Karl Hubmayer (1856–1932)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Friedrich Hubmayer: Schuhmacher; Heirat mit:
Mutter: Regina Hubmayer, geborene Forstner
Bruder: Friedrich Hubmayer; nannte sich: Miroslav Hubmajer (Laibach, Krain [Ljubljana, Slowenien] 3. Jänner 1851 – Sarajewo [Sarajevo / Сарајево] (Bosnien und Herzegowina) 1. März 1910): Schriftsetzer, Schreibmaschinenmechaniker, Insurgentenführer der Bulgaren beim mazedonischen Aufstand
erste Ehe: mit Franziska Zuger (Laibach, Krain [Ljubljana, Slowenien] um 1862 – Linz an der Donau, Oberösterreich 1. Jänner 1886): Hausfrau
Sohn: Johannes Hubmayer (um 1882 – ?): Schiffsmann
Sohn: Friedrich Hubmayer; später: Fritz Hubmayr (Linz an der Donau, Oberösterreich 15. August 1884 – Linz an der Donau, Oberösterreich 11. September 1932): Schuhoberteilerzeuger, sozialdemokratischer Gewerkschafts- und Parteifunktionär
Tochter: Theresia Francisca Hubmayer (Linz an der Donau, Oberösterreich 10. November 1885 – ?): Lehrerin
zweite Ehe: in Linz an der Donau (Oberösterreich) am 18. September 1887 mit Rosa Mostra, verwitwete Wunsche (Linz an der Donau, Oberösterreich 10. Juni 1856 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Schneidermeisters: Hausfrau; war in erster Ehe mit dem Kupferschmiedgehilfen Wunsche verheiratet
Tochter: Rosa Hubmayer (Linz an der Donau, Oberösterreich 12. Mai 1888 – ?)
Sohn: Karl Borromäus Hubmayer (Linz an der Donau (Oberösterreich 4. Oktober 1889 – ?)
Biographie
Karl Hubmayer besuchte die vierklassige Normalschule und absolvierte 1867 bis 1871 eine Schumacherlehre in Laibach (Krain [Ljubljana, Slowenien]). Er trat als Schuhmachergehilfe 1872 dem »Arbeiter-Bildungsverein Laibach« bei. 1873 fand er in Klagenfurt (Kärnten) Arbeit, wo er dem »Arbeiter-Bildungsverein Klagenfurt« beitrat. 1875 kehrte er nach Laibach zurück, wo er Ausschussmitglied des »Arbeiter-Bildungsvereins Laibach« war. Seine 1877 begonnenen Bemühungen, eine Schuhmacher-Krankenkasse zu gründen, wurde durch seine Einberufung zur Armee unterbrochen. Erst im Frühjahr 1879 gründete er die Krankenkasse, deren Obmann er bis 1882 war. Außerdem war er 1881 bis 1882 Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins Laibach«. In dieser Zeit schloss sich Hubmayer der radicalen Arbeiterbewegung an und verteilte die Zeitung »Freiheit« (London).
1882 verkaufte Karl Hubmayer sein Geschäft in Laibach und wurde Werkmeister in einer Schuhfabrik in Triest (Küstenland [Trieste, Italien]). Ende Februar 1883 begab er sich nach Graz (Steiermark), übersiedelte aber bereits nach einem Monat nach Linz an der Donau (Oberösterreich), wo er als Schuhmachergehilfe Arbeit fand. Hier wurde er Obmann des »Fachvereins der Schuhmacher« und kurzzeitig Obmann-Stellvertreter des »Arbeiter-Bildungsvereins Linz«.
Am 5. Februar 1884 traf die Verfolgung der radicalen Arbeiterbewegung die Steiermark hart. Aufgrund der Denunziation des vom Landes- als Schwurgericht Graz am 30. Jänner 1884 wegen Hochverrats zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilten Schuhmachergehilfen Franz Pronegg (1833–1886) wurden am 5. Februar 1884 in Graz zweiundzwanzig Radicale verhaftet. Zu ihnen gehörte auch Karl Hubmayer, der über Anforderung des Landesgerichts Graz am 22. Februar 1884 in Linz an der Donau verhaftet und nach Graz überstellt worden war. Bei der be Hubmayer in Linz an der Donau vorgenommenen Hausdurchsuchung wurden zahlreiche verbotene Druckschriften gefunden. Vom 11. bis 25. Juni 1884 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Graz der Prozess gegen die zweiundzwanzig Radicalen wegen Verbrechens des Hochverrats statt, darunter Karl Hubmayer. Sie wurden angeklagt, mittels Sammlung von Geldern zur Anschaffung von Waffen, Munition, Sprengmitteln und revolutionären Druckschriften, durch Anwerbung weiterer Mitglieder, persönlichen Unterricht und tatsächliche Verbreitung solcher Druckschriften, welche die Vorbereitung einer gewaltsamen Erhebung der Arbeiter bezwecken, Handlungen unternommen zu haben, welche auf eine gewaltsame Veränderung der Regierungsform und auf die Herbeiführung einer Empörung oder eines Bürgerkriegs gerichtet wären. Kernstück der Anklage war der angebliche Beschluss, Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) bei seiner Reise nach Graz im April 1883 mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Von der Anklage des Hochverrats und des versuchten Attentats auf den Kaiser wurden alle Angeklagten, Karl Hubmayer gänzlich freigesprochen.
Doch schon kurz darauf, am 26. August 1884, wurde der nunmehrige Zuschneider in einem Ledergeschäft Karl Hubmayer in Linz an der Donau über Ersuchen des Landesgerichts Laibach neuerlich verhaftet und nach Laibach eingeliefert. Zurück blieben seine Frau, sein zweijähriges Kind und sein acht Tage altes Baby, der spätere Schuhoberteilerzeuger und bekannte Sozialdemokrat Fritz Hubmayr (1884–1932). Karl Hubkehrte aber bald nach Linz an der Donau zurück. Anfang Juli 1885 konstituierte sich in Linz an der Donau eine neue Parteileitung der Linzer radicalen Arbeiterbewegung, welche sich »Exekutiv-Comité« nannte. Mitglieder waren die Schuhmachergehilfen Karl Hubmayer und Franz Forst, der Schneidergehilfe und Polizeispitzel Ludwig Philipp Schrödl (1851–1888) und der Kleidermachergehilfe Franz Škopek (1861–1926). Als Hauptaufgaben wurden die Einhebung der Parteisteuer (fünf Kreuzer wöchentlich) sowie die Verbindung nach auswärts festgelegt, das heißt konkret, die Kontakte mit den oberösterreichischen Ortsgruppen von Gmunden, Ried, Steyr und Wels sowie von Amstetten (Niederösterreich) und Salzburg (Salzburg) zu festigen. Am 27. September 1885 fand eine Konferenz oberösterreichischer Vertrauensmänner im Gasthaus »Auf der Haide« in Linz an der Donau statt, auf welcher die Organisation nach dem Fünfer-Gruppensystem der Konferenz deutschsprachiger radicaler Vertrauensmänner am 28. Juni 1885 nahe Leoben (Steiermark) erörtert wurde. Zugleich wurde als Leitung die Organisationsgruppe gegründet, welcher die Schuhmachergehilfen Karl Hubmayer und Franz Forst, der Tischlergehilfe Johann Jantisek, der Schmiedgehilfe Franz Kropfmüller (1845–1893), der Sattlergehilfe Anton Schenk (1842–1927), der Schneidergehilfe und Polizeispitzel Ludwig Philipp Schrödl und der Schlosser Anton Winklař angehörte, fast alle zum Anarchismus tendierende Radicale. Am 30. Juni 1886 traf der Schuhmachergehilfe Johann Hospodský (1864–?) in Linz an der Donau ein, der sich der vom Kleidermachergehilfen Franz Škopek geleiteten tschechoslawischen Gruppe Radicaler anschlieoss. Bereits im Juli 1886 gründete Hospodský eine neue Gruppe, welche sozialrevolutionär ausgerichtet war. Dagegen bildeten gemäßigte Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung unter Leitung von Karl Hubmayer eine weitere geheime Gruppe. Gemeinsam war beiden Gruppen, dass sie sich zu den Prinzipien der Konferenz radicaler Vertrauensmänner nahe Leoben vom 28. Juni 1885 bekannten.
Am 12. September 1886 fand in Gmunden (Oberösterreich) das Gründungsfest des »Arbeiter-Bildungsvereins Gmunden« statt. Dazu reisten Delegierte aus Linz an der Donau (Oberösterreich), Ried (Oberösterreich) und Wels (Oberösterreich) sowie aus Salzburg (Salzburg) an. In einer geheimen Konferenz wurde beraten, auf welche Weise Verbindung mit Genossen in Kärnten, Krain, der Steiermark und Tirol aufgenommen werden könnte. Man beschloss, dies einer noch einzuberufenden Delegiertenkonferenz zu überlassen. Zugleich gelang es hier der sozialrevolutionären Linzer Gruppe um Johann Hospodský und Franz Škopek mehrere Anhänger zu gewinnen. Die gemäßigte Gruppe Linzer Radicaler um Karl Hubmayer konnt lediglich zwei Anhänger rekrutieren. Allerdings erlitt die sozialrevolutionäre Gruppe einen schweren Rückschlag, da Johann Hospodský kurz vor diesem Gründungsfest, am 8. September 1886, im Zuge der Erhebungen zur zweiten so genannten Brandleger-Affäre verhaftet und nach Wien überstellt worden war.
Am 25. Dezember 1886 fand eine geheime Konferenz radicaler Vertrauensmänner in Graz statt. Aus Linz an der Donau reiste Karl Hubmayer an, der nun gemeinsam mit dem Schneidergehilfen Johann Risman (1864–1936) zur treibenden Kraft jener radicalen Arbeiterbewegung wurde, die zum Anarchismus tendierte.
Karl Hubmayer gehörte nur kurz den Autonomisten an. Als er am 17. Jänner 1888 erstmals zum Obmann des »Arbeiter-Sängerbundes Linz« gewählt wurde, hatte er sich bereits der Sozialdemokratie angenähert. Noch 1888 wurde er Obmann des »Politischen Vereins ›Gleichheit‹«. 1896 kandidierte er bereits für die »Sozioaldemokratische Arbeiterpartei« bei den Landtagswahlen. Anlässlich der Gründung der »Allgemeinen Erwerb- und Consumgenossenschaft für Oberösterreich, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung« im August 1897 wurde Hubmayer zum Kassier-Stellvertreter gewählt, doch wurde die Genossenschaft bereits im September 1900 gelöscht. Danach betrieb Karl Hugmayer wiederein eigenes Geschäft als Schuhmachermeister und Schuhoberteilerzeuger in Linz an der Donau.
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Arbeit (Marburg / Graz) 1886
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Adresse
- Linz an der Donau, Oberösterreich, Kapuzinerstraße 26 (1884 bis 1885)
- Linz an der Donau, Oberösterreich, Steingasse 9 (1887 bis 1889)
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Autor: Reinhard Müller
Version: Februar 2025
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