Jakobine Hotze (1850–1931)

Persönliche Daten
Namensvarianten
geborene Jakoba Josepha Agnes Berghuber
in den USA: Jacobine Agnes Hotze
Geburtsdatum
20. April 1850
Geburtsort
Sterbedatum
10. Mai 1931
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Aegid Berghuber (Untermarkersdorf [zu Hadres], Niederösterreich um 1818 – ?), Sohn einer Inwohnerin und eines Inwohners: befugter Gastgeber, später Viktualienhändler; Heirat in Wien am 7. August 1846 mit:
Mutter: Theresia Berghuber, geborene Berlein (Wien um 1815 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Trakteurs (Wirt): Köchin und Hausfrau
Ehe: in Wien am 2. Mai 1875 mit Heinrich Hotze, d. i. Heinrich Vincenz Hotze; in den USA: Henry Vincent Hotze (Lichtental, Niederösterreich [zu Wien 9.] 18. März 1851 – Syracuse, New York, USA 28. August 1891): Tischlergehilfe, Redakteur und Zeitungsherausgeber; Radicaler, Anarchist
Sohn: Heinrich Johann Berghuber, mit 2. Mai 1875 legitimierter Hotze; in den USA: Henry John Hotze (Margareten, Niederösterreich [zu Wien 5.] 29. April 1874 – Syracuse, New York, USA 24. September 1941): Maler und Anstreicher
Sohn: Karl Hotze (Margareten, Niederösterreich [zu Wien 5.] 22. August 1875 – Margareten, Niederösterreich [Wien 5.] 26. August 1875)
Tochter: Aloisia Hotze; in den USA: Louisa Hotze (Margareten, Niederösterreich [zu Wien 5.] 12. Dezember 1876 – Syracuse, New York, USA 22. Juli 1939)
Tochter: Theresia Rosa Hotze (Gaudenzdorf, Niederösterreich [zu Wien 12.] 24. August 1878 – Wien 1879/1880)
Tochter: Hermine Hotze (Meidling, Niederösterreich [zu Wien 12.] 21. Dezember 1881 – ?)
Sohn: William Hotze (New York City, New York, USA 1. Juli 1884 – Syracuse, New York, USA 12. November 1947): Tischler und Holzveredler
Sohn: Emil Hotze (New York City, New York, USA 20. Februar 1887 – Syracuse, New York, USA 19. April 1958): Schuhmacher

Biographie

Jakobine Hotze arbeitete zunächst als Dienstmagd in Wien. Dort heiratete sie 1875 den Tischlergehilfen Heinrich Hotze (1851–1891). Durch ihn kam sie mit der Arbeiterbewegung in Wien in Kontakt. Um 1880 schloss sie sich der radicalen Arbeiterbewegung an. Sie konnte allerdings nur im Hintergrund wirken, denn Frauen waren in der gemäßigten wie auch in der radicalen Arbeiterbewegung weder in den Organisationen noch bei den öffentlichen Versammlungen – beispielsweise als Rednerinnen – öffentlich präsent. Als ihr Ehemann Heinrich Hotze vom 5. Dezember 1880 bis 17. Februar 1881 in Untersuchungshaft war, wurde die in Not geratene Jakobine Hotze mit ihren Kindern durch den Inhaftiertenfonds der Radicalen unterstützt. Und als ihr Ehemann dann ohne Anklageerhebung freigelassen wurde, war dieser ohne Arbeit, lehnte aber das ihm am 21. Februar 1881 angetragene Angebot, ein Polizeispitzel zu werden, ab. Unmittelbar verwickelt war Jakobine Hotze in die so genannte Merstallinger-Affäre, also den von den Tischlergehilfen Josef Engel (~1858–?) und Franz Pfleger (1831–1884) am 4. Juli 1882 verübten Raubüberfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zur Geldbeschaffung für die radicale Arbeiterbewegung. Jakobine Hotze soll bereits am 4. Juli 1882 Raubgut von Josef Engel übernommen haben. Außerdem soll sie am 6. Juli 1882 von der verwitweten Tintenerzeugerin Anna Heitzer (1850–1913) 92 Gulden aus dem Raubüberfall erhalten haben. Im Zuge der großen, im Zusammenhang mit der so genannten Mersatllinger-Affäre vom 23. bis 25. August 1882 durchgeführten Verhaftungswelle wurde auch Jakobine Hotze verhaftet. Sie musste das jüngste ihrer Kinder, die am 21. Dezember 1881 geborene Hermine Hotze (1881–?), ins Gefängnis mitnehmen, um es stillen zu können. Ihre anderen drei Kinder wurden dem Bürgermeisteramt Meidling (Niederösterreich [zu Wien 12.]) unterstellt. Zu diesem Zeitpunkt, am 10. August 1882, hatte ihr Ehemann Heinrich Hotze bereits die Flucht ergriffen und war über Belgien in die USA ins Exil gegangen. Am 13. Dezember 1882 wurde im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre gegen neunundzwanzig Personen, darunter Jakobine Hotze, offiziell Anklage erhoben. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess anlässlich der so genannten Merstallinger-Affäre statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die Wiener Radicalen angelegt wurde. Jakobine Hotze wurde des Verbrechens der Teilnahme am Raub angeklagt, wurde aber wie die meisten anderen Angeklagten freigesprochen und aus der Haft entlassen.1

 Im August 1883 folgte Jakobine Hotze mit ihren Kindern ihrem Ehemann Heinrich Hotze ins Exil nach New York City (New York, USA), wo sie noch zwei Söhne zur Welt brachte. Auch hier dürfte sie zunächst im Umfeld der »Radicalen Arbeiterpartei« tätig gewesen sein. 1887 zogen sich Jakobine und Heinrich Hotze aus der Arbeiterbewegung zurück und übersiedelten nach Syracuse (New York, USA). Nach dem frühen Tod ihre Ehemannes 1891 lebte sie mit ihren Söhnen William Hotze (1884–1947), später ein Tischler und Holzveredler, und Emil Hotze (1887–1958), später ein Schuhmacher. Seit 1911 lebte sie bei Emil Hotze, zuletzt bei ihrem ältesten Sohn, dem Maler und Anstreicher Henry John Hotze (1874–1941).

Adressen

  • Wien 481 [Wien 1., Rotenturmstraße] (Geburtsadresse)
  • Margareten, Niederösterreich, Wienstraße 55 [Wien 5., Rechte Wienzeile] (1875)
  • Margareten, Niederösterreich [zu Wien 5.], Schwarzhorngasse 8 (1876)
  • Gaudenzdorf, Niederösterreich, Jakobstraße 11 [Wien 12., Dunklergasse] (1878)
  • Meidling, Niederösterreich, Hirschengasse 2 [Wien 12., Steinackergasse] (1881)
  • Wien 6., Gumpendorfer Straße 78 (1881)
Karte
  • 1

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.