Anton Notzar (1848–1917)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Anton Nočar
tschechische Namensform: Antonín Nočar
Pseudonym: -ar.
falsche Namensschreibweise: Anton Nocar
falsche Namensschreibweise: Anton Nozar
Geburtsdatum
16. Juni 1848
Sterbedatum
25. Februar 1917
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Johann Nočar; tschechische Namensform: Jan Nočar: Gastwirt; Heirat mit:
Mutter: Theresia Nočar, geborene Nemeškal; tschechische Namensform: Terezie Nočar, geborene Nemeškal (fälschlich auch: Nemešzál): Hausfrau
Ehe: in Wien am 15. August 1882 mit Barbara Knoll; tschechische Namensform: Barbora Knoll (Peterswald, Böhmen [Petrovice (okres Příbram), Tschechien] 15. September 1852 – Graz, Steiermark 2. November 1907), Tochter einer Bäuerin und eines Bauern: Köchin
Tochter: Leopoldine Nočar (Wien 8. Juni 1883 – Graz, Steiermark 26. Jänner 1970): Berufsstenographin, Beamtin
Sohn: Anton Nočar (um 1885 – Graz, Steiermark 1. März 1903): Büropraktikant, an Tuberkulose verstorben
Tochter: Theresia Maria Nočar (Graz, Steiermark 3. Dezember 1885 – Graz, Steiermark 2. Jänner 1886): an den Fraisen verstorben.

Biographie

Anton Notzar, der Deutsch und Tschechisch sprach, absolvierte eine Bäckerlehre und kam nach Wien, wo er sich als Bäckergehilfe der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Im September 1881 wurde er in das Fünferkomitee gewählt, welches die Statuten des geplanten Bäcker-Fachvereins ausarbeiten sollte. Bei der Gründung des »Fachvereins der Bäcker Wiens« am 2. März 1882 wurde Notzar zum Obmann-Stellvertreter gewählt, im September 1882 mit der Arbeitsvermittlung beauftragt und im September 1883 zum Obmann gewählt. Außerdem wurde der seit 1882 verheiratete Notzar im April 1883 in das Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) gewählt, welchem er bis Jänner 1884 angehörte. Im Frühjahr 1883 nahm Notzar an den Verhandlungen mit den so genannten Klerikal-Feudalen um den katholischen Sozialreformer Karl von Vogelsang (1818–1890) teil. Anton Notzar war ein wichtiger Redner der Radicalen. Unter anderem sprach er sich auf einer Gehilfenversammlung in Wien am 14. Dezember 1883 gegen eine Beteiligung an einer genossenschaftlichen Invalidenkasse aus. Notzar gehörte zu den ersten, die auf Grund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 am 1. Februar 1884 aus Wien ausgewiesen wurden. Gleichzeitig wurde er unter Überwachung der Polizei-Direktion Wien gestellt: »367 Notzar Anton, Bäcker, geb. Sudejow, zust. Kuttenberg (Böhm.), 35 J. alt, k., verh., mittelgr., untersetzt, mit rund. Ges., braunen Haaren, Augen u. Augenbrauen, braunem Vollbart, rund. Kinn, spricht deutsch und böhmisch.«1

Anton Notzar begab sich im Februar 1884 nach Schwanberg [Bad Schwanberg] nahe Deutschlandsberg (Steiermark), übersiedelte dann aber nach Graz (Steiermark). 1890 schloss er sich der »Gewerkschaft der Bäckereiarbeiter Steiermarks« an, bei der er mindestens 1898 als deren Sekretär fungierte, und nahm im April 1890 gemeinsam mit August Krčal (1862–1894) als deren Delegierter am österreichisch-ungarischen Bäckertag in Wien teil. Seit 1892 gehörte Notzar zu den Unabhängigen Socialisten, trat bei seiner Gründung im Mai 1893 dem »Arbeiter-Bildungs- und Unterstützungs-Verein in Graz« bei – bis zur Auflösung 1934 die wichtigste Organisation steirischer Anarchistinnen und Anarchisten – und zählte bald zu einem der aktivsten steirischen Anarchisten. Im Dezember 1892 war Notzar auch Mitbegründer und 1892 bis mindestens 1899 Vorsteher beziehungsweise Aufsichtsrat der »Ersten steiermärkischen Arbeiter-Bäckerei, reg. Gen. m. b. H.« (Statut vom 27. November 1892) in Eggenberg, Nummer 82 [zu Graz] (Steiermark), welche bis 1934 eine Hochburg steirischer Anarchistinnen und Anarchisten blieb. Und 1893 arbeitete Notzar an der anarchistischen Zeitung »Die Zukunft« (Wien) mit. Anlässlich der am 5. und 13. August 1894 in Graz gehaltenen Reden wurde Notzar gemeinsam mit zwei anderen Anarchisten am 24. Dezember 1894 wegen Vergehens der öffentlichen Herabwürdigung der Einrichtungen der Ehe, Familie, des Eigentums, oder Gutheißung von ungesetzlichen oder unsittlichen Handlungen und wegen Übertretung der Behinderung bei einer Amtshandlung sowie wegen Übertretung des Vereinsgesetzes in Graz angeklagt. Er wurde zu sechs Wochen Arrest verurteilt, verschärft durch ein hartes Lager alle vierzehn Tage, ein Urteil, das durch den Obersten Gerichtshof am 22. März 1895 bestätigt wurde. Notzar war mittlerweile auch Obmann des Grazer »Bäcker-Kranken- und Unterstützungsvereins«. Am 16. August 1895 wurden bei mehreren Grazer Unabhängigen Socialisten, darunter auch bei Notzar, Hausdurchsuchungen durchgeführt, wobei er außerdem verhört, jedoch nicht verhaftet wurde. Und im April 1896 wurde Notzar wegen Vergehens nach §305 angezeigt, doch wurde das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Wegen einer Äußerung, die er am 24. Juni 1898 auf einer Bäckergehilfen-Versammlung in Graz anlässlich des Bäckerstreiks tätigte, wurde Notzar am 13. Juli 1898 wegen Überschreitung des des Versammlungsgesetztes zu 5 Gulden Strafe verurteilt. Notzar trat auch außerhalb von Graz als Redner auf, etwa 1902 in Klagenfurt / Celovec ([Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru], Kärnten) bei der dortigen Feier zum Ersten Mai. 1903 stellte die Polizei fest, dass Notzar eine Vertriebsstelle für zwei anarchistische Zeitungen in Graz innehatte: »Freiheit« (New York) und »Neues Leben. Anarchistisch-sozialistische Wochenschrift« (Berlin). Noch im August 1906 sprach Notzar, bis zuletzt überzeugter Anarchist, bei einer Generalversammlung des »Arbeiter-Bildungs- und Unterstützungs-Vereins in Graz«.

Adressen

  • Wien 7., Burggasse 51 (1882)
  • Wien 8., Lange Gasse 30 (1883)
  • Graz, Alberstraße 23 (1886)
  • Graz, Klosterwiesgasse 32 (1892)
  • Graz, Dominikanergasse 6 (1898)
  • Graz, Schießstattgasse 12 (1907)
  • Graz, Kastellfeldgasse 22 (Sterbeadresse)
Karte
  • 1

    [Anonym]: 367 Notzar Anton, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 9 (6. Februar 1884), S. 32.