Julius Popp (1849–1902)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
5. April 1849
Sterbedatum
17. Dezember 1902
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch, seit 1894 konfessionslos

Ehe: in Wien am 25. Februar 1894 mit Adelheid Dvořak (Inzersdorf, Niederösterreich [zu Wien 23.] 11. Februar 1869 – Wien, Gau Wien [Wien] 7. März 1939), Tochter einer Hausfrau und eines Webers: zunächst Fabriksarbeiterin, dann Journalistin und Redakteurin; zählte zu den führenden Politikerinnen und Volksbildnerinnen der österreichischen Sozialdemokratie
Sohn: »Jultschi« Julius Carl Popp (Wien 30. Juli 1897 –  191?, im Ersten Weltkrieg getötet): konfessionslos, seit 1903 evangelisch (A. B.), Taufpate war Victor Adler (1852–1918)
Sohn: Felix Popp (Wien 13. Oktober 1901 – 1925): konfessionslos, seit 1903 evangelisch (A. B.), Taufpate war Victor Adler (1852–1918)

Biographie

Julius Popp – übrigens Halbbruder des späteren Theaterdirektors, Schauspielers und Regisseurs Wilhelm Popp (1863–1925) – wurde schon früh ein Waisenkind und wuchs bei seinem Großvater, einem Schuhmacher, in Bölten (Mähren [Bělotín, Tschechien]) auf.

1861 kam Julius Popp nach Wien, wo er eine Schuhmacherlehre absolvierte. Während des Militärdienstes zog er sich eine schwere Erkältung zu, die zu einer Entzündung der Wirbelsäule führte, weshalb er bis zu seinem Tod eine gebückte Körperhaltung hatte. 1874 trat er der »Gewerkschaft der Schuhmacher« bei, in der man ihn 1880 in den Ausschuss wählte. Als sich die Gegensätze zwischen der gemäßigten und der radicalen Arbeiterbewegung, der Julius Popp nahestand, verschärften, meinte er, das man die Gewerkschaft von jeder politischen Partei fernhalten und die eigene Organisation stärken solle. Nach Auflösung der »Gewerkschaft der Schuhmacher« fand am 20. November 1882 in der »Jaroschauer Bierhalle« (Josef Strobl) in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]), Gürtelstraße 3 [Lerchenfelder Gürtel  6–8], die konstituierende Versammlung des »Fachvereins der Schuhmacher« statt, bei der Popp zum  Obmann gewählt wurde. Vom September bis November 1883 zeichnete Popp in der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) als Revisor den Ausweis der eingezahlten Unterstützungsgelder. In der Frage der Wahlbeteiligung bei der Konstituierung der Gehilfenausschüsse der Genossenschaft erklärte er sich im September 1883 gegen die Zwangsgenossenschaften und stellte den Antrag, sich an den Ausschusswahlen in keiner Weise zu beteiligen. Als Obmann des »Fachverein der Schuhmacher« wurde Julius Popp aufgrund der Ausnahmeverordnungen vom 30. Jänner 1884 am 19. Februar 1884 aus Wien ausgewiesen, wogegen er Revers einlegte.

Julius Popp war einer der wenigen, denen schon nach zwei Monaten die Rückkehr nach Wien gestattet wurde, wohl, weil er sich bereit erklärt hatte, als Ggegenleistung in Hinkunft für die Beteiligung der Schuhmachergehilfen an den neuen Genossenschaften zu wirken. Bereits am 10. Mai 1885 ließ er sich als Kandidat für die Wahlen in den Gehilfenausschuss für die Schuhmachergehilfen aufstellen, erklärte aber am 26. April 1886 in einer Versammlung, dass er sein Mandat niederlege, da der Gehilfenausschuss des nutzlosen Kampfes müde sei. Er verblieb aber Obmann und ließ sich am 25. Juli 1887 wieder zum Obmann des Gehilfenausschusses wählen.

Um 1886 schloss sich Julius Popp dem Führer der Gemäßigten Victor Adler (1852–1918) an und war von 1886 bis zu seinem Tod Mitglied der Parteileitung, seit 1889 Parteivorstand der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«. Diese wurde auf dem so genannten Einigungsparteitag in Hainfeld (Niederösterreich), 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889, gegründet, wobei Popp einer der Vorsitzenden des Parteitags war. Im Juli 1889 nahm er als Delegierter am Internationalen Arbeiterkongress in Paris (Frankreich) teil, auf welchem am 14. Juli 1889 die Zweite Internationale gegründet wurde, und bei der Popp seither die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« vertrat. Seit Juli 1889 war er Administrator und gemeinsam mit Rudolf Pokorny (1862–1912) Herausgeber und auch Miteigentümer der »Arbeiter-Zeitung« (Wien). Ebenfalls 1889 wurde Popp Obmann des »Verbands der Genossenschaftskrankenkassen Wiens«. Popp zählte in den 1890er-Jahren zu den führenden FunktionärInnen der österreichischen Sozialdemokratie und nahm an fast allen Parteikongressen und Parteitagen als Delegierter teil.

Adressen

  • Wien 7., Bernardgasse 34 (1883)
  • Wien 6., Amerlinggasse 6 (1894)
  • Wien 6., Fügergasse 3 (1902; Sterbeadresse)

Herausgeber

  1.  Verhandlungen des Parteitages der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld (30./31. Dezember 1888 und 1. Januar 1889). Nach dem stenographischen Protokoll herausgegeben von J. Popp und G. Häfner. Wien: Verlag von L. A. Bretschneider, Redakteur der »Gleichheit« 1889, IV, 110 S. Mitherausgeber: Gustav Häfner (1851–1898).
  2. Protokoll über die Verhandlungen des IV. österreichischen Schumacher-Tages der Gehilfen abgehalten am 7. und 8. September 1890 in Wien. Herausgegeben von Julius Popp. Wien: Redaktion der »Freien Schuhmacher-Zeitung« 1890, 64 S.
  3. Was ist denn g’scheh’n? Was rennt den der Herr Verwalter so? »Jessas, Jessas, die Socialdemokraten san da!« Wien: Herausgegeben und verlegt von Julius Popp 1897, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 27. Jänner 1897 in Österreich verboten.
  4. »'s Thor zua! Sö san da!» »Ja, glaubst i renn so g'schwind? Wer san's denn?« Wien: Herausgegeben und verlegt von Julius Popp 1897, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 6. Februar 1897 in Österreich verboten.
  5. Die Theilerei! Wien: Herausgegeben und verlegt von Julius Popp [1897], 8 S.
  6. Al popolo che lavora in Austria. Wien: Herausgegeben und verlegt von Julius Popp 1899, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Trient vom 2. August 1899 in Österreich verboten. Italienisch: An die Menschen, die in Österreich arbeiten.

Periodika

  • Arbeiter-Zeitung. Organ der österreichischen Sozialdemokratie (seit januar 1895: Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs) (Wien), 1.14. Jg. (12. Juli 1889 Dezember 1902), Herausgeber, Administrator und Miteigentümer.
Karte