Tamás Pudleiner (1854–1929)

Persönliche Daten
Namensvarianten
deutsche Namensform: Thomas Pudleiner
slowakische Namensform: Tomáš Pudleiner
Geburtsdatum
1854
Sterbedatum
15. Oktober 1929
Religionsbekenntnis
evangelisch

Ehe: in Budapest (Ungarn) 1883 mit Zsófia Mayer; deutsche Namensform: Sofia Pudleiner; slowakische Namensform: Žofia Pudleiner (Gölnicbánya / Gllnitz, Ungarn [Gelnica, Slowakei] 16. August 1855 – ?): Hausfrau
Tochter: Olga Pudleiner (Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei] 17. Mai 1886 – ?)
Tochter: Gabriella Erzsébet Pudleiner; deutsche Namensform: Gabriele Elisabeth Pudleiner (Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei] 19. Dezember 1887 – ?)
Sohn: Lajos János Pudleiner; deutsche Namensform: Ludwig Johann Pudleiner (Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei] 6. Juni 1890 – ?)
Sohn: Béla (Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei] 2. Juli 1892 – ?)
Tochter: Ilona Vilma Pudleiner; deutsche Namensform: Helena Wilma Pudleiner (Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei] 30. Juli 1894 – Tata, Ungarn 26. März 1976)

Biographie

Der Schuhmachergehilfe Tamás Pudleiner kam 1876 nach Wien, wo er dem »Fachverein der Schuhmacher« beitrat. Er war vom März bis Juni 1879 Mitglied des Herausgeberkomitees der Gewerkschaftszeitung »Schuhmacher-Fachblatt« (Wien). Pudleiner, der dann als Maschinist arbeitete, schloss sich der radicalen Arbeiterbewegung an. Als ein Sicherheitswachmann Pudleiner angeblich dabei beobachtete, wie er nachts eine verbotene Flugschrift plakatierte, wurde Tamás Pudleiner am 27. August 1880 verhaftet. Vom 10. bis 12. Februar 1881 (eigentlich bis zum Morgen des 13. Februar 1881) fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der erste große Wiener Radicalen-Prozess statt. Angeklagt waren vierzehn Radicale die zwischen August und Dezember 1880 verhaftet worden waren, darunter auch Tamás Pudleiner. Er wurde der Verbrechen der versuchten Majestätsbeleidigung und der Aufwiegelung angeklagt, jedoch freigesprochen.

1882 hatte sich Tamás Pudleiner der Abschiebung durch Flucht entzogen und ging nach Budapest (Ungarn). Hier schloss er sich der radicalen Gruppe um Ármin Práger (1851–1905) an. Im August 1882 gehörte er zum fünfgliedrigen Kontrollkomitee der radicalen Zeitung »Volkswille« (Budapest). Tamás Pudleiner war vermutlich einer von jenen, die den Schmuggel der in Budapest hergestellten sozialrevolutionären Druckschriften nach Wien besorgten, weshalb er sich auch immer wieder in Wien aufhielt. Bezüglich des Schmuggels von Druckschriften reiste er 1882 in die Schweiz. Im Herbst 1883 heiratete Tamás Pudleiner, und da ihm, wie er erklärte, die Arbeiterinnen und Arbeiter in Budapest nicht gefielen, zog er sich vorübergehend von der radicalen Arbeiterbewegung zurück. Am 13. März 1884 begann in Budapest eine Verhaftungswelle gegen Radicale wegen angeblicher Mitschuld am Raubmordüberfall auf die Heinrich Eisert’sche Wechselstube in Wien am 10. Jänner 1884. Im Verlauf dieser Verhaftungswelle wurden bis in die frühen Morgenstunden des 14. März 1884 sechsunddreißig Personen festgenommen, von denen siebzehn am 25. März 1884 in das Landesgericht Budapest eingeliefert wurden, darunter auch Támas Pudleiner. Ihm wurde der Schmuggel von in Ungarn hergestellten verbotenen Druckschriften nach Wien vorgeworfen, doch wurde er dann am 11. April 1884 ohne Anklageerhebung aus der Haft entlassen. Nach seiner Freilassung durfte er zunächst unter der Auflage, sich politischen Aktivitäten zu enthalten, in Budapest verbleiben. Allerdings wurde Pudleiner nach einer Hausdurchsuchung im März 1885 aus Budapest ausgewiesen.

Tamás Pudleiner begab sich mit seiner Familie nach Kassa / Kaschau (Ungarn [Košice, Slowakei]), wo er wieder als Schuhmacher arbeitete. Seine finanzielle Situation muss zuletzt schlecht gewesen sein, erhielt er doch 1912 eine Unterstützung durch die Filiale Kassa / Kaschau der Evangelischen Kirche.

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