Johann Adels (–1883)

Persönliche Daten
Biographie

Am 22. Oktober 1883 fand ein für die radicale Arbeiterbewegung Österreichs bedeutsames Attentat statt, an welchem laut polizeilichen Erhebungen der gelernte Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884), der Tischlergehilfe Michael Kumić (1853–?) und der in Preußen geborene Schuhmachergeselle Hermann Stellmacher (1853–1884) beteiligt waren; dazu kam noch ein unbekannt gebliebener vierter Attentäter. Johann Adels war – nach dem gescheiterten Überfall auf den Droschkenkutscher Michael Schätzle (~1852–?) – das zweite Opfer dieses Attentats. war ein gelernter Schreinergeselle, der im Rahmen seines Militärdienstes beim 1. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 25 als Musketier zum Wachdienst in Straßburg (Elsaß-Lothringen [Strasbourg, Frankreich]) abkommandiert wurde. Als er am 22. Oktober 1883 seinen Posten beim Pulverturm vor dem Spitaltor, Kasematte 21–22 [bei der Rue de la 1ère Armée], bezog, überraschte er drei Attentäter, die sich gerade für den Überfall auf die Apotheke »zum Storch« maskieren wollten. Offensichtlich ging er mit gefälltem Gewehr auf die drei Männer los. Laut Polizei habe sich Anton Kammerer auf den Soldaten gestürzt und ihn von hinten festgehalten, während Hermann Stellmacher dem Soldaten das Gewehr entriss und ihn mit mehreren Kolbenhieben auf den Kopf ermordete. Dieses Attentat erfolgte nachweislich noch vor 23 Uhr 45. Johann Adels wurde allerdings erst im Zuge der Wachablöse um 1 Uhr morgens gefunden, schwer verletzt, mit sechzehn Stichwunden und zertrümmertem Schädel; an seinem Gewehr, dessen Kolben ebenfalls zertrümmert war, klebte Gehirnmasse. Bevor Adels nach kaum zwölf Stunden im Militärlazarett seinen schweren Verletzungen erlag, gab er noch an, dass ihn vier Männer überfallen hätten. Nahe dem Tatort wurden später auch ein Rebmesser, allerdings ohne Blutspuren, und ein falscher Bart gefunden. Die Leiche Johann Adels wurde mit so genannten militärischen Ehren am 26. Oktober 1883 beigesetzt. Kurz darauf überfielen die Attentäter die Apotheke »zum Storch« von Emil Reeb (1843–1928) in Straßburg, Lange Straße 2 [Grande Rue], wo sie den Apothekergehilfen Franz Lienhardt (~1833–1883) ermordeten.

Der Zusammenhang mit Sozialrevolutionären wurde im Zuge der polizeilichen Erhebungen erst später offenkundig, wobei Geldbeschaffung für revolutionäre Zwecke sowie für die Verbreitung sozialistischer Schriften als Hauptmotiv angenommen wurden. Gerichtlich verurteilt wurden für dieses Attentat Michael Kumić, der seine Beteiligung bestritt, am 30. Juni 1884 und Anton Kammerer, der seine Beteiligung gestanden haben soll, am 6. September 1884.

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