Josef Krejci (1850–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Josef Krejčí
Geburtsdatum
1850
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Biographie

Der Schlossergehilfe Josef Krejci1 kam nach Wien, wo er sich schon früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 25. Jänner 1880 wurde er zum Schriftführer des »Böhmischen Bildungs- und Geselligkeitsvereins ›Slovan‹« (Der Slawe) gewählt. Am 25. September 1880 trafen in Wien aus London (England) zwei Sendungen Bambusrohre ein. Wie bei Sendungen aus dem Ausland üblich, wurden die Sendungen der Zollexpositur im Hauptpostamt Wien übergeben. Die eine Sendung war an den Drechslermeister Josef Steiner (~1839–?) adressiert, der sie unbeanstandet abholen konnte. Die andere, an den Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914) adressierte Sendung blieb noch einige Tage im Magazin des Hauptpostamtes liegen. Zufällig entdeckte ein Finanzaufseher, dass eines der dort lagernden Bambusrohre geplatzt war. Bei näherer Untersuchung stellte er fest, dass dieses Flugschriften enthielt. Nach Verständigung der Polizeibehörde wurden zwei Detektive zur Zollexpositur entsandt, um den Adressaten, Wenzel Netušil, bei der Abholung dieser Sendung festzunehmen. Mit diesem von der Polizei entdeckten Schmuggel von 246 Exemplaren der Zeitung »Freiheit« (London) sowie der in London gedruckten Flugschriften »An die ›unteren‹ Postbeamten! Leidensgenossen!«2 und »An das deutsche Proletariat«3 begann am 2. Oktober 1880 die Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten im Rahmen der so genannten Bambus-Affäre (auch Bambusrohr-Affäre). Am 3. Oktober 1880 wurde in Wien 5., Hundsturmer Straße [Schönbrunner Straße], in einem Gasthaus der Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer für »Echtes Olmützer Kornbrot« Josef Krejci nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Wenzel Netušil hatte nämlich angegeben, dass er die Sendung eigentlich nur für Krejci abholen und in seiner Wohnung aufheben hätte sollen. Ein in Josef Krejcis Begleitung befindlicher Arbeiter wurde ebenfalls verhaftet aber nach wenigen Stunden Verhör wieder freigelassen. Josef Krejci, Wenzel Netušil und Josef Steiner blieben bis 6. Dezember 1880 in Untersuchungshaft. Vom 10. bis 12. Februar 1881 (eigentlich bis zum Morgen des 13. Februar 1881) fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der große Wiener Radicalen-Prozess statt. Angeklagt waren vierzehn Radicale, darunter auch die Festgenommenen in der so genannten Bambus-Affäre. Josef Krejci wurde des teils vollbrachten, teils versuchten Verbrechens des Hochverrats angeklagt, begangen durch den Schmuggel verbotener Druckschriften, jedoch freigesprochen.

Am 29. Juni 1881 trafen sich – wie zuvor schon Anfang des Monats – etwa hundert Mitglieder der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich) im Garten der Milch- und Bierschenkerin Rosalia Kandler in Ober-St. Veit (Niederösterreich [zu Wien 13.]). Da die Reden in tschechischer Sprache waren, »avisierte« Rosalia Kandler die Versammlung der Polizei. Als diese eintraf, hatte sich die Versammlung bereits aufgelöst, doch wurden auf den Tischen verbotene Flugschriften gefunden. Im Zuge der polizeilichen Untersuchungen zu dieser Versammlung drangen in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1881 zwanzig Detektive der Polizei in die Wohnung des Tischlergehilfen Wenzel Štefek (1850–?) in Wien 10., Humboldtgasse 34, ein. Die Detektive nahmen fast alle Mitglieder des Wiener tschechoslawischen Agitationskomitees der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« fest, die hier gerade eine geheime Sitzung abhielten. Unter den sieben verhafteten Radicalen befand sich auch Josef Krejci. Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen wurden verbotene sozialistische Schriften gefunden, aber auch ein vom Silberarbeiter und Redakteur Norbert Zoula (1854–1886) verfasstes Parteistatut und ein Zirkular beschlagnahmt, welches die erfolgreiche öffentliche wie geheime Organisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« bestätigte. Am 1. September 1881 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Geheimbündelei-Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen sieben am 7. und 8. Juli 1881verhaftete Mitglieder des Wiener Agitationskomitees der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« statt. Josef Krejci wurde des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung sowie der Gründung eines Geheimbunds angeklagt und im Sinne der Anklage zu zwei Monaten strengem Arrest verurteilt. Nach dem August 1882 verlier sich die Spur von Josef Krejci.

Karte
  • 1

    Er darf nicht mit Josef Krejci (1839–1885), Schlossermeister in Wien 6., Gumpendorfer Straße 131, verwechselt werden.

  • 2

    Vgl. [anonym]: An die »unteren« Postbeamten! Leidensgenossen! London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. [anonym]: An das deutsche Proletariat. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit. Socialdemokratisches Organ« (London), 2. Jg., Nr. 18 (1. Mai 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.