Josef Peukert (1855–1910)

Persönliche Daten
Namensvarianten
auch: Joseph Peukert
Deckname: Jacques Bernard
Geburtsdatum
22. Januar 1855
Sterbedatum
3. März 1910
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos
Adressen
  • Wien (1881–1884)
  • Wohnadresse von Josef Peukert Jänner 1882 - Dezember 1882

    , Sandwirtgasse 20, Wien (Januar 1882–Dezember 1882)

Vater: [?] Peukert (? – Albrechtsdorf, Böhmen [Albrechtice v Jizerských horách, Tschechien] Mai 1877): Glasbläser, später Glaswarenfabrikant: Heirat mit:
Mutter: [?] Peukert, geborene [?]: Hausfrau
Schwester: [?] Peukert
2. Ehe des Vaters: mit [?]
Ehe: in Chicago (Illinois, USA) 1893 mit Marie [?]: Hausfrau
Kinder: keine

Biographie

Kindheit und Jugend

Josef Peukert, Sohn einer Hausfrau und eines Glasbläsers, wuchs in dem für seine Glasschleifereien bekannten Albrechtsdorf (Böhmen [Albrechtice v Jizerských horách, Tschechien]) nahe Gablonz an der Neiße (Böhmen [Jablonec nad Nisou, Tschechien]) auf. Seine Mutter starb, als er noch ein Kind war. Peukert, der noch eine Schwester hatte, litt nach eigenen Angaben nach der Wiederverheiratung seines Vaters besonders unter seiner Stiefmutter. Nach dem Besuch der dreiklassigen Volksschule in Albrechtsdorf trat er 1866 in den Betrieb seines Vaters ein, der sich etwa ein Jahr zuvor selbstständig gemacht hatte, erhielt daneben aber noch Privatunterricht.

Auf Wanderschaft. 1871 bis 1877

1871 begab sich Josef Peukert auf Wanderschaft und zog über Dresden (Sachsen) nach Hamburg (Freie und Hansestadt Hamburg), wo er einige Wochen bei einem Schaubudenbesitzer arbeitete, ging noch im selben Jahr nach Hannover (Preußen [Niedersachsen]), wo er eine Maler- und Anstreicherlehre absolvierte. Hier kam Peukert erstmals mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Berührung. 1873/1874 reiste er nach London (England), wo er jedoch keine Arbeit finden konnte.

1874 als Stellungspflichtiger nach Albrechtsdorf zurückbeordert, schloss sich Josef Peukert dem dortigen sozialdemokratischen »Bildungs-, Fach- und Lese-Verein« an und war auch in erste Arbeitskämpfe verwickelt. Da sein Vater im Jahr zuvor Pleite gemacht hatte und mittlerweile schwer erkrankt war, musste Josef Peukert nun auch für diesen sorgen. Zunächst arbeitete er in einer Glasfabrik, doch 1875 wurde er Handlungsreisender einer Posamentierfabrik in Nixdorf (Böhmen [Mikulášovice, Tschechien]), wobei er stets mehrmonatige Reisen durch ganz Böhmen unternehmen musste. Während eines Aufenthalts in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) erreichte ihn im Mai 1877 die Nachricht vom Tod seines Vaters. Die körperlichen Anstrengungen seiner Reisen und die Weigerung seines Arbeitgebers, ihn zum Begräbnis seines Vaters fahren zu lassen, verursachten bei Peukert ein heftiges Nervenfieber.

Josef Peukert in Frankreich. 1877 bis 1880

Im September 1877 zog Josef Peukert nach Metz (Reichsland Elsaß-Lothringen [Frankreich]), von dort im Dezember 1877 weiter nach Paris (Frankreich), wo er zunächst drei Monate lang keine Arbeit finden konnte und bei dem später wichtigen Anarchisten Karl Schneidt (1854–1945) wohnte. Hier verkehrte er im »Deutschen socialdemokratischen Club«, wo er bekannte deutsche und französische Arbeiterführer kennen lernte. Im November 1878 begab sich Peukert erneut auf Wanderschaft, diesmal in den Süden Frankreichs, und ließ sich gegen Jahresende in Bordeaux (Frankreich) nieder, wo er sich einem kleinen Kreis von Sozialistinnen und Sozialisten um die im November dieses Jahres gegründete Zeitung »Le Prolétaire. Organe officiel de la Fédération des Travailleurs Socialistes de France« (Paris; Der Proletarier. Offizielles Organ der Föderation sozialistischer Arbeiter Frankreichs) anschloss. Hier konnte Peukert seine Französischkenntnisse so perfektionieren, dass er auch die französischen Klassiker des Sozialismus im Original lesen konnte. 1880 begab er sich wieder auf Wanderschaft, diesmal Richtung Spanien, um die dort anarchistisch geprägte Arbeiterbewegung besser kennen zu lernen. Er kam aber nur bis Arcachon (Frankreich), wo er sich Geld für die geplante Reise verdienen wollte.

Im März 1880 wurden siebzehn Sozialrevolutionäre aus Deutschland, Österreich-Ungarn, den Niederlanden und Belgien, welche den Vertrieb der von Johann Most (1846–1906) herausgegebenen, im Jänner 1879 gegründeten Zeitung »Freiheit« (London) für Deutschland und Österreich-Ungarn organisierten, aus Paris ausgewiesen. Peukert begab sich etwa Juli 1880 – nach seinen Angaben auf Aufforderung Johann Mosts hin – nach Paris, um hier den Vertrieb der Zeitung neu zu organisieren. Dabei traf er erstmals viele jener Anarchistinnen und Anarchisten sowie Sozialrevolutionäre aus Deutschland und Österreich-Ungarn, die später seine ergebenen Anhängerinnen und Anhänger oder auch erbitterte Feindinnen und Feinde werden sollten. Und er traf auch den Anarchisten Otto Rinke (1853–1899) und Émile Gautier (1853–1937), der ihn mit den damals neuen Ideen des kommunistischen Anarchismus erstmals vertraut machte. Außerdem unterhielt Peukert enge Beziehungen zu den französischen Sozialrevolutionären um die im September 1880 gegründete Zeitschrift »La Révolution sociale. Organe anarchiste hebdomadaire« (Saint-Cloud; Die soziale Revolution. Anarchistisches Wochenorgan).

Josef Peukert in der Schweiz. 1880 bis 1881

Am 30. November 1880 ohne Angabe von Gründen aus Frankreich ausgewiesen, zog Josef Peukert über Besançon (Frankreich) ins schweizerische Neuenburg / Neuchâtel / Neocastello (Kanton Neuenburg), weiter über Basel / Bâle / Basilea (Kanton Basel-Stadt), Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich), Zug / Zoug / Zugo (Kanton Zug), Luzern / Lucerne / Lucerna (Kanton Luzern) nach Bern / Berne / Berna (Kanton Bern). Da er hier zunächst keine Arbeit finden konnte, wanderte er über Freiburg / Fribourg / Friburgo (Kanton Freiburg), Lausanne / Losanna (Kanton Waadt), Vevey (Kanton Waadt), Montreux (Kanton Waadt) nach Genf / Genève / Ginevra (Kanton Genf), dann über Neuenburg und Biel / Bienne (Kanton Bern) zurück nach Bern. Auf dieser Reise lernte er unter anderem den Anarchisten und Geografen Élisée Reclus (1830–1905) sowie den bedeutenden Theoretiker des kommunistischen Anarchismus, den im Exil lebenden russischen Gelehrten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921) – dessen Anhänger Peukert später wurde –, persönlich kennen. Seit seinem Aufenthalt in der Schweiz trat Peukert regelmäßig als Redner in Arbeiterversammlungen auf. 1881 übersiedelte er nach Basel, wo ihn die dortigen Sozialrevolutionäre des »Deutschen Arbeiter-Vereins Basel« sowie der »Föderation der revolutionären Gruppen der Schweiz« zum Delegierten auf dem International Social Revolutionary Congress (Internationaler sozialrevolutionärer Kongress) wählten, der vom 14. bis 20. Juli 1881 in London (England) stattfand. Hier erklärte Peukert in der Abendsitzung vom 14. Juli 1881: »Österreich ist jetzt ein sehr gutes Terrain.«1

Josef Peukert in Österreich. 1881 bis 1884

Vermutlich im Auftrag des Londoner Revolutionskomitees zog Josef Peukert im Herbst 1881 von Basel über Bregenz (Vorarlberg) nach Österreich, um hier eine geheime sozialrevolutionäre Organisation aufzubauen und den Vertrieb der Zeitung »Freiheit« (London, ab 1882 New York) für Johann Most zu reorganisieren. Demgemäß plante er seinen Reiseweg: Innsbruck (Tirol), Brixen (Tirol [Bressanone / Brixen, Italien]), Bozen (Tirol [Bolzano / Bozen, Italien]), Meran (Tirol [Marano / Meran, Italien]), Triest (Küstenland [Trieste, Italien]), Laibach (Krain [Ljubljana, Slowenien]), Villach / Beljak (Kärnten), Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru] (Kärnten), Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]), Graz (Steiermark), wo er eine Woche blieb, Judenburg (Steiermark), über den Semmering weiter nach Niederösterreich. Am 5. Dezember 1881 in Wien eingetroffen, wurde Peukert – gemeinsam mit dem Radicalen Heinrich Hotze (1851–1891) – bereits am 13. Dezember verhaftet, wegen des Verdachts der Gründung geheimer Gesellschaften sowie Aufreizung zum Hass und zur Verachtung gegen den Staat im Wiener Landesgericht in Untersuchungshaft gehalten und schließlich ohne Anklageerhebung am 6. März 1882 freigelassen. Peukert wurde aber sofort nach Gablonz an der Neiße (Böhmen [Jablonec nad Nisou, Tschechien]) abgeschoben, kehrte jedoch zwei Wochen später nach Wien zurück, wo er als Zimmermaler arbeitete. Rasch zum Wortführer der österreichischen radicalen Arbeiterbewegung aufgestiegen, nahm er auf der am 23. Juli 1882 in einem Wald bei Eggenberg [zu Graz] (Steiermark) abgehaltenen geheimen Vertrauensmännerkonferenz teil und schlug den steirischen Genossinnen und Genossen vor, die Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht aufzugeben und geheime Clubs zu gründen, was beides angenommen wurde. Zurück in Wien, übernahm Peukert auf Aufforderung der Radicalen im Juli 1882 die Redaktion der Zeitung »Die Zukunft« (Wien), damals führendes Organ der österreichischen Arbeiterbewegung, und hatte damit seinen ersten bezahlten Posten in Wien: 12 Gulden pro Woche. Daneben hielt er regelmäßig Vorträge im Wiener »Arbeiter-Bildungsverein«. Auf der Versammlung in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, hörte übrigens auch der Wiener Anarchist Max Nettlau (1865–1944) erstmals Peukert als Redner. Am 24. August 1882 wurde Peukert zusammen mit vielen anderen Radicalen unter anderem im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre verhaftet. Sozialrevolutionäre hatten am 4. Juli 1882 den Wiener Besitzer eines Schuhwarengeschäfts, Josef Merstallinger (~1832–?) chloroformiert und beraubt. Am 13. Dezember 1882 erhob die Wiener Staatsanwaltschaft offiziell Anklage gegen neunundzwanzig Personen. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess anlässlich der so genannten Merstallinger-Affäre statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die Wiener Radicalen angelegt wurde. Unter den neunundzwanzig Angeklagten befand sich auch Josef Peukert, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats und des Verbrechens der Mitschuld am Raub. Wie die meisten anderen wurde Peukert freigesprochen und aus der Haft entlassen.2 Peukert übernahm wieder die Redaktion der Zeitung »Die Zukunft« (Wien). Er nahm auch an der vom Gewerbeausschuss des Österreichischen Reichsrats zwischen 30. April und 8. Mai 1883 im Parlament durchgeführten Enquete »Über die Arbeitergesetzgebung« als einer der hundertdrei befragten Experten teil.3 Vor allem aber machte er als Wortführer der radicalen Arbeiterbewegung Österreichs zahlreiche Agitationsreisen in die Provinz, wohl, um die geheime Konferenz in Langenzersdorf (Niederösterreich) vorzubereiten, welche vom 3. bis 5. Oktober 1883 stattfand und welche ein sozialrevolutionäres Programm verabschiedete.

Im November 1882 kam ein »Engländer« namens Ernest Stevens nach Wien, um hier den Vertrieb der Zeitung »Freiheit« (New York) zu organisieren; dieser war niemand anderer als der Anarchist John Neve (1844–1896), ein wichtiger Anhänger von Johann Most. Stevens wurde am 23. Dezember 1882 verhaftet, doch konnte ihm die Wiener Polizei die vermutete Identität mit Neve nicht beweisen. Einer der Zeugen, die ihn auf einem Foto identifizieren sollten, war Josef Peukert, doch gab dieser vor, ihn nicht zu kennen. Stevens wurde daraufhin am 26. Juli 1883 abgeschafft und den deutschen Behörden ausgeliefert, die ihn in Hanau (Hessen-Nassau [Hessen]) in Haft nahmen.

Der Prozess gegen John Neve und seine Folgen. 1884

Im Dezember 1883 wurde Josef Peukert von Gemäßigten der deutschen Sozialdemokratie heftig angegriffen, was ihn veranlasste, im Jänner 1884 eine Ehrenbeleidigungsklage gegen den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Karl Grillenberger (1848–1897), hinter dem übrigens der in Anarchistenkreisen verkehrende Polizeispitzel Max Trautner (1855–?) stand, anzustreben. Am 26. Jänner 1884 erging an Peukert eine Vorladung zu einer Zeugenaussage im Hochverratsprozess gegen John Neve, am 28. Jänner 1884 wurde er durch das Wiener Polizeipräsidium dazu aufgefordert und in der Nacht vom 28. auf den 29. Jänner 1884 reiste er nach Hanau ab.

Im Prozess gegen John Neve am 31. Jänner 1884 verneinte Josef Peukert in der Gegenüberstellung neuerlich, dass Ernest Stevens mit John Neve identisch sei. Neve wurde dann nur wegen der bereits früher begangenen Verbreitung verbotener Druckschriften zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Peukert fuhr nach seiner Zeugenaussage mit dem Zug nach Nürnberg (Bayern), um sich mit seinem Rechtsanwalt über die Klage gegen Karl Grillenberger zu besprechen und an einem Treffen mit Genossinnen und Genossen teilzunehmen. Am 2. Februar 1884 reiste Peukert weiter nach Ried im Innkreis (Oberösterreich). Eigentlich wollte er den im nahen Suben (Oberösterreich) wegen Hochverrats einsitzenden Sozialrevolutionär Johann Richter (1852–?) besuchen, erhielt aber keine Besuchererlaubnis. Schließlich begab sich Peukert nach Linz an der Donau (Oberösterreich), wo er an einem Arbeiterfest teilnahm. Hier erreichte ihn die Nachricht, dass über Wien die Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 verhängt und viele Genossinnen und Genossen verhaftet worden seien.

Nicht zuletzt auf Drängen der Linzer Genossinnen und Genossen flüchtete Josef Peukert noch in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1884, vom radicalen Hafnergehilfen Anton Fuchs (1847–?) bis zur Grenze begleitet, zu Fuß über die bayerische Grenze und weiter in die Schweiz. Josef Peukert war also nur sechsundzwanzig Monate in Wien, davon zehn Monate in Untersuchungshaft ohne nachfolgende Verurteilung. Über Winterthur / Winterthour (Kanton Zürich), wo ihn der Schuhmacher Károly Halbedl (1847–1914) aufnahm, gelangte Peukert nach Bern (Kanton Bern), wo er am 16. Februar im Verein »Freiheit« über »Die Arbeiterbewegung in Österreich und die letzten Vorgänge in Wien« referierte.

Dass Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bald danach den Vorwurf erhoben, Josef Peukert sei ein Polizeispitzel und habe in der Sache John Neve der preußischen Polizei in die Hände gearbeitet, mag angesichts der weltanschaulichen Rivalitäten verständlich sein. Nicht nachvollziehbar ist, wenn marxistische Geschichtsschreiberinnen und Geschichtsschreiber der österreichischen Arbeiterbewegung bis in die jüngste Zeit diese Behauptung wiederholten oder Ähnliches zumindest andeuteten. Wie unsinnig und ahnungs- oder auch gewissenlos diese Behauptung ist, belegt ein Brief John Neves vom 20. Juli 1884, in welchem er sich ausdrücklich bei Peukert bedankte, dass er ihn in Hanau nicht verraten habe. Auch die Tatsache, dass Peukert Österreich bereits vor den Massenverhaftungen in Wien verließ, wurde von den eingangs Genannten gegen ihn gedeutet, wobei auch ein polizeilicher Steckbrief als Argument angeführt wird. Tatsächlich gibt es diesen Steckbrief des Landesgerichts Wien gegen Peukert. Dieser stand aber nicht mit der Verhängung der Ausnahmnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 in Zusammenhang, sondern betraf ein Pressevergehen des Redakteurs Josef Peukert: »Joseph Peukert, Zimmermaler, Anstreicher und zuletzt Redacteur der periodischen Druckschrift ›Die Zukunft‹, 29 Jahre alt, in Franzensthal in Mähren gebürtig, zuständig nach Albrechtsdorf in Böhmen, confessionslos, ledig, derzeit in der Schweiz, wurde wegen der Vergehen gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, §§ 300, 302 und 305 St. G., hiergerichtlich rechtskräftig in den Anklagestand versetzt und ist flüchtig. Dessen Vorkommen im Inlande ist zu überwachen und sofort anher bekannt zu geben.«4

Josef Peukert in England und der »Bruderkrieg«. 1884 bis 1887

Ende März 1884 reiste Josef Peukert über Paris (Frankreich) nach London (England). Hier wurde er Mitglied der Ersten Section des »Communistischen Arbeiter-Bildungs-Vereins«, genannt Whitfield Club, in welchem sich Sozialrevolutionäre sowie Anarchistinnen und Anarchisten organisierten. Peukert, der während seiner gesamten Londoner Zeit vor allem von seiner Tätigkeit als Maler und Anstreicher, Möbelschreiner und Gelegenheitsarbeiter lebte, gab vom Juni 1884 bis Oktober 1886 gemeinsam mit Otto Rinke (1853–1899), der unter dem Decknamen »Otto Rau« lebte, die anarchistische Zeitung »Der Rebell« (London) heraus. »Der Rebell« wurde zunächst noch mit Unterstützung von Johann Most und der Gruppe um die Zeitung »Freiheit« (New York) herausgebracht. Doch bald begann das, was als »Bruderkrieg« in die Geschichte – als eines der unrühmlichsten Kapitel – des Anarchismus einging und die deutschsprachige anarchistische Bewegung zutiefst spaltete. Im Mai 1884 kam der Anarchist Victor Dave (1845–1922) nach London, um den Vertrieb der Zeitung »Freiheit« (New York) für Deutschland und Österreich-Ungarn zu organisieren, und im Dezember 1884 traf der aus der Schweiz ausgewiesene John Neve in London ein. Da man eine Konkurrenz zwischen den beiden Zeitungen »Freiheit« und »Der Rebell«, fürchtete und sogar die Gefahr einer Spaltung der Bewegung beschwor, wurde im Dezember 1884 in London eine Konferenz abgehalten, auf welcher Peukert den in den USA lebenden Johann Most vorwarf, autoritär zu handeln und mehrere seiner Artikel nicht zu veröffentlichen. Damals bildeten sich – zunächst im kleinen Rahmen – zwei Lager heraus: jenes um Josef Peukert und Otto Rinke für die Beibehaltung der Zeitung »Der Rebell« und jenes um Victor Dave und Johann Most für die alleinige Erhaltung der Zeitung »Freiheit«. Es gab aber auch eine weltanschauliche Ebene des Konflikts: Seit April 1884 veröffentlichte Most in der »Freiheit« (New York) eine Artikelserie »Die freie Gesellschaft. Eine Abhandlung über die Principien und Taktik der kommunistischen Anarchisten«,5 in welcher Peukert Ideen ortete, die zur deutschsprachigen anarchistischen Bewegung im Widerspruch stünden, so dass man sich fragen müsse, ob die »Freiheit« noch wirklich ihr Organ sei. Ein grundsätzlicher Unterschied war, dass Johann Most die Anarchistinnen und Anarchisten als linken Flügel innerhalb der Arbeiterbewegung verankert wissen wollte, während Peukert eine autonome anarchistische Bewegung anstrebte. Dazu kam, dass Most damals noch eher kollektivistischen Ideen verbunden war, während Peukert den klassischen kommunistischen Anarchismus propagierte. Für den »Bruderkrieg« entscheidender war jedoch der Vorschlag des Most-Verbündeten Victor Dave, ein geheimes Komitee für den Vertrieb der »Freiheit« zu schaffen, wovon er sich durch die zentrale Sammlung aller Adressen und Verbindungen nach Deutschland und Österreich-Ungarn eine Erweiterung der Wirkungsmöglichkeiten und eine leichtere Ausschaltung von Polizeispitzeln erwartete. Peukert sah darin aber eine unzulässige Konzentration in den Händen einer oder weniger Personen sowie die Voraussetzung einer leichteren Aufdeckung der Organisation durch die Polizei, und er verweigerte den Beitritt zu diesem Komitee, dem dann nur Victor Dave, Gustav Knauerhase (1851–1886), Otto Rinke und Sebastian Trunk (1850–1933) angehörten. Als Dave erkannte, dass Knauerhase dem Lager von Peukert und Rinke nahestand, beschuldigte er diesen der Unterschlagung von Geldern der Bewegung. Dazu kam, dass Johann Most – wohl auf Initiative von Dave – im Mai 1885 in der »Freiheit« (New York) eine Notiz veröffentlichte, der zufolge nur die Adressen des Daveschen Komitees vertrauenswürdig seien; das bedeutete, dass Peukerts Adressen der Zeitung »Der Rebell« (London) als nicht vertrauenswürdig zu erachtet seien. Nun begann eine publizistische Schlammschlacht zwischen beiden Lagern, in deren Zusammenhang im September 1886 auch Peukerts Schrift gegen Dave, »Victor Dave’s Thätigkeit in der Arbeiter-Bewegung. Trau, schau, wem! oder: Ein Erzgauner« [London 1886], erschien.6 Diese führte zum Ausschluss von Peukert und Rinke sowie etwa einem Dutzend ihrer Anhänger aus der Ersten Section des »Communistischen Arbeiter-Bildungs-Vereins«.

Josef Peukert und die Autonomisten. 1886 bis 1890

Noch im September 1886 gründete Josef Peukert zusammen mit anderen Ausgeschlossenen die Gruppe »Autonomie«, welche ihr Lokal in der Charlotte Street West 32 hatte. Da die Anhängerschaft rasch wuchs, musste ein neues Club-Haus beschafft werden, Windmill Street 6, welches am 14. September 1885 eröffnet wurde. Außerdem wurde beschlossen, ein neues Organ als Nachfolger der Zeitung »Der Rebell« (London) herauszugeben. Seit November 1886 erschien die Zeitung »Die Autonomie« (London), deren Redakteur Peukert war, zeitweise mit R. Walhausen, der unter dem Kürzel »X« publizierte. Rasch wurde diese Zeitung zum wichtigsten Organ des deutschsprachigen Anarchismus in Europa. Dies gilt auch für die von der Gruppe »Autonomie«, im Wesentlichen wohl von Peukert herausgegebene Schriftenreihe »Anarchistisch-communistische Bibliothek«, in welcher zwischen September 1887 und 1893 Werke von Saul Joseph Janovsky (1864–1939), Mina Ivánek alias Minna Kanewi (1860–1952), Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921), John Henry Mackay (1864–1933), Francesco Saverio Merlino (1856–1930), Josef Peukert und Élisée Reclus (1830–1905) erschienen. Diese Schriftenreihe war die erste des deutschsprachigen Anarchismus und zählte im 19. Jahrhundert zu den am meisten verbreiteten anarchistischen Druckwerken im deutschen Sprachraum.

Die Tragödie: Josef Peukert und John Neve. 1887 bis 1889

Die Gründung der Zeitung »Die Autonomie« (London) war ein weiterer und wohl der entscheidende Schritt im »Bruderkrieg«. Die eigentliche Tragödie im Leben Peukerts sollte jedoch erst 1887 über ihn hereinbrechen. Im Februar 1887 wurde John Neve, der zur Anhängerschaft sowohl von Peukert als auch von Johann Most gute Beziehungen unterhielt und die Zeitungen »Freiheit« (New York) wie auch »Die Autonomie« (London) nach Deutschland und Österreich-Ungarn schmuggelte, von der belgischen Polizei verhaftet. Viele Anarchistinnen und Anarchisten sahen nun in Peukert jenen Mann, der ihn an die Polizei verraten habe. Später wurde von einigen – etwa dem Johann Most-Biographen Rudolf Rocker (1873–1958) oder dem Anarchismus-Historiker Max Nettlau (1865–1944) – der Vorwurf dahingehend abgeschwächt, dass Peukert nur dumm und fahrlässig gehandelt habe. Josef Peukert war im Jänner 1887 mit dem später als deutschen Polizeispitzel enttarnten Karl Theodor Reuss (1855–1923) zu dem im Untergrund lebenden John Neve nach Belgien gereist, und das, obwohl Reuss am 10. Mai 1886 aus der »Socialist League« (Sozialistische Liga) – eine 1884 gegründete Vereinigung englischer Linkssozialisten – als Polizeispitzel ausgeschlossen wurde und Victor Dave im Juli 1886 den im Februar 1885 zur Londoner Bewegung gestoßenen Reuss in der Zeitung »Freiheit« (New York) als höchst verdächtige Person geschildert und ebenfalls den Vorwurf erhoben hatte, dass dieser ein Polizeispitzel sei. Peukert wiederum hatte diesen Artikel Daves als eine Folge des »Bruderkriegs« gesehen und als Angriff gegen ihn und seine Anhängerschaft gedeutet. Darin wurde Peukert weiter bestärkt, als Most die Veröffentlichung eine Gegendarstellung von Reuss in der Zeitung »Freiheit« (New York) verweigerte. So kam es, das Peukert am 1. Jänner 1887 zusammen mit Reuss nach Brüssel ‹Ville de Bruxelles / Stad Brussel› (Belgien) reiste, um den bereits massiv von polizeilicher Verfolgung bedrohten John Neve zu treffen. Was sich dann genau abspielte ist nicht restlos geklärt. Fest steht nur, dass Peukert und Reuss die Polizei auf die Spur Neves gebracht hatten. Nach einem Tag kehrten Peukert und Reuss nach London zurück, am 21. Februar 1887 wurde John Neve in Lüttich / Liège (Belgien) verhaftet, anschließend den deutschen Behörden übergeben, im Oktober 1887 unzähliger Verbrechen angeklagt und zu fünfzehn Jahren Kerker verurteilt. John Neve starb 1896 – seine letzte Nachricht aus dem Gefängnis war ein Brief vom Jänner 1888 – in der so genannten Irrenabteilung des Gefängnisses Moabit in Berlin (Preußen [Berlin]).

Karl Theodor Reuss war zwar erwiesenermaßen ein Polizeispitzel, es spricht aber auch einiges dafür, dass nicht er, sondern der am Schmuggel von Druckschriften leitend beteiligte Weber Franz Groß (1856–?) John Neve der Polizei ausgeliefert hatte, wie beispielsweise der Historiker Andrew R(aymond) Carlson (1934–2010) vermutete. Dieser wurde gemeinsam mit Neve verhaftet und den deutschen Behörden ausgeliefert, doch obwohl er dieselben Delikte wie Neve begangen hatte, wurde er dafür gerichtlich nicht belangt und lebte nach der Verurteilung Neves unbehelligt in Deutschland. Nachdem am 13. Mai 1887 in der deutschen sozialdemokratischen Presse ein Artikel erschienen war, der Peukert als Polizeispitzel bezeichnete, wurde am 22. Mai 1887 in London eine Konferenz in Sachen Verhaftung Neves und die Rolle Peukerts einberufen, an der Anarchistinnen und Anarchisten sowie Sozialistinnen und Sozialisten aller Richtungen teilnehmen durften. Diese setzte eine Kommission ein, welche Peukert nach sechs Wochen Untersuchung von allen Vorwürfen und Verdächtigungen freisprach.

Josef Peukert, der mit Karl Theodor Reuss im Oktober 1887 brach, musste seither mit dem Vorwurf vieler Anarchistinnen und Anarchisten leben, ein Polizeispitzel oder zumindest Helfershelfer zu sein. Wenn auch Peukerts Position als Redakteur der Zeitung »Die Autonomie« (London) nach außen hin unangetastet blieb, so hatte er innerhalb der Gruppe »Autonomie« seit Herbst 1887 wesentlich an Einfluss verloren, während Otto Rinke Peukerts Rolle innerhalb der Gruppe »Autonomie« einzunehmen begann. Die Aktivitäten der Gruppe kamen erst mit Rinkes Flucht in die USA 1890 langsam zum Erliegen. Dazu kamen fortgesetzte Angriffe von Johann Most auf Peukert und die Gruppe »Autonomie«, unter anderem wegen unsauberer Geschäftsgebarung. Es half auch nicht, dass die Gruppe »Autonomie« die Zusammenstellung einer Kommission veranlassen konnte (mit zwei Mitgliedern des Berner Street Club sowie acht Mitgliedern der ersten und dritten Section des »Communistischen Arbeiter-Bildungs-Vereins«), welche Peukert und die Mitglieder der Gruppe »Autonomie« am 9. März 1889 entlastete. Die Empfehlung der Kommission, die Differenzen der beiden Lager der deutschsprachigen anarchistischen Bewegung beizulegen, blieb wirkungslos. Mitglied der Kommission war auch Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин›, der öffentlich zwar neutral zu bleiben suchte, intern aber Peukerts Partei ergriff. Spätestens seit Herbst 1888 hatte die Zeitung »Die Autonomie« (London) der Zeitung »Freiheit« (New York) die Rolle des führenden Organs des deutschsprachigen Anarchismus abgerungen.

Josef Peukert in Frankreich und Spanien. 1887 bis 1890

Im November 1887 reiste Josef Peukert, der obendrein in London keine Arbeit mehr finden konnte, mit finanzieller Unterstützung einiger Genossen und nervlich völlig zerrüttet nach Frankreich, und zwar unter dem Namen »Jacques Bernard« (in seinen Erinnerungen schreibt Peukert »Bernhardt«), weil dort ja noch der Ausweisungsbefehl von 1880 gültig war. Zunächst fand er in Le Neubourg (Frankreich) Arbeit, dann in Arcachon (Frankreich), wo er sich – bis auf ein Magenleiden – weitgehend erholte. Danach durchwanderte Peukert das südwestliche Frankreich und lebte von Gelegenheitsarbeiten. Nach eigenen Angaben war Peukert auch auf dem Kongress der »Fédération des syndicats« (Gewerkschaftsföderation) in Bordeaux – Le Bouscat (Frankreich), Oktober bis November 1888, zugegen, und traf auf seinen Wanderungen wieder mit Élisée Reclus zusammen.

Im Herbst 1889 beschloss Josef Peukert, in die USA zu übersiedeln. Doch im Jänner 1890 musste er nach Spanien reisen, um ein Augenleiden behandeln zu lassen, da dies in Frankreich wegen fehlender Ausweispapiere unmöglich gewesen wäre. Die Behandlung bei einem französischen Arzt in San Sebastián (Spanien) verschlang seine finanziellen Mittel und auch das Geld, das er von Genossinnen und Genossen aus den USA für die Fahrt dorthin erhalten hatte. Peukert begab sich danach nach Bilbao (Spanien), durchstreifte das Land und kehrte wieder nach Bilbao zurück, wo er einen größeren Auftrag zur Innenausstattung eines Hotels erhielt, der zwei Monate dauerte.

Im Mai 1890 begab sich Josef Peukert mit dem verdienten Geld nach Bordeaux (Frankreich), dann über Paris, wo er den Anarchisten und Schriftsteller John Henry Mackay traf, wieder nach London.

Josef Peukert in den USA. 1890 bis 1910

Anfang Juni 1890 kam Josef Peukert in New York City (New York, USA) an, wo er – zunächst unter falschem Namen – Arbeit fand. Bald wurde er zum führenden Kopf der New Yorker Gruppe »Autonomie« sowie des autonomistischen »Radikalen Arbeiterbundes«. Als 1891 die Zeitschrift »Der Anarchist. Anarchistisch-Communistisches Organ« (Saint Louis, Mo.) nach New York übersiedelte, wurde er Mitherausgeber dieser bis Juni 1895 erschienenen Zeitung. Auch wenn er unter deutschsprachigen Anarchistinnen und Anarchisten noch immer eine umstrittene Person war, konnte Peukert in der US-amerikanischen Bewegung doch wieder Fuß fassen. Als Alexander Berkman (1870–1936) 1892 sein Attentat auf den US-amerikanischen Unternehmer Henry Clay Frick (1849–1919) verübte, hatte Peukert Gelegenheit, am 1. August 1892 zusammen mit bekannten Anarchistinnen und Anarchisten öffentlich bei einer Solidaritätsveranstaltung aufzutreten, unter anderem mit Emma Goldman ‹Эмма Голдман› (1869–1940), die sich gegen Johann Most auf Peukerts Seite stellte und für die Peukert dann im Mai 1898 auch ihre Vorträge in Chicago (Illinois, USA) organisierte. Und als 1892 bis 1893 Francesco Saverio Merlino in New York weilte, konnte Peukert mit seinem Freund regelmäßig zusammentreffen.

Im Mai 1893 übersiedelte Josef Peukert nach Chicago (Illinois, USA), wo er seine langjährige Lebensgefährtin Marie heiratete. Noch immer bemühte sich Peukert, seine Rolle in der Affäre John Neve – Karl Theodor Reuss zu klären. Es gelang ihm, dass im Herbst 1893 eine Kommission zusammentrat, die alte wie neue Dokumente in dieser Angelegenheit prüfte. Im November 1894 bestätigte sie in ihrer Stellungnahme Peukerts Version. In Chicago engagierte sich Peukert auch in der Gewerkschaftsbewegung und war aktives Mitglied der dortigen deutschen Union der »Brotherhood of painters and decorators of America« (Brüderschaft der Maler und Dekorateure von Amerika). Im Juni 1909 wandte sich Peukert an den Anarchisten Gustav Landauer (1870–1919), seine mittlerweile fertiggestellten Memoiren irgendwo in Deutschland zu veröffentlichen. Mit Johann Most unversöhnlich zerstritten starb Josef Peukert nach schwerer Krankheit im deutschen Hospital, wo er fast ein Jahr verbrachte, am 3. März 1910 in Chicago. Seine Memoiren erschienen erst 1913, in Berlin.

Adressen

  1. Victor Dave’s Thätigkeit in der Arbeiter-Bewegung. Trau, schau, wem! oder: Ein Erzgauner. [Gezeichnet] Im Namen einer grossen Anzahl in London lebender Anarchisten. A. Reeder, R. Walhausen. J. Novotny, F. Kirchhoff, R. Lieske, H. Heinrich. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1886], 16 S. Anonym erschienen. Als Autoren zeichneten August Reeder, R. Walhausen, Jakob Novotny, F. Kirchhoff, R. Lieske [recte Karl Lieske] und H. Heinrich [recte Hubert Heinrichs], doch war Josef Peukert vermutlich der alleinige Autor.
  2. Gerechtigkeit in der Anarchie von Joseph Peukert. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1890] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. V.), 20 [22] S. Erschien unter dem Autorennamen »Joseph Peukert«. Erschien zuerst unter dem Kürzel »P.« in: Die Autonomie (London) vom 7. Juni bis 5. Juli 1890.
    b) Gerechtigkeit in der Anarchie von Joseph Peukert. Berlin: Verlag: Der Freie Arbeiter-Verlag 1910, 24 S.
    c) Gerechtigkeit in der Anarchie von Joseph Peukert. Wien: Verlagsbuchhandlung Johann Poddany [1911], 24 S. Erschien unter dem Autorennamen »Joseph Peukert«.
    d) Josef Peukert [/] Gerechtigkeit in der Anarchie. Wien: Verlag Monte Verita 2005 (= Edition Wilde Mischung. 25.), 58 S.
    A) Gerechtigheid in de anarchie. Door J. Peukert. Den Haag: Heller & Co. [1892], 20 S. Erschien unter dem Autorennamen »J. Peukert«. Niederländisch: Gerechtigkeit in der Anarchie.
  3. Erinnerungen eines Proletariers aus der revolutionären Arbeiterbewegung von Josef Peukert. Berlin: Verlag des Sozialistischen Bundes 1913, XV, 330 S. (S. 189–192 doppelt gezählt!). Enthält auch vom anonymen Herausgeber Gustav Landauer (1870–1919): Vorwort, S. I–XV. Im »Anhang« (S. 312–330) befinden sich ein Gedicht und Briefe von Josef Peukert sowie Briefe von I. Bertrand, recte Louis Bertrand (1856–1943), Minna Kanewi (1860–1952) und Erich [Otto] Rinke (1853–1899).

Herausgeber

  1. Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Gesetz und Autorität. Von Peter Krapotkine. Herausgegeben in deutscher Übersetzung von der Gruppe »Autonomie«, London. London: The International Publishing Company 1886, 31 S. Original: La Loi et l’autorité, in: Le Révolté (Genève), 31. Mai bis 19. August 1882, als Broschüre Genève 1882.
  2. Anarchistisch-communistische Bibliothek. London (ab Band 9: [London]): [Gruppe »Autonomie«] 1887–1893, 10 Bände in 12 Ausgaben:
    1. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Revolutionäre Regierungen. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1887] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 1.), 19 S. Original: Le Gouvernement pendant la révolution, in: Le Révolté (Genève) vom 2. September bis 14. Oktober 1882.
    1. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch KropotkinПётр Алексеевич Кропоткин›]: Revolutionäre Regierungen. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1890] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 1.), 19 S. Neuauflage.
    2. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Die Repräsentativ-Regierung. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1888] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 2.), 43 S. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung aus: Freiheit (New York) vom 29. September bis 3. November 1888. Original: Le Gouvernement représentatif, in: Le Révolté (Genève) vom 6. März 1880, als Broschüre Paris 1928.
    3. Band: [John Henry Mackay (1864–1933)] Der Alte und der Junge. Ein Zwiegespräch von dem Verfasser von »Sturm«. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] 1888 (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 3.), 8 S. Anonym erschienen.
    4. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Das Lohn-System. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Englischen. London: [Gruppe »Autonomie«] [1890] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 4.), 20 S. Übersetzt wurde hier die englische Ausgabe London 1889; zuerst in: The Nineteenth Century (London) vom November und Dezember 1889 unter dem Titel »The wage system«. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung aus: Die Autonomie (London) vom 22. September bis 3. November 1888 und 4. Jänner bis 1. März 1890. Original: Le Salariat, in: La Révolte (Paris) vom 26. August bis 30. September 1888, als Broschüre Paris 1889.
    4. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин›]: Das Lohn-System. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Englischen. London: [Gruppe »Autonomie«] [1892] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 4.), 18 S. Neuauflage.
    5. Band: Joseph Peukert: Gerechtigkeit in der Anarchie von Joseph Peukert. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1890] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 5.), 20 S. Zuerst unter dem Autorennamen » P.« in: Die Autonomie (London) vom 7. Juni bis 5. Juli 1890.
    6. Band: Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Die anarchistische Moral. Von Peter Krapotkine. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1891] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 6.), 40 S. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung in: Die Autonomie (London) vom 13. Juni bis 29. August 1891. Original: La Morale anarchiste au point de vue de sa réalisation pratique, in: La Révolte (Paris) vom 1. März bis 16. April 1890, als Broschüre Paris 1891.
    7. Band: Sch. Janovsky [d. i. Saul Joseph Janovsky (1864–1939)]: Was die Anarchisten wollen. Von Sch. Yanovski. Aus dem Hebräischen übersetzt. London: [Gruppe »Autonomie«] [1891] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 7.), 24 S. Herausgegeben von der Gruppe »Ritter der Arbeit«. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung in: Die Autonomie (London) vom 29. Jänner 1887. Original: וואס ווילען דיא אנארכיסטען? = Was wollen die Anarchisten? דיא טהעאריע פון אנארכיזם קלאר דארגעשטעלט. London 1890.
    8. Band: [Francesco Saverio Merlino (1856–1930)]: Die Irrlehren und Irrwege der Sozialdemokratie in Deutschland. Eine zeitliche Warnung an die arbeitende Klasse. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] [1891] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 8.), 39 S. Anonym erschienen. Diese Schrift wird bisweilen fälschlich Josef Peukert zugeschrieben, wobei Francesco Saverio Merlino irrtümlich als Übersetzer geführt wird. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung in: Die Autonomie (London) vom 19. September bis 10. Oktober 1891. Original: Le Socialisme allemand, in: La Révolte (Paris) vom 9. Mai 1891.
    [9. Band]: [Minna Kanewi, d. i. Mina Ivánek (1860–1952)]: Gretchen und Helene. Zeitgemäße Plaudereien den Betrübten und Muthlosen gewidmet. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1893] [= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 9.], 54 S. Anonym erschienen. Abdruck aus: Die Autonomie (London) vom 20. Februar bis 14. Mai 1892, anonym unter dem Titel: Gretchen und Helenens zeitgemässe Plaudereien.
    [10. Band]: Élisée Reclus (1830–1905): Evolution und Revolution. Von Elisée Reclus. Aus dem Französischen. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1893] [= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 10.], 16 S. Original: Évolution et révolution, conférence faite à Genève, le 5 février 1880, in: Le Révolté (Genève) vom 21. Februar 1880, als Broschüre Genève 1880.
    Als Herausgeber der Schriftenreihe zeichnet die Gruppe »Autonomie«, doch darf man zumindest anfangs dahinter Josef Peukert annehmen.
  3. An alle Genossen. [Gezeichnet] Die Autonomisten. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1889], 2 S.
  4. Die Mærtyrer von Chicago. Kurze Skizze ihres Wirkens und Duldens mit ihrem Portrait. London / Paris: Redaktion der »Autonomie« / Redaction de la »Révolte« [1890], 40 S. Enthält neben den Brustbildern der »Märtyrer von Chicago« Reden von August Spies (1855–1887), S. 9–14, Michael Schwab (1853–1898), S. 14–18, Oscar Neebe (1850–1916), S. 18–20), Adolph Fischer (1858–1887), S. 20–24, Louis Lingg (1864–1887), S. 24–27), Georg Engel (1836–1887), S. 27–30, Samuel Fielden (1847–1922), S. 30–33, und Albert R[ichard] Parsons (1848–1887), S. 33–37, sowie Auszüge aus Briefen derselben, S. 38–40.
  5. An die Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1891], 8 S. Zuerst in: Die Autonomie (London) vom 7. Februar 1891.
Karte
  • 1

    Zitiert nach den Protokollmanuskripten in Max Nettlau (1865–1944): Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880–1886. Berlin: Asy-Verlag [1931] (= Beiträge zur Geschichte des Sozialismus, Syndikalismus, Anarchismus. Gildenbücher. 6.), S. 204.

  • 2

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.

  • 3

    Vgl. Stenographisches Protokoll über die vom 30. April bis inclusive 8. Mai 1883 im Gewerbeausschusse des Abgeordnetenhauses stattgehabte Enquête Über die Arbeitergesetzgebung. Wien: k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei 1883, die Stellungnahmen der Radicalen Josef Peukert, S. 86–96, Franz Nechvíle (1856–1931), S. 106–111, und Stefan Pauler (1840–?), S. 116–119.

  • 4

    Zitiert nach [anonym]: Steckbrief gegen Peukert, in: Wiener Zeitung (Wien), [182]. Jg., Nr. 62 (14. März 1884), S. 4.

  • 5

    Die Artikelserie wurde auch als Bröschüre veröffentlicht; vgl. Johann Most (1846–1906): Die freie Gesellschaft. Eine Abhandlung über die Principien und Taktik der kommunistischen Anarchisten. Von Johann Most. New York: Selbstverlag des Verfassers 1884, 85 S.

  • 6

    Victor Dave’s Thätigkeit in der Arbeiter-Bewegung. Trau, schau, wem! oder: Ein Erzgauner. [Gezeichnet] Im Namen einer grossen Anzahl in London lebender Anarchisten. A[ugust] Reeder, R. Walhausen. J[akob] Novotny, F. Kirchhoff, R. Lieske [recte Karl Lieske], H. Heinrich [recte Hubert Heinrichs]. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1886], 16 S. Anonym erschienen. Josef Peukert (1955–1910) ist vermutlich der alleinige Autor.