Karl Bonupf (1861–1896)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Karl Bonupf: Handschuhmacher; Heirat mit:
Mutter: [?]
Ehe: mit Gisela [?]
Kinder: drei
Biographie
Karl Bonupf absolvierte eine Lehre als Bronzearbeiter und arbeitete als Ziseleur in Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.
Am 17. Dezember 1888 versammelten sich mehrere Radicale in einem vorgeblich für eine Geburtstagsfeier reservierten Extrazimmer in der »Wimmer'schen Weinschänke« (Lorenz Wimmer) in Hernals (Niederösterreich [zu Wien 17.]), Gürtelstraße 3 [Hernalser Gürtel], wobei der Lokalbetreiber später im Prozess bezeugte, dass es sich nicht um eine Geburtstagsfeier, sondern um eine geplante Versammlung wegen der »Bäcker-Zeitung. Verband der Bäckereiarbeiter Österreich-Ungarns« (Wien) gehandelt habe. Bei diesem Treffen sollte der vom Bäckergehilfen Alois Trojan (~1854–1930) initiierte geheime Club »Schwa. Bru.«, also »Schwarze Brüder«, gegründet werden. Noch vor der Wahl des Vorsitzenden wurden alle zwöf Anwesenden verhaftet, darunter auch Josef Bonupf. Deswegen mussten sich alle Verhafteten am 15. Februar 1889 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien wegen Geheimbündelei verantworten. Vor Gericht gab der sich als Einberufer bekennende Alois Trojan an, dass »Schwa. Bru.« eine Abkürzung für »Schwammer-Brüder« sei, weil er bei der Erstellung der Einladung einen »Schwamma« (Rausch) gehabt habe. Alle wurden zu mehreren Wochen Arrest verurteilt, darunter Josef Bonupf zu vier Wochen strengem Arrest.
Schließlich wurde Karl Bonupf, mittlerweile Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, Mitarbeiter der zunächst noch sozialdemokratischen Zeitung »Die Volkspresse. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes. Organ der österreichischen Sozialdemokratie« (Wien), die vom 25. November 1889 bis 13. Juni 1892 erschien. Herausgeber war zunächst der Porzellanmaler und Journalist Adolf Heimann (1853–?), seit 9. November 1891 der Schriftsetzer und Journalist Rudolf Hanser (1859–1909), schließlich Karl Bonupf. Seine Funktion bei der Zeitung »Die Volkspresse« brachte Bonupf noch am 11. Juli 1892 einen Ehrenbeleidigungsprozess vor dem Landes- als Schurgericht Wien ein, der mit einem Ausgleich endete. Bei der am 23. November 1890 stattfindenden konstituierenden Versammlung des »Vereins der Eisen-, Metall- und deren Hilfsarbeiter für ganz Niederösterreich« wurde Karl Bonopf in den Vorstand gewählt. Er referierte dann als Wiener Delegierter auf dem Österreichischen Metall- und Hüttenarbeitertag in Brünn (Mähren [Brno, Tscgechien]) am 26. Dezember 1890.
Karl Bonupf, der sich als Reservist 1891 bei einem Manöver jene Krankheit zuzog, an der er fünf Jahre später verstarb, begann in diesem Jahr mit seiner Distanzierung von der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«. die schließlich im Bruch mit derselben endete. Am 7. Dezember 1891 wurden bei der konstituierenden Versammlung des »Politischen Arbeitervereins Unabhängigkeit«, eine Oppositionspartei zur »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, der Herausgeber der Zeitung »Die Volkspresse« (Wien) Adolph Heimann zum Obmann, Karl Bonupf und der Rechtsanwalt Friedrich Elbogen (1854–1909) zu Obmann-Stellvertretern gewählt. Adolf Heimann, Obmann des »Hilfscomités zur Beteiligung der Arbeitslosen«, organisierte mehrere »Aktionen für die Arbeitlosen«, bei denen es um Brotverteilungen ging. Als es am 24. Februar 1892 im Rahmen einer solchen Aktion vor dem Lokal der Zeitung »Die Volkspresse« (Wien) in Wien 7., Kaiserstraße 117, zu so genannten Ausschreitungen kam, wurde Karl Bonupf als Herausgeber der Zeitung auf das Betirks-Polizeikommissariat geladen.
Auf dem Parteitag der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, der vom 5. bis 9. Juni 1892 in Wien stattfand, übte Karl Bonupf als Gast am 7. und 8. Juni 1892 im Namen der so genannten Opposition heftige Kritik an der Parteiorganisation der Sozialdemokratie. Und Bonupf war es auch, der in der Volksversammlung der Unabhängigen Socialisten am 5. September 1892 in Graz (Steiermark) die Eröffnungsrede zur Tagesordnung »Die Ziele und Taktik der unabhängigen Socialisten und ihre Stellung zu der Socialdemokratie« hielt. Zunächst wurden die Anhänger des »Politischen Arbeitervereins Unabhängigkeit« von den anarchistischen Unabhängigen Socialisten als Bruderorganisation gesehen, doch schon bald distanzierten sie sich von diesem Verein.
Auch Karl Bonupf fand bald ein neues Aktionsfeld. Er wurde Anhänger von Theodor Hertzka (1845–1924) und dessen Freiland-Bewegung und Mitglied des am 12. November 1891 konstituierten »Wiener Freiland-Vereins«. Hier lernte er auch den Freiland-Anhänger und Journalisten Hermann Kadisch (1862–1934) kennen. Als dieser 1895 die anarchistische Bewegung der Freiheitlichen Sozialisten initiierte, schloss sich ihm Karl Bonupf sofort an. Organisatorischer Brennpunkt der Freiheitlichen Sozialisten war der 1895 gegründete »Sozialistische Volksverein«, eine sozial-freiheitliche und sozial-wirtschaftliche Vereinigung mit Wirkungsbereich Niederösterreich (damals einschließlich Wiens). Hier fungierte Karl Bonupf bis zu seinem Tod als Obmann-Stellvertreter. Bezeichnenderweise sprachen bei seiner Beisetzung, an der rund zweihundert Personen teilnahmen, Rudolf Hanser und der Schriftsteller und Papierwarenfabrikant Alois Pollak (1844–1904), ein Freiland-Anhänger.
Publikationen
Herausgeber
- Zum 1. Mai 1892. (Eigentümer Kajetan Valenci. Herausgeber: Adolph Heimann, verantwortlicher Redakteur Karl Bonupf.) Wien: Druck von Joseph Schwarzinger 1892, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. April 1892 in Österreich verboten.
- Der richtige Weg zur natürlichen Lösung der socialen Frage, herausgegeben von Karl Bonupf und Karl Haberreiter. Wien: Karl Haberreiter 1895, 17 S. Mitherausgeber: Karl Haberreiter (1864–1919).
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Autor: Reinhard Müller
Version: Mai 2025
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