Josef Schmied (1870–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Joseph Schmid
Pseudonym: X. Y.
Geburtsdatum
31. Juli 1870
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Josef Schmid, unehelicher Sohn einer Siebererstochter: Privatier; Heirat in Frankenburg (Oberösterreich) am 12. Mai 1868 mit:
Mutter: Elise Schmid, geborene Schleiß, Tochter einer Hausfrau und eines Branntweinfabrikanten: Hausfrau

Biographie

Josef Schmied, der eine Bäckerlehre absolvierte, kam als Bäckergehilfe nach Graz (Steiermark). Hier schloss er sich als Unabhängiger Socialist der »Gewerkschaft der Bäckerarbeiter Steiermarks« und dem anarchistischen »Steiermärkischen Arbeiterbund« an. Im Rahmen dieser beiden Organisationen hielt er seit November 1893 Rhetorikkurse ab und wurde rasch ein Hauptredner der Unabhängigen Socialisten in Graz.

Die Grazer Unabhängigen Socialisten gaben auch eine eigene Zeitung heraus: »Die Freiheit. Socialistisches Organ« (Graz), deren erste Nummer am 5. April 1894 erschien.1 Mit der zweiten, in Wien erschienenen Nummer vom 6. Mai 1894 wurde die Zeitung allerdings behördlich eingestellt: »Vom k. k. Landesgericht Wien ist dem Herausgeber unseres Bruderorgans ›Die Freiheit‹ in Graz bekannt gegeben worden, daß wegen dringenden Verdachtes falscher Angaben bezüglich des Erscheinungsortes das Erscheinen der ‚Freiheit’ als vorläufig eingestellt zu betrachten ist.«2 Verantwortlicher Redakteur war Samuel David Friedländer (1865–1942),3 als Herausgeber fungierten der Schriftsetzer Franz Konitschek, seit 29. Juli 1893 Obmann des Grazer »Arbeiter-Bildungsvereins«, und Josef Schmied. Die Betreiber der Zeitschrift verstanden ihr Unternehmen als »Bruderorgan« der Zeitung »Die Zukunft« (Wien), betonten aber auch, »dass an Stelle der mit Nr. 4 des II. Jahrganges eingegangenen ›Allgemeinen Zeitung‹ in Salzburg ›Die Freiheit‹ als Ersatzorgan ins Leben gerufen wurde.«4 Anlässlich der am 5. und 13. August 1894 in Graz gehaltenen Reden wurden Josef Schmied, der Bäckergehilfe Anton Notzar (1848–1917) und der Damenschneidergehilfe Mathias Maier (~1857–?) am 22. Dezember 1894 wegen Vergehens der öffentliche Herabwürdigung der Einrichtungen der Ehe, Familie, des Eigentums, oder Gutheißung von ungesetzlichen oder unsittlichen Handlungen und wegen Übertretung durch Behinderung bei Amtshandlung sowie wegen Übertretung des Vereinsgesetzes in Graz angeklagt. Schmied erhielt drei Monate Arrest, Notzar sechs Wochen Arrest, verschärft durch ein hartes Lager alle vierzehn Tage, Maier einen Monat Arrest; nach der Berufung von Schmied und Notzar bestätigte der Oberste Gerichtshof am 22. März 1895 die Ersturteile.5

Zu dieser Zeit wurde Josef Schmied außerdem wegen Verbreitung der beschlagnahmten Broschüre von August Krčal (1860–1894) im März 1895 gerichtlich gesucht, weil er am 13. Februar 1895 seinen Arbeits- und Wohnort Algersdorf [zu Graz] (Steiermark) fluchtartig verlassen hatte: »1688 Schmied Josef, Bäckergeh., bei 24 J. alt, bis 13. v. M. in Algersdorf bei Graz beschäftigt gew., ist des Vergehens nach §. 24 Preßgesetz durch Verbreitung der mit Beschlag belegten Broschüre ›Zur Geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs 1867–1894‹ von August Krcal verdächtig, daher auszuforschen. Land.-Ger. Graz 23/3. 95.«6Danach verliert sich die Spur von Josef Schmied, der unter dem Pseudonym »X. Y,« die Ergänzung in der zweiten Auflage von Krčals Broschüre verfasst hatte.7

 

Adressen

  • Frankenburg, Oberösterreich, Markt 139 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. August Krčal (1860–1894): Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Oesterreichs. 1867–1894. Eine kritische Darlegung von August Krcal nebst Ergänzungen von X. Y. Berlin: [Verlag des »Sozialist«] 1894, 50 S. »X. Y.« ist Josef Schmied. Neudruck der Ausgabe Graz 1893, erweitert um ein Porträtfoto von August Krčal und Der Verleger: An die geehrten Leser!, S. 5; [Josef Schmied]: XV. 1893–1894, S. 45–48; [Josef Schmied]: Anhang, S. 49–50.

  • Die Zukunft (Wien) 1894 bis 1895
  • Die Freiheit (Graz / Wien) 1894

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