Johann Bleicher (1850–1887)

Persönliche Daten
Namensvarianten
ungarische Namensform: János Bleicher
Deckname: Miško
Geburtsdatum
1850
Sterbedatum
3. März 1887
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Johann Bleicher absolvierte eine Spenglerlehre und arbeitete als Spenglergehilfe in Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Er war in die Herstellung der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Wien] involviert, deren erste, mit »Juli« datierte Nummer am 9. August 1884 erschien. Diese Zeitung war als Fortsetzung der am 15. Februar 1884 erschienenen Zeitung »Die Zukunft« (Budapest) gedacht. Auch an der zweiten, im September 1884 erschienenen Nummer der Untergrundzeitung »Die Zukunft« [Neulerchenfeld (Wien)] war er beteiligt. Vom 26. bis 29. November 1884 fand vor dem Ausnahmsgericht Wien der Hochverratsprozess gegen die Betreiber der geheimen Druckerei von Wien beziehungsweise Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) statt. Zu den zwanzig Angeklagten gehörte auch Johann Bleicher. Er sei am Transport der Geheimpresse und an der Verbreitung der Zeitung »Die Zukunft« beteiligt gewesen und habe ein Paket mit Manuskripten für diese Zeitung weitergeleitet. Bleicher wurde wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung, der Religionsstörung und der versuchten Verleitung zum Mord sowie wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu acht Jahren schwerem Kerker und anschließender Ausweisung verurteilt. Die Polizei-Direktion Wien veröffentlichte sogar noch nach dem Tod von Johann Bleicher, der am 3. März 1887 vierunddreißigjährig im Gefängnis Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) an Lungentuberkulose verstarb, 1892 dessen beständige Ausweisung aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) nach Ungarn: »Nach Ungarn. [...] 34 Bleicher Johann, vulgo Miško, Spenglergeh., aus Temes St. Andreas in Ungarn, 42 J. alt, 163cm groß, mit ovalem Ges., br. H. u. Augenbr., gr. Aug., rund. Kinn, deutsch u. ungarisch sprechend, am 29. November 1892 vom Land.-Ger. Wien nach w. Verbr. des Hochverrathes, der Majestätsbeleidigung, Religionsstörung, versucht. Verleitung zum Morde u. weg. des Verg. nach §. 305 St.-G. verbüßter 8jähr. schw. Kerkerstr.«1

Karte
  • 1

    [Anonym]: 34 Bleicher Johann, vulgo Miško, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 88 (13. Dezember 1892), [nach S. 348:] Ausweis über die im Monate November 1892 landesverwiesenen und abgeschafften Ausländer. Beilage zum C.-P.-BL. Nr. 88.