Valentin Horatlik (1857–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Valentin Horatlík
Geburtsdatum
9. Februar 1857
Berufe

Vater: Mathias Horatlik, Sohn einer Hausfrau und eines Haus- und Grundbesitzers: Hausbesitzer, Weber und Tabaktrafikant; Heirat mit:
Mutter: Victoria Horatlik, geborene Dworák, Tochter einer Hausfrau und eines Zimmermanns: Hausfrau

Biographie

Valentin Horatlik absolvierte eine Lehrer als Schlosser und kam als Schlossergehilfe nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 4. November 1883 erschien die erste und einzige Nummer der tschechischen Untergrundzeitung »Lipanské červánky« (V Ženěvě [Genf; recte Wien – Inzersdorf (Wien)]; Die Morgenröte von Lipany),1 welche in Wien von Valentin Horatlik gesetzt und in Inzersdorf (Niederösterreich [zu Wien 10.]) in der Wohnung des Tischlergehilfen Johann Ehn (1852–1937) und seiner Lebensgefährtin Franziska Faber gedruckt wurde. Dazu wurde bereits eine von Valentin Horatlik und vom Tischlergehilfen Johann Slezák (1851–1907) neu hergestellte Druckerpresse benutzt. Die Zeitung wird bisweilen fälschlich unter dem Titel »Červánky Lipanské« geführt. Der Zeitungstitel ist eine Anspielung auf die Schlacht beim Dorf Lipan (Böhmen [Lipany, zu Vitice, Tschechien]), wo sich am 30. Mai 1434 radikale Hussiten (Taboriten) und eine Koalition von Utraquisten und Katholiken gegenüberstanden. Diese Schlacht endete mit einem fürchterlichem Gemetzel.

Am 17. Februar 1884 tauchte in Wien und seinen Vororten das Untergrundflugblatt »Aufruf an die Proletarier Wiens!« auf, unterzeichnet mit »Wien, im Februar d. J. Das Executiv-Comité der Social- Revolutionäre Oesterreichs«.2 Gesetzt wurde dieses Flugblatt über Aufforderung des Buchbindergehilfen und Schriftsetzers Eduard Brady (1864–?) durch den Schriftsetzer Ferdinand Hübner (~1860–1897) in Wien 10., Goethestraße 18 [Uhligstraße], gedruckt bei Johann Ehn in Inzersdorf (Niederösterreich [Wien 10.]). Eduard Brady und Valentin Horatlik holten sie dann dort zur weiteren Verteilung ab.

Am 12. März 1884 tauchte in Wien das Untergrundflugblatt »An die Anarchisten Wiens!« auf, unterzeichnet mit »Das Executiv-Comité der Social-Revolutionären Oesterreichs«.3 Gesetzt wurde dieses Flugblatt wieder über Aufforderung von Eduard Brady durch Ferdinand Hübner in Wien 10., Goethestraße 18 [Uhligstraße], gedruckt bei Johann Ehn in Inzersdorf (Niederösterreich [Wien 10.]). Eduard Brady und Valentin Horatlik holten auch dieses Flugblatt von dort zur weiteren Verteilung ab.

Am 9. August 1884 erschien mit Unterstützung der Wiener tschechoslawischen Radicalen die erste, mit »Juli« datierte Nummer der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Wien / Neulerchenfeld (Wien)], gedacht als Fortsetzung der am 15. Februar 1884 erschienenen Zeitung »Die Zukunft« (Budapest). Die Artikel »Revolutionäre Grundsätze« und »Früchte des Gottesglaubens« wurden der Zeitung »Freiheit« (New York) entnommen, die anderen waren Originalbeiträge von August Haberman, später ein bekannter Anarchist und als Gustav Habrman (1864–1932) ein sozialdemokratischer Politiker. Für dieses Druckwerk wurde die Druckerpresse der Radicalen durch Eduard Brady und Valentin Horatlik einer Rekonstruktion unterzogen, anschließend vom Drechslergehilfen August Habrman von Wien 3., Tongasse 5 , in die Wohnung des Schlossergehilfen Thomas Schönauer (1850–1888) nach Wien 3., Erdbergstraße 31, gebracht. Hier wurde die Zeitung von Ferdinand Hübner gesetzt und teilweise gedruckt. Die Arbeit musste jedoch unterbrochen werden, weil eine neuerliche Verlegung der Druckerei anstand. Durch Vermittlung des Spenglergehilfen Johann Bleicher (1850–1887), des Metalldrehers Karl Huliczka (1864–?) und des Bildhauergehilfen Anton Schrom (1846–?) wird sie vom Silberarbeiter Leopold Springer (1858–?) wurde die Druckerpresse in die Wohnung des Zimmermalers und Anstreichers Willibald Buchmann (1854–?) nach Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]), Kirchstetterngasse 53, gebracht. Hier wurde die Zeitschrift in der Wohnung von Willibald Buchmann fertig gesetzt und von der Hausfrau Anna Buchmann (1858–?) und ihrem Ehemann Willibald Buchmann, Karl Huliczka und dem Schlossergehilfen Karl Stummvoll (1857–?) gedruckt. Die Weiterverbreitung der Zeitung wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 12. August 1884 in Österreich verboten.

Schließlich wurde die geheime Druckerei von der Polizei entdeckt und es begannen erste Verhaftungen unter den Wiener Radicalen. Auch Valentin Horatlik wurde am 8. September 1884 in Inzersdorf verhaftet. Vom 26. bis 29. November 1884 fand vor dem Ausnahmsgericht Wien der Hochverratsprozess gegen die Betreiber der geheimen Druckerei von Neulerchenfeld statt. Alle zwanzig Angeklagten, darunter Horatlik, wurden der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung, Beleidigung von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses, der Religionsstörung sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Valentin Horatlik wurde zu fünf Jahren schwerem Kerker verurteilt.

Valentin Horatlik ging nach seiner Freilassung in die USA ins Exil, wo er sich in Elizabeth (New Jersey, USA) niederließ und am 5. Juli 1893 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.

Adressen

  • Königseck, Böhmen [Kunžak, Tschechien], Königseck 69 (Geburtsadresse)

Karte
  • 1

    Vgl. Lipanské červánky. Nr. 1. V Ženěvě [Genf; recte Wien – Inzersdorf (Wien)]: [Johann Ehn und Franziska Faber] [1883], Flugblattzeitung; Tschechisch: Die Morgenröte von Lipany. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Prag vom 23. Dezember 1883 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Aufruf an die Proletarier Wiens! [Inzersdorf (Wien)]: [Johann Ehn] [1884], 1 Blatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 20. Februar 1884 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. [anonym]: An die Anarchisten Wiens! [Inzersdorf (Wien)]: [Johann Ehn] [1884], 1 Blatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 15. März 1884 in Österreich verboten.