Josef Temke (1841–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Josef Temke: Seidenzeug-Appreteurgehilfe, dann Bandmacher; Heirat mit:
Mutter: Magdalena Temke, geborene Berger: Hausfrau
Ehe: in Wien am 24. Mai 1868 mit Maria Theresia Chmielewski, auch: Chmielowsky (Kaiserebersdorf, Niederösterreich [zu Wien 11.] 30. Jänner 1842 – Wien 30. Oktober 1890): Hausfrau
Tochter: Aloisia Josefa Temke (Wien 4. März 1869 – ?)
Tochter: Josefa Temke (Wien 17. Februar 1870 – ?)
Biographie
Der Knopfdrechslergehilfe Josef Temke trat bereits bei seiner Gründung 1869 dem Wiener »Arbeiter-Bildungsverein« bei, wurde 1877 in dessen Ausschuss und 1879 zum Obmann-Stellvertreter gewählt. Im August 1879 wurde er in das Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Freiheit« (Wien) gewählt, welche, um der Kautionspflicht zu entgehen, zusammen mit der Zeitung »Der Proletarier« (Wien) abwechselnd zweimal monatlich erscheinen sollte. Es handelte sich dabei um die ersten Zeitungen der sich formierenden radicalen Arbeiterbewegung. Deswegen wurde Temke im Prozess gegen die Herausgeber und Redakteure der beiden Zeitungen, welcher am 3. Jänner 1880 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien verhandelt wurde, wegen Überschreitung des Pressegesetzes durch Irreführung der Behörde zu 10 Gulden Geldstrafe, eventuell 48 Stunden Arrest, und zu 24 Stunden Arrest, verschärft durch Fasten, verurteilt. Seine Nichtigkeitsbeschwerde wurde am 15. Mai 1880 vom Kassationsgerichtshof verworfen. Als Karl Kautsky (1854–1938) im Juli 1880 für die Anerkennung der Zeitung »Der Sozialdemokrat. Zentral-Organ der Sozialdemokratie« (Zürich) als österreichisches Parteiorgan eintrat, sprach sich Temke dagegen aus.
Am 21. August 1880 fand man bei einer Hausdurchsuchung bei Temke vier Kuverts, die an Fabrikarbeiter adressiert waren und je sieben bis neun Exemplare der illegalen Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung« enthielten.1 Josef Temke wurde verhaftet und im großen Radicalen-Prozess, der vom 10. bis 12. Februar 1881 vor dem Landes- als Schwurgericht Wien verhandelt wurde, der Verbrechen der Majestätsbeleidigung und der Aufwiegelung angeklagt, jedoch freigesprochen. Da Temke nach Wien zuständig war, konnte er anlässlich der Verhängung der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 nicht ausgewiesen werden. Am 9. Mai 1886 trat Temke, der im November 1885 in den Vorstand des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins« gewählt worden war, noch als Vertreter der Radicalen bei einer gemeinsamen Protestveranstaltung von Gemäßigten und Radicalen in »Schwender’s Colosseum« (Anna Silberbauer) in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Fünfhauser Hauptstraße, Ecke Kirchengasse [Mariahilfer Straße, Ecke Reindorfgasse], auf. Er war damals im »Politischen Verein ›Wahrheit‹« der Gemäßigten in Wien zunächst noch als Radicaler aktiv. Als er in der Generalversammlung des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins «, die am 17. Oktober 1887 im Gasthaus »zur schönen Schäferin« (Franz Schindler) in Wien 6., Gumpendorfer Straße 101, stattfand, vom Wahlkomitee nicht mehr als Obmann nominiert wurde, kam es zu einem Skandal und Josef Temke, der in dieser Versammlung Victor Adler (1852–1918) heftig angriff, wurde abgewählt.
Noch im Oktober 1887 wurde Josef Temke unter dem Verdacht der Münzfälschung festgenommen und kam für siebzehn Wochen in Untersuchungshaft. Im darauffolgenden Prozess, der am 10. Dezember 1887 vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Wien stattfand, trat er dann nur als Zeuge auf. Zu diesem Zeitpunkt war Josef Temke bereits als Anhänger von Victor Adler ins Lager der Gemäßigten übergetreten. Nach 1896 verliert sich die Spur von Josef Temke.
Adressen
- Gumpendorf, Niederösterreich [zu Wien 6.], Hauptstraße 71 (Geburtsadresse)
- Wien 5., Mauthausgasse 4 (1868)
- Wien 5., Hundsturmer Hauptstraße 129 [Schönbrunner Straße] (1869 bis 1870)
- Wien 5., Einsiedlerplatz (1880)
- Wien 5., Gießaufgasse 7 (1890)
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Freiheit (Wien) 1879
- Die Zukunft (Wien) 1881 bis 1882
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Autor: Reinhard Müller
Version: Juni 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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