Ladislaus Zápotocký (1852–1916)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Ladislav de Padua Zápotocký
tschechische Namensform: Ladislav Zápotocký
deutsche Namensform: Ladislaus Zapotocky
Pseudonym: L. Budečský
Pseudonym: Mikuláš Haštalsk
Geburtsdatum
12. Januar 1852
Sterbedatum
16. Dezember 1916
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Anton Zápotocký; tschechische Namensform: Antonín Zápotocký (Kovar, Böhmen [Kováry, zu Zákolany, Tschechien] 9. Mai 1820 – Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 10. Juni 1853), Sohn einer Hausfrau und eines Schneidermeisters: Schneidergehilfe
Mutter: Anna Theresia Zápotocký, geborene Krolupper; verwitwete Jiskra; tschechische Namensform: Anna Tereza Zápotocká (Kaaden, Böhmen [Kadaň, Tschechien] 20. Juni 1821 – ?): Hausfrau
Bruder: Anton Ladislaus Zápotocký; tschechische Namensform: Antonín Ladislav Zápotocký (1842 – 1916): Steinmetz
Bruder. Karl Zápotocký; tschechische Namensform: Karel Zápotocký (1848 – ?)
Schwester: Anna Zápotocký; tschechische Namensform: Anna Zápotocká (1850 – ?)
Stiefschwester: Maria Zápotocký, verheiratete Telín; tschechische Namensform: Maria Zápotocká, verheiratete Telínová (1859 – ?)
Stiefschwester: Magdalena Zápotocký; tschechische Namensform: Magdaléna Zápotocká
Ehe: in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien] am 3. Februar 1880 mit Barbara Dolejšov; tschechische Namensform: Barbora Dolejšová; (Klein-Dörfel, Böhmen [Malá Víska, zu Vrhaveč, Tschechien] 28. Mai 1855 – Praha / Prag, Tschechoslowakei [Praha, Tschechien] 1925): sozialdemokratische Aktivistin
Tochter: Julia Zápotocký, verheiratete Himmelsdorfer; tschechische Namensform: Julie Zápotocká, verheiratete Himmelsdorferová (1882 – ?)
Sohn: Anton Ladislaus Zápotocký; tschechische Namensform: Antonín Ladislav Zápotocký (Zakolan, Böhmen [Zákolany, Tschechien] 19. Dezember 1884 – Prag ‹Praha›, Tschechoslowakei [Tschechien] 13. November 1957): marxistisch-leninistischer Gewerkschaftsfunktionär und Politiker, 1948 bis 1953 Ministerpräsident und 1953 bis 1959 Präsident der Tschechoslowakei
Tochter: Maria Zápotocký, verheiratete Ulrich; tschechische Namensform: Marie Zápotocká, verheiratete Ulrichová (Mozolin, Böhmen [Mozolín, zu Koleč, Tschechien] 23. März 1886 – Prag ‹Praha›, Tschechoslowakei [Tschechien] 9. Jänner 1969)
Tochter: Barbara Zápotocký; tschechische Namensform: Barbora Zápotocká (1887 – ?)
Sohn: Ladislaus Zápotocký; tschechische Namensform: Ladislav Zápotocký (1892 – ?)

Biographie

Ladislaus Zápotocký absolvierte eine Schneiderlehre und war seit 1873 in der Arbeiterbewegung aktiv. 1873 war er Mitbegründer des Schneider-Bildungsvereins »Vzdělávací besedu dělníků krejčovských« (Bildung und Diskussion für Schneider) in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]), der aber 1877 behördlich verboten wurde. Ebenfalls 1873 wurde er Herausgeber der Zeitung »Dělnické listy« (Praha; Arbeiterblätter), trat aber kurz darauf aus der Redaktion aus und gründete im Oktober 1874 gemeinsam mit dem Eisendreher und Metallgießer Josef Boleslav Pecka (1849–1897) die Zeitung »Budoucnost« (Praha; Die Zukunft), in der Ladislaus Zápotocký unter dem Pseudonym »L. Budečský« publizierte. Am 28. September 1876 nahm er an jener geheimen Konferenz in Prag teil, auf der Delegierte aus Wien und mehreren Orten Böhmens die Gründung einer tschechoslawischen Landesorganisation der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« beschlossen und Zápotocký in deren Vorstand wählten. Noch am selben Tag wurden alle Delegierten wegen Teilnahme an einer geheimen Arbeiterversammlung festgenommen und neunzehn von ihnen am 30. September 1876 in das Landesgericht Prag eingeliefert, darunter auch der Zápotocký, der aber am 1. Oktober 1876 ohne Anklageerhebung entlassen wurde. Schließlich war Ladislaus Zápotocký eine der treibenden Kräfte für den am 7. April 1878 in Breunau (Böhmen [Břevnov, zu Praha, Tschechien]) abgehaltenen Gründungskongress der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) mit Sitz in Wien. Am 15. Juni 1878 fand bei Zápotocký eine Hausdurchsuchung statt und es wurde eine gerichtliche Untersuchung wegen Verbreitung verbotener Druckwerke eingeleitet. Auch am 18. August 1878 wurde bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Schließlich wurde er am 21. August 1878 in Nachod (Böhmen [Náchod, Tschechien]) festgenommen, wo er seit 19. August 1878 die von Prager und US-amerikanischen Gewerbegenossenschaften erhaltenen 250 Gulden unter den Not leidenden Arbeitern der Stadt und der Umgebung gegen Revers verteilte. Er wurde in das Landesgericht Prag eingeliefert. Wegen seiner Teilnahme am Gründungskongress vom 7. April 1878 wurde Ladislaus Zápotocký – zusammen mit vierzehn anderen Sozialisten – in einem großen Sozialisten-Prozess, der am 24. und 25. Jänner 1879 vor dem Landes- als Strafgericht Prag in geheimer Verhandlung stattfand, des Verbrechens der Geheimbündelei angeklagt, und er wurde wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu zwei Monaten strengem Arrest verurteilt. Nach seiner Freilassung war Ladislaus Zápotocký wieder als sozialistischer Journalist und Aktivist tätig. In der Parteiversammlung der Jungtschechen, welche am 1. September 1879 in Prag stattfand, sprach sich Zápotocký noch für das allgemeine Wahlrecht aus. Schließlich wurde er Redakteur der seit 5. November 1879 erscheinenden Zeitung »Volksfreund. Centralorgan der socialdemokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs« (Reichenberg), dann der Zeitung »Der Arbeiterfreund. Sozialpolitische Zeitung für das arbeitende Volk« (Reichenberg). Ladislaus Zápotocký war Delegierter auf der geheimen Delegiertenkonferenz der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku«, die am 19. August 1880 in Prag stattfand. Auf dieser wurde beschlossen, den umstrittenen Passus des alten, 1878 in Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) beschlossenen Parteiprogramms über die Wege zur Erreichung der Parteiziele von »mit gesetzlichen Mitteln« in »mit allen möglichen Mitteln« zu ändern. Ebenfalls beschlossen wurde, die Zentralleitung der Partei sowie ihr Zentralorgan »Děnické listy« (Praha; Arbeiterblätter) nach Wien zu verlegen und zwecks Hebung und besserer Organisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« einzelne Sektionen als geheime Gruppen zu führen. Im Februar 1881 gründeten die tschechoslawischen Sozialdemokraten aus Wien und Prag ein Agitationskomitee der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) unter Leitung des Webergehilfen Josef Hybeš (1850–1921), dem auch Ladislaus Zápotocký, nunmehr bereits Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, angehörte. Am 18. April 1881 fand im Extrazimmer des Gasthauses »zu den drei Wilden«, Kettengasse 1010-1 [Řetězová], dessen Besitzer, der Gastwirt Adalbert Jarušek (1829–1889), selbst ein Radicaler, eine Gedenkfeier zur Pariser Commune statt, wobei auch revolutionäre Lieder gesungen wurden. Die Festreden hielten die Schneidergehilfen Anton Mottl (1854–1933) und Ladislaus Zápotocký. Diese Veranstaltung wurde den Rednern wie einigen Teilnehmern im großen Prager Radicalen-Prozess vom Jänner 1882 zur Last gelegt. Im Zusammenhang mit den Verhaftungen Wiener tschechoslawischer Radicaler am 7. Juli 1881 wurden am Morgen des 18. August 1881 auch in Prag und seinen Vororten bei bekannten Radicalen Hausdurchsuchungen durchgeführt, darunter auch bei Ladislaus Zápotocký. Am Nachmittag des 18. August 1881 fand im Gasthaus »u Ježků« (zu den Igeln) in Prag, Ziegenplatz 200-1 [Kozí plácek], eine geheime Delegiertenkonferenz der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) statt. Dabei wurde auch ein neues Agitationskomitee gewählt, dem Zápotocký neuerlich angehörte. Im Zuge der großen Verhaftungswelle von Radicalen in Prag und Umgebung wurde Zápotocký am 30. Oktober 1881 verhaftet und in das Landesgericht Prag eingeliefert.

Vom 23. Jänner bis 4. Februar 1882 fand vor dem Landes- als Strafgericht Prag in geheimer Verhandlung der erste große Prozess gegen die im Oktober und Dezember 1881 verhafteten einunddreißig tschechoslawischen Radicalen statt, von denen sich zwanzig bis zum Prozessbeginn in Haft befanden. Ladislaus Zápotocký wurde des Verbrechens der Majestätsbeleidigung sowie der Vergehen gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, der Geheimbündelei und der Gutheißung ungesetzlicher Handlungen angeklagt. Er wurde wegen werden wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung und der Vergehen der Gutheißung einer gesetzlich verbotenen Handlung sowie gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung als Mitglied einer geheimen Gesellschaft zu achtzehn Monaten schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag im Vierteljahr, verurteilt.

Nach Verbüßung seiner Haftstrafe am 10. Jänner 1884 wurde Ladislaus Zápotocký in seine zuständige Heimatgemeinde Kovar (Böhmen [Kováry, zu Zákolany, Tschechien]) abgeschoben. Zunächst zog er nach Eger (Böhmen [Cheb, Tschechien]), von wo er aber bald als Sozialist abgeschafft wurde. Nun ließ er sich in Zakolan (Böhmen [Zákolany, Tschechien]) nieder, wo er wieder als Schneider arbeitete. 1897 und 1901 kandidierte er als Sozialdemokrat – vergeblich – für die »Sociálně demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslowakische Sozialdemokratische Partei in Österreich) bei den Reichsratswahlen für die Stadt Smichow (Böhmen [Smíchov, zu Praha, Tschechien]), ebenso bei den Landtagswahlen 1901, wo er für Hohenmaut (Böhmen [Vysoké Mýto, Tschechien]) antrat.

Aus Zakolan ausgewiesen, erhielt Ladislaus Zápotocký 1899 die Erlaubnis, nach Prag zurückzukehren. Hier wurde er Sekretär des tschechischen Sekretariats des »Spolek železničních zřízenců« (Verband der Eisenbahnbeamten) und Redakteur der Gewerkschaftszeitschrift »Železniční zřízenec« (Praha; Der Eisenbahnbedienstete). An der Feier zum fünfundzwanzigjährigen Besten der »Sociálně demokratická strana českoslovanská v Rakousku« am 1. Juni 1903 in Prag nahm Zápotocký als einziges noch lebendes Mitglied des ersten Parteiausschusses teil. Nach einem Schlaganfall musste er seine Posten bei der Eisenbahnorganisation Ende 1905 aufgeben. Er lebte dann zurückgezogen, publizierte aber weiterhin in sozialdemokratischen Zeitungen. Ladislaus Zápotocký wurde von Beraun (Böhmen [Beroun, Tschechien]) in die so genannte Irrenanstalt in Bonitz (Böhmen [Bohnice, zu Praha, Tschechien]) eingeliefert, wo er kurz darauf, am 16. Dezember 1916, an Lungenentzündung und Bronchitis verstarb.

Adressen

  • Prag, Böhmen [Praha, Tschechien], Haštalská 2/793 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. Vzpomínky z prvních dob dělnického hnutí v Čechách. Příspěvek k dějinám socialismu, napsal Ladislav Zápotocký. Louny: Nákladem Časiopu »Lounský obzor« 1911, 99 S. Tschechisch: Erinnerungen aus den frühen Tagen der Arbeiterbewegung in Böhmen. Ein Beitrag zur Geschichte des Sozialismus, verfasst von Ladislav Zápotocký.
    b) Vzpomínky z prvních dob dělnického hnutí v Čechách. Příspěvek k dějinám socialismu, napsal Ladislav Zápotocký. Kladno: »Svoboda 1911, 77 S.
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