02.11.00. Der Aufbruch zum Anarchismus und sozialrevolutionäre Nachwehen. 1887 bis 1888 / Chronik 1888

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Überblick

Das Jahr 1888 bedeutet das Ende der radicalen Arbeiterbewegung, gekennzeichnet durch den zur Jahreswende 1888/1889 abgehaltenen so genannten Einigungsparteitag in Hainfeld (Niederösterreich). Die meisten Radicalen schlossen sich mehr oder weniger deutlich dem Lager der Gemäßigten an. Die zum Hainfelder Parteitag Oppositionellen waren die kleine Gruppe der Sozialrevolutionäre und die deutlich größere der Anarchisten, die sich um den Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936) scharten. Zentren dieser jungen anarchistischen Bewegung waren die Steiermark und Kärnten. Dazu kamen kleinere Gruppen in Oberösterreich und Wien, vielfach in enger Zusammenarbeit mit Sozialrevolutionären. Deutlich wird dies in den Kommentaren der Oppositionellen zu dem unter der Ägide des Arztes und Journalisten Victor Adler (1852–1918) ausgearbeiteten zukünftigen Parteiprogramms der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«. Die Oppositionellen hatten nicht nur genug von der zentralen Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht, sie hatten auch genug von der propagierten Eroberung der politischen Macht durch weitere Bildung der Arbeiterschaft. Sie wollten endlich Aktionen zur radikalen Änderung der sozialen Verhältnisse sehen. »›Recht auf Wissen!‹ Als ob wir nicht schon genügend wüssten! Ich glaube, wir haben practische Erfahrung genug um zu wissen, was wir mit dieser Bande anzufangen hätten, ohne erst lange zu theoretikeln.«1

Die Flugschriftenpropaganda war weitgehend bedeutungslos geworden, und ein eigenes Organ wie es die Gemäßigten und späteren Sozialdemokraten hatten, fehlte den Radicalen, den Sozialrevolutionären und auch den Anarchistinnen und Anarchisten in Österreich.

Wie massiv die radicale Arbeiterbewegung unter den behördlichen Verfolgungen der letzten Jahre gelitten hatte, zeigen nicht nur die wenigen Prozesse gegen Radicale, Sozialrevolutionäre und Anarchisten nach dem Anarchistengesetz vom 25. Juni 1886 (►27. Juni 1886). Auf Grundlage der Ausnahmsverordnungen vom 30. 1884 wurden 1888 lediglich zehn Personen ausgewiesen und drei Ausländer abgeschafft. Andererseit wurde elf Ausgewiesenen und einem Abgeschafften die Rückkehr erlaubt. Wie sicher sich die Behörden nun bereits fühlten, zeigt der Umstand, dass von den insgesamt aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom ►30. Jänner 1884 und ►19. Dezember 1884 bis 31. Dezember 1888 ausgewiesenen Personen bei hundert die Ausweisung und bei vier die Abschaffung aufgehoben wurde.

Der Lichtblick des Jahres 1888 war die Tatsache, dass sich zwar langsam, dafür aber beständig eine autonome anarchistische Bewegung in Österreich entwickeln konnte.


Chronik

  • Jänner 1888
    New York City (New York, USA): Im Jänner 1888 erscheint das zehnte Heft der Schriftenreihe »Internationale Bibliothek«: »Die Anarchie« von Johann Most (1846–1906).2 Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 15. Jänner 1888 (Sonntag)
    Linz an der Donau (Oberösterreich): Am 15. Jänner 1888 treffen sich in Linz an der Donau Vertrauensmänner aus Linz und Umgebung. Sie beschließen, sich der vom Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) und seinen Anhängern betriebenen so genannten Einigung der Arbeiterbewegung zu widersetzen. Auch die Zeitung der Gemäßigten, die »Gleichheit« (Wien), wird als »Bauernfängerin« abgelehnt.

  • 27. Jänner 1888 (Freitag)
    Znaim (Mähren [Znojmo, Tschechien]): Angesichts der angespannten Lage in der Arbeiterbewegung Österreichs verfolgen die Radicalen verstärkt auch die Verfolgungen in anderen Kronländern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Dies gilt zum Beispiel auch für den Prozess gegen den Perlmuttdrechslergehilfen Max Fleischmann (~1863–?) vor dem Kreis- als Erkenntnisgericht Znaim, der am 27. Jänner 1888 wegen versuchter anarchistischer Umtriebe zu acht Monaten schwerem Kerker verurteilt wird.

  • Februar 1888
    New York City (New York, USA): Im Februar 1888 erscheint das elfte Heft der Schriftenreihe »Internationale Bibliothek«: »Der Narrenthurm« von Johann Most (1846–1906).3 Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • Februar 1888
    Wien und Vororte: Im Februar 1888 beginnen die intensiven Verhandlungen der Gemäßigten zur Annahme des neuen Parteiprogramms der zukünftigen »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« unter der Ägide des Arztes und Journalisten Victor Adler (1852–1918), des ehemals radicalen Metalldrehers Alois Gollen (1852–1920), des Holzbildhauers und Journalisten Ferdinand Leißner (1852–1943) und des Drehergehilfen Rudolf Pokorny (1862–1912), die später zum Parteitag in Hainfeld (Niederösterreich) vom ►30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 einladen werden. Die Gemäßigten werden in den nächsten Monaten unzählige Arbeiterversammlungen zur Frage der so genannten Einigung der Arbeiterbewegung abhalten, und zwar in der gesamten österreichischen Reichshälfte: in Niederösterreich in Grafendor [zu Stockerau], Großjedlersdorf [zu Wien 21.], Herzogenburg, Lilienfeld, Mitterndorf an der Fischa und Wilhelmsburg, in Oberösterreich in Linz an der Donau und Steyr, in der Steiermark in Donawitz [zu Leoben], Graz und Kindberg, in Tirol in Wilten [zu Innsbruck], in Böhmen [alle Tschechien] in Aussig [Ústí nad Labem], Kittlitz [Kytlice], Kratzau [Chrastava], Prag [Praha], Reichenberg [Liberec], Rumburg [Rumburk], Ruppersdorf [Ruprechtice, zu Liberec], Wigstadtl [Vítkov] und Zwickau [Cvikov], in Mähren [alle Tschechien] in Brüsau [Březová nad Svitavou], Mährisch-Trübau [Moravská Třebová], Neustadtl [Nové Město na Moravě], Neutitschein [Nový Jičín] und Zwittau [Svitavy] sowie in Österreichisch-Schlesien in Jägerndorf [Krnov, Tschechien].

    Die in Wien deutlich kleiner gewordene und kleiner werdende Gruppe der Radicalen überlegt, nach dem Verbot ihrer zuletzt am ►27. Dezember 1887 erschienenen Zeitung »Arbeit« (Wien) als Gegenstück zum Organ der Gemäßigten, der »Gleichheit« (Wien), eine neue Zeitung zu gründen: »Die Gesellschaft« (Wien). Dieses Vorhaben wird aber bald fallengelassen, nicht zuletzt, weil ein Organ mit anarchistischen Tendenzen ohnedies sofort verboten würde.

  • 6. Februar 1888 (Montag)
    Graz (Steiermark): Am 6. Februar 1888 findet vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Graz in geheimer Verhandlung der Hochverratsprozess gegen den am 2. Dezember 1887 verhafteten Bäckergehilfen Alois Weiß (~1861–?) statt. Es ist dies der erste Fall in Graz seit dem Anarchistengesetz vom 25. Juni 1886 (►27. Juni 1886), der nicht vor einem Geschworenen-, sondern vor dem Ausnahmsgericht verhandelt wird. Begangen habe Alois Weiß den Hochverrat durch seine Reden in der Monatsversammlung des »Grazer Arbeiter-Lese-Clubs« im Gasthaus »zum Bierstrom« (Johann Landerl) in Graz, Sackstraße 45, am Samstag dem 5. November 1887 und in der Monatsversammlung des Grazer »Fachvereins der Schuhmacher« in der »Puntigamer Bierhalle« in Graz, Jakobigasse 6 [Orpheumgasse 8], am Montag dem 7. November 1887, in denen er Parlament und Regierung öffentlich beschimpft habe. Alois Weiß wird freigesprochen, weil die Gerichtsärzte eine »krankhafte Belastung seines Geistes« diagnostizieren und Weiß sich bei seinen Reden »in einer hochgradigen Aufregung« befunden habe.

  • 7. Februar 1888 (Dienstag)
    Feldkirch (Vorarlberg): Am 7. Februar 1888 wird auf dem Bahnhof in Feldkirch ein Pole verhaftet, der in seinem Korbkoffer rund fünfzig Kilo verbotene sozialistische Druckschriften in polnischer, russischer und hebräischer Sprache transportiert.

  • 13. Februar 1888 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 13. Februar 1888 findet vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen den am ►7. Oktober 1887 verhafteten Formstecher Franz Süß (1858–?) und den am ►15. November 1887 festgenommenen Drechslergehilfen Benedikt Stark (1856–?) statt. Ihnen wird vorgeworfen, im Rahmen der so genannten Tyll-Affäre (3. August 1885) dem Webergehilfen Franz Schustaczek (1850–1908) Geldbeträge zum Kauf einer Polizeikommissär-Uniform übergeben und vom geplanten Verbrechen gewusst zu haben. Ihre Verhaftung war aufgrund der Denunziation eines Genossen, des Schuhmachermeisters Karl Schwehla (1851–?), erfolgt, der bereits in dem vom 21. bis 28. März 1887 verhandelten so genannten Anarchisten-Prozess zu fünfzehn Jahren schwerem Kerker verurteilt worden war. Karl Schwehla wird in Sträflingskleidung als Zeuge vor Gericht vorgeführt und verwickelt sich bei seinen Aussagen in Widersprüche. Der ebenfalls als Zeuge einvernommene Metallschleifer Franz Czermak (1864–?), der wegen der so genannten Tyll-Affäre am 9. Mai 1887 zu vier Jahren schwerem Kerker verurteilt worden war, entlastet beide Angeklagten, welche daraufhin freigesprochen werden.

  • 13. Februar 1888 (Montag)
    Wien und Vororte: Anschließend an den vorher genannten Prozess findet ebenfalls am 13. Februar 1888 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien das Verfahren gegen drei Sozialrevolutionäre wegen des in der Nacht vom ►25. auf den 26. Juni 1885 verübten Brandanschlages. Angeklagt sind der bereits an diesem Tag im vorangegangen Prozess als Zeuge aufgetretene Metallschleifer Franz Czermak (1864–?), der Bronzearbeiter Johann Rith (1859–?) und der Drechslergehilfe Josef Stieber (1860–?). Die Anklage gegen den ebenfalls an dieser Brandlegung beteiligten Drechslergehilfen Heinrich Höfermeier (1862–?) wird fallengelassen, weil er bereits wegen der zweiten so genannten Brandleger-Affäre (►3. und 4. Oktober 1886) im so genannten Anarchisten-Prozess vom ►21. bis 28. März 1887 zur Höchststrafe von fünfzehn Jahren verurteilt worden war. Franz Czermak, der bereits an der so genannten Tyll-Affäre (3. August 1885) am 9. Mai 1887 zu vier Jahren Kerker verurteilt worden war, legt nun ein Geständnis im Sinne der Anklage ab und wird zu weiteren fünf Jahren schwerem Kerker verurteilt. Josef Stieber, der im so genannten Anarchisten-Prozess vom ►21. bis 28. März 1887 zu neun Jahren schwerem Kerker verurteilt worden war, wird zwar aufgrund der Aussage von Franz Czermak als bei der Tat nicht anwesend entlastet, wird aber trotzdem zu weiteren drei Jahren schwerem Kerker verurteilt. Außerdem sollen beide nach Verbüßung der Strafen unter Polizeiaufsicht gestellt werden. Das Verfahren wegen Verbrechens der Brandlegung aus anarchistischen Motiven gegen Johann Rith, den beide anderen Angeklagten entlasten, wird vertagt und an den Untersuchungsrichter zurückverwiesen. Am Freitag dem 16. März 1888 wird das Alibi von Johann Rith als unwiderlegbar betrachtet werden, woraufhin der Staatsanwalt die Klage zurückziehen und Johann Rith aus der Haft entlassen werden wird.

  • 23. Februar 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 23. Februar 1888 findet vor dem Ausnahmsgericht Wien der Prozess gegen den an der sozialrevolutionären Falschmünzerbande (27. Mai 1887) beteiligten Metalldreher Franz Spiegel (1870–?) statt. Er war beim Auffliegen der Münzfälscher-Affäre geflüchtet, hatte sich dann aber am Mittwoch dem 1. Februar 1888 selbst beim Staatsanwalt gestellt und in der Untersuchungshaft seine Beteiligung an der Münzverfälschung gestanden. Franz Spiegel wird im Sinne der Anklage wegen Mitschuld am Verbrechen der Falschmünzung wegen seiner Selbstanzeige zur geringstmöglichen Strafe verurteilt: zu einem Jahr schwerem Kerker.

  • 26. Februar 1888 (Sonntag)
    Graz (Steiermark): Die Spaltung der Arbeiterbewegung in Graz zeigt sich deutlich bei der am 26. Februar 1888 in der »Puntigamer Bierhalle« in Graz, Jakobigasse 6 [Orpheumgasse 8], von den Gemäßigten einberufenen Volksversammlung über den Gesetzentwurf von Aloys Prinz von und zu Liechtenstein (1846–1920) zur Einführung einer konfessionellen Schule in Österreich. Die Grazer Radicalen lehnen eine Teilnahme an dieser Veranstaltung, zu der aus Wien der Schuhmachergehilfe Albert Becker, ein Gemäßigter, als Redner aus Wien anreiste, ab, weshalb bei dieser Versammlung ausschließlich Gemäßigte anwesend sind.

  • März 1888
    New York City (New York, USA): Im März 1888 erscheint das zwölfte Heft der Schriftenreihe »Internationale Bibliothek«: »Vive la Commune« von Johann Most (1846–1906).4 Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 11. März 1888 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 11. März 1888 finden zum letzten Mal die Feiern für die so genannten Märzgefallenen von 1848 (►14. März 1880 und ►11. August 1888) am Schmelzer Friedhof in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]) statt. Die Gebeine sollen ja exhumiert und auf dem Wiener Zentralfriedhof in Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) beigesetzt werden. (►2. Dezember 1886) Schon vormittags legt eine kleine Arbeiterdeputation einen mit Rosen verzierten Lorbeerkranz am Sockel des Denkmals nieder, mit einer Schleife: »Die socialistische Partei ›Arbeit‹, ein Hoch den Vorkämpfern für Freiheit und Recht«. Gegen 16 Uhr kommen die Gemäßigten zum Denkmal, rund vierzig Arbeiter. Ihr Kranz hat eine Schleife mit der Aufschrift »Die Redaction der ›Gleichheit‹ den Opfern der Revolution«. Unmittelbar danach marschieren rund zweihundert Anhänger der Radicalen, welche sich im Gasthaus »zur alten Hühnersteige« (Josefa Schmalhofer) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Schönbrunner Straße 1 [Mariahilfer Straße], versammelt hatten, zum Denkmal, wo sie sich im Halbkreis aufstellen. Auf das Kommando des Schlossergehilfen Michael Hruschka (1844–1914) »Hut ab!« entblößen sie ihre Häupter, und nach Michael Hruschkas Worten »Genossen! Den Vorkämpfern für Freiheit und Recht ein dreimaliges Hoch!« stimmen die Arbeiter in die Hochrufe ein und bedecken nach dem Kommando »Hut auf!« wieder ihre Häupter. Der Drechslergehilfe Ignaz Buriánek (1859–?) wird wegen Beschimpfung der Polizei und der Missachtung des Verbots der Hoch-Rufe arretiert. Bei ihm werden unter anderem sechs Krawattennadeln mit einer geballten Faust gefunden. (►5. und 19. April 1888) Es werden später zwei weitere Kränze niedergelegt, mit roten Bandschleifen: »Die social-demokratische Arbeiterpartei Oesterreichs den Opfern für Freiheit und Recht!« sowie »Die social-demokratische Arbeiterpartei, politischer Verein ›Wahrheit‹ in Wien«. Nach der Demonstration zerstreuen sich die Arbeiter ohne weitere Zwischenfälle.

  • 13. März 1888 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am eigentlichen Gedenktag für die so genannten Märzgefallenen von 1848, dem 13. März, kommen vor allem Deutschnationale zur Gedenkveranstaltung auf den Schmelzer Friedhof in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), insgesamt aber nur wenige Kundgebungsteilnehmer. Interessant ist der Fall des wegen Vagabundage und unerlaubter Rückkehr mehrfach verurteilten und aus Niederösterreich abgeschafften Arbeiters Ignaz Pallan. Er wird in Währing (Niederösterreich [zu Wien 18.]) aufgegriffen. Pallan gibt an, zum Grab der so genannten Märzgefallenen in einer fünftägigen Fußreise angereist zu sein, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne, an diesem Tag nicht am Schmelzer Friedhof zu sein. Er habe seit seinem zehnten Lebensjahr Jährlich am 13. März das Grab der so genannten Märzgefallenen aufgesucht. Ignaz Pallan wird am 13. März 1888 wegen unerlaubter Rückkehr vom Bezirksgericht Währing zu drei Wochen strengem Arrest verurteilt werden. (►11. August 1888)

  • 21. März 1888 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 21. März 1888 wird der weit über tausend Mitglieder zählende Wiener »Fachverein der Bäcker«, eine Hochburg der Radicalen, durch das Dekret der Polizei-Direktion Wien sistiert. Anlass dafür ist der Plan des Fachvereins, gemäß den Vereinsstatuten Versammlungen abzuhalten, in denen die schlechten Lohnverhältnisse der Bäcker, die zu den schlechtesten aller Lohnarbeiter zählen, zu erörtern. Die erste derartige Versammlung, die am Donnerstag dem 1. März 1888 in Wien 2. stattfand, verlief ruhig. Die zweite Versammlung am Donnerstag dem 8. März 1888 im Gasthaus »zu den drei Engeln« (Josef Renz) in Wien 4., Große Neugasse 36, wurde vom anwesenden Polizeikommissär aufgelöst, als unter anderem aus dem stenografischen Protokoll der Gewerbe-Enquete von 1883 (►30. April bis 8. Mai 1883) vorgelesen wurde. Die Bäckergehilfen verließen die Räumlichkeiten, ohne dass es zu Beanstandungen durch die vor dem Lokal postierte Sicherheitswachabteilung gekommen wäre. Trotzdem wurde die dritte, für Donnerstag den 15. März 1888 einberufene Versammlung schon vorher polizeilich verboten. Zu dieser Versammlungstätigkeit des Fachvereins kommt, dass die Redaktion der »Bäcker-Zeitung« (Wien) in den Werkstätten einen Fragebogen zur sozial-statistischen Erhebung der Lage der Bäckergehilfen verteilte. Die Behörden sehen darin eine über den in den Vereinsstatuten vorgesehenen Wirkungskreis hinausgehende propagandistische Agitation, welche die öffentliche Sicherheit und gesellschaftliche Ordnung gefährden könnte. Durch diese Aktion der Polizei wird der Lohnkampf der rund siebentausend Bäckergehilfen Wiens zugunsten der Unternehmer mehr oder minder beendet.

  • 29. März 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 29. März 1888 findet vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Wien der Prozess wegen Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz gegen den in Preußen geborenen Kammmachergehilfen August Scharff (1862–1889) statt. Er war aufgrund der Denunziation des wegen Münzverfälschung am ►28. Dezember 1886 verurteilten und nun in Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) seine Strafe absitzenden Silberarbeiters Otto Steidl (1851–?) am ►7. Oktober 1887 in Wien verhaftet worden. Staatsanwalt und Gutachter meinen, dass die im Zuge seiner Verhaftung bei August Scharff gefundenen Kugeln mit Dynamit gefüllt werden könnten und somit »Dynamitbomben« seien, während Scharff bei seiner Verteidigung bleibt, dass es sich bei diesen Kugeln um Schwer- und Aufzugskugeln für eine von ihm geplante Lampe handle. Scharff wird auch von dem im Prozess als Zeuge auftretenden Denunzianten Otto Steidl als Bombenbauer schwer belastet. August Scharff wird wegen Geheimbündelei zu vier Jahren schwerem Kerker mit anschließender Landesverweisung verurteilt. August Scharff wird am 27. Juni 1890 im Gefängnis Stein an Lungentuberkulose sterben.

  • 2. April 1888 (Ostermontag)
    Haid [zu Ansfelden] (Oberösterreich): Am 2. April 1888 treffen sich Radicale aus Linz an der Donau (Oberösterreich) und Traun (Oberösterreich) und beschließen, eine Gruppe für die Flugschriftenpropaganda zu gründen.

  • 5. April 1888 (Donnerstag) und 19. April 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 5. April 1888 findet wegen der Vorfälle am Grab der so genannten Märzgefallenen von 1848 (►11. März 1888) vor dem Bezirksgericht Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) der Prozess gegen den Schlossergehilfen Michael Hruschka (1844–1914) wegen Übertretung der kaiserlichen Verordnung vom 20. April 1856 wegen seines Hoch-Rufs und gegen den Drechslergehilfen Ignaz Buriánek (~1859–?) wegen Amtsehrenbeleidigung durch Beschimpfung der Polizeibehörde statt. Da Michael Hruschka zum Prozess nicht erscheint und unter der angegebenen Adresse nicht aufzufinden ist, wird der Prozess vertagt. Am 19. April 1888 wird der Prozess fortgesetzt. Michael Hruschka wird wegen seiner gegenüber einem Polizeiorgan getätigten Äußerung »Der mit dem Girardi-Hut« wegen Vergehens der Wachebeleidigung zu einer Woche Arrest verurteilt, von der Übertretung des Versammlungsverbots aber freigesprochen. Ignaz Buriánek wird gänzlich freigesprochen.

  • 12. April 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 12. April 1888 bringt Justizminister Alois von Pražák (1820–1901) im Österreichischen Reichsrat seinen Antrag ein, gemäß dem Gutachten des Obersten Gerichtshofes die Wirkungsdauer des am 10. August 1888 auslaufenden Anarchistengesetzes – »Gesetz vom 25. Juni 1886, womit Bestimmungen über die Gerichtsbarkeit in Strafsachen, welchen anarchistische Bestrebungen zu Grunde liegen, erlassen werden« (►27. Juni 1886) – bis zum Montag dem 31. August 1891 zu verlängern. (►2. August 1888)

  • 22. April 1888 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 22. April 1888 trifft der Schneidergehilfe Eduard König (1858–1928) aus Graz (Steiermark) kommend am Westbahnhof in Wien ein, obwohl sein Ansuchen vom Freitag dem 17. Februar 1888 um Rückkehrerlaubnis nach Wien mit Dienstag dem 21. Februar 1888 abgewiesen worden war. (►30. Oktober 1887) Eduard König wird sofort verhaftet. Im Zuge der Untersuchungen werden neben einem gefälschten Rückkehr-Dekret, dessen Fälschung er gesteht, auch Korrespondenzen mit dem Comptoiristen Josef Tikal (1865–1891), ein Autonomist, gefunden. Gegen Eduard König wird nun ein Verfahren wegen Verbrechens der Geheimbündelei eingeleitet, doch nicht nur gegen König, sondern auch gegen den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) und den Metalldreher Alois Gollen (1852–1920). Das Verfahren wegen Geheimbündelei wird zwar im Juni 1888 eingestellt werden, aber Eduard König wird sich am ►22. Juni 1888 wegen Urkundenfälschung vor Gericht verantworten müssen. (►13. Juni 1888)

  • 24. April 1888 (Dienstag), 25. April 1888 (Mittwoch) und 29. Mai 1888 (Dienstag)
    Neutitschein (Mähren [Nový Jičín, Tschechien]): Am 24. und 25. April 1888 findet vor dem Kreis- als Ausnahmsgericht Neutitschein in geheimer Verhandlung der Prozess gegen die Brüder Franz Miksch (1860–?) und Wilhelm Miksch (1862–1940), beide Webergehilfen, statt. Zur Vorgeschichte: In der Nacht auf Sonntag den 22. Juni 1884 war in Fulnek (Mähren [Tschechien]) das verbotene, in England hergestellte Flugblatt »Arbeiter! Große Krankheiten […] [/] Dělníci! Vzbůru lide pracujici […]« (►22. Oktober 1883) verbreitet worden. Dieses war aus Wien abgesandt worden, wobei es der Wiener Polizei nicht gelang, Franz Miksch als Absender und Wilhelm Miksch als Empfänger zu überführen. Dennoch wurde Franz Miksch wegen Gemeingefährlichkeit für die öffentliche Sicherheit am 28. September 1884 aus Wien ausgewiesen. Am Montag dem 18. Oktober 1886 wurde Wilhelm Miksch vom Kreis- als Schwurgericht Neutitschein wegen Verbrechens des versuchten Diebstahls zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt, wobei das Strafmaß nach Berufung des Staatsanwalts vom mährisch-schlesischen Oberlandesgericht auf zwei Jahre erhöht wurde. Sein steckbrieflich gesuchter Bruder Franz Miksch wurde am Mittwoch dem 27. Oktober 1886 wegen Fälschung seines Arbeitsbuches in Linz an der Donau (Oberösterreich) von Sicherheitswachleuten festgenommen und ins Kreisgericht Neutitschein überstellt. Am Samstag dem 12. Februar 1887 wurde Franz Miksch vom Kreisgericht Neutitschein wegen der Verbrechen der schweren körperlichen Beschädigung und der Religionsstörung zu dreizehn Monaten schwerem Kerker verurteilt. Während die Brüder Franz und Wilhelm Miksch in der Strafanstalt Mürau (Mähren [Mírov, Tschechien]) einsaßen, verdichteten sich die Verdachtsmomente auf Hochverrat, unter anderem auch wegen der konfiszierten chiffrierten Nachrichten, die sich die Brüder auf Toilettenpapier im Gefängnis gegenseitig zusandten. Nunmehr mussten sich Franz und Wilhelm Miksch vor dem Kreis- als Ausnahmsgericht Neutitschein Anklage wegen der Verbrechen des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung sowie des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung verantworten. Der am 24. April 1888 begonnene Prozess musste aber am 25. April 1888 unterbrochen werden und konnte erst am 29. Mai 1888 wieder aufgenommen werden. Der aus Hohenstadt an der March (Mähren [Zábřeh, Tschechien]) gebürtige, aus Fulnek nach Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) untergetauchte Zeuge, der Weber Josef Maier (1861–?), war mittlerweile von der Polizei aufgespürt worden und wurde nunmehr dem Gericht vorgeführt. Er schwächt aber seine ursprünglich das Brüderpaar schwer belastende Aussage so ab, dass Wilhelm und Franz Miksch freigesprochen werden.

  • 9. Mai 1888 (Mittwoch)
    Urfahr [zu Linz an der Donau] (Oberösterreich): Am 9. Mai 1888 stirbt in Urfahr, Pflaster 33, der Schneidergehilfe Ludwig Philipp Schrödl (1851–1888), ein wichtiger Radicaler in Oberösterreich und eine ebenso wichtiger Polizeispitzel. Er hatte am Donnerstag dem 3. Mai 1888 seinen letzten Spitzelbericht an die Polizei geschickt.

  • 20. Mai 1888 (Sonntag)
    Wels (Oberösterreich): Am 20. Mai 1888 findet in Wels das 20. Gründungsfest des »Arbeiter-Bildungsvereins Wels« statt, an dem Delegierte aus Gmunden (Oberösterreich), Linz an der Donau (Oberösterreich), Ried im Innkreis (Oberösterreich), Steyr (Oberösterreich), Salzburg (Salzburg) und Wien teilnehmen. Als treibende Kräfte für die so genannte Einigung der Arbeiterbewegung agieren der Holzarbeiter Mathias Tischlinger (1836–1902) aus Wels und der aus Gmunden angereiste Schuhmachermeister Alois Indra, beide ehemalige Radicale.

  • Juni 1888
    Böhmen [Tschechien]: Im Juni 1888 taucht an mehreren Orten Böhmens erstmals das in London gedruckte Flugblatt »Frühlingsgedanken der Rebellen [/] Rebelův Jarní v Spomínky«5 in deutscher und tschechischer Sprache auf, welches aber in Österreich kaum Verbreitung findet.

  • Juni 1888
    New York City (New York, USA): Im Juni 1888 erscheint das dreizehnte und letzte Heft der 1. Serie der Schriftenreihe »Internationale Bibliothek«: »Der Stimmkasten« von Johann Most (1846–1906).6 Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 13. Juni 1888 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Bedingt durch das Verfahren wegen Geheimbündelei (►22. April 1888) gegen den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918), findet in Wien am 13. Juni 1888 nach längerer Zeit wieder eine Parteisitzung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« statt. Es wird die Einberufung eines Parteitages beschlossen. Außerdem werden Vertrauensmänner bestimmt, welche mit den Genossen in der Provinz eine Einigung über die Verhandlungsgegenstände dieses Parteitags erzielen sollen. Und Victor Adler verkündet den Parteitagsbeschluss mit den Worten: »Die indifferenten Arbeiter sollen wissen, was wir wollen, die Parteiangehörigen, was wir thun müssen.«7 (►30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889)

  • 20. Juni 1888 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 20. Juni 1888 stirbt die Handarbeiterin Anna Traxler (1867–1888), eine Radicale, in Wien an Lungenschwindsucht. Sie war im Prozess, der am 8. Juni 1885 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien stattfand, des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt, aber freigesprochen worden.

  • 22. Juni 1888 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 22. Juni 1888 findet vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen den Schneidergehilfen Eduard König (1858–1928) wegen Urkundenfälschung statt. Er war am ►22. Juni 1888 mit einem von ihm selbst gefälschten Dekret, das ihm vorgeblich die Rückkehr nach Wien erlaube, bei seiner Ankunft in Wien verhaftet worden. Eduard König wird im Sinne der Anklage zu drei Monaten Kerker verurteilt.

  • 22. Juni 1888 (Freitag)
    Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich): Der Schlossergehilfe Thomas Schönauer (1850–1888) stirbt im Gefängnis Stein an allgemeiner Wassersucht. Thomas Schönauer war im Hochverratsprozess, der vom ►26. bis 29. November 1884 vor dem Ausnahmsgericht Wien stattgefunden hatte, zu vier Jahren schwerem Kerker verurteilt worden.

  • Juli 1888
    London (England): Im Juli 1888 erscheint das zweite Heft der vom Journalisten, Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) initiierten und von der »Gruppe ›Autonomie‹« herausgegebenen Schriftenreihe »Anarchistisch-communistische Bibliothek«: »Die Repräsentativ-Regierung« von Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921).8Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 4. Juli 1888 (Mittwoch)
    Breslau (Preußen [Wrocław, Polen]): Am 4. Juli 1888 erschießt in Breslau um 16 Uhr der vazierende Tischlergeselle Joseph Krahl (1856–1889) den Schutzmann des königlichen Polizei-Presidiums Breslau Karl Pötter (?–1888) auf offener Straße. In der Zeitung »Die Autonomie« (London), 3. Jg., Nr. 45 (14. Juli 1888), wird berichtet, dass Joseph Krahl den »Polizeiagenten« Pötter in Wien erschossen habe, was aber in der Nr. 46 (28. Juli 1888) richtig gestellt wird. Der mehrfach vorbestrafte Joseph Krahl wird am Donnerstag dem 4. Oktober 1888 vom Geschworenengericht Breslau zum Tod verurteilt und am Samstag dem 23. Februar 1889 in Breslau geköpft werden. Das Attentat von Joseph Krahl wird auch im österreichischen Reichsrat am 19. Dezember 1888 im Zusammenhang mit der Arbeiterbewegung in Österreich zur Sprache gebracht werden.

  • 15. Juli 1888 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 15. Juli 1888 veranstaltet der Wiener »Fachverein der Schuhmacher« unter Mitwirkung des Orchesters des Wiener »Arbeiter-Sängerbundes« und des »Männer-Gesangvereins der Hutmacher« ein Wiesenfest mit abschließendem Feuerwerk auf der Vogeltennwiese am Gallitzinberg in Ottakring (Niederösterreich [zu Wien 16.]), bei dem die Gemäßigten intensiv für die so genannte Einigung der Arbeiterbewegung agitieren.

  • 17. Juli 1888 (Dienstag)
    Chicago (Illinois, USA): Am 17. Juli 1888 wird in Chicago aufgrund einer Denunziation ein so genanntes Dynamitkomplott aufgedeckt. Als Täter werden zunächst drei aus Österreich-Ungarn in die USA geflüchtete tschechoslawische Sozialrevolutionäre verhaftet, alle Freunde der am ►11. November 1887 justizgemordeten so genannten Chicagoer Märtyrer: der 1882 in die USA eingereiste Schneidergehilfe Frank Chleboun (1860–1923), der sich einem Freund offenbart hatte, welcher dann die Polizei informierte, der 1880 eingewanderte gelernte Bäckergehilfe und nunmehrige Holzarbeiter Frank Čapek (~1845–?) und der gelernte Weber und nunmehrige Holzarbeiter John Hronek (1858–?), der drei Jahre in Wien gelebt hatte. Später wird auch noch Rudolph Sevic verhaftet werden. Jeder der Beteiligten sollte am Mittwoch dem 18. Juli 1888 einen Mordanschlag auf wichtige, in den Chicagoer Justizmord verwickelte Personen ausführen. John Hronek sollte den Polizeiinspektor John Bonfield (1836–1898) mit einem Messer oder einem Revolver ermorden, Frank Čapek den Staatsanwalt Julius Sprague Grinnell (1842–1898) und Frank Chleboun den Richter Joseph Easton Gary (1821–1905) mit Bomben. Auch sollten weitere Bombenanschläge durchgeführt werden. In der Schwurgerichtsverhandlung in Chicago vom Mittwoch dem 28. November 1888 bis Donnerstag den 3. Jänner 1889 wird John Hronek wegen Verschwörung zur Tötung eines Polizisten zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt werden. Frank Chleboun, Frank Čapek und Rudolph Sevic werden aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden.

  • 19. Juli 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 19. Juli 1888 meldet sich der seit Freitag dem 13. Juli 1888 vom Kreisgericht Wiener Neustadt (Niederösterreich) steckbrieflich gesuchte Schlossergehilfe Johann Ammerer (1862–?) beim Polizeikommissariat in Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) selbst. Johann Ammerer war im Frühjahr 1888 nach Verbüßung einer achtmonatigen schweren Kerkerstrafe aus Wien abgeschafft worden. Nun gibt er an, im Herbst des vorigen Jahres von seinem Arbeitskollegen, dem am ►10. Dezember 1887 wegen Falschmünzerei verurteilten Schlossergehilfen Ferdinand Hilbert (1856–?), fünfzehn Stück falsche Silbermünzen und etwa zehn falsche Zwanzig-Kreuzermünzen erhalten und trotz seines Wissens um die Falschheit in Umlauf gesetzt zu haben. Johann Ammerer wird sofort ins Landesgericht eingeliefert. Sowohl in den Verhören widerruft er mehrmals seine Angaben wie auch in der Verhandlung vor dem Landes- als Schwurgericht Wien am ►10. Oktober 1888.

  • 2. August 1888 (Donnerstag)
    Österreich: Mit 2. August 1888 wird vom Gesamtministerium unter Umgehung des Reichsrats die Anarchisten-Verordnung über die Wirksamkeit der Geschworenengerichte bei Delikten mit anarchistischem Hintergrund vom Freitag dem 10. August 1888 bis Mittwoch dem 31. Juli 1889 verlängert: »Verordnung des Gesammtministeriums vom 1. August 1888, betreffs die Einstellung der Wirksamkeit der Geschworenengerichte in Strafsachen, welchen anarchistische Bestrebungen zugrunde liegen, für die Gerichtshofsprengel Wien, Korneuburg, Wiener-Neustadt in Niederösterreich, – Wels in Oberösterreich, – Prag, Brüx, Jičin, Jungbunzlau, Reichenberg in Böhmen, – Brünn, Olmütz, Neutitschein in Mähren, – Graz, Leoben in Steiermark, – Klagenfurt in Kärnthen.« (Reichgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, Nummer 130). Der Geltungsbereich betrifft also die Gerichtssprengel in Niederösterreich (Korneuburg, Wien, Wiener Neustadt), Oberösterreich (Wels), Böhmen (Brüx [Most], Gitschin [Jičín], Jungbunzlau [Mladá Boleslav], Prag [Praha], Reichenberg [Liberec, alle Tschechien]), Mähren (Brünn [Brno], Neutitschein [Nový Jičín], Olmütz [Olomouc, alle Tschechien]), Steiermark (Graz, Leoben) und Kärnten (Klagenfurt / Celovec). (►12. April 1888)

  • 11. August 1888 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 11. August 1888 wird mit der Verlegung des Grabes samt dem 300 Zentner schweren Denkmal für die so genannten Märzgefallenen vom Schmelzer Friedhof in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]) auf den Wiener Zentralfriedhof in Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) begonnen (►14. März 1880). Zunächst wird der Obelisk am Dienstag dem 14. August 1888 transferiert werden, dann werden die Gebeine der sechsundzwanzig Getöteten exhumiert werden. Am Mittwoch dem 19. September 1888 wird man mit der Aufrichtung des Denkmals auf dem Wiener Zentralfriedhof beginnen. (►2. Dezember 1886)

  • 18. August 1888 (Samstag) und 28. August 1888 (Dienstag)
    Freihöfen (Böhmen [Svobodné Dvory, Tschechien]): Am 18. August 1888 wird in Freihöfen der kürzlich aus London (England) eingetroffene Schneidergehilfe Josef Ulrich verhaftet, nachdem bei ihm zahlreiche verbotene Druckschriften gefunden werden. Kurz darauf, am 28. August 1888, wird auch der Schneidergehilfe Franz Michalek verhaftet. Mit diesen beiden Radicalen verlieren die tschechoslawischen Radicalen wichtige Emissäre und Verbreiter von in London hergestellten Flugblättern und Zeitungen. Josef Ulrich und Franz Michalek werden zusammen mit anderen vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]), Montag dem 18. bis Samstag dem 23. Februar 1889, wegen Verbrechens des Hochverrats angeklagt und im Sinne der Anklage Josef Ulrich zu sechs Jahren und Franz Michalek zu drei Jahren schwerem Kerker verurteilt werden. (►16. September 1888)

  • 20. August 1888 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 20. August 1888 veranstaltet der Wiener »Arbeiter-Sängerbund« einen Ausflug zur Lagerwiese [Parkanlage Wolfersberg] in Hadersdorf (Niederösterreich [zu Wien 14.]), bei dem die Gemäßigten intensiv für die so genannte Einigung der Arbeiterbewegung agitieren.

  • 26. August 1888 (Sonntag)
    Bistrei (Böhmen [Bystrá, zu Šimonovice, Tschechien]): Am 26. August 1888 wird in Bistrei der Schneidermeister Josef Marek verhaftet, kaum eine Stunde, nachdem er aus Paris (Frankreich) kommend, im Haus seiner Mutter eingetroffen war, um Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Josef Marek wird zunächst in das Bezirksgericht Neustadt an der Mettau (Böhmen [Nové Město nad Metují, Tschechien]) eingeliefert, dann unter dem Verdacht anarchistischer Umtriebe in das Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) überstellt werden. Diese Festnahme ist ein schwerer Schlag gegen die tschechoslawischen Anarchisten, die aus Österreich-Ungarn nach Frankreich geflüchtet waren. (►März 1887)

  • September 1888
    London (England): Im September 1888 trifft der aus Wien geflüchtete Schriftsetzergehilfe und Journalist Rudolf Hanser (1859–1909) in London ein, wo er Mitglied der »Gruppe ›Autonomie‹« und Redakteur der anarchistischen Zeitung »Londoner freie Presse. Deutsches unabhängiges Organ für die Interessen der werktätigen Klassen« (London) des »Communistischen Arbeiter-Bildungsvereins« wird. Er wird auch versuchen, über seine alten Kontakte anarchistische Druckwerke nach Österreich zu schmuggeln.

  • September 1888
    London (England): Das seit ►November 1887 erscheinende, vom Schneidergehilfen Franz Jonata (1852–1917) herausgegebene tschechische Untergrundorgan »Revoluce« [London; Revolution] stellt mit der zweiten Nummer im September 1888 sein Erscheinen ein. Es gelingt Jonata aber, einen eigenen Club in London West, 15 Poland Street, Oxford Street, zu gründen, mit einer eigenen Küche, in der rund dreißig tschechoslawische Anarchisten aus Österreich-Ungarn verpflegt werden. In diesem Club verkehren nun viele ehemalige Mitglieder des »Clubs ›Autonomie‹«.

  • 16. September 1888 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Am 16. September 1888 findet eine vom Wiener »Arbeiter-Fortbildungs-Verein« einberufene, von rund dreihundert Personen besuchte Arbeiterversammlung in »Dreher’s Etablissement« (Anton Dreher) in Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 97, zur Tagesordnung »Stellungnahme zu den Schulanträgen Liechtenstein, Herold und Lienbacher« statt. Nachdem der Arbeiter [?] Mandel, ein Radicaler, die Unterbrechungen während seiner Rede durch den Regierungsvertreter unbeachtet lässt und die Behörden kritisiert, löst der Regierungsvertreter die Versammlung auf.

  • 18. September 1888 (Dienstag)
    Wien und Vororte: Am 18. September 1888 verstirbt der Bäckergehilfe Kaspar Gargula (1851–1888), ein wichtiger radicaler Aktivist, in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) an Gehirnschwund.

  • 22. September 1888 (Samstag)
    Wien und Vororte: Auf Ersuchen des Kreisgerichtes Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) finden am 22. September 1888 in den Redaktionsräumen des Organs der Gemäßigten »Gleichheit« (Wien) sowie in der Wohnung von dessen Herausgeber, dem Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918), mehrstündige Hausdurchsuchungen wegen Verdachts der Geheimbündelei statt. Bei der Hausdurchsuchung bei Victor Adlers engem Mitkämpfer, dem Drehergehilfen Rudolf Pokorny (1862–1912), wird auch ein Konzept des Aufrufs für den einzuberufenden Parteitag gefunden. (►7. Dezember 1888) In den Tagen davor waren ebenfalls auf Ersuchen des Kreisgerichtes Reichenberg aus demselben Grund Hausdurchsuchungen bei am Dienstag dem 18. September 1888 drei tschechoslawischen Radicalen, den Schuhmachergehilfen Johann Bartoš, [?] Buriánek und Josef Gabriel, durchgeführt worden, wobei alle drei in Haft genommen worden waren. Johann Bartoš und Josef Gabriel werden vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]), Montag dem 18. bis Samstag dem 23. Februar 1889, wegen Verbrechens des Hochverrats angeklagt und wegen Mitschuld am Hochverrat zu je fünfzehn Monaten schwerem Kerker verurteilt werden. (►18. und 28. August 1888)

  • 23. September 1888 (Sonntag)
    Wien und Vororte: Für den 23. September 1888 wird vom gemäßigten »Politischen Verein ›Wahrheit‹« eine Volksversammlung zur Tagesordnung »1. Die politischen Parteien Österreichs; 2. Die Presse« in »Schwender’s Colosseum« (Anna Silberbauer) in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Fünfhauser Hauptstraße, Ecke Kirchengasse [Mariahilfer Straße, Ecke Reindorfgasse], einberufen, welche jedoch von der Polizei verboten wird. Die am selben Tag stattfindende Generalversammlung des »Fachvereins der Hutmachergehilfen« im »Horak'schen Gasthaus« (Karl Horak) in Fünfhaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Neubaugürtel 15, wird zwar genehmigt, jedoch nach tumultartigen Szenen vom Regierungsvertreter aufgelöst.

  • Oktober 1888
    Bordeaux (Frankreich): Der seit ►November 1887 in Frankreich lebende Journalist, Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) nimmt im Oktober 1888 am dritten Congrès national (Nationaler Kongress) der »Fédération des syndicats et groupes ouvriers de France« in Bordeaux teil.

  • Oktober 1888
    London (England): Im Oktober 1888 erscheint in London das Flugblatt »An die Indifferenten!«.9

  • 4. Oktober 1888 (Donnerstag)
    Wien und Vororte: Am 4. Oktober 1888 erscheint die erste Nummer der Fachzeitung »Freie Schuhmacher-Zeitung. Organ der Arbeiter und Arbeiterinnen im Schuhmacherfachwerk Österreich-Ungarns« (Wien), die bis zum Mittwoch dem 15. Jänner 1896 erscheinen wird. Die Radicalen haben ihren Einfluss auf diese Gewerkschaft wie Zeitung weitgehend verloren.

  • 10. Oktober 1888 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 10. Oktober 1888 findet vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess wegen Münzverfälschung gegen den Schlossergehilfen Johann Ammerer (1862–?) statt, der sich am ►19. Juli 1888 selbst gestellt hatte. Er hatte in den Voruntersuchungen zunächst gestanden, im Herbst des vorigen Jahres von seinem Arbeitskollegen, dem am ►10. Dezember 1887 wegen Falschmünzerei verurteilten Schlossergehilfen Ferdinand Hilbert (1856–?), fünfzehn Stück falsche Silbermünzen und etwa zehn falsche Zwanzig-Kreuzermünzen erhalten und trotz seines Wissens um die Falschheit in Umlauf gesetzt zu haben. Johann Ammerer, der dann in den Voruntersuchungen sein einst getätigtes Geständnis widerrufen hatte und dies nun auch im laufenden Prozess tut, wird im Sinne der Anklage zu drei Jahren schwerem Kerker verurteilt, weil die Geschworenen nur sein ursprüngliches Geständnis sowie einige vom Staatsanwalt beigebrachte Belege berücksichtigen.

  • 24. Oktober 1888 (Mittwoch)
    Wien und Vororte: Am 24. Oktober 1888 wird auf Initiative des Arztes und Journalisten Victor Adler (1852–1918) in einer Parteisitzung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« beschlossen den Parteitag für den Zeitraum 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 nach Hainfeld (Niederösterreich) einzuberufen. (►3. November 1888)

  • November 1888
    London (England): Im November 1888 erscheint in deutscher Übersetzung anonym die Broschüre »An die Landarbeiter« von Charles Malato (1857–1938).10Die Broschüre findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 3. November 1888 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 3. November 1888 erscheint in der Zeitung »Gleichheit« (Wien) ein Aufruf an die Arbeiter Österreichs, gezeichnet von den Redaktionen der gemäßigten Zeitungen »Arbeiterstimme« (Brünn), »Gleichheit« (Wien), »Hlas lidu« (Prostějov; Die Volkstimme), »Rovnost« (Brno; Die Gleichheit) und »Volksfreund« (Brünn). Ausgerechnet der um seine Anerkennung als der Arbeiterführer schlechthin kämpfende Arzt und Journalist Victor Adler (1852–1918) lässt darin vermerken: »Meinungsverschiedenheiten untergeordneter Natur, welche auf dem gemeinsamen Boden der gemeinsamen Bestrebungen nicht nur möglich, sondern naturgemäß sind, einerseits Ueberschätzung, andererseits Unterschätzung einzelner Agitationsmittel wurden zur Ursache überflüssigen und schädlichen Streites, der durch Personenkultus, den gefährlichsten Feind aller sachlichen Erfolge, verschärft und verbittert wurde.«11 Es wird zwar für die Einigung der Arbeiterbewegung auf dem am ►24. Oktober 1888 beschlossenen Parteitag, der vom 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 in Hainfeld (Niederösterreich) stattfinden soll, aufgerufen, doch der grundsätzliche Bruch zwischen Gemäßigten und Radicalen in der Frage des Wahlrechts bleibt unerwähnt. Die Radicalen, die aufgrund der behördlichen Verfolgungen über keine Zeitung in Österreich verfügen, können ihre Positionen nur in Versammlungen öffentlich und in Vertrauensmännerkonferenzen intern verbreiten. Der vor allem vom Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936) verfolgte Plan, als Gegenstück zum Organ der Gemäßigten, »Gleichheit« (Wien), ein Organ für die Radicalen mit dem Titel »Die Gegenwart« zu gründen, kann nicht realisiert werden.

  • 18. November 1888 (Sonntag)
    Achenkirch (Tirol): Am 18. November 1888 explodiert in der Nähe der Wohnung des k. k. Forst- und Domänenverwalters Josef Perdanner in Achenkirch eine Dynamitpatrone, wodurch die Fensterscheiben zertrümmert werden. Schon bald wird die Annahme, dass es sich um einen Anschlag von Sozialrevolutionären handle, verworfen und die Tat als bloßer Racheakt an Josef Perdanner eingestuft.

  • 18. November 1888 (Sonntag)
    New York City (New York, USA): Am 18. November 1888 findet in New York City die zweite Versammlung sozialistischer Organisationen statt, mit dem Ziel, alle sozialistischen Organisationen Nordamerikas zu vereinen. Nach dem Scheitern dieses Plans beruft der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) eine Versammlung zur Gründung einer anarchistisch-kommunistischen Gruppe ein.

  • 23. November 1888 (Freitag)
    Wien und Vororte: Am 23. November 1888 erhalten mehrere Tischlermeister in Wiener Vororten Drohbriefe, in denen ihnen eine Brandlegung angekündigt wird. Der von den Behörden zunächst angenommene Verdacht, es handle sich um eine Aktion von Sozialrevolutionären, wird bald wieder fallengelassen.

  • Dezember 1888
    London (England): Im Dezember 1888 erscheint das dritte Heft der vom Journalisten, Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) initiierten und von der »Gruppe ›Autonomie‹« herausgegebenen Schriftenreihe »Anarchistisch-communistische Bibliothek«: »Der Alte und der Junge« anonym von John Henry Mackay (1864–1933).12Das Heft dieser Schriftenreihe findet auch in Österreich Verbreitung.

  • 7. Dezember 1888 (Freitag)
    Reichenberg (Böhmen [Liberec, Tschechien]) / Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]): Am 7. Dezember 1888 wird die vom Oberlandesgericht Prag verfügte Delegierung des Prozesses gegen den Herausgeber der Zeitung »Gleichheit« (Wien), den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) in Wien, und gegen den Drehergehilfen Rudolf Pokorny (1862–1912), angeklagt der Geheimbündelei, aus Sicherheitsgründen an das Landesgericht Prag zurückgenommen. Damit bleibt weiterhin das Kreisgericht Reichenberg mit den Voruntersuchungen betraut. Das Verfahren wird am Sonntag dem 13. Jänner 1889 eingestellt werden. (►22. September 1888)

  • 8. Dezember 1888 (Samstag)
    Graz (Steiermark): Am 8. Dezember 1888 kommt der vom Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) entsandte Drehergehilfe Rudolf Pokorny (1862–1912) aus Wien nach Graz, um die oppositionellen Gruppen von den Zielsetzungen des kommenden Parteitags, ►30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 in Hainfeld (Niederösterreich), zu überzeugen. Dazu zählen radicale Gruppen in der Steiermark (vor allem Donawitz [zu Leoben], Graz, Leoben, Marburg an der Drau [Maribor, Slowenien] und Mürzzuschlag) und in Kärnten (vor allem Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru] und Villach / Beljak). Der Sprecher dieser Oppositionellen ist der Schneidergehilfe Johann Risman (1864–1936). Dieser lehnt die Art der Einberufung des kommenden Parteitags ab und fordert die Abhaltung eines geheimen Parteitags im Ausland. Außerdem, meint Johann Risman, soll die Arbeiterschaft nicht als Partei auftreten, sondern als eine Art Kaste. Rudolf Pokorny kann dennoch erreichen, dass eine Resolution mehrheitlich angenommen wird, in welcher der Einberufung des Parteitags zugestimmt wird.

  • 17. Dezember 1888 (Montag)
    Wien und Vororte: Am 17. Dezember 1888 versammeln sich mehrere Radicale in einem vorgeblich für eine Geburtstagsfeier reservierten Extrazimmer in der »Wimmer'schen Weinschänke« (Lorenz Wimmer) in Hernals (Niederösterreich [zu Wien 17.]), Gürtelstraße 3 [Hernalser Gürtel]. Bei diesem Treffen soll der vom Bäckergehilfen Alois Trojan initiierte geheime Club »Schwarze Brüder« gegründet werden. Noch vor der Wahl des Vorsitzenden werden alle Anwesenden verhaftet: die Bäckergehilfen Anton Brauneis, Johann Haubner, Franz Knoth, Johann Nerad, Josef Pica, (?–1928), Franz Schmidt (1862–?), Adolf Thalig, Alois Trojan und Josef Wenisch, die Ziseleure Josef Bonupf und Johann Litschka sowie der Geschäftsdiener Josef Jungmann. Sie werden sich am Donnerstag dem 14. Februar 1889 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien wegen Geheimbündelei verantworten müssen. Es werden Alois Trojan und Adolf Thalig zu je sechs Wochen, Josef Bonupf, Anton Brauneis, Johann Haubner, Josef Jungmann, Johann Litschka, Johann Nerad, Josef Pica und Josef Wenisch zu je vier Wochen sowie Franz Knoth und Franz Schmidt zu je drei Wochen strengem Arrest verurteilt werden. (►22. Dezember 1888)

  • 22. Dezember 1888 (Samstag)
    Wien und Vororte: Am 22. Dezember 1888 wird ein weiterer, angeblich geheimer Club der Radicalen (►17. Dezember 1888) von der Polizei in Wien ausgehoben. In einem Extrazimmer des »Brantner'schen Gasthauses« (Franz Brantner) in Rudolfsheim (Niederösterreich [zu Wien 15.]), Goldschlagstraße 39, trifft sich der so genannte Rauchclub »International«. Der Schriftsetzer Franz Besel (Clubname »Heine«) (~1869–1889), der Bronzearbeiter Karl Fischer (Clubname »Gambetta«). der Bronzearbeiter Adolf Heger (Clubname »Darwin«), der Tischlergehilfe Julius Kubiczek (Clubname »Lassalle«), der Bronzearbeiter Friedrich Löwigt (Clubname »Friedrich der Schwarze«), der Vergolder Leopold Löwigt (Clubname »Marx«) (~1846–1911), der Fabrikarbeiter Karl Münzner (Clubname »Most«), der Tischlergehilfe Anton Riedl (1846–?) (Clubname »Singer«), der Eisendreher Johann Schebek (Clubname »Engels«), der Bäckergehilfe Alois Schramseis (Clubname »Hutten«), der gelernte Ziseleur und nunmehrige Fabrikarbeiter Franz Schuhmaier (Clubname »Shakespeare«) (1864–1913), der Bronzearbeiter Karl Sticht (Clubname »Zola«), der Schriftsetzer Adalbert Trupp (Clubname »Vorwärts«), der Kammmachergehilfe Anton Uhl (Clubname »Goethe«), der Bronzearbeiter Josef Wiesinger (Clubname »Qualm«) und der Tischlergehilfe Josef Wohlmann (Clubname »Schiller«) werden verhaftet und ins Landesgericht Wien eingeliefert. Am Samstag dem 9. Februar 1889 wird das Landesgericht Wien seine Erhebungen wegen Geheimbündelei einstellen, nachdem sich herausstellte, dass die Verhafteten durchwegs Angehörige des Lagers der Gemäßigten sind. Am Donnerstag dem 7. März 1889 werden im Zuge der so genannten Rauchclub-Affäre vor dem Bezirksgericht Alsergrund (Wien 9.) sieben Personen lediglich wegen Übertretung des Vereinsgesetzes angeklagt werden: Adolf Heger, Julius Kubiczek, Friedrich Löwigt, Franz Schuhmaier, Karl Sticht, Adalbert Trupp und Josef Wohlmann, Franz Schuhmeier auch noch der unbefugten Kolportage der Zeitung »Gleichheit« (Wien). Die Angeklagten berufen sich im Prozess darauf, dass es sich bloß um einen polizeilich nicht gemeldeten Verein handle. Nachdem auch der Richter dies so sieht, werden Friedrich Löwigt, Franz Schuhmaier, Adalbert Trupp und Josef Wohlmann wegen Übertretung des Vereinsgesetzes zu je drei Tagen Arrest verurteilt, Adolf Heger und Julius Kubiczek nach Rücktritt des öffentlichen Anklägers von seiner Anklage freigesprochen werden. Wie aus den Clubnamen ersichtlich, sind wohl alle Mitglieder des Rauchclubs »International« Sozialdemokraten.

  • 30. Dezember 1888 (Sonntag) bis 1. Jänner 1889 (Dienstag)
    Hainfeld (Niederösterreich): Vom 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 findet im Festsaal des Gasthauses »zum Goldenen Löwen« (1945 zerstört) von Anton Zehetner (1862–1889), Hainfeld 14, der so genannte Einigungsparteitag der Sozialdemokratie statt, auf dem die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« gegründet wird. Anwesend sind neben dem zuständigen Bezirkshauptmann von Lilienfeld (Niederösterreich), Leopold Graf von Auersperg (1855–1918) hundertzehn Teilnehmer, von denen siebzig stimmberechtigt sind, darunter zwanzig Delegierte aus Wien, je zehn aus Böhmen und Mähren, sechs aus der Steiermark, je fünf aus Niederösterreich und Oberösterreich, zwei aus Kärnten und je einer aus Galizien, Krain, Salzburg und Österreichisch-Schlesien. Vorsitzende sind der Arbeiter Franz Bayer und der ehemals radicale Webergehilfe und Journalist Josef Hybeš (1850–1921) aus Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) sowie der kurzzeitig radicale Schuhmachergehilfe Julius Popp (1849–1902) aus Wien, Schriftführer der Schlossergehilfe Ferdinand Adenau (1840–?) aus Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru] (Kärnten), der Etuierzeuger und Krankenkassenbeamte Gustav Häfner (1851–1898) aus Wien sowie der Schriftsteller und Journalist Vilém Körber (1845–1899), später ein Anarchist, aus Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]). Die Radicalen sind lediglich durch den Delegierten aus Graz (Steiermark), den Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936), vertreten, der sich auch gegen die Annahme der »Prinzipienerklärung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« ausspricht. Konkret wendet sich Johann Risman gegen das von den Sozialdemokraten propagierte Wahlrecht und damit den Parlamentarismus als Basis des sozialistischen »Zukunftsstaats«. Dabei verweist er weniger auf das dem Anarchismus innewohnende antistaatliche Grundprinzip als vielmehr auf historische Beispiele, auf Staaten mit langer demokratischer Tradition. So sei in England wie in den Vereinigten Staaten von Amerika das Proletariat noch immer geknechtet und verelendet, obwohl es dort die von der Sozialdemokratie angestrebten politischen Rechte wie Versammlungs- und Pressefreiheit sowie ein freies, allgemeines Wahlrecht schon lange gäbe. »Solange die heutigen ökonomischen Einrichtungen bestehen, werden unsere politischen Rechte eine Null sein, ein Spielball, mit dem die Machthaber umgehen können, wie sie wollen und die Massen ködern.«13 Johann Risman erkennt richtig, dass er die anderen Delegierten des Hainfelder Parteitags nicht überzeugen könne. Nach seiner innerhalb der österreichischen anarchistischen Bewegung legendären Rede – eigentlich sind es zwei Ansprachen und ein Schlusswort – verlässt er nach der für die treibende Person im Hintergrund, den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918), erfolgreichen Abstimmung über die Prinzipienerklärung noch am 30. Dezember 1888 den Parteitag. Die Annahme der Prinzipienerklärung mit den Stimmen von neunundsechzig Delegierten bedeutet den endgültigen Bruch der Gemäßigten mit den Radicalen, Sozialrevolutionären, Anarchistinnen und Anarchisten.

    Von anarchistischer Seite wurde die Echtheit dieser Rede bisweilen bezweifelt und als Produkt sozialdemokratischer Manipulation gedeutet. Dem widersprach der Anarchist Max Nettlau (1865–1944), der selbst am Parteitag anwesend war: Die Rede Rismans »wurde unter sehr entmutigenden Verhältnissen gehalten bei eisig-feindlichem Schweigen in vollster Isoliertheit. Vor diesem Publikum von Delegierten, in dem jeder zweite ein Renegat war und dies wusste, konnte der Redner keine wärmere Ideen vertretende Rede halten. Mein Stenogramm ist aufgehoben.«14

    Mit der am Parteitag verabschiedeten »Einigungs-Resolution« maßen sich die Delegierten nicht nur den Ausschluss der Radicalen, Anarchistinnen und Anarchisten aus der Arbeiterbewegung an, sie beanspruchten auch, die einzige Vertretung der Arbeiterbewegung zu sein: »In Erwägung, daß der Zwist der Fraktionen die Interessen der Partei und somit der Arbeiterklasse schwer geschädigt hat, daß die Entwicklung der Partei nur jene wenigen Streitpunkte beseitigt hat, welche, durch die Ränke und den Druck der Feinde der Arbeiterklasse, sowie durch verwerfliche Pflege des Personenkultus in ihrer Wichtigkeit übertrieben, die Spaltung der Partei veranlaßt haben; In Erwägung, daß die Einigung der Partei dem energisch geäußerten Willen der Genossen im ganzen Lande entspricht, beschließt der heutige Parteitag einstimmig in Anwesenheit von Mitgliedern beider ehemals bestandenen Fraktionen: Der Parteitag erklärt den Parteizwist durch die Annahme des Programms für beendet und erwartet von jedem Parteigenossen ehrliches und brüderliches Eintreten für die Gesammtpartei, sowie energische und unerschrockene Arbeit auf dem gemeinsamen Boden unseres Programmes zum Besten des Emanzipationskampfes der Arbeiterklasse.«15

    Bemerkenswert ist der optimistische Kommentar zu diesem Parteitag in der anarchistischen Zeitung »Die Autonomie« (London) im Jänner 1889: »Gewöhnlich aber gehen die Arbeiter weiter wie die ›Führer‹. Und so wird man vielleicht bald erleben, dass auch in Oesterreich die ersteren über die Köpfe der lezteren hinwegschreiten, und einsehend, dass mit solchen Fragen, welche das erwähnte Programm enthält, man keinen Hund vor den Ofen hervorlockt, für den offenen Kampf bis aufs Messer eintreten, für die gewaltsame soziale Revolution, für die Expropriation des Privateigenthums. Indessen zeigen ja die, wenn auch nur drei, negativ abgegebenen Stimmen, dass der Anarchismus lebt.«16

    Eine Erklärung aus anarchistischer Perspektive für diese »Aufsaugung der Sozialrevolutionäre durch die Sozialdemokratie« gab der wichtige Historiker des Anarchismus Max Nettlau im Jänner 1932. Da es sich um eine der wenigen und in dieser Ausführlichkeit von anarchistischer Seite im 20. Jahrhundert kaum anzutreffenden Erklärungsansätze handelt, sei hier eine längere Passage zitiert: »Die eigentlichen Ursprünge dieser Wandlungen blieben seinerzeit dunkel und sind jetzt längst von der Legende überwuchert. Die Arbeiter, die damals das Wahlrecht nicht hatten, konnten durch dasselbe ein Faktor in der oesterreichischen Politik werden, und dies bemerkten verschiedene Parteien (die Liberalen in der Oberwinderzeit,17 die Feudalklerikalen in der Dr. Tauschinskizeit,18 oder sie konnten im Namen der Sozialreform den Klerikalen nützen, was in der Peukertzeit19 vergeblich angestrebt wurde. Sie konnten auch von der Regierung als Gegengewicht gegen die deutschen und slawischen Nationalen benutzt werden, was dem Grafen Taaffe verschiedentlich vorschwebte. Auch dem beginnenden Treiben der antisemitischen Kleingewerbetreibenden (Dr. Lueger) konnten sie entgegengestellt werden und – es konnte ja auch der Fall eintreten, dass sie eine wirklich unabhängige sozialistische politische Partei würden. Letzteres ist tatsächlich eingetreten und dies mag, allen gegenteiligen Annahmen zum Trotz, die Absicht des Dr. Adler von Anfang ab gewesen sein. Dieses Selbstverständliche vollzog sich aber sozusagen im Schutz andersartiger Gerüchte, speziell desjenigen, dass eben die Regierung Taaffe die Bildung einer solchen Partei begünstige, teils gegen die Sozialrevolutionäre (was mir jetzt als eine schwache Begründung erscheint, da diese durch direkte Unterdrückung lahmgelegt waren), teils um nach einer Wahlrechtserweiterung die Arbeiter zur Vernichtung des Liberalismus und zur Niederhaltung des Deutschtums zu benützen. Solchen Erwägungen entsprang die relative Duldung der neuen Partei, und Dr. Adler war zu klug, diese Einbildung der Regierung richtigzustellen, und so wuchs die Partei im Schatten dieser Missverständnisse empor bis sie zu einer parlamentarischen Partei wurde, die nicht mehr unterdrückt werden konnte, die aber, weil noch nicht ›regierungsfähig‹, den Regierungen immer noch lieber war als die unersättlichen bürgerlichen und nationalen Parteien, denen jedes Votum durch Konzessionen und Zuwendungen abgehandelt und abgekauft werden musste. […] Solchen Berechnungen entsprang auch das Verhalten der Regierungen zur anarchistischen Propaganda, die in ihren theoretischen und oratorischen Formen schliesslich als ein kleiner Dorn in der Seite der Sozialdemokratie geduldet wurde, nachdem die aktionistischen Elemente eingekerkert oder durch Drangsalierungen niedergedrückt worden waren. Für die schwächeren solcher Elemente hielt die Sozialdemokratie ihrerseits Hintertüren offen, kleine Anstellungen […]. Unter solchen Umständen, zu denen noch die völlige Monopolisierung des Gewerkschaftslebens durch die Partei kam, kommen für die hier betrachteten Jahre 1884 bis 1914 die Anarchisten in Oesterreich nur als eine Reihe kleiner, manchmal rühriger Propagandakreise in Betracht, die neben einer sich unverhältnismässig stärker entwickelnden und sie gänzlich als Feind behandelnden oder meist ignorierenden Sozialdemokratie tätig waren, ohne Aussicht, unter solchen Verhältnissen ihre Reihen wesentlich zu verstärken.«20

 

Bücher und Broschüren im Kontext anarchistischer Bewegungen in Österreich
Auswahl für das Jahr 1888

  • [Anonym]: Acht Opfer des Klassenhasses. Leben und Sterben der verurtheilten Chicagoer Arbeiterführer. Nach den Berichten der »New-Yorker Volkszeitung«. Zürich: Mitgliedschaft deutscher Sozialisten 1888, 54 S. Sozialdemokratische Publikation, in Österreich kaum verbreitet.

  • [Anonym]: An die Landarbeiter; siehe: Malato, Charles

  • [Anonym]: Der Alte und der Junge; siehe: Mackay, John Henry

  • [Anonym]: Die social-demokratische und anarchistische Bewegung im Jahre 1887. Wien: Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei 1888, 37 S. Veröffentlichung der Polizei-Direktion Wien.

  • [Anonym]: Die Antwort der Arbeiter auf den 11. November 1887. New York: Herausgegeben von den Föderirten Gewerkschaften New York’s [1888], 16 S. Fast ausschließlich in den USA verbreitet.
    b) [Anonym]: Die Antwort der Arbeiter auf den 11. November 1887. 2. Auflage. New York: Herausgegeben von den Föderirten Gewerkschaften New York’s [1888], 16 S. Fast ausschließlich in den USA verbreitet.

  • [Anonym]: Jaký že bude ten socialistický pořádek? V Praze [Praha]: redakcí a nákladem Viléma Körbera 1888 (= Epištoly pro dělnický lid. Sborník krátkých spisů sociálně politických a národohospodářských. Ročník 1888. 3.), 15 S. Sozialdemokratische Publikation, verlegt vom späteren Anarchisten Vilém Körber (1845–1899). Tschechisch: Wie kommen wir zur sozialistischen Ordnung?

  • [Anonym]: Mučenníci nové doby. Životopisy apoštolů anarchismu, odsouzených pro událost na Senném trhu (Haymarketu), dne 4. května 1886. Jejich poprava 11., pohřeb 13. listopadu a 18. prosince 1887. Překlad životopisů psaných vlastní rukou odsouzených. První vydání. Chicago: Tiskárna Mezinárodní dělnické jednoty 1888, 84 S. Enthält auch Texte von August Spies (1855–1887), Michael Schwab (1853–1898), Oscar Neebe (1850–1916), Adolph Fischer (1858–1887), Louis Lingg (1864–1887), George Engel (1836–1887), Samuel Fielden (1847–1922) und Albert Richard Parsons (1848–1887). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 25. Mai 1888 in Österreich verboten. Tschechisch: Märtyrer der neuen Zeit. Die Lebensläufe der Apostel des Anarchismus, die wegen des Ereignisses am Heumarkt (Haymarket) am 4. Mai 1886 verurteilt wurden. Ihre Hinrichtung am 11., ihre Beerdigung am 13. November und 18. Dezember 1887. Übersetzung der Lebensläufe, die von den Verurteilten selbst verfasst wurden. Erste Auflage.

  • Haufe, Ewald (1854–1839): Briefe an eine Mutter. Von Dr. Ewald Haufe. Zweite, vielfach verbesserte Auflage. Leipzig: Verlag von Gustav Moldenhauer 1888, 182 S. Zuerst Waldshut 1886.

  • J. M.; siehe: Most, Johann

  • Jenny, Rudolf Christoph (1858–1917): Das Leiden Christi. Dramatisches Gedicht in zehn Bildern. Auf Grund der heiligen Schrift bearbeitet von Rudolf Jenny. Linz: E. v. Lazary 1888, unpaginiert (41 S.); als Bühnenmanuskript gedruckt.

  • Kampffmeyer, Paul (1864–1945): Hospodářský základ německého socialismu v letech čtyřicátých a vědecké jeho odůvodnění Marxem a Engelsem před sestavením komunistického manifestu dle P. Kampffmeyra. V Praze [Praha]: redakcí a nákladem Viléma Körbera 1888 (= Epištoly pro dělnický lid. Sborník krátkých spisů sociálně politických a národohospodářských. [Ročník 1888.] 1.), 15 S. Sozialdemokratische Publikation, verlegt vom späteren Anarchisten Vilém Körber (1845–1899). Original: Die ökonomischen Grundlagen des deutschen Sozialismus der Vierziger Jahre und seine wissenschaftliche Ausbildung durch Marx und Engels vor Abfassung des kommunistischen Manifests, in: Die Neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens (Stuttgart), 5. Jg., H. 11 (November 1887), S. 502–509, und 5. Jg., H. 12 (Dezember 1887), S. 535–545. Tschechisch: Die ökonomischen Grundlagen des deutschen Sozialismus in den Vierzigerjahren und seine wissenschaftliche Begründung durch Marx und Engels vor der Abfassung des Kommunistischen Manifests von P. Kampffmeyr.

  • Kleinmann, Adolf (~1842–1898): Anarchismus und Antisemitismus. Wien: Im Verlage des Verfassers 1888, 23 S. Nicht-anarchistische Propagandabroschüre.

  • Koritz, Carl Ludwig; siehe: Wichers von Gogh, Otto

  • Krapotkine, Peter; siehe: Kropotkin, Pjotr Alexejewitsch

  • Kronawetter, Ferdinand (1838–1913): O tajném spolčování a o objektivním řízení. Řeč Dr. Ferd. Kronawettra při rokování o rozpočtu na rok 1888 24. máje 1888, podle stenografických zápisků vydaná redakcí »Nového Věku Svobody« v Praze 1888. Vydavatelé Václav Šturc, Albert Stezka, Vilém Körber. Praha: Nový věk svobody 1888, 43 S. Sozialdemokratische Publikation, herausgegeben von Václav Šturc (1858–1939), Albert Stezka und dem späteren Anarchisten Vilém Körber (1845–1899). Original: Über die Geheimbündelei und das objektive Verfahren. Rede bei der Berathung des Budgets für das Jahr 1888 am 24. Mai 1888 auf Grund des amtlichen stenographischen Protokolls. Wien 1888. Tschechisch: Über die Geheimbündelei und das objektive Verfahren. Rede von Dr. Ferd. Kronawetter bei der Beratung des Budgets für das Jahr 1888, am 24. Mai 1888 auf Grund des stenographischen Protokolls herausgegeben von der Redaktion »Das neue Zeitalter der Freiheit«. Herausgegeben von Václav Šturc, Albert Stezka, Vilém Körber.

  • Krapotkine, Peter [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин›] (1842–1921)]: Die Repräsentativ-Regierung. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: Gruppe »Autonomie« [1888] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. II.), 43 S. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung aus: Freiheit (Chicago – New York), 10. Jg., Nr. 40 (29. September 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 41 (6. Oktober 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 43 (13. Oktober 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 44 (27. Oktober 1888, S. [2], und 10. Jg., Nr. 45 (3. November 1888), S. [2]. Original: Le Gouvernement représentatif, in: Le Révolté (Genève) vom 6. März 1880, als Broschüre Paris 1928. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Feldkirch vom 10. Dezember 1888 und des Landes- als Pressgericht Wien vom 31. Juli 1890 in Österreich verboten.

  • M., J.; siehe: Most, Johann

  • [Mackay, John Henry (1864–1933)]: Der Alte und der Junge. Ein Zwiegespräch von dem Verfasser von »Sturm«. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] 1888 (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 3.), 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 31. Juli 1890 in Österreich verboten.

  • Malato, Charles [d. i. Charles-Armand-Antoine Malato de Cornet (1857–1938)]: An die Landarbeiter. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1888], 16 S. Anonym erschienen. Übersetzerin: Fanny Adler. Diese Ausgabe beginnt mit »Wer und was sind wir?« und endet mit »Es lebe die soziale Revolution, es lebe die Anarchie!«. Deutsch zuerst anonym unter dem Titel: Das Proletariat der Städte an seine Brüder auf dem Lande. (Aus dem Französischen für die »Freiheit« übersetzt von Fanny Adler.), in: Freiheit (London – New York), 10.Jg., Nr. 24 (9. Juni, 1888), S. [3], 10. Jg., Nr. 25 (16. Juni 1888), S. [3], 10. Jg., Nr. 27 (30. Juni 1888), S. [3], und 10. Jg., Nr. 28 (7. Juli 1888), S. [2]. Original [anonym]: Les Travailleurs des villes aux travailleurs des campagnes. Paris 1888. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Klagenfurt vom 15. Juli 1892 und vom Landes- als Pressgericht Wien vom 11. März 1893 in Österreich verboten.

  • Most, John [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Die Anarchie. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller June 1892 (= Internationale Bibliothek. 10.), 16 S.

  • Most, John [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Der Narrenthurm. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller Februar 1888 (= Internationale Bibliothek. 11.), 16 S.

  • Most, John [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Vive la Commune. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller März 1888 (= Internationale Bibliothek. 12.), 18 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Klagenfurt vom 23. November 1888 in Österreich verboten.

  • J. M. [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Der Stimmkasten. [Gezeichnet] J. M. New York: John Müller Juni 1888 (= Internationale Bibliothek. 13.), 16 S.

  • Most, John; siehe: Most, Johann

  • Schmitt, Eugen Heinrich (1851–1916): Das Geheimniss der Hegelschen Dialektik, beleuchtet vom concret-sinnlichen Standpunkte. Von Eugen Heinrich Schmitt. Halle a. S.: C. E. M. Pfeffer (R. Stricker) 1888 (= Philosophische Vorträge, herausgegeben von der philosophischen Gesellschaft zu Berlin. Neue Folge. 15–17.), XIV, 144 S. Vorwort: Adolf Lasson (1832–1917).

  • Schmitt, Eugen Heinrich (1851–1916): Michelet und »Das Geheimniss der Hegelschen Dialektik«. Von Eugen Heinrich Schmitt. Frankfurt a. M.: Verlag von C. Könitzer 1888, 34 S. Betrifft Karl Ludwig Michelet (1801–1893) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831).

  • Tolstoi, Lew Nikolajewitsch ‹Толстой, Лев Николаевич› (1828–1910): Народные рассказы Льва Толстого. Вена [Wien]: Издание общества »Звонимиръ« 1888, ? S. Erschien unter dem Autorennamen »Лев Толстой«. Originalausgabe. Russisch: Volksmärchen von Lev Tolstoj.

  • [Wichers von Gogh, Otto (1855–1906)] / Koritz, Carl Ludwig (1841–?): Zwischen zwei Welten. Original-Lustspiel in 4 Aufzügen von Carl Ludwig Koritz. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht für alle Sprachen vorbehalten. Reg. Stat Hall. London. Unverkäufliches Manuscript. Wien: Im Selbstverlage. –Druck von  A. Reißer 1888, 59 S. Ungenannte Mitarbeiter: Otto Wichers von Gogh.

 

Verbotene Flugblätter
Auswahl aus dem Jahr 1888

  • [Anonym]: Frühlingsgedanken der Rebellen [/] Rebelův Jarní v Spomínky. [London]: [ohne Druckerangabe] [1888], Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Königgrätz vom 26. Juni 1888 und des Kreis- als Pressgericht Gitschin vom 28. Juni 1888 in Österreich verboten.

  • [Anonym]: An die Indifferenten! [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1888], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 3. Jg., Nr. 49 (8. September 1888), S. [4]. Die Weiterverbreitung dieser Nummer der Zeitung wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Feldkirch vom 10. Dezember 1888 in Österreich verboten.

 

Für die radicale Arbeiterbewegung in Österreich wichtige Zeitungen und Zeitschriften
Auswahl für das Jahr 1888


Autor: Reinhard Müller
Version: Dezember 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
Copyleft

Daten
bis
31. Dezember 1888
von
1. Januar 1888
  • 1

    –g.: Correspondenz. [/] Wien, am 17. März, in: Die Autonomie (London), 3. Jg., Nr. 37 (24. März 1888), S. 4.

  • 2

    Vgl. John Most [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Die Anarchie. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller June 1892 (= Internationale Bibliothek. 10.), 16 S.

  • 3

    Vgl. John Most [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Der Narrenthurm. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller Februar 1888 (= Internationale Bibliothek. 11.), 16 S.

  • 4

    Vgl. John Most [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Vive la Commune. [Gezeichnet] John Most. New York: John Müller März 1888 (= Internationale Bibliothek. 12.), 18 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Klagenfurt vom 23. November 1888 in Österreich verboten.

  • 5

    Vgl. [anonym]: Frühlingsgedanken der Rebellen [/] Rebelův Jarní v Spomínky. [London]: [ohne Druckerangabe] [1888], Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Königgrätz vom 26. Juni 1888 und des Kreis- als Pressgericht Gitschin vom 28. Juni 1888 in Österreich verboten.

  • 6

    Vgl. J. M. [d. i. Johann Most (1846–1906)]: Der Stimmkasten. [Gezeichnet] J. M. New York: John Müller Juni 1888 (= Internationale Bibliothek. 13.), 16 S.

  • 7

    Zitiert nach: Die socialdemokratische und anarchistische Bewegung im Jahre 1888. Wien: [Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei] 1889, S. 4.

  • 8

    Vgl. Peter Krapotkine [d. i. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: Die Repräsentativ-Regierung. Übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: Gruppe »Autonomie« [1888] (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. II.), 43 S. Abdruck der deutschsprachigen Übersetzung aus: Freiheit (Chicago – New York), 10. Jg., Nr. 40 (29. September 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 41 (6. Oktober 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 43 (13. Oktober 1888), S. [2], 10. Jg., Nr. 44 (27. Oktober 1888, S. [2], und 10. Jg., Nr. 45 (3. November 1888), S. [2]. Original: Le Gouvernement représentatif, in: Le Révolté (Genève) vom 6. März 1880, als Broschüre Paris 1928. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Feldkirch vom 10. Dezember 1888 und des Landes- als Pressgericht Wien vom 31. Juli 1890 in Österreich verboten.

  • 9

    Vgl. [anonym]: An die Indifferenten! [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1888], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 3. Jg., Nr. 49 (8. September 1888), S. [4]. Die Weiterverbreitung dieser Nummer der Zeitung wird mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Feldkirch vom 10. Dezember 1888 in Österreich verboten.

  • 10

    Vgl. Charles Malato [d. i. Charles-Armand-Antoine Malato de Cornet (1857–1938)]: An die Landarbeiter. [London]: [Gruppe »Autonomie«] [1888], 16 S. Anonym erschienen. Übersetzerin: Fanny Adler. Diese Ausgabe beginnt mit »Wer und was sind wir?« und endet mit »Es lebe die soziale Revolution, es lebe die Anarchie!«. Deutsch zuerst anonym unter dem Titel: Das Proletariat der Städte an seine Brüder auf dem Lande. (Aus dem Französischen für die »Freiheit« übersetzt von Fanny Adler.), in: Freiheit(London – New York), 10.Jg., Nr. 24 (9. Juni, 1888), S. [3], 10. Jg., Nr. 25 (16. Juni 1888), S. [3], 10. Jg., Nr. 27 (30. Juni 1888), S. [3], und 10. Jg., Nr. 28 (7. Juli 1888), S. [2]. Original [anonym]: Les Travailleurs des villes aux travailleurs des campagnes. Paris 1888. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Klagenfurt vom 15. Juli 1892 und vom Landes- als Pressgericht Wien vom 11. März 1893 in Österreich verboten.

  • 11

    [Anonym]: Arbeiter! Genossen! [Gezeichnet] 1. November 1888. Die Redaktion der »Arbeiterstimme«, Brünn. Die Redaktion der »Gleichheit«, Wien. Die Redaktion des »Hlas lidu«, Proßnitz. Die Redaktion der »Rovnost«, Brünn. Die Redaktion des »Volksfreund«, Brünn, in: Gleichheit. Sozial-demokratisches Wochenblatt (Wien), 2. Jg., Nr. 44 (3. November 1888), S. [1].

  • 12

    Vgl. [John Henry Mackay (1864–1933)]: Der Alte und der Junge. Ein Zwiegespräch von dem Verfasser von »Sturm«. Herausgegeben von der Gruppe »Autonomie«. London: [Gruppe »Autonomie«] 1888 (= Anarchistisch-communistische Bibliothek. 3.), 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wird mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 31. Juli 1890 in Österreich verboten.

  • 13

    Rißmann [d. i. Johann Risman (1864–1936)]: [Erste Rede auf dem Ersten Parteitag der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld, gehalten am 20. Dezember 1888], in: Verhandlungen des Parteitages der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld (30./31. Dezember 1888 und 1. Januar 1889). Nach dem stenographischen Protokoll herausgegeben von J[ulius] Popp und G[ustav] Häfner. Wien: Verlag von L. A. Bretschneider, Redakteur der »Gleichheit« 1889, S. 11–14, hier S. 13.

  • 14

    Max Nettlau (1865–1944): Anarchisten und Syndikalisten. Teil 1. Der französische Syndikalismus bis 1909 – Der Anarchismus in Deutschland und Russland bis 1914 – Die kleineren Bewegungen in Europa und Asien. Vaduz: Topos Verlag 1984 (= Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam. V.), S. 281, Anmerkung 321. Vgl. auch die Erinnerungen des österreichischen, in die Schweiz emigrierten Anarchisten Benedikt Starck [recte Benedikt Stark (1856–?)]: Obergenosse Resel auf dem Hainfelder Parteitag, in: Volkswille. Einziges sozialistisches Organ Steiermarks (Graz), 2. Jg., Nr. 10 (15. Oktober 1912), S. 1–2, und den vollständigen Abdruck seiner Erinnerungen, Benedikt Stark: Erlebnisse eines Drechslers, in: Ohne Herrschaft. Literarisches Beiblatt des »Wohlstand für Alle« (Wien), 4. Jg., Nr. 2 (Februar 1911), S. [2–4], 4. Jg., Nr. 3 (März – April 1911), S. [2–4], 4. Jg., Nr. 5 (Mai 1911), S. [3–4], 4. Jg., Nr. 6 (Juni 1911), S. [3–4], 4. Jg., Nr. 11 (November 1911), S. [2–3], und 5. Jg., Nr. 3 (März 1912), S. [2–3].

  • 15

    Verhandlungen des Parteitages der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld (30./31. Dezember 1888 und 1. Januar 1889). Nach dem stenographischen Protokoll herausgegeben von J[ulius] Popp und G[ustav] Häfner. Wien: Verlag von L. A. Bretschneider, Redakteur der »Gleichheit« 1889, S. 28.

  • 16

    [Anonym]: Zur Arbeiterbewegung in Oesterreich, in: Die Autonomie (London), 4. Jg., Nr. 59 (12. Jänner 1889), S. [1–2], hier S. [2].

  • 17

    Heinrich Oberwinder (1845–1914): in den 1860er-Jahren bis 1878 in Wien aktiver sozialdemokratischer Arbeiterführer deutscher Herkunft; als »Oberwinderzeit« können die Jahre 1869 bis 1874 angesehen werden.

  • 18

    Hippolyt Tauschinsky (1839–1905): Schriftsteller, Journalist, Historiker, Germanist und sozialdemokratischer Arbeiterführer, war 1874 Gründer und 1. Obmann der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs«; als »Tauschinskyzeit« können die Jahre 1874 bis 1880 betrachtet werden.

  • 19

    Gemeint sind die vom Journalisten, Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) geprägten sozialrevolutionären, früh-anarchistischen Jahre 1881 bis 1884.

  • 20

    Max Nettlau (1865–1944): Anarchisten und Syndikalisten. Teil 1. Der französische Syndikalismus bis 1909 – Der Anarchismus in Deutschland und Russland bis 1914 – Die kleineren Bewegungen in Europa und Asien. Vaduz: Topos Verlag 1984 (= Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam. V.), S. 279–280; das Manuskript dieses Kapitels über Österreich-Ungarn (S. 278–299) und die Schweiz (S. 299–322) wurde am 4. Februar 1932 beendet.