Johann Gabauer (1860–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Jan Gabauer
Geburtsdatum
24. Februar 1860

Ehe: ja
Kinder: drei

Biographie

Johann Gabauer kam nach Wien, wo er als Hilfs- und Maschinenarbeiter tätig war und sich 1885 der sozialistischen Arbeiterbewegung anschloss. 1889 wurde er Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, innerhalb der er sich schon früh der Opposition um die Zeitung »Die Volkspresse« (Wien) anschloss, deren Wortführer der Schriftsetzer Rudolf Hanser (1859–1909) und der Porzellanmaler Adolf Heimann (1853–?) waren.

Im Mai 1892 entstand innerhalb dieser Opposition der Unabhängigen eine neue Gruppe – also eine Opposition innerhalb der Opposition –, als deren Wortführer zunächst der Schuhmachergehilfe Edmund Frank (1857–?) auftrat. Noch vor dem dritten Parteitag der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, der vom 5. bis 9. Juni 1892 in Wien stattfand, trennte sich diese Gruppe von der Opposition um die Zeitung »Die Volkspresse« und beschloss gemeinsam mit dem Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936) die Gründung einer neuen Partei und einer eigenen Zeitung. Für Pfingsten, Anfang Juni 1892, berief ein Exekutiv-Komitee, dem auch Johann Gabauer angehörte, eine § 2-Versammlung von oppositionellen Sozialisten nach Wien ein. In einem mit »Wien, am 15. Mai 1892« datierten, an die kritisch gesinnten Unabhängigen gerichteten Zirkular wandte sich dieses Exekutiv-Komitee gegen die Opposition um »Die Volkspresse«. Bald danach, wiederum in einer ganz vorschriftsmäßig einberufenen § 2-Versammlung, wurde in Wien am 7. August 1892 die Partei der unabhängigen Socialisten konstituiert. Geleitet wurde diese von einem sogenannten Zehner-Ausschuss, dem auch wieder Johann Gabauer angehörte. In dieser bald nicht mehr »Partei« genannten Organisation sammelten sich jene Anarchisten, die sich nun Unabhängige Socialisten nannten. Diese hatten seit 27. August 1892 auch ein eigenes Organ, die Zeitung »Die Zukunft« (Wien). Bald gehörte Johann Gabauer zu den wichtigsten Rednern der Unabhängigen Socialisten. Seit einigen Monaten arbeitslos, trat er am 14. November 1892 bei einer sozialdemokratischen öffentlichen Versammlung zur herrschenden Arbeitslosigkeit in »Rappel`s Rosensälen« (Josef Rappel) in Wien 10., Himberger Straße 41, auf. Dabei meinte er unter anderem: »Mit Resolutionen ist uns nicht geholfen, die wandern in den Papierkorb, demonstriren wir«. Wenn die Verhältnisse nicht anders würden, »wären wir gezwungen, den gesetzlichen Weg zur Abhilfe zu verlassen.«1 Für seine Äußerungen auf dieser Versammlunger musste sich Gabauer am 5. Januar 1893 vor dem Erkenntnisgerichtshof Wien wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung verantworten, wurde aber freigesprochen.2

Später schloss sich Johann Gabauer wieder der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« an, und im Februar 1930 feierte deren Bezirksorganisation Hernals Gebauers 70. Geburtstag.

Karte
  • 1

    Zitiert nach [anonym]: Gerichtshalle. [/] Wien, 5. Jänner. [Anklage wegen Ruhestörung.], in: Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie [/] Morgenblatt (Wien), 34. Jg., Nr. 6 (6. Jänner 1893), S. 9.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Proceß Gabauer, in: Die Zukunft (Wien), 1. Jg., Nr. 10 (14. Jänner 1893), S. 3.