Edmund Mikiewicz (1854–1906)

Persönliche Daten
Namensvarianten
genannt: Maly
Geburtsdatum
1854
Sterbedatum
April 1906
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Biographie

Edmund Mikiewicz kam nach Wien, um hier am k. k. Polytechnischen Institut [heute Technische Universität] zu studieren. Hier wurde er am 5. April 1879 verhaftet und nach Krakau (Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]) überstellt. Er war dann einer der vierunddreißig Sozialisten, die im großen Sozialisten-Prozess, der vom 16. Februar bis 15. April 1880 in Krakau verhandelt wurde, des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Mikiewicz wurde freigesprochen und nach einem Jahr Untersuchungshaft aus der Haft entlassen. Edmund Mikiewicz, danach nach Wien zurückgekehrt, war es auch, der dem deutschen Chemiker und Apothekergehilfen Wilhelm Ludwig Fleron (1858–1935) ein Empfehlungsschreiben ausgestellt hatte, als dieser Ende Juni 1880 im Auftrag des Buchbindergesellen und nunmehrigen Journalisten und Zeitungsherausgebers Johann Most (1846–1906) nach Wien kam, um hier die Gründung geheimer Clubs und des so genannten Gruppensystems zu propagieren. Wie sehr Mikiewicz in Wien unter polizeilicher Beobachtung stand, zeigte sich bei der am 21. August 1880 anlässlich der Flugschrift »Unserer freudigen Stimmung«1 bei ihm vorgenommenen Hausdurchsuchung. Am 7. September 1880 wurde er in Wien wegen Verbreitung verbotener Druckwerke zu 25 Gulden Geldstrafe, eventuell fünf Tage Arrest, verurteilt, wogegen er Nichtigkeitsbeschwerde einlegte. Grund für diese Verurteilung war seine Funktion als Übersetzer der in der Zeitung »Czas« (Kraków; Die Zeit) erschienenen Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Josef Rosenblatt (1853–1917) bei dem vom 16. Februar bis 15. April 1880 verhandelten Sozialisten-Prozess in Krakau. Diese hatte Edmund Mikiewicz in der kurz nach ihrem Erscheinen in Österreich verbotenen Broschüre »Vertheidigungsrede gehalten im Krakauer Schwurgerichtssaal am 13. April 1880 im Proceß der polnischen Sozialisten« in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Doch bald danach zog sich Edmund Mikiewicz in Wien von der radicalen Arbeiterbewegung zurück.

Nach Abschluss seines Studiums am k. k. Polytechnischen Institut in Wien arbeitete Edmund Mikiewicz als beamteter Techniker der k. k. Eisenbahn-Direktion Wien, seit 1885 zugeteilt der k. k. Eisenbahn-Betriebs-Direktion Lemberg (Galizien und Lodomerien [Lwiw ‹Львів, Ukraine]), zunächst in Krakau, seit 1889 in Lemberg selbst, ab 1891 in Stanislau (Galizien und Lodomerien [Iwano-Frankiwsk ‹Івано-Франківськ›, Ukraine]), schließlich ab 1893 als Adjunkt beziehungsweise ab 1902 als Revident im Rechnungsdepartement wieder in Lemberg.

Adressen

  • Wien 5., Hundsturmer Straße 89 [Schönbrunner Straße] (1880)

Übersetzungen

  1. Rosenblatt, Josef (1853–1917): Vertheidigungsrede gehalten im Krakauer Schwurgerichtssaal am 13. April 1880 im Proceß der polnischen Sozialisten von Dr. Josef Rosenblatt, übersetzt von Edm. Mikiewicz. Wien: Jakob Dirnböck’s Buchhandlung (G. Draudt) 1880, 22 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde 1880 in Österreich verboten.
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Unserer freudigen Stimmung.London: J. NEVE, 22, Percy Street, Tottenham Court Road, London, W [1880], 1 Bl. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. August 1880 in Österreich verboten.