Josef Sagradischnig (1858–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Joseph Sagradišnig
slowenische Namensform: Jožef Sagradišnik
falsche Namensform: Josef Zagradischnig
falsche Namensform: Josef Zagradišnig
falsche Namensform: Josef Zagradischnik
falsche Namensform: Josef Zagradišnik
Geburtsdatum
10. Februar 1858
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Mutter: Maria Sagradišnig, Tochter einer Hausfrau und eines Fabriktischlers: ledige Fabrikarbeiterin
Vater: unbekannt

Biographie

Der Tischlergehilfe Josef Sagradischnig kam nach Wien, wo er Mitglied des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins« wurde und sich früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 3. Juli 1881 wurden um 22 Uhr im Café »Wenzel Sappé« (Wenzel Maschkowitz) in Wien 6., Gumpendorfer Straße 64, sechs Radicale verhaftet, von denen vier am 4. Juli 1881 wieder freigelassen wurden. Josef Sagradischnig wollte gerade die Statuten eines zu gründenden geheimen Clubs erklären, als die Polizei zuschlug. Sofort wurden Sagradischnig, der Spenglergeselle Otto Konrad (~1852–?), der Tischlergehilfe Josef Heintel (~1856–?), der Tischlergehilfe Franz Maletschek (1860–?), der Arbeiter Karl Neumayer und der Buchbindergeselle Max Süß (~1855–?) verhaftet. Da sich Karl Neumayer als Zeuge zur Verfügung stellte, wurde der Prozess nur gegen die fünf anderen Verhafteten geführt. Dieser geheime Club, für den seit 2. Juni 1881 Mitglieder angeworben worden waren, war der erste und einzige geheime Club in Wien, dessen Mitglieder in ihrer Gesamtheit namentlich bekannt sind. Am 26. August 1881 fand vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien – wegen der Aussage des Kronzeugen Karl Neumayer unter Ausschluss der Öffentlichkeit – der Prozess gegen fünf Radicale statt. Otto Konrad, Josef Heintel, Franz Maletschek, Josef Sagradischnig und Max Süß wurden des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung durch Bildung einer geheimen Gesellschaft angeklagt. Aufgrund der Denunziation Neumayers wurden der Hauptangeklagte Josef Sagradischnig zu vier Monaten strengem Arrest, Josef Heintel zu zwei Monaten, Otto Konrad und Max Süß zu je einem Monat sowie Franz Maletschek, der voll geständig war, zu vierzehn Tagen strengem Arrest verurteilt. Außerdem wurden zwei Verurteilte aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen: der aus Bayern gebürtige Max Süß am 15. Oktober 1881 nach Bayern und der aus Preußen stammende Otto Konrad am 17. Oktober 1881 nach Sachsen.

Josef Sagradischnig wurde Ende Februar 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesen: »884 Sagradischnik (Zagradišnik) Josef, Tischlergeh., geb. 1858 St. Paul, zust. Oberburg Bez Cilli, k., I , [!] mittelgr., stark, mit ovalem Gesicht, breiter Stirne, br. Augenbr. u. H., grauen Aug., spitzer, kl. Nase, kl. Mund, kl., br. Schnurrb., oval. Kinn, deutsch sprechend.«1

Josef Sagradischnig  zog nach Graz (Steiermark). Hier wurde er am 25. Juni 1884 in der Heinrichstraße festgenommen. Gegen Sagradischnig, dessen Name im großen Grazer Hochverratsprozess, der vom 11. bis 25. Juni 1884 verhandelt wurde, mehrfach genannt wurde, wurde nun als Besitzer eines Koffers voller revolutionärer Schriften ermittelt. Da er nicht bei deren Verbreitung ertappt wurde, wurde er bereits am nächsten Tag aus der Haft entlassen. 1888 war Josef Sagradischnig Mitbegründer des Grazer »Fachvereins der Tischler«. Danach verliert sich seine Spur.

Adressen

  • St. Paul bei Pragwald / Sv. Pavel pri Preboldu, Steiermark [Prebold, Slowenien], St. Paul bei Pragwald 5 (Geburtsadresse)

Karte
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    [Anonym]: 884 Sagradischnik (Zagradišnik) Josef, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 17 (5. März 1884), S. 65.