Josef Schenk (1858–1893)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
4. März 1858
Sterbedatum
28. März 1893
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Philipp Schenk, außerehelicher Sohn einer Schustermeisterstochter: Kleinhäusler und Schustermeister; Heirat in Unter-Wisternitz (Mähren [Dolní Věstonice, Tschechien]) am 4. Februar 1857 mit:
Mutter: Veronika Schenk, geborene Baudisch, Tochter einer Häuslerin und eines Häuslers: Hausfrau
Ehe: in Wien am 8. Juli 1883 mit Maria Gullner (Lajtaszentmiklós / Neudörfl, Ungarn [Neudörfl, Burgenland] 18. Februar 1857 – ?), Tochter einer Bäuerin und eines Bauern: Wirtschafterin und Hausfrau
Tochter: Anna Josefa Schenk (Wien 9. Juli 1884 – Erlach [Bad Erlach], Niederösterreich 23. November 1978)
Sohn: Josef Leopold Schenk (Wien 6. März 1886 – ?)
Sohn: Leopold Franz Schenk (Wien 8. Oktober 1887 – Wien 12. Oktober 1887): an Lebensschwäche verstorben

Biographie

Josef Schenk absolvierte eine Tischlerlehr und kam als Tischlergehilfe nach Wien, wo er sich früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Zum Verhängnis wurde ihm die so genannte Affäre »zum grünen Thor«, bei der Wiener Arbeiterinnen und Arbeiter erstmals den gegen ihre Versammlung einschreitenden Behörden – zweifellos spontanen – Widerstand entgegensetzen. Am 4. Dezember 1881 feierten etwa sechzig Arbeiter mit ihren Familien, zusammen rund hundertfünfzig Personen, im Gasthaus »zum grünen Thor« (Franz Josef Markert) in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 8.]), Lerchenfelder Straße 17, das Barbarafest. Da erschien der in Arbeiterkreisen berüchtigte Polizeikommissär Franz Kadlec (1841–1898) mit zwei Wachmännern in Zivil, machte sich Notizen und forderte einige Arbeiter zur Bekanntgabe ihrer Namen auf. Die Arbeiterinnen und Arbeiter wurden unruhig. »Wir brauchen keine Polizei!« wurde gerufen, einige stimmten gegen 22 Uhr auf Aufforderung des Tischlergehilfen Eduard Doleschal (1845–1883) das Lied »Die rote Fahne« an, ein Arbeiter setzte sich zu Franz Kadlec und begann das Lied »Der Staat ist in Gefahr« zu singen. Ein andrer Arbeiter brachte den Toast aus: »Der Most soll leben!«, um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: »Derselbe ist ja heuer gut geraten.«1 Franz Kadlec fragte diesen Arbeiter nach seinem Namen und erhielt die Antwort: »Heute heiße ich gar nichts.« Daraufhin wollte ihn der Polizeikommissär festnehmen lassen, doch irgendjemand rief: »Lasst keine Opfer fallen, Genossen!« und »Wir lassen unsern Kameraden nicht verhaften!« Ein Tumult brach los, Stühle wurden drohend geschwungen, Gläser in Richtung Franz Kadlec geworfen, und es ertönte der Ruf: »Nieder mit der Polizei!« Als Kadlec seinen Säbel ziehen wollte, wurde ihm dieser aus der Hand gerissen und zerbrochen. Franz Kadlec versuchte nun, die zum Hof führende Tür zu erreichen, doch verstellte ihm ein Arbeiter den Fluchtweg. Kurz darauf stürzten sich einige Arbeiter auf Kadlec und misshandelten ihn schwer. Neben Abschürfungen erlitt Kadlec auch zwei schwere Wunden, am Hinterkopf und an der rechten Schläfe, sowie leichtere Verletzungen an der rechten Achsel und an einem Finger. Schließlich erschien eine größere Abteilung Sicherheitswache, doch der Großteil der Arbeiterinnen und Arbeiter konnte flüchten, indem sie die Fensterscheiben zerschlugen und durch die Fenster ins Freie gelangten. Noch im Laufe der Nacht wurden insgesamt zwölf Personen verhaftet, darunter auch der erst vor zwei Monaten aus dem Norden Deutschlands nach Wien gekommene Inhaber des Lokals Franz Josef Markert, weil er angeblich selbst in den Angriff auf Franz Kadlec involviert war und die Herausgabe eines Tuches zum Verbinden der Wunden von Kadlec verweigert habe, ebenso der Aushilfskellner Franz Gröbner (1856–?) wegen Vergehens des Auflaufs, der aber bald ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Am 6. Dezember 1881 wurden weitere vier Verhaftungen vorgenommen. Der Zustand von Franz Kadlec, der schon bei einem ähnlichen Vorfall am 16. Juni 1872 schwer verletzt worden war, verschlechterte sich einen Tag nach diesem Vorfall durch Wundfieber. Kadlec konnte erst am 25. Dezember 1881 seinen Dienst wieder antreten.

Am 20. Jänner1882 fand anlässlich der so genannten Affäre »zum grünen Thor« vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen den Tischlergehilfen Eduard Doleschal und den Metalldrechsler Franz Mangl (~1856–?) statt. Doleschal gab zu, dem Polizeikommissär Franz Kadlec ein Henkelglas an den Kopf geworfen sowie diesen am Hals gehalten und dann zu Boden geworfen zu haben, und Mangl gestand den Wurf zweier Gläser auf den Kopf des Polizeikommissärs. Im Sinne der Anklage wurden wegen Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit Eduard Doleschal zu drei und Franz Mangl zu zwei Jahren schwerem Kerker, jeweils verschärft durch einen Fasttag im Monat, verurteilt. In einem zweiten Prozess, der am 28. April 1882 vor dem Landes- als Schwurgericht Wien stattfand, wurde Josef Schenk des Vergehens des Auflaufs angeklagt. Schenk, der erst am 21. März 1882 als jener Arbeiter identifiziert und verhaftet worden war, der schrie, »Lasst keine Opfer fallen, Genossen!«, wurde im Sinne der Anklage zu vier Monaten strengem Arrest verurteilt.

Josef Schenk blieb weiterhin der radicalen Arbeiterbewegung verbunden. Er heiratete in Wien am 8. Juli 1883, wobei sein Genosse, der Miederfabrikant Franz Gams (1850–1899), sein Trauzeuge war. Josef Schenk betrieb als Tischlermeister seit 1884 eine eigene Tischlerei in Wien 7., Neubaugasse 44, wo er am 28. März 1893 an Lungentuberkulose verstarb.

Adressen

  • Drasenhofen, Niederösterreich, Drasenhofen 162 (Geburtsadresse)
  • Wien 7., Neubaugasse 10 (1883)
  • Wien 7., Neubaugasse 44 (1884–1893; Sterbeadresse)

Veronika Schenk (Mutter von Josef Schenk):

Karte
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    Anspielung auf den bekannten Anarchisten, Schriftsteller, Journalisten und Zeitungsherausgeber Johann Most (1846–1906).