Rudolf Hofmann (1855–1924)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Rudolf Franz Hofmann
ungarische Namensform: Rezső Hofmann
falsche Namensschreibweise: Rudolf Hoffmann
Geburtsdatum
20. Juni 1855
Sterbedatum
8. Mai 1924
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Mutter: Elisabeth Hofmann (Stockern [zu Meiseldorf], Niederösterreich 29. Juni 1831 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Schullehrers: Hausfrau
Vater: unbekannt

Biographie

Rudolf Hofmann kam mit seiner Mutter nach Wien, wo er eine Ausbildung zum Hutmachergehilfen absolvierte. Zunächst machte er aber als Einbrecher von sich reden. Am 3. Jänner 1876 verübte er in Wien in Gemeinschaft mit einem anderen Hutmachergehilfen einen Einbruch. Er wurde deshalb vom Landesgericht Wien zu zwei Monaten Kerker verurteilt, bald darauf wegen des gleichen Verbrechens zu sechs Monaten Kerker.

Um 1878 schloss sich Rudolf Hofmann der Arbeiterbewegung an und wurde Mitglied des »Vereins der Hutmacher Niederösterreichs«, aus dem er aber im Oktober 1879 wegen säumigen Mitgliederbeitrags ausgeschlossen wurde. Von 1879 bis 1881 arbeitete Rudolf Hofmann, mittlerweile Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, an der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) mit und war 1879 bis 1880 auch deren Revisor. Außerdem war er 1880 Schriftführer des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«. Am 13. März 1880 wurde Rudolf Hofmann auf dem Schmelzer Friedhof in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) verhaftet, weil er dort ein Flugblatt verteilte, in welchem für den nächsten Tag zu einer Demonstration für die Märzgefallenen der Revolution von 1848 aufgerufen wurde: »Arbeiter Wiens! Ehret die Kämpfer für Freiheit. Sonntag d. 14. d. M. findet ein Aufmarsch sämmtlicher Arbeiter zu den März-Gefallenen vom Jahre 1848 statt. Sammelplatz um 9 Uhr Vormittags in Zobel’s Localitäten. Abmarsch 10 Uhr.«1 Außerdem wurde die von ihm für den 15. März 1880 ebenfalls in »Zobel’s Bierhalle« (Franz Zobel) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Gasgasse 4–6 / Zwölfergasse 3–15, einberufene Versammlung zum Thema »Die achtjährige Schulpflicht« behördlich verboten. Wegen seines am 13. März 1880 verteilten Flugblatts wurde er am 15. März 1880 vom Bezirksgericht Wien-Innere Stadt wegen Übertretung des Pressegesetzes zu vierundzwanzig Stunden Arrest mit anschließender beständiger Verweisung aus dem Polizeirayon Wien verurteilt und am 19. März 1880 aus Wien abgeschafft. Am 24. Juni 1881 wollte er seine Mutter Elisabeth Hofmann (1831–?) in Wien besuchen, wurde aber von einem Polizei-Detektiv in Wien 5., Griesgasse, erkannt und wegen unerlaubter Rückkehr verhaftet. Vermutlich jetzt wurde er vom berüchtigten Polizeikommissär Bernhard Frankl (1846–1907) als Spitzel für die Wiener Polizeidirektion gewonnen.

Rudolf Hofmann ließ sich 1881 in Budapest (Ungarn) nieder, wo er eine wichtige Person der radicalen Arbeiterbewegung wurde, allerdings als Polizeispitzel. Im Mai 1882 wurde Hofmann in Lindau am Bodensee [Lindau (Bodensee)] (Bayern) verhaftet. Er befand sich gerade auf dem Weg in die Schweiz, um für die Wiener Polizeidirektion Adressen, Schmuggelwege und die für den Vertrieb der verbotenen Druckschriften Verantwortlichen zu erkunden. Dabei ging es wohl auch um den Schneidergehilfen Ignaz Formanek (1854–nach 1905), der kürzlich, am 12. März 1882, nach Zürich (Kanton Zürich) gereist war, um dort den Vertrieb sozialrevolutionärer Schriften für Österreich zu übernehmen. Unter den bei der Festnahme von Rudolf Hofmann in Lindau am Bodensee sichergestellten Papieren befand sich auch eine Notiz des Polizeikommissärs Bernhard Frankl mit Anweisungen zur Aufdeckung des Schmuggels verbotener Druckschriften aus der Schweiz nach Österreich. Rudolf Hofmann wurde nun verantwortlicher Redakteur der von den Schriftsetzern Mátyás Rusz (1860–?) und Márkus Weisz seit 11. März 1882 herausgegebenen radicalen Zeitung »Der Kommunist« (Budapest), welche im Mai 1882 nach drei Nummern ihr Erscheinen einstellen musste. Am 12. Juli 1882 wurde Rudolf Hofmann als verantwortlicher Redakteur der Zeitung vom Geschworenen- als Pressgericht Budapest von der Anklage freigesprochen, mit einigen Artikeln gegen das Pressegesetz verstoßen zu haben. Rudolf Hofmann ist zu diesem Zeitpunkt nachweislich als Polizeispitzel tätig. Aber erst in der ersten Nummer vom 1. März 1883 der Zeitung »Radikal« (Budapest) wurden die Genossinnen und Genossen vor ihm gewarnt. Im April 1883 kam es in Graz (Steiermark) zu einem für die Polizei peinlichen Zwischenfall. Rudolf Hofmann wurde mit einem Koffer voll verbotener Druckschriften verhaftet, musste aber kurz darauf freigelassen werden, weil sich die Wiener Polizeidirektion für ihren Spitzel einsetzte. Erst am 25. Oktober 1883 wurde auch in der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) die vom »Exekutivkomitee der sozialrevolutionären Arbeiterpartei Ungarns« gezeichnete Warnung vor dem Polizeispitzel Rudolf Hofmann veröffentlicht.

1890 kehrte Rudolf Hofmann nach Wien zurück, wo er sich der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« anschloss und für die Hutmacherbranche aktiv war.

Adressen

  • Stockern [zu Meiseldorf], Niederösterreich, Stockern 2 (Geburtsadresse)
  • Wien 5., Griesgasse 43 (1880)
Karte
  • 1

    Zitiert nach [anonym]: Keine Demonstration, in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [17]. Jg., Nr. 5584 (15. März 1880), S. 2–3, hier S. 2.