Die Entstehung der Unabhängigen Socialisten. 1889 bis 1892
Die Opposition zur Sozialdemokratie. 1889 bis 1892
Noch ehe sich die Anarchistinnen und Anarchisten in Österreich neu organisieren konnten, war in Wien eine für die Geschichte der anarchistischen Bewegungen in Österreich wichtige Gruppe entstanden, die sich gegen den von Victor Adler (1852–1918) vorgegebenen Kurs der österreichischen Sozialdemokratie wandte. Es waren dies meist ehemalige Anhänger Adlers, die mit der auf dem so genannten Eingungsparteitag in Hainfeld (Niederösterreich), 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889, eingeleiteten Richtung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« unzufrieden. waren. Sie scharten sich nun um die vom 25. November 1889 bis 13. Juni 1892 erschienene Zeitung »Die Volkspresse. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes. Organ der österreichischen Sozialdemokratie« (Wien). Deren Wortführer waren der Porzellanmaler Adolf Heimann (1853–?) und der Schriftsetzer Rudolf Hanser (1859–1909), der 1887 verantwortlicher Schriftleiter der anarchistischen Zeitung »Arbeit« (Wien) war. Kurzzeitig diente auch das von Rudolf Hanser gegründete und vom 4. Dezember 1891 bis 18. Dezember 1892 herausgegebene Organ »Der Arme Teufel. Zeitung für das Volk« (Wien) als Sprachrohr dieser Opposition. Hanser und Heimann versuchten, innerhalb der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« eine Opposition zu gründen, und erregten vor allem dadurch Aufsehen, dass sie in ihrer Zeitung »Die Volkspresse« unsaubere finanzielle Machenschaften der Sozialdemokratie aufdeckten.1 Nachdem Hanser, Heimann und andere Genossen anlässlich des dritten Parteitags der österreichischen Sozialdemokratie im September 1891 aus der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« ausgeschlossen worden waren, verlagerte sich der Konflikt zunehmend auf die ideologische Ebene, wobei sich die Opposition um »Die Volkspresse« der deutschen Opposition der »Jungen« verwandt fühlte. So verwundert es auch nicht, dass deren deutsches Organ, »Der Sozialist« (Berlin), als Diskussionsforum diente: »Da uns in Oesterreich kein Arbeiterblatt zur Verfügung steht, welches materiell unabhängig wäre von der Partei Adler’s, wenden wir uns vertrauensvoll an unsere gleichgesinnten deutschen Genossen, um auch den auswärtigen Freunden ein Bild über unsere Bewegung zu geben.«2 Auch organisatorisch versuchte sich diese Opposition zu institutionalisieren. Am 21. November 1891 wurden bei der niederösterreichischen Statthalterei die Statuten des Vereins »Unabhängigkeit« eingereicht, welcher dann am 7. Dezember 1891 konstituiert wurde.3 Doch schon bald regten sich Stimmen »Unabhängiger« gegen Rudolf Hanser und seinen Verein:4 »Zwischen Hanser und der [sozialdemokratischen; R. M.] Partei besteht kein nennenswerther prinzipieller Unterschied. Der Verein ›Unabhängigkeit‹ macht sich in § 1 der Statuten zur Aufgabe die Verbreitung politischer Bildung und demokratischer Grundsätze. […] So ist die Hanser’sche Opposition bestellt; man muß jedoch zwischen ihr und der Opposition seitens der Genossen in der Provinz sehr wohl unterscheiden, da bei letzteren vorwiegend anarchistische Tendenzen bemerkbar sind.«5 Allerdings erlangte die österreichische Opposition nicht jene Bedeutung für den Anarchismus, welche die »Jungen« in Deutschland für ihn hatten.6 Die Opposition um »Die Volkspresse« war keineswegs anarchistisch, sondern, wie bereits betont, ein organisatorisches Sammelbecken für die mit der Sozialdemokratie Unzufriedenen. »Es war das ein unableugbares Zeichen,« meinte der Unabhängige Socialist Samuel David Friedländer (1865–1942), »daß etwas faul sei im Staate Dänemark. Der Unwille gegen die Mißwirthschaft innerhalb der socialdemokratischen Partei trieb viele der besten Genossen in das Lager der Opposition, die eben nur in Heimann und Hanser das Mittel sahen, ihrem langverhehlten Unwillen Ausdruck zu geben, und die bei einem geeigneten Momente daran dachten, sich als selbstständige Partei streng geschieden von der Socialdemokratie zu organisiren.«7
Die Opposition der Opposition: Die Unabhängigen Socialisten. 1892
Bereits am 22. Februar 1892 gab die nunmehr außerhalb der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« agierende Opposition ein erstes kräftiges Lebenszeichen. Im Anschluss an eine Arbeitslosenversammlung organisierte sie eine Massendemonstration zum Wiener Rathaus, welche unter massivem Polizeieinsatz zersprengt wurde, wobei Rudolf Hanser vorübergehend festgenommen wurde. Da es über diese Form demonstrierender Propaganda zu heftigen Diskussionen innerhalb der Opposition kam, wurde für den 21. März 1892 eine Parteikonferenz nach Wien einberufen. An dieser nahm neben dem Führer der tschechischen Unabhängigen, dem – später anarchistischen – Redakteur Vilém Körber (1845–1899) aus Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]), unter anderem auch der Schneidergehilfe Johann Risman (1864–1936), wichtige Persönlichkeit der ehemaligen Autonomisten, teil. Eine Klärung der Propagandafrage konnte zwar nicht erzielt werden, doch entschloss man sich, das Wort »demokratisch« fallen zu lassen und sich nur mehr als »socialistisch« zu bezeichnen. Auch die beeindruckenden Feiern zum 1. Mai in Österreich gaben der neuen Opposition Auftrieb, glaubte man doch in ihnen ein Zeichen dafür zu sehen, »daß die österreichischen Arbeiter noch nicht so vom Parlamentarismus zerfressen und korrumpiert sind, wie ihre Genossen in Deutschland.«8
Im Mai 1892 entstand innerhalb der Opposition eine neue Gruppe – also eine Opposition innerhalb der Opposition –, als deren Wortführer zunächst der Schuhmachergehilfe Edmund Frank (1857–?) auftrat. Noch vor dem dritten Parteitag der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, der vom 5. bis 9. Juni 1892 in Wien stattfand, trennte sich diese Gruppe von der Opposition um die Zeitung »Die Volkspresse« und beschloss gemeinsam mit Johann Risman die Gründung einer neuen Partei (!) und einer eigenen Zeitung. Für Pfingsten, Anfang Juni 1892, berief ein aus Josef Knopf, dem Hilfs- und Maschinenarbeiter Johann Gabauer (1860–?), Edmund Frank und dem Schriftsetzergehilfen August Peklo bestehendes Exekutiv-Komitee eine § 2-Versammlung von oppositionellen Sozialisten nach Wien ein.9 In einem mit »Wien, am 15. Mai 1892« datierten, an die kritisch gesinnten Unabhängigen gerichteten Zirkular wandte sich das Exekutiv-Komitee gegen die Opposition um »Die Volkspresse«: »Seit dem Bestand der Opposition, speziell in Wien, haben wir immer mehr und mehr Einsicht bekommen in das Gebahren einzelner Personen, die so gewissermaßen den Stab über sie führen wollen – hauptsächlich in der ›Volkspresse‹. Darum haben wir den Entschluß gefaßt, im Einverständnis mit den Genossen der oppositionellen Gruppen, endlich einmal mit einer solchen Wirthschaft aufzuräumen, um uns nicht länger mehr einer Lächerlichkeit gegenüber der ›offiziellen‹ Seite preiszugeben, sondern einen prinzipiellen und festen Kern in der heutigen Opposition zu schaffen, der in seiner Weiterentwicklung segenbringend für die Arbeiterschaft werden soll. Und […] wir hoffen, daß uns die Provinzgenossen in dieser Mission gewiß unterstützen werden.«10
Die »Partei der unabhängigen Socialisten«. 1892
Bald danach, wiederum in einer ganz vorschriftsmäßig einberufenen § 2-Versammlung, wurde in Wien am 7. August 1892 die Partei der unabhängigen Socialisten, wie sich die Anarchisten nun nannten, konstituiert. Bisweilen bezeichneten sie sich übrigens auch als Anti-Autoritäre oder Herrschaftslose, während der alte Name Autonomisten nunmehr vollständig verschwunden war. Als Organisationsform griff man im Wesentlichen auf das Gruppensystem der »Radicalen Arbeiter-Partei« der 1880er-Jahre zurück: »Jeder Bezirk hat einen Vertrauensmann, dieser hat in seinem Bezirk auf Grund des Paragraph 2-Gesetzes über das Versammlungsrecht eine auf geladene Gäste beschränkte Versammlung einzuberufen, welche die Anwesenheit eines Beamten der Behörde ausschließt. In solchen Versammlungen wird wieder ein Vertrauensmann für die auf solche Weise veranstaltete Landesversammlung gewählt.«11 Geleitet wurde die Partei der unabhängigen Socialisten von einem sogenannten Zehner-Ausschuss, dem während seiner kurzen Bestandszeit Johann Risman in Graz (Steiermark), der Schneidermeister Josef Lax (1841–1900) in Stein / Zakamen [zu Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru] (Kärnten), der Fabrikarbeiter Gottlieb Kummer (1856–1927) in Neunkirchen (Niederösterreich), der Bäckergehilfe Johann Duchan (1866–1930) in Ternitz (Niederösterreich) sowie Samuel David Friedländer, Johann Gabauer, Wenzel Kubesch, August Peklo, der Webergehilfe Johann Polzer, der Schuhmachergehilfe Anton Stránský (~1860–?) und der Tischlergehilfe Kajetan Valenci (1853–?) in Wien angehörten. Nach einer internen Ausschreibung, zu der verschiedene Anarchisten Manuskripte einsannten, wurde als erstes ein von Samuel David Friedländer verfasstes »Manifest der unabhängigen Socialisten an das österreichische Proletariat« veröffentlicht: »Vor unseren Augen werden Szenen entrollt, die von einer äußerst betrübenden Verwahrlosung des revolutionär-sozialistischen Prinzips zeugen und erkennen lassen, in welch’ schmachvoller Weise die Verleugnung der ursprünglichen Ideale und Ziele in den Reihen der Sozialdemokratie eingerissen ist. Die österreichische Arbeiterschaft, einst bekannt durch ihre radikale Anschauungsweise und infolge ihres ehemaligen revolutionären Auftretens zu den besten Hoffnungen berechtigend, ist seit dem Hainfelder Parteitage zu einem Spielball in der Hand politischer Renegaten herabgesunken […,] sie hat die revolutionäre Idee des Sozialismus, der vor allem Anderen zuerst die wirthschaftliche Erlösung des Proletariats anstrebt, verkannt […]. Die ökonomische Abhängigkeit des Proletariats ist die Ursache der politischen Knechtschaft; die letztere schwindet daher nur durch Beseitigung der Ursache.«12 Als Basis der Neuorganisation wurde vorgeschlagen: »1. Die Arbeiterpartei, welche Gruppen verschiedener sozialistischer Schattierungen ohne Unterschied umfassen kann, führt den Namen: Sozialistische Partei. 2. Zur sozialistischen Partei kann Jeder gehören, der die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform, die Vergesellschaftung und allgemeine Zugänglichmachung der Produktionsmittel, sowie gemeinsame Produktion und gemeinsame Konsumtion anstrebt. 3. Wir haben mit Hanser, Adler und Konsorten Nichts gemein.«13 Danach wurden die Ziele der neuen »Partei« aufgelistet, die zugleich die Prinzipien des kommunistischen Anarchismus wiedergeben, wobei allerdings schon in diesem frühen anarchistischen Manifest auf die Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisations- wie Kampfform hingewiesen wurde: »Unser Ziel ist die wirthschaftliche und damit die soziale Befreiung der Arbeiterklasse. Wir bekämpfen die Herrschaft und Knechtschaft in jeder Form, die materielle, wie die geistige. Dieses wird möglich durch die Aufhebung des bürgerlichen Privateigenthums, insbesondere durch Vergesellschaftung der Produktionsmittel. An Stelle des heutigen Sozial- und Wirthschaftszustandes tritt das gemeinsame Eigenthum, die gemeinsame Produktion und die gemeinsame Konsumtion. Aufgabe der Agitation ist es, das Proletariat dafür vorzubereiten, es zu organisiren für die Befreiung. In der internationalen Vereinigung des Proletariats liegt sein Recht und seine Stärke, in der Weltverbrüderung seine unwiderstehliche Macht. Aber das Band seiner Verbrüderung und seiner Vereinigung darf nicht im starren Programmpunkte, in dogmatischen Grundsätzen und in Systemen liegen […]. Darum empfehlen wir eine dezentralisirte Organisation im sozialen Kampfe; […] darum fordern wir auch die größtmögliche Bewegungsfreiheit der einzelnen Individuen innerhalb und außerhalb der Vereinigung. […] Zentralisation führt zur Korruption. Daher müssen wir nach Kräften diesen Fehler zu vermeiden suchen […]. Da die Herrschaft von jeher in der konsequentesten Weise das Elend über die arbeitenden Klassen des Volkes häufte und der Menschheit zum Fluche gereichte, so müssen wir unsere Taktik vorzugsweise gegen die Herrschaft richten. Wir müssen den Geist des Widerstandes im Volke wecken. […] Da aber die herrschende Klasse das Bollwerk der modernen Gesellschaftsordnung ist, so wird es die Hauptaufgabe unserer Taktik sein, dieselbe in ihren Grundfesten zu erschüttern und aufzulösen. Ihre Grundfesten aber sind die bestehenden Institutionen oder vielmehr die herrschenden Begriffe, nach welchen die modernen Gesellschaftseinrichtungen nothwendig und nützlich seien. Wir müssen diese Anschauungsweise zerstören, den menschlichen Geist revolutioniren und die große Masse von der Unhaltbarkeit der heutigen Einrichtungen überzeugen. Vorläufig müssen wir unsere Taktik auf gewerkschaftlichem Gebiet am regsten entfalten. Unser Kampf ist kein politischer, sondern ein sozialer, kein nationaler, sondern ein internationaler, ein rein proletarischer Klassenkampf, ein ökonomischer Kampf; und gerade weil er ein rein ökonomischer ist, so muß er vorzugsweise auf gewerkschaftlichem Gebiete entfacht werden.«14
Die Erwartungen der Unabhängigen Socialisten waren groß: »Gewiß, es existirt keine Opposition,« schrieb David Samuel Friedländer im August 1892, »weder innerhalb noch außerhalb des Rahmens der socialdemokratischen Organisation, aber, das was sich vor wenigen Monaten, als unabhängige socialistische Partei zu organisieren anschickte, ist mehr als alles andere dazu geeignet, die Socialdemokratie in ihrem Innersten zu erschüttern.«15 Dabei bezog sich die Konstituierung dieser Partei der unabhängigen Socialisten zunächst »nur auf Wien, während andere Orte zwar nicht formell, aber thatsächlich schon vorangegangen waren, z. B. Graz, Klagenfurt und andere Provinzorte sich hingegen wieder nachträglich für die neue Partei entschlossen haben.«16 Zunächst war die Bewegung auch erfolgreich, denn die Polizei schätzte die Anhängerschaft der Unabhängigen Socialisten im Frühjahr 1893 in Wien auf 1.000 bis 1.200 Mitglieder, in der Provinz, besonders der Steiermark, auf einige tausend.17
Autor: Reinhard Müller
Version: Juli 2025
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Daten
- 1
Vgl. beispielsweise die mit »Wien, 17. October 1891« datierte Flugschrift von Rudolf Hanser (1859–1909) / Adolf Heimann (1853–?): Arbeiter Oesterreichs! Wien: Verlag von R. Hanser [1891], [4] S.
- 2
[Anonym]: Briefe aus Oesterreich, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 1. Jg., Nr. 4 (6. Dezember 1891), S. [3–4], hier S. [4].
- 3
Vgl. [anonym]: Die Opposition in der österreichischen Sozialdemokratie. [I], in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 1. Jg., Nr. 5 (13. Dezember 1891), S. [4], und [anonym]: Die Opposition in der österreichischen Sozialdemokratie (Schluß), in: ebenda, 1. Jg., Nr. 6 (20. Dezember 1891), S. [4]. Vgl. auch die sozialdemokratische Entgegnung [anonym]: Die Sozialdemokratie in Oesterreich, in: ebenda, 1. Jg., Nr. 7 (27. Dezember 1891), S. [3].
- 4
Vgl. [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich. [I], in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 3 (17. Jänner 1892), S. [4], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung statt Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 4 (24. Jänner 1891), S. [4], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung statt Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 5 (31. Februar 1892), S. [3], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 6 (7. Februar 1892), S. [4], und [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 7 (14. Februar 1892), S. [3].
- 5
[Anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Schluß), in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 7 (14. Februar 1892), S. [3]. Ähnlich auch [anonym]: Kritische Streifzüge in Oesterreich. I, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 8 (21. Februar 1892), S. [3–4].
- 6
Ein Mitglied dieser Opposition der Jungen war der Schriftsteller Paul Ernst (1866–1933), der 1925 nach Österreich, nach Sankt Georgen an der Stiefing (Steiermark), übersiedelte. Als Student dem Anarchismus nahe stehend, wandte er sich aber bald der Sozialdemokratie zu, mit der er allerdings 1896 auch brach. Der als Vertreter der deutschen Neuklassik gewürdigte Dichter hatte in seinen anarchistischen Jahren lediglich zwei Schriften verfasst: Leo Tolstoi und der slavische Roman. Berlin: Brachvogel & Ranft 1889 (= Deutsche litterarische Volkshefte. 1.), 32 S.; Die Arbeitsschutzgesetzgebung und ihre internationale Regelung. Berlin: Verlag der »Berliner Volkstribüne« 1890 (= Berliner Arbeiterbibliothek. Serie 1. 12.), 36 S. In seiner Autobiografie ging Ernst auch kurz auf seine anarchistische Phase ein; vgl. Paul Ernst: Jünglingsjahre. München: Georg Müller Verlag 1930. Kurz nach seinem Bruch mit den Anarchistinnen und Anarchisten verfasste er einen Aufsatz über den Anarchismus aus sozialdemokratischer Sicht; vgl. Paul Ernst: Der Anarchismus, in: Das Magazin für Litteratur. Herausgegeben von Fritz Mauthner und Otto Neumann-Hofer (Berlin), 61. Jg., Nr. 19 (7. Mai 1892), S. 297–299, und 61. Jg., Nr. 20 (14. Mai 1892), S. 313–316.
- 7
S. D. F. [d. i. Samuel David Friedländer (1865–1942)]: Unsere Stellung zur Socialdemokratie, in: Die Zukunft (Wien), 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. 1–2, hier S. 1.
- 8
[Anonym]: Die erstmalige Maifeier in Oesterreich, in: Beilage zu »Der Sozialist«. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 18 (1. Mai 1892), S. [2–4], hier S. [2–3].
- 9
Vgl. die zwei Briefe von »Mehreren unabhängigen Sozialisten« und dem »Exekutiv-Komitee« in [anonym]: Zur Klärung der österreichischen Oppositionsverhältnisse, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 23 (5. Juni 1892), S. [4]. Vgl. auch Ein unabhängiger Sozialist: Herr Schatzl als Staatsretter von Oesterreich, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 22 (29. Mai 1892), S. [4], gegen das vom Anstreichergehilfen, Journalisten, Redakteur und Zeitungsherausgeber Josef Schatzl (um 1856–?) am 13. Februar 1892 gegründete Organ »Die freie Arbeit. Sozial-wirtschaftliches Organ der physisch und geistig Schaffenden« (Wien), 1. Jg. (1892), 20 Nummern; vgl. J[osef] Schatzl: Die Korruption in der österreichischen Sozialdemokratie. Ein Nachschlagebüchlein für Sozialdemokraten und für solche, die es werden wollen. Von J. Schatzl. Herausgegeben von der Redaktion der »Volkswehr«. Wien: Verlag der »Volkswehr« [1895], II, 46 S. Zu weiteren Beiträgen der Unabhängigen Socialisten in der Zeitung »Der Sozialist« vgl. [anonym]: Irrwege der österreichischen Opposition, in: Beilage zu »Der Sozialist«. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 19 (8. Mai 1892), S. [2], und S[amuel] D[avid] Friedländer (1865–1942): Literarischer Pöbel, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 28 (10. Juli 1892), S. [3] (noch datiert Zürich, am 27. Juni 1892). Ein deutscher Gruß an die österreichischen Unabhängigen Socialisten kam von dem im Dezember 1892 aus Österreich nach London (England) geflüchteten Tischlers und Orgelbauers Anton Schönberger (1867–?): An die Genossen in Oesterreich, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 25 (19. Juni 1892), S. [4].
- 10
Josef Knopf / Johann Gabauer (1860–?) / E[dmund] Frank (1857–?) / Aug[ust] Peklo: Werthe Genossen!, abgedruckt in [anonym]: Zur Klärung der österreichischen Oppositionsverhältnisse, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 23 (5. Juni 1892), S. [4].
- 11
Zitiert nach Anna Staudacher (1946–): Die »Zukunft«. Organ der unabhängigen Sozialisten (1892–1895). Wien: Verlag Monte Verita, Inh. Ing. Peter Stipkovics 1992 (= Edition wilde Mischung. Vernünftige Texte in schwarzen Heften. Herausgegeben von Arno Maierbrugger, Adi Rasworschegg, Gerhard Senft, Peter Stipkovics. 1.), S. 12.
- 12
[Samuel David Friedländer (1865–1942)]: Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 33 (13. August 1892), S. [2–3], hier S. 2. Erschien auch als Broschüre: Manifest der unabhängigen Socialisten an das österreichische Proletariat. Berlin: Druck und Verlag von W. Werner [1892]; die Weiterverbreitung dieser Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht Eger (Böhmen [Cheb, Tschechien]) vom 23. August 1892 und des Landes- als Pressgericht Wien vom 24. August 1892 in Österreich verboten. Vgl. auch Reinhard Müller (1954–): Manifest der Unabhängigen Socialisten (1892). Das erste anarchistische Manifest in Österreich. Wien: Verlag Monte Verita, Ing. Peter Stipkovics 2002 (= Edition wilde Mischung. Vernünftige Texte in schwarzen Heften. Herausgegeben von Arno Maierbrugger, Adi Rasworschegg, Gerhard Senft, Peter Stipkovics. 22.), 57 S. Vgl. dazu auch August Krčal (1860–1894): Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Oesterreichs. 1867–1892. Eine kritische Darlegung von August Krčal. Graz: Selbstverlag des Verfassers 1893, S. 50. Friedländers Manifest lässt deutlich Ideen des kommunistischen Anarchismus eines Josef Peuktert (1855–1910) erkennen. Er war auch Mitarbeiter an der von Peukert initiierten Zeitung »Die Autonomie« (London) und hat – ziemlich unüblich – einen Artikel auch namentlich gezeichnet; vgl. S[amuel] D[avid] Friedländer: »Freie Männer«, in: Die Autonomie. Anarchistisch-communistisches Organ (London), Nr. 165 (19. Dezember 1891), S. [1–2]. Nach der Publikation dieses Manifests verlor die Zeitung »Der Sozialist« (Berlin) rasch an Bedeutung für die Unabhängigen Socialisten. Zum einen hatten sie nun ihr eigenes Organ, die Zeitung »Die Zukunft« (Wien), zum andern wurde der Zeitung »Der Sozialist« der Postdebit (Zeitungsvertrieb durch die Post) mit Erkenntnis des Ministeriums des Innern vom 26. August 1892 für die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) behördlich entzogen, das heißt, sie durfte nur mehr unter Kuvert oder versiegeltem Paket verschickt werden, was die Portokosten enorm erhöhte; vgl. [anonym]: Unser Blatt in Oesterreich, in: Beilage zu »Der Sozialist«. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 40 (1. Oktober 1892), S. [1].
- 13
[Samuel David Friedländer (1865–1942)]: Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 33 (13. August 1892), S. [2–3], hier S. 2.
- 14
[Samuel David Friedländer (1865–1942)]: Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 33 (13. August 1892), S. [2–3], hier S. 2–3.
- 15
S. D. F. [d. i. Samuel David Friedländer (1865–1942)]: Unsere Stellung zur Socialdemokratie, in: Die Zukunft (Wien), 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. 1–2, hier S. 1.
- 16
[Anonym]: »Die Zukunft«. (Zum III. Jahrgange.), in: Die Zukunft (Wien), 3. Jg., Nr. 1 (14. Dezember 1894), S. 1–2, hier S. 1.
- 17
Vgl. [anonym]: Die sozialistische und anarchistische Bewegung im Jahre 1893. Wien: [kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei] 1894, S. 55.