Stefan Kohl (1853–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
auch: Stephan Kohl
Geburtsdatum
1853
Geburtsort
Religionsbekenntnis
israelitisch, dann konfessionslos

Ehe: in Wien im Juli 1880 mit Bertha Haberzettel

Biographie

Stefan Kohl war schon früh Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« und mindestens seit 1878 Obmann der 1871 gegründeten Schuhmacher-Gewerkschaft. So wurde beispielsweise die von ihm für den 7. Jänner 1878 einberufene freie Schuhmacherversammlung im Gasthaus »zum heiligen Florian« (Christof Schlecht), Wien 6., Stumpergasse 56, behördlich untersagt. Und als sich am 9. November 1878 rund dreißig Arbeiter im Schlafzimmer des Inhabers des Gasthauses »zum Gutenberg« (Stephan Hacker), Wien 9., Pelikangasse 4, heimlich trafen, drang die Polizei in das Lokal ein. Daraufhin wurde gegen Kohl als Obmann der Schuhmachergewerkschaft ein gerichtliches Verfahren wegen einer nicht angemeldeten Versammlung eingeleitet. Am 10. Dezember 1878 wurde er deswegen vom Bezirksgericht Alsergrund wegen Übertretung des Vereinsgesetzes zu 35 Gulden Geldstrafe, eventuell eine Woche Arrest, verurteilt.

Stefan Kohl war vom April bis September 1878 Mitherausgeber und vom April 1878 bis Februar 1879 verantwortlicher Redakteur der Gewerkschaftszeitung »Schuhmacher-Fachblatt« (Wien). Anlässlich zweier Artikel in dieser Zeitung wurde er am 13. Februar 1879 vom Landes- als Schwurgericht Wien wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu zwei Monaten strengem Arrest verurteilt. Kohl war auch verantwortlicher Redakteur der Zeitung »Der Sozialist. Zentralorgan der Sozial-Demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs« (Wien) und wurde wegen eines am 1. August 1878 erschienenen Artikels am 19. Februar 1879 vom Landes- als Schwurgericht Wien wegen Vernachlässigung der pflichtgemäßen Obsorge als Redakteur zu einer Geldstrafe von 40 Gulden verurteilt. Schließlich wurde Kohl, mittlerweile Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, Mitglied der neuen Parteileitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs«, welche mit 1. Jänner 1881 ihre Arbeit mit Sitz in Graz (Steiermark) aufnahm. Kohl verließ im Juli 1882 Wien, kehrte aber kurz darauf zurück. Am 26. April 1883 wurde er auf die Experten-Liste des Gewerbe-Ausschusses für die Gewerbe-Enquete gesetzt. Um 1886 verließ Stefan Kohl Wien endgültig. Danach verliert sich seine Spur.

Adressen

  • Wien 7., Schottenfeldgasse 72 (1880)
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