Adolf Heimann (1853–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Franz Heimann, Sohn einer Hausfrau und eines Gerichtsdieners: Lohnkutscher und Inwohner; Heirta mit:
Mutter: Elisabeth Heimann, geborene Weber, Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners: Hausfrau
Ehe: keine
Kinder: keine
Biographie
Adolf Heimann absolvierte eine Lehre als Porzellanmaler und hielt sich dann für einige Jahre in Deutschland auf, wo er mit der sozialistischen Arbeiterbewegung in Berührung kam. 1878 wurde Heimann, der Sekretär am Residenz-Theater in Dresden (Sachsen) war, dort für vier Monate wegen Melancholie in eine so genannte Irrenanstat eingeliefert, desgleichen 1881 für einige Wochen in Leipzig (Sachsen).
Nach Schönau (Böhmen [Šanov, zu Teplice, Tschechien]) zurückgekehrt, wurde er hier ein wichtiger sozialdemokratischer Agitator. Er übersiedelte 1886 nach Altrohlau (Böhmen [Stará Role, Tschechien]), wo er als Porzellanmalergehilfe Arbeit fand. Aufsehen erregte er, als er das von ihm verfassten Flugblatt »Werte Kollegen« drucken und verteilen ließ.1 Eine der Folgen dieser Druckschrift war die in der Versammlung vom 6. Juli 1886 in Altrohlau gegründe des »Fachvereins der Porzellanmaler von Altrohlau und Umgebung«, bei der Heilmann zum Obmann gewählt wurde. Nach einer Hausdurchsuchung bei Heilmann, wobei sozialistische Druckschriften, Artikel und mehrere Briefe beschlagnahmt wurden, wurde er verhaftet. Am 22. Juni 1887 wurde er deswegen vor dem Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) anlässlich seines Flugblatts »Werte Kollegen« des Vergehens der Geheimbündelei angeklagt, aber freigesprochen.
Adolf Heimann begab sich nun in die Gegend von Falkenau am der Eger (Böhmen [Sokolv, Tschechien]). Hier organisierte er zahlreiche Arbeiterversammlungen. Und als im Juli 1887 ein Streik der Bergarbeiter im Elboger Kohlenbecken ausbrach, wurde Heimann als einer der Organisatoren verhaftet, am 4. August 1887 in das Bezirksgericht Elbogen (Böhmen [Loket]) eingeliefert und erst am 10. November 1887 auf freien Fuß gesetzt. Am 13. April 1888 wurde Heilmann vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Prag des Vergehens der Geheimbündelei angeklagt und im Sinne der Anklage zu einem Monat einfachem Arrest verurteilt. Aus der Haft entlassen, fand Heilmann in Asch (Böhmen [Aš, Tschechien]) Arbeit, wurde aber noch Ende Dezember 1887 auf Drängen der zuständigen Bezrkshauptmannschaft entlassen.
1888 übersiedelte Adolf Heilmann nach Wien, wo er in der Administration der »Arbeiter-Zeitung« (Wien) Arbeit fand. War er bislang ein getreues Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, so änderte sich das, als der Schriftsetzer und Journalist Rudolf Hanser (1859–1909), ein ehemaliger Autonomist, 1889 aus London (England) nach Wien zurückkam. Die beiden gründeten die zunächst noch sozialdemokratische Zeitung »Die Volkspresse. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes. Organ der österreichischen Sozialdemokratie« (Wien), die vom 25. November 1889 bis 13. Juni 1892 erschien und die zunächst Adolf Heimann, seit 9. November 1891 Rudolf Hanser herausgab. Schließlich gab Heimann gemeinsam mit Hanser, der in immer größere finanzielle Notlagen schlitterte, am 5. Mai 1891 die Zeitung »Der Maibote. Nichtperiodisches social-demokratisches Arbeiter-Organ« (Wien) heraus, die bereits bei ihrer ersten Nummer beschlagnahmt wurde. Noch stand Adolf Heilmann treu zur »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, redigierte der Schriften zum 1. Mai 1890 und 1891, betätigte sich gemeinsam mit Ludwig August Bretschneider (1860–1929) als Verleger sozialdemokratischer Publikationen, gehörte dem im Jänner 1891 in Wien gegründeten provisorischen Zentralwahlkomitee der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« für die Reichsratswahlen 1891 an und war Obmann-Stellvertreter des sozialdemokratischen »Politischen Vereins ›Gleichheit‹ in Wien«. Am 27. April 1891 wurde Heimann anlässlich einer in einer Versammlung getätigten Äußerung wegen Beleidigung des Reichsrats vom Bezirksgericht Hietzing zu 25 Gulden Geldstrafe, eventuell fünf Tage Arrest, verurteilt. Doch im September 1891 wurde Heilmann aus der Wiener »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« ausgeschlossen, ein Beschluss, der im Juni 1892 vom Sozialdemokratischen Parteitag bestätigt wurde.
Gemeinsam mit Rudolf Hanser organisierte Adolf Heimann Ende 1891 die zur »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« oppositionelle Arbeiterbewegung der Unabhängigen Sozialisten, die sich der deutschen Opposition der »Jungen« verwandt sah. Sie gründeten am 7. Dezember 1891 den »Politischen Arbeiterverein Unabhängigkeit«, dessen Obmann Heimann wurde. Bald distanzierten sich aber die anarchistischen Unabhängigen Socialisten von diesem Verein. Adolf Heimann, mittlerweile Administrator der Zeitung »Die Volkspresse« (Wien), organisierte als Obmann des »Hilfscomités zur Beteiligung der Arbeitslosen« am 29. Jänner 1892 eine »Aktion für die Arbeitlosen«. Bei der im Rahmen dieser Aktion durchgeführten Brotverteilung kam es am 7. März 1892 zu so genannten Ausschreitungen, weshalb die Polizei-Direktion Wien weitere Brotverteilungen in dieser Form verbot. Wegen seiner Flugschrift »Zum 1. Mai 1892« wurde Heimann am 13. Juli 1892 vom Bezirksgericht Alsergrund wegen Übertretung der unbefugten Kolportage zu 20 Gulden Geldstrafe, eventuell vier Tage Arrest, verurteilt.
Von der von ihm mitinitiierten Bewegung der oppositionell-sozialdemokratischen Unabhängigen Sozialisten enttäuscht, kehrte Adolf Heimann 1892 nach Nordböhmen zurück, wo er sich in Karbitz (Böhmen [Chabařovice, Tschechien]) niederließ. Hier war er Mitinitiator des am 12. Dezember 1892 in Karbitz gegründeten »Sozialistischen Landesvereins für Böhmen«, dessen zweiter Obmann er wurde. Heimann gründete hier auch den allerdings nur kurzlebigen »Politischen Verein ›Gleichheit‹ in Karbitz«, und auch die von ihm seit 13. Juli 1893 herausgegebene Zeitung »Freie Meinung. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes« (Karbitz) musste er im August 1893 einstellen, weil aufflog, dass sie in einer klerikalen Druckerei gedruckt wurde.
Adolf Heiman, der enger Beziegungen zu Christlichsozialen verdächtigt wurde, geriet in immer größere finazielle Nöte. Nachdem bereits seit einem Jahr in Karbitz und Umgebung immer wieder falsche Silbergulden aufgetaucht waren, wurden am 5. Februar 1894 vier Personen verhaftet, darunter Heimann. Sie hatten in einem Gasthaus regelmäßig mit Silbergulden bezahlt, so dass der Verdacht auf die vier Verhafteten fiel. Sie wurden unter dem Verdacht der Falschmünzerei ins Kreisgericht Aussig (Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien]) eingeliefert. Am 14. Februar 1894 konnte die Polizei die Falschmünzer-Werkstätte in der Wohnung eines Verhafteten ausfindig machen. Heimann, der während der Untersuchungshaft psychisch erkrankt, wurde wegen einer vom Gericht als hoffnunglos konstatierten geistigen Erkrankung am 19. Juli 1894 in die so genannte Landesirrenanstalt in Dobrzan (Böhmen [Dobřany, Tschechien]) eingeliefert. Es kursierte das Gerücht, dass er hier am 3. Jänner 1895 verstorben sei. Tatsächlich wurde Heiman, der zwischenzeitlich auch im Spital in Jungbunzlau (Böhmen [Mladá Boleslav, Tschechien]) behandelt wurde, wurde am 14. Juli 1897 aus Dobrzan als geheilt entlassen und in seine Heimatgemeinde Schönau gebracht.
Im November 1898 kehrte Adolf Heimann nach Wien zurück, wo er nach einer Hausdurchsuchung am 12. November 1889 verhaftet wurde. Er wurde sofort unter dem Verdacht anarchistischer Umtriebe von der Polizei-Direktion Wien aus Wien und Niederösterreich für beständig abgeschafft. Heimann, der nun als freisozialistischeer Schriftsteller und Redakteur lebte, unterhielt jetzt offen Beziehungen zu den Christlichsozialen, schloss sich aber Simon Starck (1865–1939) an, der 1903 aus der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« ausgeschlossen wurde und daraufhin die »Freisoziale Partei« gründete. Heimann arbeitete bis Jänner 1908 an der freisozialistischen Zeitung »Freie Worte« (Falkenau), danach kurz an der Zeitung »Döblinger Nachrichten. Erstes publizistisches Organ für den 19. Bezirk in Wien« (Wien) mit. Heimann, der nach eigenen Angaben auch in Wiener sozialdemokratischen und christlichsozialen Zeitungen publiziert habe, soll sich vor allem um eine Vereinigung der Christlichsozialen und Freisozialisten bemüht haben. Allerdings entzweite er sich 1907 mit Starck. Dennoch war es die Initiative des mittlerweile freisozialistischen Reichratsabgeordneten Simon Starck, der es ermöglichte, dass Heimann im November 1907 die Rückkehr nach Wien bis auf Widerruf erlaubt wurde. Bereits am 1. Mai 1908 erregte der mittlerweile arbeitslose Heimann bei der Maiandacht in der Michaelerkirche in Wien 1. einges Aufsehen. Unmittelbar nach dem Ende der Predigt des Priesters des Benediktinerordens Albanus Schachleiter (1861–1937) über »Wissenschaft und Glaube« rief Heilmann: »Es gibt doch keinen Gott!« beziehungsweise nach eigener Aussage, »Es gibt keinen solchen Gott!« Anwesende Kirchgänger stürzten sich auf ihn, schlugen ihn blutig und drängten ihn aus der Kirche. Heimann wurde von Sicherheitswachmännern vor der aufgebrachten Menge geschützt, verhaftet und unter dem Verdacht der Religionsstörung in das Landesgericht Wien eingeliefert, wo er seinen Zwischen ruf damit begründete, dass der Pfarrer in seiner Predigt gegen die Wissenschaft sprach und politische Inhalte vertreten habe. Am 27. Mai 1908 fand der Prozess gegen Heimann, der sich teilweise schuldig bekannte, vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien statt, und er wurde wegen öffentlicher Religionsstörung unter Anwendung außerordentlicher Milderungsgründe zu vierzehn Tagen strengem Arrest verurteilt. Am 15. Juni 1914 trat Adolf Heimann noch ein Mal in die Öffentlichkeit, diesmal aber nur als Zeuge in einem Ehrenbeleidigungsprozess in Wien.
Adressen
- Teplitz, Böhmen [Teplice, Tschechien], Teplitz 453 (Geburtsadresse)
- Wien 7., Kaiserstraße 117 (1890)
- Wien 7., Lerchenfelder Straße 139 (1891)
Publikationen
Flugblätter
- Werte Kollegen. Karlsbad: Druck von Brüder Taschler 1886, Flugblatt.
Herausgeber
- Zum 1. Mai 1890. (Herausgeber: Adolf Heimann. Veramtwortlicher Redakteur: Josef Tobola.) Wien: Genossenschaft-Buchdruckerei [1890], 10 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Klagenfurt vom 9. Mai 1890 in Österreich verboten.
- Arbeiter Oesterreichs! [Gezeichnet] Rudolf Hanser. Adolf Heimann. Wien: Verlag von R. Hanser [1891], unpaginiert (4 S.). Koautor: Rudolf Hanser (1859–1909).
- 1. Mai 1891. (Herausgeber: Dr. Viktor Adler, Ad. Heimann, Rud Pokorny. Redigirt und für den Inhalt verantwortlich: Rudolf Hanser.) Wien: Druck v. Th. Bannwarth [1891], 12 S.
- Wiener Politische Volksbibliothek. Herausgegeben von L. A. Bretschneider und Ad. Heimann. Wien: Verlag von L. A. Bretschneider (VI. Gumpendorferstraße 60) und Ad. Heimann (VII. Kaiserstraße 117) 1891, 1 Band:
1. Heft: Emil Kralik (1864–1906): Nutzen und Bedeutung der Gewerkschaften. Von Emil Kralik, Redakteur des Buchdruckereigehilfenorgans »Vorwärts!«. Wien: Verlag von L. A. Bretschneider (VI. Gumpendorferstraße 60) und Ad. Heimann (VII. Kaiserstraße 117) 1891 (= Wiener Politische Volksbibliothek. 1.), 23 S. - Zum 1. Mai 1892. (Eigentümer Kajetan Valenci. Herausgeber: Adolph Heimann.) Wien: Druck von Joseph Schwarzinger 1892, 8 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 23. April 1892 in Österreich verboten.
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Autor: Reinhard Müller
Version: November 2024
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