Emil Reeb (1843–1928)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Émile Reeb
Geburtsdatum
10. April 1843
Geburtsort
Sterbedatum
19. November 1928

Vater: Philippe Édouard Reeb (Phalsbourg, Frankreich 1. Dezember 1816 – ?): Heirat in Straßburg ‹Strasbourg› (Frankreich) am 10. Juli 1841 mit:
Mutter: Caroline Émilie Barthel (Straßburg ‹Strasbourg›, Frankreich 23. November 1818 – ?): Hausfrau
Ehe: in Straßburg (Elsaß-Lothringen [Strasbourg, Frankreich]) am 28. September 1872 mit Louise Bertha Scherdlin (Straßburg ‹Strasbourg› (Frankreich) 12. Juni 1853 – Straßburg ‹Strasbourg› (Frankreich) 16. März 1934): Hausfrau

Biographie

Emil Reeb legte 1861 die Reifeprüfung ab und schloss am 10. August 1868 sein Studium der Pharmazie in Straßburg ‹Strasbourg› (Frankreich) ab. Er war von 1871 bis 1873 Inhaber der Apotheke »Homme de Fer« / »zum eisernen Mann« und 1873 bis 1894 Besitzer der Apotheke »Cigogne« / »zum Storch« in Straßburg. 1871 bis 1872 lehrte er auch organische Chemie an der Ecole autonome de Pharmacie in Straßburg.

Am 22. Oktober 1883 fand ein für die radicale Arbeiterbewegung Österreichs bedeutsames Attentat statt, an welchem laut polizeilichen Erhebungen der gelernte Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884), der Tischlergehilfe Michael Kumić (1853–?) und der in Preußen geborene Schuhmachergeselle Hermann Stellmacher (1853–1884) beteiligt waren; dazu kam noch ein unbekannt gebliebener vierter Attentäter. Emil Reeb war das vierte Opfer dieses Attentats. Nach dem gescheiterten Überfall auf den Droschkenkutscher Michael Schätzle (~1852–?) wollten sich am Abend des 22. Oktober 1883 laut polizeilichen Erhebungen drei Attentäter beim Pulverturm vor dem Spitaltor in Straßburg, Kasematte 21–22 [bei der Rue de la 1ère Armée], maskieren. Dabei wurden sie aber von dem wachestehenden Musketier Johann Adels (?–1883) vom 1. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 25, ein gelernter Schreiner, überrascht. Offensichtlich ging Adels mit gefälltem Gewehr auf die drei Männer los. Laut Polizei habe sich Anton Kammerer auf den Soldaten gestürzt und ihn von hinten festgehalten, während Hermann Stellmacher dem Soldaten das Gewehr entriss und ihn mit mehreren Kolbenhieben auf den Kopf schwer. Dieses Attentat erfolgte nachweislich noch vor 23 Uhr 45. Johann Adels wurde allerdings erst im Zuge der Wachablöse um 1 Uhr morgens gefunden, schwer verletzt, mit sechzehn Stichwunden und zertrümmertem Schädel; an seinem Gewehr, dessen Kolben ebenfalls zertrümmert war, klebte Gehirnmasse. Bevor Adels am 23. Oktober 1883 nach kaum zwölf Stunden seinen Verletzungen im Militärlazarett erlag, gab er an, dass ihn vier Männer überfallen hätten.

Nach diesem Attentat läuteten drei Attentäter um etwa 23 Uhr 45 bei der Apotheke »zum Storch« von Emil Reeb in Straßburg, Lange Straße 2 [Grande Rue]. Der im Haus wohnende Apothekergehilfe Franz Lienhardt (~1833–1883) verließ sei Bett und öffnete die Tür, um ein Rezept einzulösen. Während er das von einem Arzt in Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich) ausgestellte Rezept von Hermann Stellmacher überprüfte, wurde Lienhardt überfallen und – wie die Polizei später meinte – von Anton Kammerer ermordet, wobei Lienhardt, der noch in ein Nebenzimmer flüchten konnte, siebenunddreißig Hiebwunden beigebracht worden sein sollen. Die durch den Lärm und das Klingeln der Kasse alarmierte Ehefrau des Apothekenbesitzers Louise Bertha Reeb (1853–1934) weckte ihren Mann, der dann in der Apotheke den ermordeten Lienhardt vorfand: der Kopf gespalten, ein Stich in der Brust, ein Stich im Oberschenkel, beide Pulsadern durchschnitten. Aufgrund der Blutspuren vermuteten die Behörden mehrere Täter und als Tatwaffe ein schweres Metzgermesser. Kammerer und Stellmacher sowie der vor der Türe wachestehende Attentäter ergriffen nun die Flucht, wobei sie die Kassette mit Geld wegwarfen, sodass sie nur den Bestand an Kleinmünzen, rund 50 Mark, rauben konnten. Neben Geld sollen auch Gift und Chemikalien aus der Apotheke von Emil Reeb geraubt worden sein. Es wurde nun eine Belohnung für die Beibringung der Mörder in der Höhe von 1.000, eventuell 2.000 Mark ausgesetzt, und allein innerhalb der nächsten zwei Wochen wurden über 300 Verhaftungen vorgenommen.

Der Zusammenhang mit Sozialrevolutionären wurde im Zuge der polizeilichen Erhebungen erst später offenkundig, wobei Geldbeschaffung für revolutionäre Zwecke sowie für die Verbreitung sozialistischer Schriften als Hauptmotiv angenommen wurden. Gerichtlich verurteilt wurden für dieses Attentat Michael Kumić, der seine Beteiligung bestritt, am 30. Juni 1884 und Anton Kammerer, der seine Beteiligung gestanden haben soll, am 6. September 1884.

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