Norbert Zoula (1854–1886)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Pseudonym: Cink
Pseudonym: Mephisto
Pseudonym: Táborský
Geburtsdatum
1854
Geburtsort
Sterbedatum
14. Februar 1886
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Ehe: in Wien 1880 mit Anna Maria [?] (1857 – ?) 
Sohn: Leo Emanuel Zoula (Wien 1881 – ?)
Sohn: Herbert Zoula (Chicago, Illinois, USA 13. April 1885 – Chicago, Illinois, USA 2. September 1885)

Biographie

Norbert Zoula, aufgewachsen in und zuständig nach Eltschin (Böhmen [Lštění, Tschechien]), schloss sich 1874 der böhmischen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung an. Norbert Zoula übersiedelte mit den Eltern nach Wien, kehrte aber 1877 nach Böhmen zurück, zunächst nach Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]), dann nach Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]), wo er in das Herausgeberkomitee der seit 12. Oktober 1877 erschienenen Zeitung »Dělnické listy« (Praha; Arbeiterblätter) gewählt wurde. Er war auch Delegierter auf dem tschechoslawischen Delegiertentag (Parteitag), welcher am 7. April 1878 in Breunau (Böhmen [Břevnov, zu Praha, Tschechien]) abgehalten wurde und auf dem ihn die fünfzehn Delegierten zum Vorsitzenden wählten. Auf diesem Delegiertentag wurde die »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) mit Sitz in Wien gegründet. Bereits am 17. August 1878 fand bei Zoula eine Hausdurchsuchung statt, bei der mehrere Schriften beschlagnahmt wurden. Am 8. Dezember 1878 wurde er in das Landesgericht Prag eingeliefert, wo aufgrund der beschlagnahmten Papiere eine strafgerichtliche Untersuchung eingeleitet wurde. Er wurde zwar am 13. Jänner 1879 freigelassen, doch war er einer der sechzehn Sozialdemokraten, die des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt wurden, weil der Delegiertentag vom 7. April 1878 der Gründung einer geheimen Gesellschaft gedient habe. Im Prozess, der vor dem Landes- als Strafgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) in geheimer Verhandlung am 24. und 25. Jänner 1879 durchgeführt wurde, wurde Norbert Zoula im Sinne der Anklage zu drei Monaten Arrest verurteilt. Zoula, bei dem am 14. Juni 1880 neuerlich eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde, gelang es gemeinsam mit dem Eisendreher und Metallgießer Josef Boleslav Pecka (1849–1897) und dem Sattlergehilfen Vinzenz Zich (1846–1917) im Sommer 1880 erste tschechoslawische geheime Clubs zu bilden. Aber schon am 25. Juni 1880 wurde Zoula, als er seine Eltern in Wien besuchte, verhaftet und zwei Tage später aus Wien ausgewiesen und per Schub nach Prag gebracht. Norbert Zoula war dann Delegierter auf der geheimen Delegiertenkonferenz der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku«, die am 19. August 1880 in Prag stattfand. Auf diesem Delegiertentag wurde der umstrittene Passus des alten, in Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) 1878 beschlossenen Parteiprogramms über die Wege zur Erreichung der Parteiziele von »mit gesetzlichen Mitteln« in »mit allen möglichen Mitteln« geändert. Außerdem wurde beschlossen, zwecks Hebung und besserer Organisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« einzelne Sektionen als geheime Gruppen zu führen.

Kurz nach dem Delegiertentag, am 25. August 1880, flüchtete Norbert Zoula in die Schweiz, angeblich um Arbeit zu finden, kehrte dann aber nach Wien zurück. Als er als Sergeant der Reserve zu Waffenübungen nach Prag eingezogen wurde, kam er im Mai 1881 wegen sozialistischer Propaganda in militärgerichtliche Untersuchung. Obwohl er Mitte Juni 1881 vom Kriegsgericht freigesprochen wurde, degradierte man ihn einige Wochen später. Zoula wurde vom Kriegsgericht direkt der Polizeidirektion Prag übergeben, welche ihn sofort in seine Heimatgemeinde Eltschin abschob. Am 30. Oktober 1881 wurde Norbert Zoula in Prag neuerlich verhaftet, als Verfasser der Statuten der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« des Vergehens der Geheimbündelei angeklagt und im Prozess gegen einunddreißig Sozialisten, der vom 23. Jänner bis 4. Februar 1882 vor dem Landes- als Strafgericht Prag in geheimer Verhandlung verhandelt wurde, wegen Vergehens der Mitgliedschaft in einer geheimen Gesellschaft zu zehn Monaten strengem Arrest verurteilt. Nach seiner Haftentlassung am 4. Dezember 1882 wurde er aus Prag und dessen Polizeirayon für immer ausgewiesen und per Schub in seine zuständige Gemeinde Eltschin befördert, begab sich aber noch am selben Tag nach Wien.

Im Frühjahr 1883 wollte Norbert Zoula nach Paris (Frankreich) emigrieren, um dort eine sozialrevolutionäre Zeitung in tschechischer Sprache herauszugeben. Er ging dann jedoch zunächst in die Schweiz, schließlich in die USA ins Exil, wo er sich in Chicago (Illinois, USA) niederließ. Im April 1884 folgten ihm seine Ehefrau mit ihrem Sohn nach. Hier gründete Norbert Zoula gemeinsam mit dem Bäckergehilfen Jakob Mikolanda (1854–1907) und dem Maschinenschlosser Josef Randa (~1856–?) die vom 16. Juni 1883 bis 29. April 1886 erschienene Zeitung »Budoucnost« (Chicago; Die Zukunft), als deren Mitherausgeber Zoula bis Juli 1885 fungierte. An Tuberkulose schwer erkrankt und völlig mittellos verließ er im Herbst 1885 Chicago, um nach Pine View (California, USA) zu ziehen, wo er am 14. Februar 1886 an Tuberkulose, die er sich bereits im Gefängnis geholt hatte, verstarb.

Norbert Zoula verfasste auch Lyrik, darunter bekannte anarchistische Lieder. Diese sind bislang nur in Sammelbänden wieder zugänglich gemacht worden.

Lieder von Norbert Zoula in Sammelbänden (Auswahl)

  1.  Česká poezie. Výbor básní XIX. a XX. století. (Uspořádali František Buriánek, František Kautman, Jan Petrmichl.) Praha: Československý spisovatel 1951, 535 S.
  2. Poslední bitva vzplála. Výbor z veršů a písní dělnických básníků. (Uspořádal, doslovem a poznámkami opatřil Jan Petrmichl.) Praha: Československý spisovatel 1951 (= Národní klenotnice. 54.), 343 S.
  3. Dejme se na pochod. Výbor z poezie dělnických básníků 1848–1948. Uspořádala, k vydání připravila, předmluvu Poezie pro zástupy, medailony autorů a ediční poznámku napsala Jaromíra Nejedlá. Praha: Odeon 1973 (= Světová četba. 438.), 157 S.
  4. Slyšel jsem píseň nového žití. Dělnické básně a písně, výbor uspořádala, k vydání připravila, předmluvu a ediční poznámku napsala Jaromíra Nejedlá. Praha: Československý spisovatel 1975 (= Klub přátel poezie, Výběrová řada.), 179 S.
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