Alois Weiß (1861–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: ja
Biographie
Alois Weiß absolvierte eine Bäckerlehre und arbeitete als Bäckergehilfe in Graz (Steiermark), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 6. März 1883 wurde er wegen Verbrechens der Majestätsbeleidigung und wegen Übertretungen des Diebstahls sowie der Veruntreuung vom Landesgericht Graz zu dreizehn Monaten schwerem Kerker verurteilt und anschließend für vierzehn Monate in die Landes-Irrenanstalt Feldhof [zu Graz] (Steiermark) eingeliefert.
Am 5. Dezember 1887 wurde Alois Weiß neuerlich verhaftet und ins Landesgericht Graz eingeliefert, diesmal unter dem Verdacht des Verbrechens des Hochverrats. Vorgeworfen wurden ihm Reden in der Monatsversammlung des »Grazer Arbeiter-Lese-Clubs« im Gasthaus »zum Bierstrom« (Johann Landerl) in Graz, Sackstraße 45, am 5. November 1887 und in der Monatsversammlung des Grazer »Fachvereins der Schuhmacher« in der »Puntigamer Bierhalle« in Graz, Jakobigasse 6 [Orpheumgasse 8], am 7. November 1887, in denen er das Parlament und die Regierung öffentlich beschimpft habe: »Geldsack-Parlament« und »Bourgeoisie-Parlament«. Am 6. Februar 1888 fand vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Graz in geheimer Verhandlung der Hochverratsprozess gegen Alois Weiß statt. Es war dies der erste Fall in Graz seit dem Anarchistengesetz vom 25. Juni 1886, der nicht vor einem Geschworenen-, sondern vor dem Ausnahmsgericht verhandelt wurde. Alois Weiß wurde jedoch freigesprochen, weil die Gerichtsärzte eine »krankhafte Belastung seines Geistes« diagnostizierten und Weiß sich bei seinen Reden »in einer hochgradigen Aufregung« befunden habe.
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Autor: Reinhard Müller
Version: November 2024
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