Josef Weingartsberger (1822–1884)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist oseph Weingartsberger
Geburtsdatum
23. Februar 1822
Sterbedatum
4. Mai 1884
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Biographie

Josef Weingartsberger, der schon seit Jahrzehnten als Dienstmann in Wien arbeitete, hatte mit der radicalen Arbeiterbewegung eigentlich nichts zu tun. Allerdings war er in die so genannte Bambus-Affäre (auch Bambusrohr-Affäre) involviert. Am 25. September 1880 trafen in Wien aus London (England) zwei Sendungen Bambusrohre ein. Wie bei Sendungen aus dem Ausland üblich, wurden die Sendungen der Zollexpositur im Hauptpostamt Wien übergeben. Die eine Sendung war an den Drechslermeister Josef Steiner (~1839–?) adressiert, der sie unbeanstandet abholen konnte. Die andere, an den Tischlermeister Wenzel Netušil (1844–1914) adressierte Sendung blieb noch einige Tage im Magazin des Hauptpostamtes liegen. Zufällig entdeckte ein Finanzaufseher, dass eines der dort lagernden Bambusrohre geplatzt war. Bei näherer Untersuchung stellte er fest, dass dieses Flugschriften enthielt. Nach Verständigung der Polizeibehörde wurden zwei Detektive zur Zollexpositur entsandt, um den Adressaten, Wenzel Netušil, bei der Abholung dieser Sendung festzunehmen. Mit diesem von der Polizei entdeckten Schmuggel von 246 Exemplaren der Zeitung »Freiheit« (London) sowie der in London gedruckten Flugschriften »An die ›unteren‹ Postbeamten! Leidensgenossen!«1 und »An das deutsche Proletariat«2 begann am 2. Oktober 1880 die Verhaftungswelle gegen Radicale in Wien und den Vororten im Rahmen der so genannten Bambus-Affäre (auch Bambusrohr-Affäre). Die beiden in der Zollexpositur im Hauptpostamt Wien auf den Abholer der zweiten Bambusrohrsendung wartenden Polizeidetektive nahmen den Abholer, den Dienstmann Josef Weingartsberger, sofort fest. Dieser gab an, dass er vom Adressaten der Bambusrohrsendung mit der Abholung beauftragt worden sei, der nun auf die Übernahme der Bambusrohre in einem Gasthaus in Wien 6., Getreidemarkt, auf ihn warte. Beamte des sofort informierten Wiener Sicherheitsbureaus nahmen daraufhin den im besagten Gasthaus wartenden Wenzel Netušil fest. Dieser gab an, dass er vom Mechaniker Leo Walecka (1856–1914) mit der Abholung beauftragt worden sei. Am nächsten Tag wurden auch Josef Steiner und der Schlossergehilfe und nunmehrige Brotverschleißer Josef Krejci (~1850–?) verhaftet. Alle drei blieben bis 6. Dezember 1880 in Untersuchungshaft. Vom 10. bis 12. Februar 1881 (eigentlich bis zum Morgen des 13. Februar 1881) fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der erste große Wiener Radicalen-Prozess statt. In diesem wurden auch die in die so genannte Bambus-Affäre involvierten Josef Krejci, Wenzel Netušil, Josef Steiner und Leo Walecka angeklagt. Josef Weingartsberger wurde in dem Prozess nur als Zeuge befragt.

Adressen

  • Sipbachzell, Oberösterreich, Sipbachzell 35 (Geburtsadresse)

  • Wien 6., Magdalenenstraße 66 (Sterbeadresse)

Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: An die »unteren« Postbeamten! Leidensgenossen! London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: An das deutsche Proletariat. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit. Socialdemokratisches Organ« (London), 2. Jg., Nr. 18 (1. Mai 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.