., Siebenbrunnengasse 59. Nach Aufforderung des Behördenvertreters verlassen sie zwar das Lokal, begeben sich aber in das nahe Gasthaus »zum Jäger« (Johann Mauthofer) in Wien 5., Hartmanngasse 15, von wo sie gruppenweise zum Volksfest im Prater ziehen. Dabei, aber auch noch in der Nacht, verstreuen sie verbotene Druckschriften. Am Nachmittag wird in Ottakring (Niederösterreich [Wien 16.]) ein etwa vierundzwanzigjähriger Bursche beim Verteilen der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« von Passanten festgehalten, doch befreien ihn Sympathisanten und ermöglichen ihm die Flucht.

  • 23. August 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 23. August 1880 wird noch der Metalldrechslergeselle Josef Friedrich Hovestadt (~1858–?) verhaftet, weil er beim Verteilen der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« (►21. August 1880) am Kärntner Ring, Wien 1., betreten wird. Er drückt einem Schaffner beim Verlassen der Straßenbahn mehrere Flugschriften in die Hand. Ein Revisor und ein Wachmann, welche gerade einsteigen wollen, verfolgen und verhaften Hovestadt, der auf dem Weg zur Wachstube noch ein Kuvert mit Flugschriften zerreißt. Josef Friedrich Hovestadt wird im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden.

  • 27. August 1880 (Freitag)
    Innsbruck (Tirol): Am 27. August 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Innsbruck in geheimer Verhandlung der Prozess gegen die beiden am ►8. Juli 1880 verhafteten Radicalen statt. Der Kleidermachergehilfe Johann Perz (~1855–?) und der Schuhmachergehilfe Franz Loy (~1852–?) werden der Verbreitung verbotener sozialistischer Druckschriften angeklagt und wegen Vergehens gegen das Pressegesetz zu je zehn Tagen Arrest verurteilt, da man angesichts ihrer Vermögensverhältnisse von der Uneinbringbarkeit einer Geldstrafe ausgeht. Außerdem werden sie mit Erkenntnis des Stadtmagistrats Innsbruck, bestätigt durch die Tiroler Statthalterei, aus Innsbruck ausgewiesen. Gegen ihre Ausweisung rekurrieren beide und werden vom Reichsgericht Wien am 17. Jänner 1881 (Montag) Recht erhalten: Dieses stellt fest, dass die aus dem Arrest Entlassenen keine Häftlinge im eigentlichen Sinne sind, da sie ja eigentlich zu einer Geldstrafe verurteilt worden waren. Damit wird die bereits durchgeführte Abschaffung aufgehoben. Johann Perz wird sich dennoch nach Leoben (Steiermark) begeben.

  • 27. August 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: In der Nacht vom 27. August 1880 wird der gelernte Schuhmachergehilfe und nunmehrige Maschinist Támas Pudleiner (~1854–1929) inhaftiert, weil ihn ein Sicherheitswachmann beim Plakatieren verbotener Druckschriften beobachtet haben will. Támas Pudleiner wird im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden.

  • 29. August 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 29. August 1880 wird der Tischlergehilfe Josef Jakl (1860–?) aus Wien und sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen, nachdem bei ihm Statuten für einen geheimen Club entdeckt worden waren. Es ist dies der erste derartige Fund in Österreich. Am 1. September 1880 (Mittwoch) wird Josef Jakl Wien in Richtung seiner ungarisch-kroatischen Zuständigkeitsgemeinde verlassen.

  • Anfang September 1880
    Wien und Vororte: Die Tischlergehilfen Jakob Laufer (~1862–?) und Josef Pfeil (1859–?) werden Anfang September 1880 in Wien wegen der Verbreitung verbotener Druckwerke verhaftet, dann aber wieder freigelassen. (►26. November 1880 und ►5. und 6. Dezember 1880)

  • 2. September 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 2. September 1880 wird beim Hutmachergehilfen Josef Belsky (1851–1911) in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Er wird wegen der bei ihm gefundenen Druckwerke verhaftet und erst am 30. Oktober 1880 (Samstag) ohne Anklageerhebung freigelassen. Aufgrund der bei ihm gefundenen Papiere wird am ►9. September 1880 auch Nikolaus Hampl verhaftet werden.

  • 7. September 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Der Techniker Edmund Mikiewicz (1854–1906) (►21. August 1880) wird am 7. September 1880 in Wien wegen Verbreitung verbotener Druckwerke zu 25 Gulden Geldstrafe, eventuell fünf Tage Arrest, verurteilt, wogegen er Nichtigkeitsbeschwerde einlegt. Grund für die Verurteilung ist seine Funktion als Übersetzer der in der Zeitung »Czas«(Kraków; Die Zeit) erschienenen Verteidigungsrede von Prof. Dr. Josef Rosenblatt (1853–1917) beim Sozialisten-Prozess in Krakau (Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]) (►16. Februar bis 15. April 1880). Diese hatte Edmund Mikiewicz in der kurz nach ihrem Erscheinen verbotenen Broschüre »Vertheidigungsrede gehalten im Krakauer Schwurgerichtssaal am 13. April 1880 im Proceß der polnischen Sozialisten« veröffentlicht.12

  • 9. September 1880 (Donnerstag)
    Bludenz (Vorarlberg): Nachdem in der Nacht vom 7. September (Dienstag) auf den 8. September 1880 (Mittwoch) die in Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich) gedruckte sozialdemokratische Flugschrift »An das arbeitende Volk!«13 an verschiedenen Häusern in Bludenz aufgeklebt wurde, werden hier am 9. September 1880 der Leistenschneider Albert Kaufmann (1844–?) und der Schlossergehilfe Julius Schellnigg (1855–?) verhaftet. Sie werden sich am ►14. Dezember 1880 vor Gericht verantworten müssen.

  • 9. September 1880 (Donnerstag)
    Feldkirch (Vorarlberg): Wegen der in der vorhergehenden Nacht an verschiedenen Häusern in Bludenz (Vorarlberg) aufgeklebten sozialdemokratischen Flugschrift »An das arbeitende Volk!« (►9. September 1880) wird in Feldkirch am 9. September 1880 der Mechaniker Josef Kaufmann (1841–?), Bruder des Leistenschneiders Albert Kaufmann (1844–?), verhaftet. Er wird sich am ►14. Dezember 1880 vor Gericht verantworten müssen.

  • 9. September 1880 (Donnerstag)
    Sollenau (Niederösterreich): Aufgrund der beim Hutmachergehilfen Josef Belsky (1851–1911) am ►2. September 1880 in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) vorgefundenen Papiere wird am 9. September 1880 beim Schuhmachergehilfen Nikolaus Hampl eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Er wird wegen der bei ihm gefundenen Druckwerke verhaftet und erst nach sieben Wochen ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen.

  • 12. September 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei vom 12. September 1880 wird der 1874 gegründete »Wiener Arbeiter-Fortbildungs-Verein« aufgelöst.

  • 12. September 1880 (Sonntag)
    Mürzzuschlag (Steiermark): Am 12. September 1880 findet die erste geheime Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in einem Wald bei Mürzzuschlag statt. Namentlich bekannte Arbeiterdelegierte sind aus Wien der Mechaniker Leo Walecka (1856–1914), aus Graz (Steiermark) der gelernte Maschinenschlosser und Eisendreher und nunmehrige Buchhalter der »Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Invaliden-Kasse« Michael Kappauf (1843–1890) und der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897) sowie für die nordböhmischen Sozialisten der Tuchmachergehilfe Franz Roscher (1854–?) aus Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]), ein exponierter Gemäßigter. Sie diskutieren vor allem die Organisation der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in geheimen Clubs und die Verlegung der Parteileitung von Reichenberg nach Graz. Endgültige Beschlüsse sollen erst in der nächsten Delegiertenkonferenz gefasst werden (►31. Oktober 1880, ►14. und 15. August 1881).

  • 15. September 1880 (Mittwoch)
    Olmütz Mähren [Olomouc, Tschechien]: Am 15. September 1880 findet vor dem Kreisgericht Olmütz in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Heinrich Wicker (1859–1934), Friseur in Mährisch-Neustadt (Mähren [Uničov, Tschechien]), statt. Wegen Verbreitung der Flugschrift »Die Zeiten sind schlecht« (►6. Februar 1880) wird er des Verbrechens des Hochverrats angeklagt. Er wird zwar vom Verbrechen des Hochverrats freigesprochen, aber wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung zu sechs Monaten schwerem Kerker, verschärft mit einem Fasttag jede Woche, und wegen Pressvergehens zu einer Geldstrafe von 50 Gulden, eventuell zehn Tage Arrest, verurteilt. Nach seiner Freilassung wird Heinrich Wicker nach Bischofshofen (Salzburg) übersiedeln.

  • 16. September 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 16. September 1880 wird in Wien die Sitzung der Lohnkontrollkommission der »Gewerkschaft der Schneider« von der Polizei als geheime Versammlung aufgelöst. Dabei werden auch die vorgefundenen Lohnlisten beschlagnahmt.

  • 18. September 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei vom 18. September 1880 wird der 1874 gegründete Wiener »Fortbildungs- und Unterstützungsverein der Tischler Wiens« aufgelöst.

  • 18. September 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: In Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) wird am 18. September 1880 der Webergehilfe Johann Till (1863–?), Arbeiter in der »Ersten österreichischen Jute-Spinnerei und Weberei« in Floridsdorf, nach einer Hausdurchsuchung als ehemaliger Abonnent der Zeitung »Freiheit« (London) verhaftet. Er wird erst nach drei Wochen am 9. Oktober 1880 (Samstag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 19. September 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Der aus Bayern stammende Herrenschneidermeister Andreas Eßl (1834–1890), Herausgeber der »Schneider-Fachzeitung« (Wien), wird am 19. September 1880 wegen sozialistischer Umtriebe aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen. Nach Ablehnung seines Rekurses wird er im Oktober 1880 nach Pozsony / Preßburg (Ungarn [Bratislava, Slowakei]) abgeschafft und der dortigen Stadthauptmannschaft übergeben werden. Andreas Eßl, der seit 1857 in Pest ([Budapest], Ungarn) lebte und dort Kassier der »Arbeiter-Krankenkasse Budapest« war, hatte sich nur auf der Durchreise von einem Verwandtenbesuch in seiner bayerischen Heimat in Wien aufgehalten.

  • um den 20. September 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Um den 20. September 1880 führen die polizeilichen Erhebungen zur Verhaftung des gelernten Tischlergehilfen und nunmehrigen Aushilfsdiener der Polytechnischen Hochschule in Wien Paul Schlögl (~1841–1882?). Als man ihn im Gebäude der Polytechnischen Hochschule festnehmen will, verschluckt er die auf Pauspapier gedruckte Flugschrift. Allerdings werden andere sozialistische Druckwerke bei ihm gefunden, und es kann ihm nachgewiesen werden, dass er die Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« (►21. August 1880) zwei Nachbarn zum Lesen gegeben hat. Er wird daher später wegen des Verbrechens der Majestätsbeleidigung und anderer Delikte vor Gericht gestellt werden (►22. Oktober 1880).

  • 25. September 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 25. September 1880 treffen in Wien aus London (England) zwei Sendungen Bambusrohre ein. Wie bei Sendungen aus dem Ausland üblich, werden die Sendungen der Zollexpositur im Hauptpostamt Wien übergeben. Die eine Sendung ist an den Drechslermeister Josef Steiner (~1839–?) adressiert. Steiner bespricht sich mit dem Schuhmachermeister Josef Marschall, begibt sich dann in das Redaktions- und Administrationslokal der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) und holt danach die Bambusrohrsendung unbeanstandet vom Hauptpostamt ab. Gemäß den polizeilichen Erhebungen soll er danach die Druckwerke an eine nicht eruierte Person zur Verteilung weitergegeben haben. Die andere Sendung von Bambusrohren bleibt noch einige Tage im Magazin des Hauptpostamtes liegen. Zufällig entdeckt ein Finanzaufseher, dass eines der dort lagernden Bambusrohre geplatzt ist. Bei näherer Untersuchung stellt er fest, dass dieses Flugschriften enthält. Nach Verständigung der Polizeibehörde werden zwei Detektive zur Zollexpositur entsandt, um den Adressaten, den Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914), bei der Abholung dieser Sendung festzunehmen. Mit diesem von der Polizei entdeckten Schmuggel von 246 Exemplaren der Zeitung »Freiheit« (London) sowie der in London gedruckten Flugschriften »An die ›unteren‹ Postbeamten! Leidensgenossen!«14 und »An das deutsche Proletariat«15 beginnt eine Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten (►21. August 1880) im Rahmen der so genannten Bambus-Affäre (auch Bambusrohr-Affäre). Und der erhebende Polizeikommissär Bernhard Frankl (1846–1907) macht sich damit nicht nur einen Namen, er wird auch zum Paradefeindbild der radicalen Arbeiterbewegung. (►2. und 3. Oktober 1880, ►6. Oktober 1880, ►14. Oktober 1880 und ►26. November 1880)

  • 27. September 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 27. September 1880 wird bei einer Volksversammlung zur Tagesordnung »Die Presse« in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, der Lackierergehilfe Johann Ondra (1856–?) verhaftet, weil er Gelder zur Deckung der Unkosten für den Einberufer der Versammlung sammelt. Johann Ondra wird am nächsten Tag wieder freigelassen.

  • 28. September 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 28. September 1880 wird in Wien der aus Sachsen gebürtige Schneidergeselle Gustav Leipart (~1838–?) unter dem Verdacht sozialistischer Umtriebe verhaftet. Er soll unter seinen Berufskollegen Gelder für sozialdemokratische Zeitungen gesammelt haben. Er wird im Oktober 1880 aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen werden.

  • 28. September 1880 (Dienstag)
    Vöslau [Bad Vöslau] (Niederösterreich): Mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei vom 28. September 1880 wird die am 9. September 1880 (Donnerstag) angekündigte Bildung des »Allgemeinen Arbeitervereins Vöslau« als staatsgefährlich behördlich untersagt.

  • 28. September 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Mit Erlass des Bezirkshauptmanns von Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) vom 28. September 1880 wird der »Arbeiter-Bildungsverein in Atzgersdorf«, der erst am 29. August 1880 (Sonntag) sein erstes Gründungsfest gefeiert hatte, als staatsgefährlich behördlich aufgelöst. Eines der beiden Hauptargumente ist der Umstand, dass der Obmann des Vereins, der Hafnergehilfe Emanuel Doktor (1844–1925), Umgang mit hochverräterischen Schriften habe, und das, obwohl Doktor im diesbezüglichen Prozess freigesprochen worden war (►23. April 1880).

  • Oktober 1880
    London (England): Im Oktober 1880 erscheint in London eine Broschüre mit verschiedenen Artikeln des Buchbindergesellen und nunmehrigen Journalisten und Zeitungsherausgebers Johann Most (1846–1906): »›Taktik contra Freiheit. Ein Wort zum Angriff und zur Abwehr. Den deutschen Socialisten zu Nutz’ [/] Ihren Verführern zum Trutz16 Diese Broschüre wird bald nach Österreich geschmuggelt und ein Basiswerk der radicalen Arbeiterbewegung werden.

  • 1. Oktober 1880 (Freitag)
    Graz (Steiermark): Für den 1. Oktober 1880 wird das Erscheinen einer neuen Zeitschrift mit radicaler Ausrichtung »Freiheit« (Graz) angekündigt. Die Redaktion ist bereits in der »Puntigamer Bierhalle« in Graz, Jakobigasse 6 [Orpheumgasse 8], 1. Stock, eingerichtet. Die Zeitung, die an jedem 1. und 15. des Monats hätte erscheinen sollen, kommt nicht zustande, weil sich in Graz kein Drucker findet.

  • 2. Oktober 1880 (Samstag)
    Neunkirchen (Niederösterreich): Der »Arbeiter-Bildungsverein Neunkirchen« wird mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei vom 2. Oktober 1880 behördlich aufgelöst. Im Zusammenhang damit wird der Kartenmaler Andreas Voglgruber (1832–?) aus Niederösterreich ausgewiesen. Im Februar 1881 wird ihm die Rückkehr nach Wien gegen die Zusicherung, sich in Zukunft aller sozialistischen Aktivitäten zu enthalten, bis auf Widerruf gestattet werden.

  • 2. Oktober (Samstag) und 3. Oktober 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Im Zuge der so genannten Bambus-Affäre (►25. September 1880) beginnt am 2. Oktober 1880 eine Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten (►21. August 1880 und ►5. und 6. Dezember 1880). Am Vormittag des 2. Oktober 1880 halten die beiden Polizeidetektive in der Zollexpositur im Hauptpostamt Wien, die auf den Abholer der zweiten Bambusrohrsendung warten, den Dienstmann Josef Weingartsberger (1822–1884) an. Dieser gibt an, dass er vom Adressaten der Bambusrohrsendung mit der Abholung beauftragt worden sei, der nun auf die Übernahme der Bambusrohre in einem Gasthaus in Wien 6., Getreidemarkt, auf ihn warte. Beamte des sofort informierten Wiener Sicherheitsbureaus nehmen daraufhin den im besagten Gasthaus wartenden Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914) fest. Und in Hernals (Niederösterreich [zu Wien 17.]) wird der Drechslermeister Josef Steiner (~1839–?) als Adressat der ersten Bambusrohrsendung verhaftet. Im Zuge der polizeilichen Erhebungen wird am 3. Oktober 1880 in Wien 5., Hundsturmer Straße [Schönbrunner Straße], in einem Gasthaus der Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer Josef Krejci (~1850–?) nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Wenzel Netušil hatte nämlich angegeben, er hätte die Sendung eigentlich nur für Josef Krejci abholen und in seiner Wohnung aufheben sollen. Ein in Krejcis Begleitung befindlicher Arbeiter wird ebenfalls verhaftet aber nach wenigen Stunden Verhör wieder freigelassen. (►6. Oktober 1880) Josef Krejci, Wenzel Netušil und Josef Steiner, die 6. Dezember 1880 (Montag) aus der Untersuchungshaft entlassen werden, werden im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden. (►6. Oktober 1880, ►14. Oktober 1880 und ►26. November 1880)

  • 4. Oktober 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 4. Oktober 1880 wird in Wien nach vorhergehender Hausdurchsuchung der Drechslermeister Karl Voigt (1825–1893) unter dem Verdacht sozialistischer Umtriebe verhaftet. Er wird bald darauf ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 5. Oktober 1880 (Dienstag)
    Vöslau [Bad Vöslau] (Niederösterreich): Am 5. Oktober 1880 wird beim Schuhmachergehilfen Wenzel Bernášek (1850–1931) in Vöslau eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Wegen der bei ihm vorgefundenen und beschlagnahmten Druckschriften wird er am ►7. Oktober 1880 des Pressevergehens angeklagt werden.

  • 6. Oktober 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Im Zuge der so genannten Bambus-Affäre (►25. September 1880) werden am 6. Oktober 1880 im Redaktions- und Administrationslokal der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) der Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) und der Schriftsetzer Anton Christoph (1857–1882) verhaftet. Christoph wird aber nach vier Stunden wieder freigelassen. Walecka hatte bereits 1. Oktober 1880 (Freitag) vom Buchbindergesellen und nunmehrigen Journalisten und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906) in London (England) die Ankündigung vom Eintreffen der Bambusrohrsendung erhalten. Der Adressat der zweiten Bambusrohrsendung, der Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914), habe auf Verlangen von Leo Walecka die Abholung der Bambusrohrsendung durch den Dienstmann Josef Weingartsberger (1822–1884) organsiert. Leo Walecka wird im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden. (►2. und 3. Oktober 1880, ►14. Oktober 1880 und ►26. November 1880).

  • 7. Oktober 1880 (Donnerstag)
    Wiener Neustadt (Niederösterreich): Am 7. Oktober 1880 werden der Schuhmachergehilfe Wenzel Bernášek (1850–1931) (►5. Oktober 1880) und drei Fabrikarbeiter, Josef Nemec (1858–?) sowie die Brüder Johann Nemec (1851–?) und Jakob Nemec, alle in Vöslau [Bad Vöslau] (Niederösterreich) arbeitend und wohnhaft, in das Kreisgericht Wiener Neustadt vorgeladen. Sie stehen unter dem Verdacht, verbotene sozialistische Literatur vertrieben zu haben. Lediglich Wenzel Bernášek wird nach dem ersten Verhör durch den Untersuchungsrichter in Haft behalten, allerdings bald darauf freigelassen werden.

  • 13. Oktober 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am dem 13. Oktober 1880 wird der Kartenmaler Andreas Voglgruber (1832–?) wegen sozialistischer Umtriebe aus Wien abgeschafft. Aufgrund seines Rekurses wird die Abschaffung im Februar 1881 gegen die Zusicherung, sich in Zukunft aller sozialistischen Aktivitäten zu enthalten, wieder aufgehoben werden.

  • 14. Oktober 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Im Zuge der so genannten Bambus-Affäre (►25. September 1880) trifft am 14. Oktober 1880 die vermutlich letzte Sendung von Bambusrohren mit 300 bis 400 Stück sozialistischer Flugschriften in Wien ein. Da die Polizei durch das Auffliegen der Bambus-Affäre vorgewarnt ist, kann sie diese Sendung am Bahnhof abfangen.

  • 22. Oktober 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 22. Oktober 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber unter Zulassung der Vertrauensmänner, gegen den ►um den 20. September 1880 verhafteten gelernten Tischlergehilfen und nunmehrigen Aushilfsdiener der Polytechnischen Hochschule in Wien Paul Schlögl (~1841–1882?) statt. Dieser war bereits einmal wegen Verbreitung einer verbotenen Druckschrift sowie wegen Übertretung der Wachebeleidigung und der boshaften Beschädigung abgeurteilt worden. Schlögl wird nun des Verbrechens der Verletzung der Ehrfurcht gegen den Monarchen, des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe durch Aufreizung zum Hass und zur Verachtung gegen die gesetzgebenden Faktoren, der Aufreizung zu feindseligen Parteiungen der verschiedenen Klassen der Staatsangehörigen sowie der Verbreitung der verbotenen Druckschrift »Unserer freudigen Stimmung« (►21. August 1880) angeklagt. Schlögl wird mit sechs Ja- und sechs Nein-Stimmen von den Hauptanklagepunkten freigesprochen, jedoch wegen Vergehens der Verbreitung verbotener Druckschriften zu drei Wochen einfachem Arrest und einer Geldstrafe verurteilt. Paul Schlögl wird nach seiner Entlassung aus dem Arrest 25. November 1880 (Donnerstag) aus dem Polizeirayon Wien ausgewiesen werden. Die Ausweisung wird auf einen Rekurs von Paul Schlögl hin im April 1881 aufgehoben werden. (►9. August 1882)

  • 28. Oktober 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 28. Oktober 1880 beginnt vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen den im September 1880 verhafteten Gastwirt Georg Lang (1834–1910) aus Schwechat (Niederösterreich). Er wird des Verbrechens der Majestätsbeleidigung und Vergehens der Aufwiegelung angeklagt. Er soll am ►22. August 1880 beim Volksfest zu Ehren von Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) verbotene sozialistische Flugschriften verteilt haben. Die Gerichtsverhandlung muss vertagt werden, weil Langs Verteidiger während der Verhandlung in Ohnmacht fällt. Wenige Tage später wird Georg Lang in der Schlussverhandlung freigesprochen.

  • 30. Oktober 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Nach einer Denunziation, dass im Lesezimmer der »Gewerkschaft der Riemer, Sattler und Taschner in Wien« in Wien 3., Schulgasse 5, mehrere Exemplare des als sozialdemokratisch verbotenen Organs »Der Botschafter« (Pest [Budapest]) auflägen, werden die Vorstandsmitglieder des Vereins zur Polizei vorgeladen. Am 30. Oktober 1880 nimmt dann die Polizei eine Hausdurchsuchung bei dem als Maschinenleiter in der Brauerei St. Marx in Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 173–175, arbeitenden Maschinenmeister Eduard Friedrich (1833–?) in Wien 3., Schlachthausgasse 3, vor, wo sie viele Exemplare der verbotenen Zeitung in einem Abfalleimer, unter einer Schicht Mist versteckt, findet. Die Exemplare sind bereits mit Adressschleifen für Abnehmer in verschiedenen Orten Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens versehen. Eduard Friedrich wird sofort verhaftet. Er wird nach zehnwöchiger Untersuchungshaft 6. Jänner 1881 (Donnerstag) freigelassen und im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden.

  • 31. Oktober 1880 (Sonntag)
    Linz an der Donau (Oberösterreich): Am 31. Oktober 1880 soll im Anschluss an die Konferenz nahe Mürzzuschlag (Steiermark) (►12. September 1880) im Gasthaus »zum Elephanten«, Linz an der Donau, Bethlehemstraße 38, eine Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« abgehalten werden. Diese scheitert an den verstärkten Aktivitäten der Behörden, die von dem geplanten Treffen Wind bekommen haben. Die sozialdemokratische Geschichtsschreibung macht bisweilen auch die Verhaftung des Mechanikers Leo Walecka (1856–1914) verantwortlich, doch erfolgte diese bereits am ►6. Oktober 1880. Schon am Vorabend der Konferenz waren der Publizist und Journalist Karl Kautsky (1854–1938) aus Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz) und der Webergehilfe Karl Dundela (~1844–1897) aus Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) eingetroffen, beide Vertreter der Gemäßigten. Erst am 31. Oktober 1880 erhält der Schneidergehilfe Anton Weiguny (1851–1914), ebenfalls ein Gemäßigter, in Linz an der Donau die Mitteilung der Parteileitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« in Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]), dass diese abgesagt werden müsse. Die Delegierten aus Wien, alles Radicale, können nur zum Teil verständigt werden, nämlich der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921) und der Schuhmachermeister und nunmehrige Miedermacher Andreas Grosse (1840– 1917). Auf dem Weg befindet sich bereits der Sattlergehilfe Vinzenz Zich (1846–1917). Die Konferenz muss auf zunächst unbestimmte Zeit vertagt werden. (►25. Dezember 1880 und ►8. Mai 1881)

  • 31. Oktober (Sonntag) bis 1. November 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 31. Oktober 1880 streuen Radicale in einer konzertierten Aktion zwischen 21 und 22 Uhr gleichzeitig in allen Wiener Bezirken, ausgenommen Leopoldstadt, sowie in den meisten Vororten eine in London (England) gedruckte Flugschrift aus: »Was ist der Arbeiter?«.17 Auch am 1. November 1880 werden noch einige verbotene Druckwerke auf den Straßen und Plätzen Wiens deponiert, wobei der Sicherheitswachmann Paul Markowitsch vor dem Haus in Wien 4., Belvederegasse 7, einen wie ein Student Gekleideten beim Verteilen ertappt. Als er ihn für verhaftet erklärt, wird Markowitsch von sechs Arbeitern rückwärts gepackt und gegen die Hausmauer gedrückt, so dass er an der Verfolgung der an dieser Aktion Beteiligten gehindert wird. Die Presse berichtet fälschlich, Paul Markowitsch sei mit einer Gehirnerschütterung zusammengebrochen. Im Zuge dieser außergewöhnlich intensiven Streuaktion können keine Arbeiter verhaftet werden.

  • 1. November 1880 (Montag)
    Salzburg (Salzburg): Der Schuhmachergehilfe Franz Reisinger (1853–?) wird am 1. November 1880 nach einer Hausdurchsuchung, bei der mehrere sozialistische Druckwerke beschlagnahmt werden, in der Fronfeste Salzburg inhaftiert und erst 3. Dezember 1880 (Freitag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Einer neuerlichen Verhaftung, die acht Tage später vorgenommen werden sollte, wird er sich durch Flucht ins Ausland, nämlich nach Winterthur / Winterthour (Kanton Zürich, Schweiz), entziehen.

  • 2. November 1880 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Der Redakteur Josef Czáda alias Josef Kóta alias Josef Swobodoslaw Čada (1853–?), der in Budapest (Ungarn) eine für Böhmen bestimmte Zeitung »Hlas lidu« (Die Volksstimme) gründen wollte, wird wegen sozialistischer Umtriebe aus sämtlichen Ländern der ungarischen Krone (also der ungarischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) für immer ausgewiesen und trifft per Schub aus Budapest kommend am 2. November 1880 in Wien ein, wo er sofort verhaftet und am nächsten Tag in das Landesgericht Wien eingeliefert wird. Nach wenigen Tagen wird Josef Czáda per Schub aus Wien in seine Heimatgemeinde Türnau (Mähren [Městečko Trnávka, Tschechien]) abgeschafft werden.

  • 3. November 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 3. November 1880 wird vom Landes- als Erkenntnisgericht Wien in geheimer Verhandlung der Mitte Oktober 1880 auf eine Denunziation hin verhaftete Obmann des Wiener »Arbeiter-Vereins ›Fortschritt‹«, der Webergehilfe Christian Josef Kraus (1849–?), wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt. (►28. Jänner 1883 und ►12. März 1883)

  • 6. November 1880 (Samstag)
    Graz (Steiermark): In der Nacht vom 6. auf den 7. November 1880 werden in Graz verbotene Flugschriften angeschlagen. Es werden danach Hausdurchsuchungen beim Kleidermachergehilfe Ferdinand Gabriel (1828–1902), beim Tischlergehilfen Mathias Kulmer und beim Metallarbeiter Stefan Pauler (1840–?) durchgeführt, alle ergebnislos. Trotzdem wird Ferdinand Gabriel am 9. November 1880 (Dienstag) verhaftet und erst am 25. November 1880 (Donnerstag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 13. November 1880 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 13. November 1880 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen den Tischlergehilfen Franz Babka statt, der des Verbrechens der Majestätsbeleidung und Vergehens der Aufreizung angeklagt wird. Franz Babka wird freigesprochen.

  • 17. November 1880 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 11. November 1880 (Donnerstag) wurde eine vom »Politischen Verein ›Vorwärts‹« einberufene Arbeiterversammlung im Gasthaus »zu den drei Engeln« (Anton Ott) in Wien 4., Große Neugasse 36, behördlich aufgelöst. Dabei kam auch das in London (England) gedruckte Flugblatt »Was ist der Arbeiter?« (►31. Oktober bis 1. November 1880) zur Verteilung. Der als Fabrikarbeiter tätige Schlossergehilfe Josef Schafranek (~1847–1921/1923) nahm dieses mit und gab es Kollegen in der Jutespinnerei in Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) zu lesen. Er wird deswegen am 17. November 1880 verhaftet und unter der Anklage, verbotene Druckschriften verbreitet zu haben, in das Landesgericht Wien eingeliefert. Er wird später ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

  • 18. November 1880 (Donnerstag)
    Graz (Steiermark): Am 18. November 1880 wird der Journalist Emil Kaler-Reinthal (1850–1897) vom Bezirksgericht Graz wegen Übertretung der wörtlichen Wachebeleidigung zu fünf Tagen Arrest verurteilt.

  • 19. November 1880 (Freitag)
    Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Die Weiterverbreitung des von den tschechoslawischen Radicalen veröffentlichten Arbeiterkalenders »Kalendář dělnictva česko-slovanského na obyčejný rok 1881« wird vom Landes- als Pressgericht Prag am 19. November 1880 behördlich verboten.18

  • 26. November 1880 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 26. November 1880 werden in Wien wegen der so genannten Bambus-Affäre (►5. und 6. Oktober 1880) der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), der Schneidergehilfe Ignaz Formanek (1854–nach 1905) und der Tischlergehilfe Jakob Laufer (~1862–?) verhaftet. Wilhelm Bernt wird erst am 17. Februar 1881 (Donnerstag) ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. Jakob Laufer, der am 6. Dezember 1880 (Montag) aus der Untersuchungshaft entlassen werden wird, und Ignaz Formanek werden im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881) angeklagt werden.

  • 30. November 1880 (Dienstag)
    Paris (Frankreich): Am 30. November 1880 wird der für die anarchistischen Bewegungen in Österreich später so bedeutsame Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) wegen sozialistischer Umtriebe aus Frankreich ausgewiesen und geht in die Schweiz ins Exil.

  • 4. Dezember 1880 (Samstag)
    Wiener Neustadt (Niederösterreich): Am 4. Dezember 1880 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Wiener Neustadt in geheimer Verhandlung der Prozess gegen den Fabrikarbeiter und nunmehr Arbeitslosen Wilhelm Lorenz (1852–?) statt. Er wird wegen der Verbrechen der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sowie der Majestätsbeleidigung und wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, begangen durch Verbreitung der Zeitung »Freiheit« (London) und der in London (England) gedruckten Flugschrift »Die revolutionäre Socialdemokratie« (►Mai 1880), zu fünfzehn Monaten schwerem Kerker verurteilt. Er wird aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 am 6. Februar 1884 aus dem Geltungsbereich ausgewiesen werden.

  • 5. Dezember (Sonntag) und 6. Dezember 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am Abend des 5. Dezember 1880 wird in den Vororten Wiens das in London (England) gedruckte Flugblatt »Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt«19 verstreut. Dies führt noch am selben Abend, aber auch an den folgenden Tagen, zu einer Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten (►21. August 1880 und ►5. und 6. Oktober 1880). Nach Hausdurchsuchungen in Wien-Leopoldstadt und Ottakring (Niederösterreich [zu Wien 16.]) werden wegen Verbreitung verbotener Druckwerke der Tischlergehilfe Josef Pfeil (1859–?) und der Schuhmachermeister Emerich Zadravec (1850–1918), der aber nach einigen Tagen freigelassen wird, verhaftet. In der Nacht auf den 6. Dezember werden in Wien-Brigittenau die Tischlergehilfen Nikolaus Trojar (1851–1919), wohnhaft in Wien 5., Wimmergasse 26, und György Mill (~1848–?), wohnhaft in Wien 5., Wimmergasse 46, beim Plakatieren wie Verteilen dieser Flugschrift ertappt und verhaftet. Der Tischlergehilfe Ludwig Sommer (~1851–?), der fliehen kann, stellt sich dann aber freiwillig den Behörden. Wegen des Flugblatts werden im Laufe des Dezembers 1880 auch noch der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?), die Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891) und Johann Slezák (1851–1907) sowie der bereits am 3. November 1880 (Mittwoch) vorübergehend festgenommene Ledergalanteriearbeiter Karl Strnad (1858–1917) verhaftet. Wenzel Führer, Heinrich Hotze und Johann Slezák werden am ►17. Februar 1881 (Donnerstag) mangels Tatbestands aus der Untersuchungshaft entlassen, Josef Pfeil und Karl Strnad im großen Wiener Radicalen-Prozess (►10. bis 12. Februar 1881), György Mill, Ludwig Sommer und Nikolaus Trojar erst am ►17. März 1881 angeklagt werden.

  • 6. Dezember 1880 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 6. Dezember 1880 wird die Administration der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) von der Polizei durchsucht, wobei 1.742 Stück des Druckwerks »Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse« beschlagnahmt werden.20 Am 5. Februar 1881 (Samstag) wird das Landes- als Pressgericht Wien den Einspruch des Schuhmachermeisters und nunmehrigen Miedermachers Andreas Grosse (1840– 1917) gegen die Konfiskation ablehnen, da es unter anderem in dem Gedicht »Die Wanderratten« von Heinrich Heine (1797–1856) das Vergehen der Aufreizung zu Feindseligkeiten gegen Klassen und Stände der Gesellschaft gegeben sieht.

  • 14. Dezember 1880 (Dienstag)
    Feldkirch (Vorarlberg): Am 14. Dezember 1880 findet vor dem Kreis- als Schwurgericht Feldkirch unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen die am ►9. September 1880 verhafteten Radicalen statt. Der Leistenschneider Albert Kaufmann (1844–?) und sein Bruder, der Mechaniker Josef Kaufmann (1841–?), sowie der Schlossergehilfe Julius Schellnigg (1855–?) werden des Verbrechens der öffentlichen Ruhestörung und des Vergehens der Aufreizung angeklagt, begangen durch die Verbreitung der Flugschrift »An das arbeitende Volk!« (►9. September 1880). Wegen Vergehens der Aufreizung werden nach dreimonatiger Untersuchungshaft Josef Kaufmann zu zehn, Julius Schellingg zu neun und Albert Kaufmann zu acht Wochen strengem Arrest verurteilt.

  • 23. Dezember 1880 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Der Schuhmacher Dionys Zinner (1858–1926) wird am 23. Dezember 1880 von einem Erkenntnissenat in Wien wegen eines Pressevergehens zu einer Geldstrafe von 15 Gulden, eventuell drei Tage Arrest, verurteilt.

  • 25. Dezember 1880 (Samstag)
    Julienfeld (Mähren [Juliánov, zu Brno, Tschechien]): Am 25. Dezember 1880 findet in Julienfeld die zweite geheime Delegiertenkonferenz der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« (►12. September 1880 und ►14. August 1881) statt, nachdem ein vorhergehender Versuch gescheitert war (►31. Oktober 1880). Die lokalen Parteileitungen sind durch ihre Delegierten vertreten: Wien durch den Schuhmachermeister und nunmehrigen Miedermacher Andreas Grosse (1840–1917) und den Schuhmachermeister Josef Marschall sowie die Wiener tschechoslawische Lokalorganisation durch den Sattlergehilfen Vinzenz Zich (1846–1917), Graz (Steiermark) durch den Metallarbeiter Stefan Pauler (1840–?), Klagenfurt / Celovec (Kärnten) durch den Arbeiter [?] Hurm, Innsbruck (Tirol) durch den Schuhmachergehilfen Eduard Protiwa (1850–1910), Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) durch die Webergehilfen Adolf Burian (1845–1924) und Karl Dundela (~1844–1897), der später ein Polizeispitzel gewesen sein soll, den Maler- und Anstreicher Theodor Indra (~1851–?) und den Webergehilfen und späteren Kohlenhändler Eduard Zacharias (?–1910) sowie die Zentralleitung aus Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) durch den Tuchmachergehilfen Josef Ulbrich (1845–1910). Beschlossen werden unter anderem Neutralität gegenüber der gemäßigten Zeitung »Der Sozialdemokrat. Internationales Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge« (Zürich) und der radicalen Zeitung »Freiheit« (London), die Anerkennung der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) als Zentralorgan der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« ab dem 1. Jänner 1881 (Samstag) und die Verlegung der Parteileitung von Reichenberg nach Graz und der Kontrollkommission von Linz an der Donau (Oberösterreich) nach Wien sowie die öffentliche und geheime Organisation der Partei, wobei Arbeiterangelegenheiten in den öffentlichen Organisationen, politische in den geheimen Clubs besprochen werden sollen. Die öffentliche Organisation soll von der Lokalorganisation, nun auch »öffentliche Parteileitung« genannt, getragen werden, welche sich aus Vertrauensmännern der Arbeitervereine und Arbeiterzeitungen zusammensetzt. Die Lokalorganisation wählt aus ihrer Mitte fünf Mitglieder für ein Agitationskomitee. (►1. Jänner 1881, ►14. und 15. August 1881)

  • 26. Dezember 1880 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 26. Dezember 1880 findet in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, unter Vorsitz des Webergehilfen Josef Hybeš (1850–1921) eine Volksversammlung zur Tagesordnung »Das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht und die Presse« statt, an der über 1.000 Arbeiter im, aber auch vor dem Gasthaus teilnehmen. Wie weit die Wiener Arbeiterbewegung zu diesem Zeitpunkt noch von den Gemäßigten geprägt wird, zeigt die nach nur kurzer Debatte verabschiedete Forderung nach dem allgemeinen direkten Wahlrecht. Außerdem wird die Vorbereitung zur Gründung einer sozialdemokratischen Tageszeitung beschlossen.

  • Dezember 1880
    Wels (Oberösterreich): Der Schneidermeister Franz Vögerl (1846–1916) wird im Dezember 1880 vom Kreis- als Schwurgericht Wels des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Er hatte aus dem »Magyar munkás-naptár az 1880. Szökő évre. III. évfolyam« (Budapest; Ungarischer Arbeiterkalender für 1880. Schaltjahr. III. Band) der »Magyarországi Általános Munkáspárt« (Ungarische Allgemeine Arbeiterpartei) ein Gedicht rezitiert. Franz Vögerl wird freigesprochen.

  • Dezember 1880
    Wien und Vororte: Im Dezember 1880 bilden Wiener Radicale einen geheimen Club (»Club Nr. II«), einer der wenigen, dessen Angehörige namentlich bekannt sind. Zu den Mitgliedern, die sich wöchentlich im Gasthaus »zu den drei Bindern« (Rudolf Hammer) in Wien 8., Brunngasse 5 [Josefstädter Straße 101 / Blindengasse 32], treffen, gehören der Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), der Schneidergehilfe und nunmehrige Kellner Franz Gröbner (1856–?), der Webergehilfe und nunmehrige Geschäftsdiener Robert Krondorfer (1853–?), der Handschuhmachergehilfe Berthold Spiegel (~1854–?), der Maler- und Anstreichergehilfe Franz Weich (1855–1925) sowie der Anstreichergeselle Jakob Würges (1842–1895). Im Juni 1881 soll sich der Club, eine Art revolutionäres Exekutivkomitee, aus Misstrauen gegen Jakob Würges – er stand im unbegründeten Verdacht, ein Polizeispitzel zu sein – aufgelöst haben. (►Oktober 1881)

 

Bücher und Broschüren der radicalen Arbeiterbewegung 1880

  • [Anonym]: Allgemeiner Arbeiter-Kalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von der Ungarländischen Allgemeinen Arbeiterpartei. Budapest: Ungarländische Allgemeine Arbeiterpartei [1880], 78 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Leitmeritz vom 17. Juni 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Kalendář dělnictva česko-slovanského na obyčejný rok 1881. V Praze [Praha]: Nákladem vydavatelstva časopisu »Budoucnost« [1880], 57 S. Tschechisch: Tschecho-slowakischer Arbeiterkalender für das normale Jahr 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Prag vom 19. November 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1880], 88 S. Herausgeber: Andreas Grosse (1840–1917). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. Dezember 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Nach der Beschlagnahme zweite Auflage. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1880], 88 S. Herausgeber: Andreas Grosse (1840–1917).

  • [Anonym]: Stieber’s Verdruß. Geheimschrift zur Sicherung des Brief-Verkehrs in und mit Deutschland und andern Ländern, in denen die Reaktion ihr Wesen treibt. Zweite vermehrte Auflage. Riesbach-Zürich: Verlag des »Sozialdemokrat« 1880, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Prag vom 23. April 1881 und mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Salzburg vom 27. April 1881 in Österreich verboten.

  • Bulla, Eugen; siehe: Schmitt, Eugen Heinrich

  • Hanslitschek, Karl; siehe: Hanzlíček, Károly

  • Hanslitschek, Karl [d. i. Károly Hanzlíček] (1850–1935): Die Reise in den Mond. Preßburg: Verlag von Karl Hanslitschek 1880, 2 Bände:
    1. Band. Die Reise in den Mond. I. Theil. Separatabdruck des social-ökonomischen Volksblattes »Die Wahrheit«. Preßburg: Verlag von Karl Hanslitschek 1880, 15 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 6. September 1880 in Österreich verboten.
    2. Band: Die Reise in den Mond. II. Theil. Separatabdruck des social-ökonomischen Volksblattes »Die Wahrheit«. Preßburg: Verlag von Karl Hanslitschek 1880, 47 S.

  • Körber, Vilém (1854–1899): Návrh zákona spolčovacího pro podporovací spolky, bratrské pokladny a podobna. Pro petici dělnictva českého zpracoval Vilém Körber. V Praze [Praha]: Společným nákladem redakcí Budoucnosti, Dělnických listů a Soudruha 1880, 8 S. Sozialdemokratische Publikation. Tschechisch: Entwurf eines Vereinsgesetzes für Unterstützungsvereine, Gildenfonds und dergleichen. Für die tschechische Arbeiterpetition vorbereitet von Vilém Körber.

  • Körber, Vilém (1845–1899): Osnova a příze. Obraz z doby bavlnářské nouze Manchesterské od F. J. Smitha. Volně zpracoval dle anglického Vilém Körber. V Praze: Nákladem Viléma Körbera 1880 (= Laciná knihovna dělnická.), 144 S. Sozialdemokratische Publikation. Tschechisch: Kette und Faden. Ein Gemälde aus der Zeit der Baumwollkrise in Manchester von F. J. Smith. Frei nach dem Englischen herausgegeben von Vilém Körber.

  • Körber, Vilém (1845–1899): Saller a spolek, čili, Kazimíři českého dělnictva. Na obranu cti dělnické podává Vilém Körber. V Praze: Nákladem Viléma Körbera 1880, 15 S. Betrifft František Saller (1845 – 1918). Sozialdemokratische Publikation. Tschechisch: Saller und die Vereinsfreiheit, oder, der tschechische Arbeiter Kasimir. Zur Verteidigung der Ehre der Arbeit überreicht von Vilém Körber.

  • Kronawetter, Ferdinand; siehe: Schönerer, Georg Ritter von

  • Most, Jan; siehe: Most, Johann

  • Most, Jan [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Stodola. Dle Jana Mosta doslovne přeložil Vilém Körber. Praha: Nákladem redakce časopisu »Soudruh« 1880, 16 S. Übersetzer: Vilém Körber (1845–1899). Original: Ein Mahnruf an die landwirtschaftliche Bevölkerung. Chemnitz [1872]. Tschechisch: Die Scheune. Nach Jan Most wortgetreu übersetzt von Vilém Körber.

  • Rosenblatt, Josef (1853–1917): Vertheidigungsrede gehalten im Krakauer Schwurgerichtssaal am 13. April 1880 im Proceß der polnischen Sozialisten von Dr. Josef Rosenblatt, übersetzt von Edm. Mikiewicz. Wien: Jakob Dirnböck’s Buchhandlung (G. Draudt) 1880, 22 S. Übersetzer: Edmund Mikiewicz (1854–1906). Die Weiterverbreitung des Druckwerks wurde 1880 in Österreich verboten.

  • Schiller, Josef (1846–1897): Gedichte von Josef Schiller. Reichenberg: Im Verlage des Verfassers 1880, 68 S.

  • Bulla, Eugen [d. i. Eugen Heinrich Schmitt] (1851–1916): Die Ursache der Krystallformen. Monistische Beleuchtung der einheitlichen Grundursache der Naturformen und Naturkräfte von Eugen Bulla. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 8 S. Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London).

  • Schönerer, Georg Ritter von (1842–1921) / Kronawetter, Ferdinand (1838–1913): Die Reden der Abgeordneten Ritter v. Schönerer und Dr. Kronawetter in der Budget-Debatte im österreichischen Abgeordnetenhause am 6. und 15. April 1880. Nach den stenographischen Protokollen. Graz: Im Verlage von Josef Gans 1880, 31 S. Sozialdemokratische Publikation.

 

Weitere Bücher und Broschüren im Kontext anarchistischer Bewegungen in Österreich

Auswahl für das Jahr 1880

  • [Anonym]: Die revolutionäre Socialdemokratie. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wiener Neustadt vom 12. August 1880 und mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • Grün, Karl (1817–1887): Kulturgeschichte des Siebzehnten Jahrhunderts von Karl Grün. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1880, 2 Bände:
    1. Band: Kulturgeschichte des Siebzehnten Jahrhunderts von Karl Grün. Erster Band. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1880, VI, 626 S.
    2. Band: Kulturgeschichte des Siebzehnten Jahrhunderts von Karl Grün. Zweiter Band. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1880, 1880, 436 S.

  • Hertzka, Theodor (1845–1924): Die Gesetze der Handels- und Socialpolitik. Erster Band. Die Gesetze der Handelspolitik. Erstes Heft. Von Dr. Theodor Hertzka. Leipzig: Verlag von Duncker & Humblot 1880, XIII, 113 S.

  • Krasser, Friedrich (1818–1893): Anti-Syllabus by Dr. Fr. Krasser. Milwaukee, Wis.: Carl Dörflinger Book and Publication Company [1880], 4 S.

  • Malon, Benoît (1841–1893): Il proletario irredenta, čili, Společenské poměry v Italii. Dle Benoit Malona. Volně vzdělal Vive la Liberté. V Praze [Praha]: Nákladem vydavatelstva »Pravdy« 1880, 40 S. Übersetzer: Vive la Liberté, d. i. Leo Kochmann (1847–1919). Tschechisch: Der proletarische Irredentismus, das heißt, die sozialen Verhältnisse in Italien. Nach Benoît Malon. Frei geschrieben von Vive la Liberté.

  • Most, Johann (1846–1906): »Taktik« contra »Freiheit«. Ein Wort zum Angriff und zur Abwehr. Den deutschen Socialisten zu Nutz’ [/] Ihren Verführern zum Trutz. Von Joh. Most. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 80 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Strafgericht Prag vom 17. Dezember 1880 und vom Landes- als Pressgericht Wien vom 29. März 1881 in Österreich verboten.

  • Reclus, Élisée (1830–1905): A föld. A földgömb életjelenségeinek leírása. Irta Elisée Reclus. Az eredeti negyedik kiadás után fordították Király Pál és Révész Samu. Az eredetivel összehasonlította Hunfalvy János. II. Az óczeán. A légkör. Az élet. 29 műlappal és a szöveg közé nyomott 217 ábrával. Budapest: Kadja a K. M. Természettudományi Társulat 1880 (= Természettudományi Könyvkiadó Vállalat. 17.), VI, 671 S., 46 Tafeln. Übersetzer: Pál Király (1841–1902) und Samu Révész (1858–1938). Original: L’Océan, l’atmosphère, la vie. Paris 1869, hier 4. Auflage Paris 1877. Ungarisch: Die Erde. Beschreibung der Phänomene des Lebens auf der Erde. Verfasst von Elisée Reclus. Nach der vierten Auflage des Originals übersetzt von Pál Király und Samu Révész. Vergleich mit dem Original durch János Hunfalvy. II. Der Ozean. – Die Athmosphäre. – Das Leben. Mit 29 Karten in Farbe und 217 Karten und Abbildungen im Text.

 

Verbotene Flugblätter

Auswahl aus dem Jahr 1880

  • [Anonym]: Die Zeiten sind schlecht. London: J. Neve 22, Percy Street, Tottenham Courtroad London W. [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 31. Jänner 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht in Strafsachen Wien vom 7. Februar 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Was ist der Arbeiter? [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 13. März 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. November 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An das deutsche Proletariat. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 1. Mai 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An unsere Brüder in der Kaserne. [Rückseite:] Wie man Kriege anzettelt. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London), 2. Jg., Nr. 27 (3. Juli 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Našemu narodu! Londýn [London]: v listopadu Česjy Club Rose Street, Soho Syřbro, W. London 1880. Tschechisch: An unser Volk! Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 27. Juni 1881 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Unserer freudigen Stimmung. London: J. NEVE, 22, Percy Street, Tottenham Court Road, London, W [1880], 1 Bl. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. August 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An das arbeitende Volk! Zürich-Hottingen: Schweizerische Vereinsbuchdruckerei [1880], [2] Bl. Sozialdemokratisches Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressegericht Feldkirch vom 18. September 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An die »unteren« Postbeamten! Leidensgenossen! London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 13. Dezember 1880 in Österreich verboten.

 

Für die radicale Arbeiterbewegung in Österreich wichtige Zeitungen und Zeitschriften

Auswahl für das Jahr 1880

 

Autor: Reinhard Müller
Version: August 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
Copyleft

Daten
bis
1880
von
1880
  • 1

    Vgl. Polizeibericht, im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, Informationsbüro 117 (1880) / 2032.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Die Zeiten sind schlecht. London: J. Neve 22, Percy Street, Tottenham Courtroad London W. [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 31. Jänner 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht in Strafsachen Wien vom 7. Februar 1880 in Österreich verboten.

  • 3

    Zitiert nach [anonym]: Keine Demonstration, in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [17]. Jg., Nr. 5584 (15. März 1880), S. 2–3, hier S. 2.

  • 4

    [Anonym]: Politische Uebersicht, in: Die Zukunft (Wien), [2]. Jg., Nr. 13 (10. April 1880), S. [3]. Urteutokcikus: recte Ur-Teutonicus.

  • 5

    Vgl. Wenzel Führer (1853–?): An die Fachgenossen. Wien 1883, Flugblatt.

  • 6

    Vgl. [anonym]: Ein Wort an die Armen. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 15. November 1879. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht in Strafsachen Wien vom 29. Dezember 1879 in Österreich verboten.

  • 7

    Vgl. [anonym]: Die revolutionäre Socialdemokratie. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wiener Neustadt vom 12. August 1880 und mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 8

    Vgl. [anonym]: Das Recht auf Revolution. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 26. Juni 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 31. August 1880 in Österreich verboten.

  • 9

    Abgedruckt in Ludwig Brügel (1866–1942): Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. Dritter Band: Parteihader. Propaganda der Tat. Einigung. (1878 bis 1889). Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1922, S. 127.

  • 10

    Vgl. [anonym]: Unserer freudigen Stimmung. London: J. NEVE, 22, Percy Street, Tottenham Court Road, London, W [1880], 1 Bl. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. August 1880 in Österreich verboten.

  • 11

    Zitiert nach [anonym]: Verhaftung von Social-Demokraten, in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [17]. Jg., Nr. 5742 (22. August 1880), S. 6.

  • 12

    Vgl. Josef Rosenblatt (1853–1917): Vertheidigungsrede gehalten im Krakauer Schwurgerichtssaal am 13. April 1880 im Proceß der polnischen Sozialisten von Dr. Josef Rosenblatt, übersetzt von Edm. Mikiewicz. Wien: Jakob Dirnböck’s Buchhandlung (G. Draudt) 1880, 22 S.

  • 13

    Vgl. [anonym]: An das arbeitende Volk! Zürich-Hottingen: Schweizerische Vereinsbuchdruckerei [1880], [2] Bl. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressegerichts Feldkirch vom 18. September 1880 in Österreich verboten werden.

  • 14

    Vgl. [anonym]: An die »unteren« Postbeamten! Leidensgenossen! London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten werden.

  • 15

    Vgl. [anonym]: An das deutsche Proletariat. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 1. Mai 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten werden.

  • 16

    Vgl. Joh[ann] Most (1846–1906): »Taktik« contra »Freiheit«. Ein Wort zum Angriff und zur Abwehr. Den deutschen Socialisten zu Nutz’ [/] Ihren Verführern zum Trutz. Von Joh. Most. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 80 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Strafgericht Prag vom 17. Dezember 1880 in Österreich verboten werden.

  • 17

    Vgl. [anonym]: Was ist der Arbeiter? [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London) vom 13. März 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. November 1880 in Österreich verboten werden.

  • 18

    Vgl. Kalendář dělnictva česko-slovanského na obyčejný rok 1881. V Praze [Praha]: Nákladem vydavatelstva časopisu »Budoucnost« [1880], 57 S. Tschechisch: Tschecho-slowakischer Arbeiterkalender für das normale Jahr 1880. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Prag vom 19. November 1880 in Österreich verboten.

  • 19

    Vgl. [anonym]: Der Reichsrath ist wieder einmal versammelt. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880]; später abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London) vom 12. Februar 1881. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 13. Dezember 1880 in Österreich verboten werden.

  • 20

    Vgl. Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1880], 88 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. Dezember 1880 in Österreich verboten werden. Noch im Dezember 1880 wird eine zweite Auflage erscheinen; vgl. Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1881. Herausgegeben von Andreas Grosse. Nach der Beschlagnahme zweite Auflage. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers [1880], 88 S.