Franz Weich (1855–1925)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
28. November 1855
Sterbedatum
Januar 1925
Sterbeort

Mutter: Elisabeth Weich (13. Oktober 1833 – ?), Tochter einer Bergholdin und eines Bergholds
Vater: Josef Portner, Sohn einer Hausfrau und eines Webers in Innsbruck (Tirol), Gemeiner bei den k. k. Kaiserjägern

Biographie

Der Maler- und Anstreichergehilfe Franz Weich kam nach Wien, wo er im April 1879 Mitglied des »Fachvereins der Anstreicher« in Wien wurde. Er schloss sich 1880 der radicalen Arbeiterbewegung an und gründete im Dezember 1880 mit dem Tischlermeister Wilhelm Bernt (1842?), dem Schneidergehilfen und nunmehrigen Kellner Franz Gröbner (1856–?)dem Webergehilfen und nunmehrigen Geschäftsdiener Robert Krondorfer (1853?), dem Handschuhmachergehilfen Berthold Spiegel (~1854?) sowie dem Maler- und Anstreichergesellen Jakob Würges (1842–1895) den geheimen Club »Nummer II«, der sich wöchentlich in dem Gasthaus »zu den drei Bindern« (Rudolf Hammer) in Wien 8., Brunngasse 5 [Josefstädter Straße 101 / Blindengasse 32], traf und der sich im Juli 1881 aus Misstrauen gegenüber Jakob Würges, bei dem Franz Weich damals wohnte, auflöste. Am 6. September 1882, ab zwei Uhr morgens, führten über dreißig Polizisten neuerlich Hausdurchsuchungen durch, angeblich wegen der jüngsten radicalen Flugschrift »Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk«.1 Diese Aktion fand wohl eher im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre statt, also dem Überfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zwecks Anschaffung einer geheimen Druckerpresse. Unter den sechsundzwanzig verhafteten Wiener Radicalen befand sich auch der damals ledige Franz Weich, der vorübergehend freigelassen, dann aber neuerlich verhaftet wurde, nachdem im Zuge einer Hausdurchsuchung bei ihm die Broschüre »›Taktik‹ contra ›Freiheit‹« von Johann Most (1846–1906)2 und ein Dechiffrierschlüssel gefunden wurden. Gegen den in Untersuchungshaft befindlichen Franz Weich erhob die Wiener Staatsanwaltschaft am 13. Dezember 1882 im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre offiziell Anklage. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess anlässlich der so genannten Merstallinger-Affäre statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die neunundzwanzig Wiener Radicalen angelegt wurde. Franz Weich wurde des Verbrechens des Hochverrats angeklagt, aber freigesprochen.3 Bald danach dürfte sich Franz Weich von der radicalen Arbeiterbewegung zurückgezogen haben und arbeitete als Lackierer und Anstreicher in Wien.

Adressen

  • Spielfeld, Steiermark, Spielfeld 13 (Geburtsadresse)
  • Ottakring, Niederösterreich [zu Wien 16.], Dettergasse 12 (1881)
  • Wien 3., Wassergasse 5 (letzte Wohnadresse)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1882], abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London) vom 23. September 1882. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. Oktober 1882 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. Johann Most (1846–1906): »Taktik« contra »Freiheit«. Ein Wort zum Angriff und zur Abwehr. Den deutschen Socialisten zu Nutz’ [/] Ihren Verführern zum Trutz. Von Joh. Most. London: Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit« [1880], 80 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Strafgericht Prag vom 17. Dezember 1880 und vom Landes- als Pressgericht Wien vom 29. März 1881 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.