Rudolf Hanser (1859–1909)

Persönliche Daten
Namensvarianten
auch: Rudolph Hanser
Geburtsdatum
11. Oktober 1859
Geburtsort
Sterbedatum
21. Mai 1909
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Ehe: mit [?]
Tochter: Paula Hanser (um 1888 – in der Donau bei Wien 4. September 1906, Freitod): Stubenmädchen

Biographie

Rudolf Hanser besuchte neun Jahre die Volks- und Realschule in Wien, absolvierte danach eine vierjährige Lehre zum Schriftsetzer und war dann drei Jahre Soldat in der Armee. Um 1876 stieß Hanser zur Arbeiterbewegung und arbeitete elf Jahre als Schriftsetzergehilfe. Mitte der 1880er-Jahre schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an und zeichnete als Herausgeber der nicht erschienenen, vollständig beschlagnahmten Nummer 1 (6. Oktober 1887) der Zeitung »Arbeit« (Linz) und vom 1. Jahrgang, Nummer 2 (10. November 1887), bis zum 1. Jahrgang, Nummer 5 (22. Dezember 1887), der Zeitung »Arbeit« (Wien).

1888 zog Rudolf Hanser nach London (England), wo er 1888 bis 1889 als Redakteur der anarchistischen Zeitung »Londoner freie Presse. Deutsches unabhängiges Organ für die Interessen der werktätigen Klassen« (London) des »Communistischen Arbeiter-Bildungsvereins« mitarbeitete.

1889 nach Wien zurückgekehrt, schloss sich Rudolf Hanser der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« an und gründete gemeinsam mit dem Porzellanmalergehilfen Adolf Heimann (1853–?) die zunächst sozialdemokratische Zeitung »Die Volkspresse. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes. Organ der österreichischen Sozialdemokratie« (Wien), die er vom 25. November 1889 bis Oktober 1891 herausgab, und war Herausgeber, Redakteur und Administrator der von ihm gegründeten Halbmonatsschrift »(Illustrirte) Familien-Bibliothek für das arbeitende Volk« (Wien), die von 1890 bis 1891 erschien. Zunehmend alkoholkrank schlitterte Hanser in immer größere finanzielle Notlagen. Ebenfalls mit Heimann gab er am 5. Mai 1891 die Zeitung »Der Maibote. Nichtperiodisches social-demokratisches Arbeiter-Organ« (Wien) heraus, die bereits bei seiner ersten Nummer beschlagnahmt wurde. 

Rudolf Hanser war einer von drei Delegierten der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« auf dem Kongress der deutschen Sozialdemokrati, der am 12. Oktober 1890 in Halle an der Saale (Preußen [Hall (Saale), Sachsen-Anhalt]) stattfand, und wurde im Jänner 1891 für die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« in zwei Wiener Bezirken als Kandidat für die Reichsratswahlen aufgestellt. Doch im September 1891 wurde er aus der Wiener »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« ausgeschlossen, ein Beschluss, der im Juni 1892 vom Sozialdemokratischen Parteitag bestätigt wurde.

Gemeinsam mit Adolf Heimann organisierte Rudolf Hanser Ende 1891 eine zur »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« oppositionelle Arbeiterbewegung, die sich der deutschen Opposition der »Jungen« verwandt fühlte. Sie gründeten am 7. Dezember 1891 den »Politischen Arbeiterverein Unabhängigkeit«, dessen Obmann Heimann wurde. Bald distanzierten sich aber die anarchistischen Unabhängigen Socialisten bald von diesem Verein.  Hanser wurde nun Redakteur und kurzzeitig Herausgeber der vom Dezember 1891 bis 1892 erschienenen Zeitung »Der arme Teufel. Zeitung für das Volk« (Wien), ein Sammelbecken von oppositionellen Sozialdemokraten, Sozialisten und Anarchisten, und wirkte anschließend an der Zeitung »Die Volkstribüne« (Wien) mit. Als Organisator einer Versammlung mit anschließender Demonstration von Arbeitslosen am 22. Februar 1892 wurde Hanser festgenommen und zu drei Tagen Arrest verurteilt. Weil er dabei sein Flugblatt »An die Arbeitslosen Wiens!« verteilte, wurde er am 18. März 1892 vor dem Bezirksgericht Wien-Alsergrund wegen Übertretung des Pressgesetzes, begangen durch unbefugte Kolportage, angeklagt und am 11. April 1892 zu einer Woche Arrest verurteilt. Nach der Einstellung seiner Zeitungen schlug er sich als Hilfsarbeiter und Journalist durch. Nachdem sein Mitkämpfer Adolf Heimann am 3. Jänner 1895 in der Landesirrenanstalt Dobrzan (Böhmen [Dobřany, Tschechien]) verstorben war, wurde Hanser zunehmend ein Einzelkämpfer. Ein letztes Mal kam Hanser auf der freisozialistischen Konferenz in Wien, 11. und 12. Juni 1905 mit Anarchisten in Kontakt, wo er seinen eigenen Weg zu einer sozialistischen Gesellschaft verteidigte. Hanser, der zuletzt Schriftsetzer in der Druckerei der Zeitung »Die Zeit« (Wien) war, starb, seit Jahren an einer Rückenmarksleiden erkrankt, an einem Lungenleiden.

Adressen

  • Wien 7., Kaiserstraße 117 (1891)

  • Wien 18, Annagasse 28 (1892 bis 1893)

  • Wien 18., Antonigasse 62 (1906)

Bücher und Broschüren

  1. Gedenkblätter an den 11. November ’87. [Chicago, Ill.]: Zu beziehen bei R. Hanser, 18 Sun Street Finsbury E. C. [1888], 7 S. Anonym erschienen. Beilage zu: Vorbote. Sozial-politisches Organ. Unabhängiges Organ für die wahren Interessen des Proletariats (Chicago, Ill.).

  2. Arbeiter Oesterreichs! [Gezeichnet] Rudolf Hanser. Adolf Heimann. Wien: Verlag von R. Hanser [1891], unpaginiert (4 S.). Koautor: Adolf Heimann (1853–1895).

Herausgeber

  1. 1. Mai 1891. (Herausgeber: Dr. Viktor Adler, Ad. Heimann, Rud Pokorny. Redigirt und für den Inhalt verantwortlich: Rudolf Hanser.) Wien: Druck v. Th. Bannwarth [1891], 12 S.

  2. Proletarier-Liederbuch. Sammlung von ausgewählten Liedern und Gedichten für das arbeitende Volk, herausgegeben von Rudolf Hanser. Wien: Verlag von Adolf Heimann und L. A. Bretschneider. Genossenschafts-Buchdruckerei 1891, 62 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 30. Jänner 1892 in Österreich verboten. Das Buch wurde ebenfalls Beschlagnahmt.
    b) Proletarier-Liederbuch. Sammlung von ausgewählten Liedern und Gedichten für das arbeitende Volk, herausgegeben von Rudolf Hanser. Nach der Konfiskation 2. Ausgabe. Wien: Verlag von Adolf Heimann und L. A. Bretschneider. Genossenschafts-Buchdruckerei 1891, 62 S. Das Buch wurde ebenfalls beschlagnahmt.

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