Robert Krondorfer (1853–)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
1853
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Josef Krondorfer: Webermeister; Heirat mit:
Mutter: Josefa Witwer, Tochter einer Hausfrau und eines Müllermeisters: Hausfrau
Ehe: in Römerstadt (Mähren [Rýmařov, Tschechien]) am 7. November 1893 mit Anna Haage (Römerstadt, Mähren [Rýmařov, Tschechien] 1874 – ?), Tochter einer Weberin und eines Webers: Hausfrau
Sohn: Josef Krondorfer (Römerstadt, Mähren [Rýmařov, Tschechien] 22. Juli 1894 – Römerstadt, Mähren [Rýmařov, Tschechien] 27. August 1894)

Biographie

Der Webergehilfe Robert Krondorfer kam 1872 nach Wien, wo er zunächst als Kellner und Hausdiener arbeitete. Er war Mitglied des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«, dessen Ausschuss er angehörte und wo er 1880 Rechnungsführer war. Schon früh schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an. Im Dezember 1880 gründete Robert Krondorfer gemeinsam mit dem Tischlermeister Wilhelm Bernt (1841–?), dem Schneidergehilfen und nunmehrigen Kellner Franz Gröbner (1856–?), dem Handschuhmachergehilfen Berthold Spiegel (~1854–?), dem Maler- und Anstreichergehilfen Franz Weich (1855–1925) und dem Anstreichergesellen Jakob Würges (1842–1895) den geheimen Club »Nummer II«, der sich wöchentlich im Gasthaus »zu den drei Bindern« (Rudolf Hammer) in Wien 8., Brunngasse 5 [Josefstädter Straße 101 / Blindengasse 32], traf und der sich im Juli 1881 aus Misstrauen gegenüber Jakob Würges auflöste. Im Frühjahr 1882 gehörte Robert Krondorfer der geheimen Zentralleitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« an, war für deren Finanzen zuständig war und sammelte Gelder für den Inhaftiertenfonds der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« zur Unterstützung der Inhaftierten, die er an Jakob Würges und Berthold Spiegel ablieferte. Am 6. September 1882, ab zwei Uhr morgens, führten über dreißig Polizisten neuerlich Hausdurchsuchungen durch, angeblich wegen der jüngsten radicalen Flugschrift »Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk«.1 Diese Aktion fand wohl eher im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre statt, also dem Überfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zwecks Anschaffung einer geheimen Druckerpresse. Unter den sechsundzwanzig verhafteten Wiener Radicalen befand sich auch Robert Krondorfer, bei dem im Zuge einer Hausdurchsuchung unter anderem Abbildungen des Pariser Communarden Jarosław Dąbrowski (1836–1871), des Arbeiterführers Ferdinand Lassalle (1825–1864), des Revolutionärs Jean-Paul Marat (1743–1793), des Revolutionärs Maximilien de Robespierre (1758–1794) und der Revolutionärin Wera Iwanowna SassulitschВера Ивановна Засулич› (1849–1919) gefunden wurden, weiters das »Manifest der Communistischen Partei«2 und Aufzeichnungen, die auf den bestand geheimer Clubs hinwiesen. Gegen den in Untersuchungshaft befindlichen Robert Krondorfer erhob die Wiener Staatsanwaltschaft am 13. Dezember 1882 im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre offiziell Anklage. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess anlässlich der so genannten Merstallinger-Affäre statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die neunundzwanzig Wiener Radicalen angelegt wurde. Krondorfer wurde des Verbrechens des Hochverrats angeklagt, aber freigesprochen.3

Nach der Verhängung der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 über die Gerichtsbezirke Wien und Korneuburg wurde Robert Krondorfer am 12. Februar 1884 wegen Gefährlichkeit für die öffentliche Ordnung aus deren Geltungsgebiet ausgewiesen: »546 Krondorfer Robert, Geschäftsdiener, geb. 1853 u. zust. Römerstadt, l., klein, stark, mit oval. Ges., br. H., breiter Stirne, br. Augenbr., gr. Aug., röthl.-br. Schnurrb., ovalem Kinn, deutsch sprechend.«4

Robert Krondorfer begab sich in seine Geburtsstadt Römerstadt (Mähren [Rýmařov, Tschechien]), wo er als Weber arbeitete und 1893 heiratete. Krondorfer, nunmehr Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, war im Jänner 1894 wesentlich am Streik in der Seidenzeugfabrik »Gebrüder Schiel« in Römerstadt beteiligt.

Adressen

  • Römerstadt, Mähren [Rýmařov, Tschechien], Römerstadt 74 (1893–1894)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1882], später abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London), 4. Jg., Nr. 31 (23. September 1882) unter dem Titel »Manifest der socialrevolutionären Arbeiterpartei Oesterreichs an das arbeitende Volk«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. September 1882 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [Karl Marx (1818–1883) / Friedrich Engels (1820–1895)]: Manifest der Communistischen Partei. [London]: [Communistischer Arbeiter-Bildungs-Verein] [1881], 22 S.; zuerst London 1848. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Wels vom 7. Februar 1882 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.

  • 4

    [Anonym]: 546 Krondorfer Robert, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 12 (16. Februar 1884), S. 42.