Adolf Sloup (1850–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: in Wien mit Aloisia Müller (Wien 27. Jänner 1852 – New York City, New York, USA 17. Jänner 1917): Hausfrau
Tochter: Anna Sloup (New York City, New York, USA 22. September 1885 – New York City, New York, USA 17. Juli 1887)
Biographie
Adolf Sloup, der Deutsch und Tschechisch sprach, absolvierte eine Tischlerlehre und kam als Tischlergehilfe nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Von 1881 bis 1883 betrieb er eine eigene Tischlerei in Wien 5., Lustgasse 1. Polizeilich auffällig wurde er anlässlich der Erhebungen gegen den Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?). Dabei wurde festgestellt: Am 2. Oktober 1881 feierten Mitglieder des »Fortbildungsvereins der Tischler Wiens« in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, das Tischler-Michaeli-Fest. Adolf Sloup übergab im Dezember 1881 die auf diesem Fest gesammelten 100 Gulden Wilhelm Bernt, wie die Polizei vermutete, zwecks Anschaffung einer geheimen Druckerpresse zum Druck revolutionärer Druckschriften.
Am 6. September 1882 führten ab zwei Uhr morgens über dreißig Polizisten die zweite große Verhaftungswelle gegen Radicale durch, angeblich wegen der jüngst erschienenen radicalen Flugschrift »Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk«,1 wobei sechsundzwanzig Wiener Radicale verhaftet wurden, darunter auch Adolf Soup. Eigentlicher Grund für diese Verhaftungswelle war wohl die so genannte Merstallinger-Affäre, also der von den Tischlergehilfen Josef Engel (~1858–?) und Franz Pfleger (1831–1884) am 4. Juli 1882 verübte Raubüberfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zur Geldbeschaffung für die radicale Arbeiterbewegung. Gegen Adolf Sloup wurde eine Untersuchung wegen Verbrechens des Hochverrats eingeleitet, doch wurde er am 18. November 1882 ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen.2 Seit 8. Februar 1884 wurde er von der Polizei-Direktion Wien steckbrieflich gesucht: »Sloup, Adolf, Tischlermeister, geb. 1850 u. zust. Bienendorf, Bez. Budweis, k., verh., mittelgr., schwächl., mit ovalem Ges.., br. H., gewölbter Stirne, br. Augenbr., grauen Augen, allen Zähnen, röthl. Voll- u. Schnurrb., ovalem Kinn, deutsch u. böhmisch sprechend.«3
Adolf Sloup flüchtete 1884 mit seiner Ehefrau in die USA, wo er sich in New York City (New York, USA) niederließ. Sloup, seit 7. Juni 1889 US-amerikanischer Staatsbürger, arbeitete hier wieder als Tischler. Adolf Sloup wurde auch Mitglied des im Dezember 1886 vor allem von österreichischen Sozialrevolutionären, Anarchistinnen und Anarchisten in New York City gegründeten »Radikalen Arbeiterbunds«, der Not leidende Genossinnen und Genossen in Österreich-Ungarn unterstützte, die verbotene Druckschriftenpropaganda in und den Schmuggel der Flugschriften nach Österreich förderte und der – nach Meinung der österreichischen Polizei – der Vorbereitung von Aktionen im Rahmen der Propaganda der Tat diente.
Adressen
- Wien 5., Lustgasse 1 (1881-1883)
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Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: November 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Karte
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Vgl. [anonym]: Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1882], später abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London), 4. Jg., Nr. 31 (23. September 1882) unter dem Titel »Manifest der socialrevolutionären Arbeiterpartei Oesterreichs an das arbeitende Volk«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. September 1882 in Österreich verboten.
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Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.
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[Anonym]: 458 Sloup Adolf, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 11 (13. Februar 1884), S. 38.