Franz Göpfhardt (1857–1942)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Franz Salesius Göpfart
später: Franz Göpfhardt
zuletzt: Franz Göpfhart
falsche Namensform: Franz Gebhardt
Geburtsdatum
24. Januar 1857
Sterbedatum
7. November 1942
Religionsbekenntnis
altkatholisch

Mutter: Apollonia Göpfart, Tochter eines Bauern: Dienstmagd
Vater: Franz Seidlinger: Schmiedgeselle

Biographie

Der Schuhmachergehilfe Franz Göpfhart, uneheliches Kind einer Dienstmagd, wurde 1874 Mitglied der Schuhmachergewerkschaft in Graz (Steiermark). Er schloss sich der radicalen Arbeiterbewegung an und zeichnete für den 1. Jahrgang, Nummer 9 (8. Dezember 1885), als verantwortlicher Redakteur der Zeitung »Die Arbeit. Sozialdemokratisches Organ der Arbeiter Oesterreichs« (Graz). Er war seit dem 4. Jänner 1886 Obmann des »Allgemeinen Arbeiter-Vereins« in Graz (Steiermark), ein Sammelbecken der Grazer Radicalen, der sich aber wegen des bevorstehenden Hochverratsprozesses gegen Göpfhart am 3. Mai 1886 selbst auflöste. Als gegen Göpfhart wegen einer am 15. März 1886 in einer Arbeiterversammlung in Graz gehaltenen Rede eine strafrechtliche Verfolgung eingeleitet wurde, flüchtete in der Nacht zum 23. März 1886 aus Graz, wurde aber einige Tage später in Lindau (Bayern) festgenommen und nach Graz zurücktransportiert. Am 10. Mai 1886 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Graz in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Franz Göpfhart wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Ruhestörung und der Religionsstörung sowie wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung statt, begangen durch Reden und Äußerungen auf Arbeiterversammlungen. Göpfhart, der die ihm zur Last gelegten Äußerungen nicht bestritt, wurde von den Geschworenen einstimmig in allen Punkten der Anklage freigesprochen.

Franz Göpfhart verließ daraufhin Graz und ließ sich in Feldkirchen / Trg (Kärnten) nieder, wo er eine zum Anarchismus tendierende Gruppe Radicaler um sich zu versammeln suchte. Von hier aus versuchte der Autonomist Franz Göpfhart auch, eine geheime Druckerei in Klagenfurt Klagenfurt / Celovec ([Klagenfurt am Wörtersee / Celovec ob Vrbskem jezeru], Kärnten) für die zum Anarchismus tendierenden Radicalen zu organisieren. Er wurde aber gemeinsam mit mehreren Genossen am 18. Juli 1886 in Feldkirchen / Trg verhaftet, weil er bei Josef Peukert (1855–1910) in London (England) ein Paket revolutionärer Flugschriften bestellt hatte. Am 6. und 7. Dezember 1886 fand vor dem Landes- als Ausnahmsgericht Klagenfurt / Celovec der Prozess gegen drei am 18. Juli 1886 verhaftete Radicale statt. Franz Göpfhart wurde des Verbrechens des Hochverrats sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, der in Villach / Beljak (Kärnten) verhaftete Tischlergehilfe Franz Egger (1859–1935) und der ebenfalls in Villach / Beljak verhaftete Schuhmachergehilfe Johann Kiefer (1847–1903) wurden des Verbrechens des Hochverrats sowie des Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt. Göpfhart wurde wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe zu zehn Jahren, verschärft mit einem Fasttag je Monat, Egger und Kiefer wurden zu je drei Jahren schwerem Kerker verurteilt, ebenfalls verschärft mit einem Fasttag je Monat.

Der auf die Entstehung einer anarchistischen Bewegung in Österreich einflussreiche Franz Göpfhart, der am 2. Juni 1895 seine Strafe abgesessen hätte, wurde kurz zuvor, am 14. April 1895, auf dem Wege der Begnadigung aus dem Gefängnis Karlau [zu Graz] (Steiermark) entlassen. Die »Begnadigung« sah jedoch so aus, dass er von der Kerkerhaft in den Polizeiarrest überstellt wurde. Erst gegen ehrenwörtliche Erklärung, keine Genossen zu besuchen, wurde er freigelassen, allerdings nur, bis die Formalitäten seiner Ausweisung auf immerwährende Zeiten aus Graz erledigt waren. Franz Egger, der 1889 freigelassen wurde, wurde ein später für die anarchistische Bewegung der Unabhängigen Socialisten in Salzburg wichtiger Aktivist.

Franz Göpfhart begab sich zunächst nach Kärnten, dann nach Bruck an der Mur (Steiermark) und im Herbst 1895 nach Wien, wo er Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« und Bezirksvertrauensmann für den Bezirk Alsergrund wurde. Göpfhart, seit 1897 Obmann des »Arbeiter- und Arbeiterinnenbildungsvereins ›Bildungshort‹«, wurde am 8. Mai 1897 von einem Erkenntnissenat in Wien Wegen Wahlschwindels zu drei Wochen strengem Arrest verurteilt. Göpfhart, der mittlerweile eine Anstellung als Krankenkassenkontrollor gefunden hatte, kandidierte bei den Wahlen zum Reichsrat am 14. Mai 1907 für Schwechat (Niederösterreich), wohin er inzwischen übersiedelt war.

Adressen

  • St. Georgen ob Murau, Steiermark, St. Georgen ob Murau 31 (Geburtsadresse)

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