Franz Skopek (1861–1926)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: František Škopek
Geburtsdatum
2. Dezember 1861
Sterbedatum
9. August 1926
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Thomas Skopek; tschechische Namensform: Tomáš Škopek: Hausbesitzer; Heirat mit:
Mutter: Franziska Skopek, geborene Krejčy; tschechische Namensform: Františka Škopek: Hausfrau
Ehe: in Linz an der Donau (Oberösterreich) am 19. Mai 1889 mit Maria Schreibelmayr (Gallneukirchen, Oberösterreich 28. Jänner 1864 – Linz an der Donau, Oberösterreich 17. Mai 1927), Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners: Köchin, Hausfrau
Sohn: Franz Skopek (Linz an der Donau, Oberösterreich 18. August 1890 – ?): Verpflegsmeister

Biographie

Franz Skopek absolvierte eine Schneiderlehre und kam als Schneidergehilfe nach Linz an der Donau (Oberösterreich), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.

Der Radicale und Sozialrevolutionär

Rasch wurde er zu einer wichtigen Persönlichkeit der tschechoslawischen Radicalen. Anfang Juli 1885 konstituierte sich in Linz an der Donau eine neue Parteileitung der Linzer radicalen Arbeiterbewegung, welche sich »Exekutiv-Comité« nannte. Mitglieder waren die Schuhmachergehilfen Karl Hubmayer (1856–~1932) und Franz Forst, der Schneidergehilfe Ludwig Philipp Schrödl (1851–1888) und der Schneidergehilfe Franz Skopek. Als Hauptaufgaben wurden die Einhebung der Parteisteuer (fünf Kreuzer wöchentlich) sowie die Verbindung nach auswärts festgelegt, das heißt konkret, die Kontakte mit den oberösterreichischen Ortsgruppen von Gmunden, Ried, Steyr und Wels sowie von Amstetten (Niederösterreich) und Salzburg (Salzburg) zu festigen. Am 27. September 1885 fand eine Konferenz oberösterreichischer Vertrauensmänner im Gasthaus »Auf der Haide« in Linz an der Donau statt, auf welcher die Organisation nach dem Fünfer-Gruppensystem der Konferenz deutschsprachiger radicaler Vertrauensmänner am 28. Juni 1885 nahe Leoben (Steiermark) erörtert wurde. Zugleich wurde als Leitung die Organisationsgruppe gegründet, welcher die Schuhmachergehilfen Karl Hubmayer und Franz Forst, der Tischlergehilfe Johann Jandejšek (1843–?), der Schmiedgehilfe Franz Kropfmüller (1845–1893), der Sattlergehilfe Anton Schenk (1842–1927), der Schneidergehilfe und Polizeispitzel Ludwig Philipp Schrödl und der Schlosser Anton Winklař angehörte, fast alle zum Anarchismus tendierende Radicale. 

Im Oktober 1885 begab sich Franz Skopek nach Graz (Steiermark), wo er sich mit Genossen aus dem Umfeld der radicalen Zeitung »Die Arbeit« (Marburg / Graz) traf. Diese Zeitung, die seit dem 6. August 1885 in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) und seit dem 8. Dezember 1885 in Graz erschien, war bis zu deren Einstellung mit der Nummer vom 16. April 1886 das wichtigste Organ der Radicalen in Österreich.

Schon im November 1885 kehrte Franz Skopek nach Linz an der Donau zurück. Am 14. Dezember 1885 begann hier die große Verhaftungswelle unter den oberösterreichischen Radicalen. Dies hatte zur Folge, dass am 24. Jänner 1886 in Linz an der Donau eine geheime Konferenz der Radicalen stattfand, auf der beschlossen wurde, die bisherige Organisationsform vom 27. September 1885 in Fünfer-Gruppen dahingehend zu ändern, dass diese Gruppen nur mehr lose miteinander verbunden sein sollten. Die Gesamtorganisation sollte durch zwei Vertrauensmänner geleitet werden: für die deutschsprachigen Radicalen der mittlerweile las Polizeispitzel agierende Ludwig Philipp Schrödl und für die tschechoslawischen Franz Skopek. Noch im Jänner 1886 wurden in Linz an der Donau fünf Gruppen nach dem neuen Fünfer-Gruppensystem mit zusammen sechsundzwanzig Personen gebildet. Am 30. Juni 1886 traf der Schuhmachergehilfe Johann Hospodský (1863–?) in Linz an der Donau ein, der sich zunächst der von Franz Skopek geleiteten tschechoslawischen Gruppe Radicaler anschloss, aber bereits im Juli 1886 eine neue Gruppe gründete, welche sozialrevolutionär ausgerichtet war. Schließlich initiierte der Schuhmachergehilfe Karl Hubmayer (1856–~1932) eine weitere geheime Gruppe, die zum Lager der Gemäßigten tendierte. Gemeinsam war der Gruppe um Hospodský und Skopek einerseits und Hubmayer andererseits, dass sie sich zu den Prinzipien der Konferenz radicaler Vertrauensmänner nahe Leoben (Steiermark) vom 28. Juni 1885 bekannten.

Am 12. September 1886 fand in Gmunden  (Oberösterreich) das Gründungsfest des »Arbeiter-Bildungsvereins Gmunden« statt. Dazu reisten Delegierte aus Linz an der Donau, Ried (Oberösterreich) und Wels (Oberösterreich) sowie aus Salzburg (Salzburg) an. In einer geheimen Konferenz wurde beraten, auf welche Weise die Verbindung mit Genossen in Kärnten, Krain, der Steiermark und Tirol aufgenommen werden könnte. Man beschloss dies einer noch einzuberufenden Delegiertenkonferenz zu überlassen. Zugleich gelang es hier der sozialrevolutionären Linzer Gruppe um Johann Hospodský und Franz Skopek Anhänger in Gmunden, Ried und in Salzburg zu gewinnen, während die gemäßigte Gruppe um Karl Hubmayer lediglich je einen Anhänger in Gmunden und Wels rekrutiren konnte. Allerdings erlitt die sozialrevolutionäre Gruppe einen schweren Rückschlag, weil Johann Hospodský kurz vor diesem Gründungsfest, am 8. September 1886, im Zuge der Erhebungen gegen die Wiener Sozialrevolutionäre verhaftet und nach Wien überstellt worden war. Und Karl Hubmayer reiste am 25. Dezember 1886 aus Linz an der Donau ab, um eine für die Entstehung einer anarchistischen Bewegung in Österreich wichtige Reise nach Graz zu unternehmen.

Die Fünfzehnerturm-Affäre. September 1886

Bereits seit August 1886 hatte in der sozialrevolutionären Gruppe um Johann Hospodský und Franz Škopek der Plan bestanden, mittels eines Überfalls Dynamit für die Propaganda der Tat zu besorgen. Ziel des geplanten Anschlags war der so genannte Fünfzehnerturm im nahen Unterpuchenau [zu Puchenau] (Oberösterreich). In diesem alten Wehrturm lagerte das Militär Sprengstoff. In der Nacht vom 21. auf den 22. September 1886 schlichen sich die Radicalen an den Fünfzehnerturm an, stießen dabei jedoch auf eine Wache und ergriffen nach einem Anruf die Flucht. Der in die Aktion eingeweihte Polizeispitzel Ludwig Philipp Schrödl hatte die Behörden bereits zuvor von diesem Vorhaben informiert.

Der Anarchist

Franz Skopek, der sich mittlerweile der anarchistischen Gruppe der Autonomisten um den Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936) angeschlossen hatte, arbeitete nun an der in Villach / Beljak (Kärnten) erscheinenden anarchistischen Zeitung »Arbeit« (Villach) mit, von der allerdings nur zwei Nummern im Juni 1887 veröffentlicht werden konnten. Trotz der zweimaligen Konfiskation der Nummer 2 sollte hier noch eine Nummer 3 erscheinen. Die dafür vorgesehenen Manuskripte wurden bei einer Hausdurchsuchung in Seebach / Jezernica [zu Villach / Beljak] (Kärnten) beschlagnahmt und von der Polizei nicht mehr zurückgegeben. Die Zeitung sollte zunächst nach Graz (Steiermark) verlegt werden, wobei Johann Risman als Herausgeber den Lackierergehilfen Johann Ondra (1856–?), ein ehemaliger Radicaler und nunmehriger Autonomist, vorschlug. Tatsächlich erschien die dritte Nummer der Zeitung in Linz an der Donau. Allerdings wurden hier von der Zeitung »Arbeit« (Linz) auf Initiative des Polizeispitzels Ludwig Philipp Schrödl am  6. Oktober 1887 nur drei Belegexemplare gedruckt, welche von der Polizei sofort beschlagnahmt wurden. Schon am 9. Oktober 1887 wurde für die Herusgabe einer neuen Nummer der Zeitung ein neues Herausgeberkomitee gegründet, dem Franz Skopek, Ludwig Philipp Schrödl und der Schuhmachergehilfe Anton Zeller angehörten. Doch der Schriftsetzergehilfe und Journalisten Rudolf Hanser (1859–1909) und Johann Risman sprachen sich für die Verelegung der Zeitung nach Wien aus, woraufhin die Zeitung in Wien »Arbeit« (Wien), erschienen vom 27. Oktober bis 22. Dezember 1887, mit neuer Jahrgangszählung gleichsam fortgesetzt wurde. Franz Skopebemühte sich weiterhin um Gruppenbildungen im Sinne der Autonomisten in Oberösterreich. Eine letzte Gruppe konnte er im Mai 1888 in Linz an der Donau gemeinsam mit Genossen aus Traun (Oberösterreich) bilden. Doch bereits zu Eihnachten 1887 war der Miedermacher Andreas Grosse (1840–1917) nach Linz an der Donau gereist, um im Sinne des Arztes und Journalisten Victor Adler (1852–1918) für eine Einigung der Lager der Gemäßigten, Radicalen, Sozialrevolutionäre und Anarchisten zu werben. Diese wurde allerdings von der Gruppe um Franz Skopek abgelehnt, während sich die Anhänger von Karl Hubmayer dafür aussprechen.

Der Sozialdemokrat

Im Jänner 1889 meldete Franz Skopek als Schneidermeister ein Gewerbe als Kleidermacher in Linz, Hafferlstraße 3, an, heiratete und gründete eine Familie. Bald wandte er sich der Sozialdemokratie zu, wurde Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« und später auch der Ortsgruppe Linz des »Sozialdemokratischen Handels- und Gewerbetreibendenvereins«.

  • Linz an der Donau, Oberösterreich, Hafferlgasse 3 (belegt für 1889 bis 1890)
  • Linz an der Donau, Oberösterreich, Starhembergstraße 33 (Sterbeasdresse)
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