Josef Maier (1861–)

Der Seidenweber Josef Maier, Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, war nur in Böhmen [Tschechien] aktiv. 

Am 24. April 1888 begann vor dem Kreis- als Ausnahmsgericht Neutitschein (Mähren [Nový Jičín, Tschechien]) in geheimer Verhandlung der Prozess gegen zwei Radicale: die noch im Gefängnis einsitzenden Brüder Franz Miksch (1860–?) und Wilhelm Miksch (1862–1940), beide Webergehilfen. Sie wurden der Verbrechen des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung sowie des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung angeklagt. Diese hätten sie unter anderem durch die Verbreitung des Flugblatts »Arbeiter! Große Krankheiten […] [/] Dělníci! Vzbůru lide pracujici […]«1 im Juni 1884 begangen. Der Hauptbelastungszeuge war Josef Maier. Doch dieser flüchtete nun aus Fulnek (Mähren [Tschechien]), weshalb er seit 30. April 1888 als Zeuge steckbrieflich gesucht wurde: »1333 Mayer Josef, Seidenweber, aus Hohenstadt, zuletzt in Fulnek wohnh., 37 J., kl., untersetzt, mager, mit blass, Ges., gunkl. H., ist zu der gegen Franz und Wilhelm Miksch weg. Verbr. des Hochverrathes anberaumten Hauptverhandlung als Zeuge vorzuladen. Er hat sich nach Mähr.-Trübau, dann nach Schönberg u. angebl. auch nach Zwittau begeben, um Arbeit zu suhen u. da dessen persönliches Erscheinen zu d. vertagt. Hauptverhandlung dringend nothwendig erscheint, ist nach demselben dringendst nachzuforschen u. sein Wognort schleunigst anh. bek. zu geben, sowie dafür Sorge zu tragen, daß er den Wohnort nicht ändert. Kreis-Ger. Neutitschein 30/4. 88.«2

Josef Maier wurde in Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) aufgetrieben und nach Neutitschein vorgeladen. In dem am 29. Mai 1888 wieder aufgenommen Prozess schwächte aber Josef Maier seine ursprünglich das Brüderpaar schwer belastende Aussage so ab, dass Wilhelm und Franz Miksch freigesprochen wurden. Aufgrund seines denunziatorischen Verhaltens war Josef Maier in der radicalen Arbeiterbewegung nicht mehr willkommen.