Johann Till (1863–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Jan Till
Geburtsdatum
29. September 1863
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Anton Till; tschechische Namensform: Antonín Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 23. Juni 1814 – ?), Sohn einer Taglöhnerin und eines Auszüglers: Weber, zuletzt in Wien am Dampfschiffplatz beschäftigt; Heirat in Johannesthal (Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien]) am 30. April 1849 mit:
Mutter: Josefa Till, geborene Josepha Göbel (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 25. August 1820 – ?), Tochter einer Häuslerin und eines Häuslers: Hausfrau
Bruder: Wilhelm Till; tschechische Namensform: Vilém Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 20. Juli 1851 – ?): Webergehilfe; Radicaler
Schwester: Theresia Till; tschechische Namensform: Tereza Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 29. September 1853 – ?)
BruderJosef Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 21. August 1855 – ?): Webergehilfe; Radicaler
Schwester: Josepha Till; tschechische Namensform: Josefa Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 15. Mai 1858 – ?)
Schwester: Aloisia Till; tschechische Namensform: Aloisie Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 22. Dezember 1860 – ?)
Ehe: in Braunseifen (Mähren [Ryžoviště, Tschechien]) am 20. Februar 1871 mit Victoria Siegl: Hausfrau
Töchter: zwei totgeborene Mädchen (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 28. Mai 1882) 

Biographie

Der Webergehilfe Johann Till arbeitete seit 1877 in der »Ersten österreichischen Jute-Spinnerei und Weberei« in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]). Schon um 1880 wurde er als Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung und als ehemaliger Abonnent der Zeitung »Freiheit« (London) von der Polizei registriert und wurde am 18. September 1880 unter dem Verdacht der Verbreitung verbotener Flugschriften verhaftet. Er wurde erst nach drei Wochen 9. Oktober 1880 ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. Am 27. Dezember 1881 wurden auf Veranlassung des später von Hermann Stellmacher (1853–1884) erschossenen Polizeidetektivs Ferdinand Blöch (1844–1884) Johann Till, Schriftführer des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf«, sein Bruder, der Webergehilfe Wilhelm Till (1851–?), Obmann des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf«, sowie dessen betagte Schwiegermutter Klara Heinisch (1823–?) unter dem Verdacht der Verbreitung verbotener Schriften in Floridsdorf verhaftet und später in das Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert. Johann Till wurde erst im April 1882 nach dreizehn Wochen ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. Mindestens seit Juni 1883 stand Johann Till unter spezieller Überwachung durch den später von Anton Kammerer (1862–1884) erschossenen Polizeikonzipisten Franz Hlubek (1854–1883), der sich besonders für die am 15. Juli 1882 erfolgte behördliche Auflösung des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf« einsetze. Als im November 1883 der »Gewerbeverein sämtlicher Stuhlarbeiter und Stuhlarbeiterinnen für Wien« ein Lesezimmer in Floridsdorf eröffnete, wurde Johann Till in einer öffentlichen Versammlung zum zweiten Geschäftsordner gewählt, wobei ihm auch die Einberufung von Versammlungen übertragen wurde.

Kritisch wurde die Lage für Johann Till, als am 15. Dezember 1883 die sozialrevolutionären Attentate Wien und seine Vororte erreichten. Am Abend dieses Tags hielt der mittlerweile als Brotführer arbeitende Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) in einer von Johann Till und dem Webergehilfen Alois Siegel einberufenen Versammlung des »Gewerbevereins sämtlicher Stuhlarbeiter und Stuhlarbeiterinnen für Wien« vor etwa vierzig Zuhörern im Gasthaus Franz Aschenbrenner in Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Brünner Straße 203, einen Vortrag über »Antikes und modernes Proletariat«, und zwar im Lesezimmer des dort erst seit etwa drei Wochen untergebrachten »Bildungsvereins der Eisen- und Metalldreher«. Unter den etwa vierzig Besuchern befand sich auch Johann Tills Bruder, der Webergehilfe Josef Till (1855–?). Nach dem Ende der Veranstaltung unterhielt sich der Polizeikonzipist Franz Hlubek am Tresen noch eine Weile mit Ferdinand Schaffhauser und Johann Till und verließ um etwa 21 Uhr das Lokal, um zu seinem am anderen Ende der Straße gelegenen Wohnhaus in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Hauptstraße 46 [Floridsorfer Hauptstraße], zu gehen. Dabei begleitete ihn der Vortragende Ferdinand Schaffhauser bis zum Friedhof an der Ortsgrenze von Jedlersdorf, trennte sich aber dort von ihm, um kurz nach 21 Uhr im »Beránek’schen Gasthaus« (Roman Beránek und Julie Beránek) in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Hauptstraße 58 [Floridsdorfer Hauptstraße], noch eine Vorlesung zu besuchen; hier waren mittlerweile auch Johann und Josef Till eingetroffen. Franz Hlubek wurde kurz nach 21 Uhr, kaum dreihundert Schritte von Franz Aschenbrenners Gasthaus entfernt, erschossen. Noch in der Nacht wurde mit den Verhören begonnen. Am 16. Dezember 1883 wurden Ferdinand Schaffhauser und Johann Till im Gasthaus Roman und Julie Beranek, der Lackierer in einer Lokomotivfabrik Johann Ondra (1856–?) und Josef Till in ihren Wohnungen unter dem Verdacht der Mitschuld am Mord verhaftet und am 17. Dezember 1883 in das Landesgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert. Nach der Delegierung der Untersuchungen an das Landesgericht Wien wurden die vier Verdächtigen am 4. Februar 1884 von Korneuburg in das Landesgericht Wien eingeliefert. Die Verfahren gegen Johann Till und Josef Till wurden am 25. Februar 1884 ohne Anklageerhebung eingestellt, die beiden aus der Untersuchungshaft entlassen und bereits am 26. Februar 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesen: »890 Till Johann, Weber, geb. 1863 u. zust. Johannesthal, Bez. Jägerndorf, k., I., mittelgr., schlank, m. oval. Gesicht, br. H., flacher Stirne, br. Augenbr., grauen Aug., Anflug von Schnurrb., ovalem Kinn, .deutsch sprechend.«1

Johann Till ging im Februar 1884 nach Böhmen, wo er sich um 1887 in Bernsdorf (Böhmen [Bernartice (okres Trutnov), Tschechien]) als Webermeister aufhielt.

Adressen

  • Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov, okres Bruntál, Tschechien], Johannesthal 223 (Geburtsadresse)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 145 (1882)
  • Neu-Leopoldau, Niederösterreich [zu Wien 21.], Mühlschüttel 137
Karte
  • 1

    [Anonym]: 890 Till Johann, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 17 (5. März 1884), S. 65.