Josef Till (1855–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Joseph Till
Geburtsdatum
21. August 1855
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Anton Till; tschechische Namensform: Antonín Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 23. Juni 1814 – ?), Sohn einer Taglöhnerin und eines Auszüglers: Weber, zuletzt in Wien am Dampfschiffplatz beschäftigt; Heirat in Johannesthal (Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien]) am 30. April 1849 mit:
Mutter: Josefa Till, geborene Josepha Göbel (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 25. August 1820 – ?), Tochter einer Häuslerin und eines Häuslers: Hausfrau
Bruder: Wilhelm Till; tschechische Namensform: Vilém Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 20. Juli 1851 – ?): Webergehilfe; Radicaler
Schwester: Theresia Till; tschechische Namensform: Tereza Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 29. September 1853 – ?)
Schwester: Josepha Till; tschechische Namensform: Josefa Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 15. Mai 1858 – ?)
Schwester: Aloisia Till; tschechische Namensform: Aloisie Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 22. Dezember 1860 – ?)
Bruder: Johann Till; tschechische Namensform: Jan Till (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov u Krnova, Tschechien] 29. September 1863 – ?): Webergehilfe, später Webermeister; Radicaler
Ehe: in Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 15. August 1880 mit Anna Ganß (Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov (okres Bruntál), Tschechien] 24. März 1859 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Glasermeisters: Hausfrau
Tochter: Aloisia Till (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 30. August 1880 – ?): Taufpatin war Josef Tills Schwägerin, die Handarbeiterin Aloisia Till, geborene Heinisch (1852–?), Ehefrau von Wilhelm Till (1851–?), Radicaler
Sohn: Rudolf Till (Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 24. Mai 1882 – ?)

Biographie

Der Webergehilfe Josef Till kam nach Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) und fand in der »Ersten österreichischen Jute-Spinnerei und Weberei« in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) Arbeit. Als er am 15. August 1880 heiratete, waren sein Bruder, der Webergehilfe Wilhelm Till (1851–?), und der Fabrikarbeiter Ferdinand Schaffhauser (1836–?) Trauzeugen. Er engagierte sich schon früh in der radicalen Arbeiterbewegung, was ihm zunächst eher harmlose Konflikte mit den Behörden einbrachte. So erschienen am 24. November 1880 zwei Finanzwachleute bei Josef Till in der Fabrik und forderten ihn auf, dass er ein Paket mit der Zeitung »Sozialpolitische Rundschau« (Reichenberg) öffnen solle, was Josef Till aber verweigerte.

Kritisch wurde die Lage für Josef Till, als am 15. Dezember 1883 die sozialrevolutionären Attentate Wien und seine Vororte erreichten. Am Abend dieses Tags hielt der mittlerweile als Brotführer arbeitende Ferdinand Schaffhauser (1836–190?) in einer von Josef Till, Bruder des Webergehilfen Johann Till (1863–?), und dem Webergehilfen Alois Siegel einberufenen Versammlung des »Gewerbevereins sämtlicher Stuhlarbeiter und Stuhlarbeiterinnen für Wien« vor etwa vierzig Zuhörern im Gasthaus Franz Aschenbrenner in Jedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Brünner Straße 203, einen Vortrag über »Antikes und modernes Proletariat«, und zwar im Lesezimmer des dort erst seit etwa drei Wochen untergebrachten »Bildungsvereins der Eisen- und Metalldreher«. Unter den etwa vierzig Besuchern befand sich auch Josef Till. Nach dem Ende der Veranstaltung unterhielt sich der Polizeikonzipist Franz Hlubek (1854–1883) am Tresen noch eine Weile mit Ferdinand Schaffhauser und Johann Till und verließ um etwa 21 Uhr das Lokal, um zu seinem am anderen Ende der Straße gelegenen Wohnhaus in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Hauptstraße 46 [Floridsorfer Hauptstraße], zu gehen. Dabei begleitete ihn der Vortragende Ferdinand Schaffhauser bis zum Friedhof an der Ortsgrenze von Jedlersdorf, trennte sich aber dort von ihm, um kurz nach 21 Uhr im »Beránek’schen Gasthaus« (Roman Beránek und Julie Beránek) in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), Hauptstraße 58 [Floridsdorfer Hauptstraße], noch eine Vorlesung zu besuchen; hier war mittlerweile auch Josef Till eingetroffen. Franz Hlubek wurde kurz nach 21 Uhr, kaum dreihundert Schritte von Franz Aschenbrenners Gasthaus entfernt, wie das Gericht später feststellte, von Anton Kammerer (1862–1884) erschossen. Noch in der Nacht wurde mit den Verhören begonnen. Am 16. Dezember 1883 wurden Ferdinand Schaffhauser und Johann Till im Gasthaus Roman und Julie Beranek, der Lackierer in einer Lokomotivfabrik Johann Ondra (1856–?) und Josef Till in ihren Wohnungen unter dem Verdacht der Mitschuld am Mord verhaftet und am 17. Dezember 1883 in das Landesgericht Korneuburg (Niederösterreich) eingeliefert. Nach der Delegierung der Untersuchungen an das Landesgericht Wien wurden die vier Verdächtigen am 4. Februar 1884 von Korneuburg in das Landesgericht Wien eingeliefert. Die Verfahren gegen Johann Till und Josef Till, in dessen Notizbuch eine Fotografie der russischen Sozialrevolutionärin Sofja Lwowna Perowskaja ‹Софья Львовна Перовская› (1853–1881) gefunden worden war, wurden am 25. Februar 1884 ohne Anklageerhebung eingestellt, die beiden aus der Untersuchungshaft entlassen und bereits am 26. Februar 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesen.

Adressen

  • Johannesthal, Österreichisch-Schlesien [Janov (okres Bruntál), Tschechien], Johannesthal 223 (Geburtsadresse)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 201 (1880)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 183 (1882)
  • Jedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlersdorf 181 (1883)
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