Wilhelm Till (1851–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Vilém Till
Geburtsdatum
20. Juli 1851
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Anton Till; tschechische Namensform: Antonín Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 23. Juni 1814 – ?), Sohn einer Taglöhnerin und eines Auszüglers: Weber, zuletzt in Wien am Dampfschiffplatz beschäftigt; Heirat in Johannesthal (Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien]) am 30. April 1849 mit:
Mutter: Josefa Till, geborene Josepha Göbel (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 25. August 1820 – ?), Tochter einer Häuslerin und eines Häuslers: Hausfrau
Schwester: Theresia Till; tschechische Namensform: Tereza Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 29. September 1853 – ?)
BruderJosef Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 21. August 1855 – ?): Webergehilfe; Radicaler
Schwester: Josepha Till; tschechische Namensform: Josefa Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 15. Mai 1858 – ?)
Schwester: Aloisia Till; tschechische Namensform: Aloisie Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 22. Dezember 1860 – ?)
Bruder: Johann Till; tschechische Namensform: Jan Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 29. September 1863 – ?): Webergehilfe, später Webermeister; Radicaler
Ehe: in Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 16. Mai 1875 mit Aloisia Heinisch; tschechische Namensform: Aloisie Heinisch (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov (okres Bruntál), Tschechien] 17. Juli 1852 – ?), uneheliche Tochter der Klara Heinisch; tschechische Namensform: Klára Heinisch (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov (okres Bruntál), Tschechien] 12. September 1823 – ?), Tochter einer Inwohnerin und eines Auszüglers: Handarbeiterin; Radicale
Sohn: totgeborener Knabe (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 14. Dezember 1875)
Tochter: Bertha Till (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 12. März 1877 – ?)
Sohn: Johann Nepomuk Till (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 4. Jänner 1881– Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 20. November 1881)

Biographie

Der Webergehilfe Wilhelm Till kam nach Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) und fand in der »Ersten österreichischen Jute-Spinnerei und Weberei« in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) Arbeit. Er engagierte sich schon früh in der radicalen Arbeiterbewegung. Am 19. Februar 1881 fand vor dem Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) der Prozess gegen sechs Arbeiter aus Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) wegen Übertretung der unbefugten Kolportage statt. Lediglich Wilhelm Till wurde zu einer Geldstrafe von fünf Gulden, eventuell vierundzwanzig Stunden Arrest, verurteilt, weil er sich Probenummern der vom Tischlergehilfen Karl Hanslitschek (1850–1935) herausgegebenen Zeitung »Der Zeitgeist« (Preßburg) hatte schicken lassen. 1881 wurde Wilhelm Till zum Obmann des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf« gewählt und berichtete in dieser Funktion in der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) im März, April und November 1881 über die dortigen Verhältnisse, die Schikanen der Behörden und die Verletzung des Briefgeheimnisses. Auf Betreiben des später von Hermann Stellmacher (1853–1884) erschossenen Polizeidetektivs Ferdinand Blöch (1844–1884) wurden am 27. Dezember 1881 Wilhelm Till, seine bereits betagte Schwiegermutter Klara Heinisch (1823–?) sowie sein Bruder, der Webergehilfe Johann Till (1863–?), verhaftet, da man bei einer Hausdurchsuchung ein Kistchen mit verbotenen Schriften gefunden hatte. Klara Heinisch wurde bald auf freien Fuß gesetzt, Johann und Wilhelm Till wurden später in das Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert, aus dem Johann Till erst im April 1882 ohne Anklageerhebung entlassen wurde. Wilhelm Till musste sich deswegen im Prozess gegen fünf Radicale, der vom 9. bis 12. Juni 1882 dem Kreis- als Schwurgericht Korneuburg, teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit, verhandelt wurde, verantworten. Sie wurden wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sowie wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung sowie gegen das Pressegesetz angeklagt. Die Leumundsnoten der Angeklagten verfasste der Polizeikonzipist Franz Hlubek (1854–1883), der auch als Zeuge auftrat und die Angeklagten mit seiner Aussage belastete. Vertrauensmann der Angeklagten war der Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884), der – laut gerichtlicher Feststellung – am 15. Dezember 1883 Franz Hlubek erschießen wird. Wilhelm Till wurde wegen Verbrechens und Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, begangen durch Verbreitung sozialistischer Druckschriften, zu einem Jahr verschärften Kerker verurteilt. Die Verurteilung von Wilhelm Till und seinem Mitangeklagten, dem Kupferschmiedgehilfen Karl Urbanek (1848–?), beide Ausschussmitglieder des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf«, war dann ein gewichtiges Argument für die behördliche Auflösung des 1871 gegründeten wichtigen »Arbeiter-Bildungs-Vereins Floridsdorf« mit Bescheid vom 19. Juli 1882. Am Abend des 12. Juni 1883 trafen Wilhelm Till und Karl Urbanek nach Verbüßung ihrer jeweils einjährigen Kerkerstrafe aus dem Gefängnis Suben (Oberösterreich) kommend am Westbahnhof in Wien ein, wo sie von knapp hundert Genossinnen und Genossen begrüßt wurden. Wilhelm Till, der sofort nach seiner Haftentlassung unter polizeiliche Überwachung gestellt wurde, wurde nach gescheitertem Rekurs beim Reichsgericht am 17. Oktober 1883 aus Floridsdorf abgeschafft und aus Niederösterreich ausgewiesen.

Wilhelm Till ging im Oktober 1883 nach Würbenthal (Österreichisch-Schlesien [Vrbno pod Pradědem, Tschechien]), wo er in der dortigen Juteweberei Arbeit fand. Er verlor aber bereits im November 1883 seine Arbeit, weil Gendarmen bei seinem Arbeitgeber auf seine Entlassung drängten. Obwohl Wilhelm Till den Nachweis erbringen konnte, nicht wegen gemeiner Verbrechen inhaftiert gewesen zu sein, wie von der Gendarmerie behauptet worden war, konnte sein Arbeitgeber dennoch nicht sein Verbleiben erwirken, weil ihm der zuständige Bezirkshauptmann mitteilte, er habe den Befehl von oben, Wilhelm Till überall zu verfolgen. Wilhelm Till begab sich nun nach Ungarn, wo er aber im September 1884 ebenfalls ausgewiesen wurde.

Adressen

  • Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov (okres Bruntál), Tschechien], Johannesthal 223 (Geburtsadresse)
  • Jedlesee, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlesee 63 (1875)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 182 (1875–1877)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 152 (1880)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 201 (1880)
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