Franz Hlaváček (1853–1937)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist František Hlawáček
tschechische Namensform: František Hlaváček
in den USA: Frank Hlavacek
Pseudonym: Xaver Devil
Pseudonym: F. J. H.
Pseudonym: Frank H.
Pseudonym: Frank Hlaváček
Pseudonym: František Josef Hlaváček
Pseudonym: F. Hlaváček Podleský
Pseudonym: Fr. J. Hlaváček-Podleský
Pseudonym: Podleský
Pseudonym: F. Podleský
Pseudonym: F. J. Podleský
falsche Namensschreibweise: Franz Hlavacek
falsche Namensschreibweise: Franz Hlawatschek
Geburtsdatum
7. Juli 1853
Sterbedatum
11. Februar 1937
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Josef Hlawáček; Schuhmacher, dann Besitzer eines Bergbaus, zuletzt Bergmann; Heirat mit:
Mutter: Anna Hlawáček, geborener Haška: Hausfrau
Ehe: in Chicago (Illinois, USA) am 10. Juni 1906 mit Karoline Pecka, verwitwete Machacek; tschechische Namensform: Karolina Pecková; in den USA; Caroline Machacek, Caroline Hlavacek (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 1. Jänner 1882 – Berwyn, Illinois USA 16. Mai 1954), Tochter einer Hausfrau und des Journalisten und Schriftstellers Josef Boleslav Pecka (1949–1897), Anarchist: Hausfrau; sie hatte in erster Ehe in Chicago (Illinois, USA) am 24. Mai 1900 den Maschinisten Joseph Machacek, d. i. Josef Macháček (?, Böhmen [Tschechien] April 1869 – Chicago, Illinois, USA 9. September 1902), geheiratet
Adoptivtochter: »Carrie« Marie Caroline Machacek-Hlavacek, geborene Marie Caroline Machacek, verheiratete Gombarec (Chicago, Illinois, USA 23. Dezember 1900 – Berwyn, Illinois, USA 29. März 1991): Hausfrau
Adoptivsohn: Joseph Machacek (Chicago, Illinois, USA 17. Dezember 1902 – Chicago, Illinois, USA 6. Jänner 1912): Inhaber einer Schneiderei
Tochter: Helen Frances Havlacek (Chicago, Illinois, USA 28. Mai 1907 – Berwyn, Illinois, USA 15. Dezember 1965): Stenografin

Biographie

Franz Hlaváček besuchte die Elementarschule in Rentsch (Böhmen [Řevničov, Tschechien]), dann die Realschule in Rakonitz (Böhmen [Rakovník, Tschechien]). Nachdem sein Vater in seinem eigenen Bergbau verletzt wurde, arbeitete Franz Hlaváček seit 1867 als Bergmann in einem Bergwerk. Nachdem er seinen dreijährigen Militärdienst absolviert hatte, begab er sich nach Nordböhmen. 1878 wurde er einer der beiden Leiter der »Odborového hornického spolku« (Gewerkschaft der Bergarbeitervereinigung) in Mariaschein (Böhmen [Bohosudov, zu Krpuka, Tschechien]) und leitete seit 1881 die dortige Lokalorganisation der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich). Als im Frühjahr tausende Bergarbeiter der Bezirke Brüx (Böhmen [Most, Tschechien]), Düx (Böhmen [Duchcov, Tschechien]) und Teplitz (Böhmen [Teplice, Tschechien]) in den Streik traten, war auch Hlaváček führend daran beteiligt. Er wurde verhaftet und zunächst einmal in seine Heimatgemeinde Rentsch abgeschafft. Schließlich wurde Franz Hlaváček, spätestens jetzt ein wichtiger Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, im Prozess gegen einundfünfzig Angeklagte, der vom 4. bis 22. Dezember 1882 vor dem Landes- als Strafgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) in geheimer Verhandlung stattfand, des Vergehens der Geheimbündelei angeklagt und im Sinne der Anklage zu drei Monaten strengen Arrest verurteilt. Im Gefängnis im Turm des Neustädter Rathauses (Novoměstská radnice) in Prag verfasste Hlaváček mehrere Gedichte und übersetzte auch deutschsprachige Lieder ins Tschechische, darunter das erstmals 1887 veröffentlichte Lied »Písně práce« (Das Arbeiterlied), welches gleichsam zur Hymne der tschechischen sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterinnen und Arbeiter wurde. Es handelt sich dabei um eine freie Übersetzung des auch unter dem Namen »Stimmt an das Lied der hohen Braut« bekannten Gedichtes »Lied der Arbeit«, dessen Text der Kunsthandwerker und Schriftsteller Josef Zapf (1847–1902) 1867 verfasste und dessen Melodie der Musiker und Komponist Josef Scheu (1841–1904) 1868 komponierte. Franz Hlaváček wurde nach seiner Haftentlassung aus Prag für beständig abgeschafft und unter polizeiliche Kontrolle gestellt: »1184 Hlavaček Franz, Bergmann, aus Renċ, Bez. Schlan in Böhmen, 29 J. alt, wurde weg. sozialistischer Umtriebe gerichtl. gestraft u. aus Prag u. dessen Pol.-Rayon für best. abgeschafft. Sein Vorkommen u. Treiben ist zu überwachen. Pol.-
Dion. Prag 24/3. 83.«1

Franz Hlaváček begab sich nun nach Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]). Hier gab er die seit 18. April 1883 erschienene Zeitung »Bojovník. Ústřední orgán soc.-demokratické strany česko-slovanské v Rakousku« (Brno; Der Kämpfer. Zentralorgan der tschechisch-slawischen sozial-demokratischen Partei in Österreich) heraus, die mit 23. Jänner 1884 eingestellt werden musste. In Brünn gelang es Franz Hlaváček und seinem Mitkämpfer, dem Bergmann Franz Choura (1852–1921), die Gemäßigten zu überzeugen, sie mit der Herausgabe der Zeitung »Spravedlnost« (Brno; Gerechtigkeit), Organ der Gemäßigten, zu betrauen. Dadurch erhielt die Zeitung in ihrem dritten Jahrgang vorübergehend eine radicale Ausrichtung. Hlaváček und Choura versuchten nun, eine Einigung zwischen den Radicalen und den Gemäßigten zu erzielen. Doch in der Volksversammlung, die am 2. Dezember 1883 in Brünn stattfand, wurden beide von den Gemäßigten aus der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« und aus der Zeitung »Spravedlnost« ausgeschlossen. Hlaváček und Choura machten nun den Radicalen den Vorschlag, eine radicale Zeitung mit dem Titel »Duch času« (Der Zeitgeist) herauszugeben. Diese erschien dann als »Práce« (Brno; Die Arbeit), wobei Franz Hlaváček und Franz Choura als Hera;usgeber fungierten. Allerdings erschienen vom 12. Dezember 1883 bis 23. Jänner 1884 nur vier Nummern. Da danach keine Druckerei vor Ort gefunden werden konnte, plante man, die Zeitung in Budapest (Ungarn) erscheinen zu lassen, doch konnte sie erst seit 27. März 1884 als »Duch času« (Prostějov; Der Zeitgeist) in Proßnitz (Mähren [Prostějov, Tschechien]) fortgesetzt werden. Diese Zeitung, die nach fünfundvierzig Nummern am 8. Februar 1886 eingestellt werden musste, war Organ der Radicalen und der Gemäßigten, wobei Herausgeber und Redakteur dem Lager der Radicalen angehörten: Franz Hlaváček sowie der Journalist und Schriftsteller Josef Boleslav Pecka (1849–1897).

Im Jänner 1886 folgte Franz Hlaváček seinem bereits im Juli 1885 ausgewanderten Kampfgefährten Josef Boleslav Pecka ins Exil in die USA, wo er am 23. März 1886 in New York City (New York, USA) eintraf. Franz Hlaváček heiratete später, am 10. Juni 1906, Peckas Tochter. Hlaváček, seit 24. Oktober 1892 als »Frank Hlavacek« US-amerikanischer Staatsbürger, war jetzt nur mehr journalistisch tätig. Er wurde Redakteur und Mitherausgeber der seit 1. Juli 1886 erschienenen Zeitung »Hlas lidu« (New York; Die Volksstimme) und 1889 bis 1892 von deren Parallelorgan »Týdní list Hlas lidu. Věnován zájmům pracujícího lidu« (New York; Wochenzeitung Die Volksstimme. Den Interessen der arbeitenden Menschen verpflichtet). 1892 schied er aus der Redaktion aus und brach mit den anarchistischen Bewegungen. Seit 4. November 1893 gab Hlaváček die von ihm mitbegründete, offiziell von der »International Workingmen Association of America« (Internationale Arbeiterassoziation von Amerika) herausgegebenen Zeitung »Dělnické listy. Orgán Mezinárodní dělnické jednoty v Americe« (New York; Arbeiterzeitung. Organ der Internationalen Arbeiterassoziation von Amerika) heraus. Sie wurde unter der Herausgeberschaft von Wenzel Kudlata (1871–?) 1898 nach Cleveland (Ohio) verlegt, wo sie eingestellt werden musste.

Franz Hlaváček übersiedelte 1896 nach Chicago (Illinois, USA), wo er sich wieder der Sozialdemokratie anschloss. Hier war er 1896 bis 1900 Mitherausgeber der Zeitung »Pochodeň« (Chicago; Die Fackel) und gründete 1900 die 1905 in eine Tageszeitung umgewandelte »Spravedlnost« (Chicago; Gerechtigkeit), die er bis 1921 herausgab. 1911 nahm er als Delegierter der US-amerikanischen Sozialisten am Kongress der »Českoslovanské sociálně demokratické strany dělnické« (Tschechoslowakische Sozialdemokratische Arbeiterpartei) teil. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er mit dem tschechischen Widerstand im Ausland gegen die Österreichisch-Ungarische Monarchie zusammen, mit dem Ziel, eine Tschechische Republik zu gründen. 1921 schied er aus der Zeitung »Spravedlnost« aus und wurde Mitarbeiter der Zeitung »Americké Dělnické Listy (Cleveland; Amerikanische Arbeiterblätter) zu. Bis zu seinem Tod literarisch tätig, unterhielt er gute Beziehungen zur Arbeiterbewegung in der Tschechoslowakei [Tschechien].

Adressen

  • Rentsch, Böhmen [Řevničov, Tschechien], Rentsch 101 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. Podmínky individuální a společenské svobody. Napsal Frank Hlaváček. V New Yorku [New York]: Nákaldem »Dělnických listů« 1894, 24 S. Tschechisch: Individuelle Bedingungen und soziale Freiheit. Verfasst von Frank Hlaváček.

  2. Výhonky individuální a společenské svobody. Napsal Frank Hlaváček. V New Yorku [New York]: Nákaldem »Dělnických listů« 1894, 30 S. Tschechisch: Individuelle Triebe und gesellschaftiche Freiheit.

  3. Pochodeň. Básně dělnické. Napsal Frank Hlaváček. New York: Nákladem vlastním 1896, 210 S. Tschechisch: Die Fackel. Arbeitergedichte. Verfasst von Frank Hlaváček.

  4. Veršovaná pohádka o stvoření světa. Věrně dle bible vypravuje Frank Hlaváček. Cleveland, Ohio: Časop. »Dennice novověku« 1900, 83 S. Tschechisch: In Verse gesetztes Märchen über die Erschaffung der Welt. Getreu der Bibel verfasst von Frank Hlaváček.
    b) Veršovaná pohádka o stvoření světa. Věrně dle bible vypravuje Frank Hlaváček. Cleveland, Ohio: Časop. »Dennice novověku« 1902, 83 S.
    c) Evin hřích a jeho následky. Veršovaná pohádka o stvoření světa. Věrně dle bible vypravuje Frank Hlaváček. V Praze [Praha]: Janáček 1907, 85 S. Tschechisch: Evas Sünde und deren Folgen. In Verse gesetztes Märchen über die Erschaffung der Welt. Getreu der Bibel verfasst von Frank Hlaváček.
    d) Evin hřích a jeho následky. Veršovaná pohádka o stvoření světa. Věrně dle bible vypravuje Frank Hlaváček. V Praze [Praha]: A. Nixbauer nakladatelství 1909, 85 S.
    e) Veršovaná pohádka o stvoření světa. Věrně dle bible vypravuje Frank Hlaváček. Páté vydání. Praha: Nákladem Ústředního dělnického knihkupectví [191?], 101 S.

Herausgeber

  1. Ignatius L. Donnelly (1831–1901): Společenský převrat aneb Pohled do budoucnosti. Dle Donnellyho a Boisgilberta volně přeložil a upravil F. J. Hlaváček. V New Yorku [New York]: Nákladem »Dělnických listů« 1894, 299 S. »Edmund Boisgilberta« ist das Pseudonym von Ignatius Donnelly. Original: Caesar’s column. Chicago, Ill. 1890. Tschechisch: Gesellschaftsumsturz oder Ein Blick in die Zukunft. Nach Donelly und Boisgilbert frei übersetzt und bearbeitet von F. J. Hlaváček.

  2. Dělnický zpěvník. Sbírka nejstarších a novějších populárních písní socialitických. Uspořádal F. J. Hlaváček. Chicago: Nákladem »Spravedlnost« 1902, 115 S. Tschechisch: Arbeiterliederbuch. Eine Sammlung der ältesten und neueren populären sozialistischen Lieder. Zusammengestellt von F. J. Hlaváček.

Übersetzer

  1. Wilhelm Blos (1849–1927): Francouzská revoluce. Pravdivé popsání udalostí a poměrů ve Francii od roku 1789 do roku 1804. Od Viléma Blose. Překladem Leo Kochmanna, Franka Hlaváčka a Bernarda Herce. V New Yorku [New York]: Nákladem Co-operace časopisu »Hlas lidu« 1890, 480 S. Übersetzer: Bernard Herc (1858–1937), Frank Hlaváček, Leo Kochmann (1847–1919). Original: Die Französische Revolution. Volksthümliche Darstellung der Ereignisse und Zustände in Frankreich von 1789–1804. Stuttgart 1889. Tschechisch: Die Französische Revolution. Eine wahrheitsgetreue Darstellung der Ereignisse und Zustände in Frankreich vom Jahr 1789 bis zum Jahr 1804. Von Wilhelm Blos. Übersetzt von Leo Kochmann, Frank Hlaváček und Bernard Herc.

  2. Ignatius L. Donnelly (1831–1901): Společenský převrat aneb Pohled do budoucnosti. Dle Donnellyho a Boisgilberta volně přeložil a upravil F. J. Hlaváček. V New Yorku [New York]: Nákladem »Dělnických listů« 1894, 299 S. »Edmund Boisgilberta« ist das Pseudonym von Ignatius Donnelly. Original: Caesar’s column. Chicago, Ill. 1890. Tschechisch: Gesellschaftsumsturz oder Ein Blick in die Zukunft. Nach Donelly und Boisgilbert frei übersetzt und bearbeitet von F. J. Hlaváček.

Herausgeber von Zeitungen

  1. Hlas lidu (Teplice; Die Volksstimme) 1882

  2. Práce (Brno; Die Arbeit) 1883

  3. Bojovník (Brno; Der Kämpfer) 1883 bis 1884

  4. Duch času (Prostějov; Der Zeitgeist) 1884 bis 1885

  5. Matice dělnická (Prostějov; Die Schraubenmutter der Arbeiter) 1884 bis 1885

  6. Hlas lidu (New York; Die Volksstimme) 1886 bis 1892)

  7. Proletář (New York; Der Proletarier) 1886 bis 1889

  8. Týdní list Hlas lidu (New York; Wochenzeitung Die Volksstimme) 1889 bis 1892

  9. Dělnické listy (New York; Arbeiterzeitung) 1893 bis 1896

  10. Pochodeň (Chicago; Die Fackel) 1896 bis 1899

  11. Spravedlnost (Chicago; Gerechtigkeit) 1900 bis 1921

  • Spravedlnost (Brno; Gerechtigkeit) 1883

  • Práce  (Brno; Die Arbeit) 1883 bis 1884

Karte
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    [Anonym]: 1184 Hlavaček Franz, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 18 (4. April 1883), S. 71.