Johann Bleicher (1850–1887)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: keine
Kinder: keine
Biographie
Johann Bleicher absolvierte eine Spenglerlehre und arbeitete als Spenglergehilfe in Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Er war in die Herstellung der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Neulerchenfeld )Wien)] involviert, deren erste, mit »Juli« datierte Nummer am 9. August 1884 erschien. Diese Zeitung war als Fortsetzung der am 15. Februar 1884 erschienenen Zeitung »Die Zukunft« (Budapest) gedacht. Auch an der zweiten, im September 1884 erschienenen Nummer der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Wien und Neulerchenfeld (Wien)]1 war er beteiligt. Johann Bleicher war auch beteiligt, als am 24. August 1884 der Zimmermaler und Anstreicher Willibald Buchmann (1854–?), der Schriftsetzer Ferdinand Hübner (~1860–1897), der Bildhauergehilfe Anton Schrom (1846–?) und er Silberarbeiter Leopold Springer (1858–?) während einer Kahnfahrt auf der Alten Donau beschlossen, eine zweite Nummer der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Neulerchenfeld (Wien)] im September 1884 erscheinen zu lassen, die dann aber nur teilweise gesetzt werden konnte, weil die Polizei die geheime Druckerpresse am 3. September 1884 aushob.
Vom 26. bis 29. November 1884 fand vor dem Ausnahmsgericht Wien der Hochverratsprozess gegen die Betreiber der geheimen Druckerei von Wien beziehungsweise Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) statt. Zu den zwanzig Angeklagten gehörte auch Johann Bleicher. Er sei am Transport der Geheimpresse und an der Verbreitung der Zeitung »Die Zukunft« beteiligt gewesen und habe ein Paket mit Manuskripten für diese Zeitung weitergeleitet. Dadurch hätte er sich in irgendeiner Form an der Herstellung der Druckwerke beteiligt. Bleicher, der umfassend geständig war, wurde der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung, der Beleidigung von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses, der Religionsstörung sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt und wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung, der Religionsstörung und der versuchten Verleitung zum Mord sowie wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu acht Jahren schwerem Kerker und anschließender Ausweisung verurteilt. Die Polizei-Direktion Wien veröffentlichte sogar noch nach dem Tod von Johann Bleicher, der am 3. März 1887 vierunddreißigjährig im Gefängnis Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) an Lungentuberkulose verstarb, 1892 dessen beständige Ausweisung aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) nach Ungarn: »Nach Ungarn. [...] 34 Bleicher Johann, vulgo Miško, Spenglergeh., aus Temes St. Andreas in Ungarn, 42 J. alt, 163cm groß, mit ovalem Ges., br. H. u. Augenbr., gr. Aug., rund. Kinn, deutsch u. ungarisch sprechend, am 29. November 1892 vom Land.-Ger. Wien nach w. Verbr. des Hochverrathes, der Majestätsbeleidigung, Religionsstörung, versucht. Verleitung zum Morde u. weg. des Verg. nach §. 305 St.-G. verbüßter 8jähr. schw. Kerkerstr.«2
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Zukunft [Wien / Neulerchenfeld (Wien)] 1884
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Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Oktober 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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- 1
Vgl. Die Zukunft. Organ der revolutionären Sozialisten Österreichs [Wien und Neulerchenfeld (Wien)], [1]. Jg., N. 1 (Juli 1884). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 12. August 1884 in Österreich verboten.
- 2
[Anonym]: 34 Bleicher Johann, vulgo Miško, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 88 (13. Dezember 1892), [nach S. 348:] Ausweis über die im Monate November 1892 landesverwiesenen und abgeschafften Ausländer. Beilage zum C.-P.-BL. Nr. 88.