Friedrich Schott

Persönliche Daten
Namensvarianten
falsche Namensschreibweise: Friedrich Schatt
falsche Namensschreibweise: Friedrich Schratt
Berufe
Biographie

Der Tischlergehilfe Friedrich Schott stieß schon früh zur radicalen Arbeiterbewegung in Wien. Am 22. August 1880 fand im Wiener Prater ein Volksfest statt, gleichsam die große Wiener Nachfeier für Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916), der am 18. August 1880 seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte. Friedrich Schott lud am 21. August 1880 mittels eines Plakats für diesen Tag zur Volksversammlung im Gasthaus »zum Pariser Garten«, Wien 5., Siebenbrunnengasse 59, ein: »Einladung zu der am 22. August halb 3 Uhr Nachmittags stattfindenden Volksversammlung. Tagesordnung: Der Niedergang der Gewerbe, und wie ist ein Aufblühen derselben herbeizuführen? – Indem das Versammlungsrecht noch der einzige Punkt ist, welcher ausgenützt werden kann, heißt es massenhaft auf dem Platze sein. Der Einberufer.«1 Da die Behörden eine Provokation vermuteten, verboten sie am 21. August 1880 diese Versammlung und beschlagnahmten im Zuge einer Hausdurchsuchung die Einladungsplakate. Hintergrund für diese und die bis 27. August 1880 nachfolgenden polizeilichen Aktionen war das Auftauchen der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung«.2 Noch am 21. August 1880 fand bei Friedrich Schott eine Wohnungsdurchsuchung. Er wurde festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Friedrich Schott blieb weiterhin in der radicalen Arbeiterbewegung aktiv.

Am 6. September 1882 begann in Wien und seinen Vororten die zweite große Verhaftungswelle dieses Jahres gegen die Wiener Radicalen, angeblich wegen der jüngsten Flugschrift »Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk«,.3 wobei sechsundzwanzig Wiener Radicale verhaftet wurden, darunter auch Friedrich Schott. Tatsächlicher Grund für diese Verhaftungswelle war wohl die so genannte Merstallinger-Affäre, also der von den Tischlergehilfen Josef Engel (~1858–?) und Franz Pfleger (1831–1884) am 4. Juli 1882 verübte Raubüberfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zur Geldbeschaffung für die radicale Arbeiterbewegung. Friedrich Schott wurde am 18. November 1882 ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen.

Karte
  • 1

    Zitiert nach [anonym]: Verhaftung von Social-Demokraten, in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [17]. Jg., Nr. 5742 (22. August 1880), S. 6.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Unserer freudigen Stimmung. London: J. NEVE, 22, Percy Street, Tottenham Court Road, London, W [1880], 1 Bl. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. August 1880 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. [anonym]: Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1882], abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London) vom 23. September 1882. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. Oktober 1882 in Österreich verboten.