Josef Kreps (1859–1945)

Persönliche Daten
Namensvarianten
in den USA: Joseph Kreps
falsche Namensschreibweise: Josef Krebs
Geburtsdatum
11. August 1859
Sterbedatum
30. Mai 1945
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Franz Kreps: Gastwirt; Heirat mit:
Mutter: Elisabeth Kreps, geborene Steinmetz: Hausfrau
1. Ehe: mit Clara Weis (Wien 11. September 1854 – New York City, New York, USA 1919): Wäscherin; Radicale
Sohn: Joseph Kreps (New York City, New York, USA 8. April 1885 – New York City, New York, USA 7. April 1886)
Sohn: Joseph Kreps (New York City, New York, USA 11. Juni 1886 – ?)
Tochter: Sara Kreps (New York City, New York, USA 15. Jänner 1888 – ?)
Tochter: »Elise« bzw. »Lizzie« Elisabeth Kreps, verheiratete Schink (New York City, New York, USA 24. Februar 1889 – ?): Heirat in New York City (New York, USA) am 3. Juli 1909 mit Frank Schink (um 1882 – ?)
Tochter: Clara Kreps, verheiratete Ferlin (New York City, New York, USA 21. Jänner 1891 – ?): Heirat in New York City (New York, USA) am 3. Juli 1912 Marton Ferlin (1887 – ?)
Tochter: Agnes Kreps (New York City, New York, USA 17. Juli 1892 – New York City, New York, USA 31. Jänner 1899)
Tochter: Mary Kreps, verheiratete Gerner (New York City, New York, USA 30. Mai 1893 – New York City, New York, USA 26. September 1916): Hausfrau; Heirat in New York City (New York, USA) am 29. Mai 1913 mit Charles Gerner (New York City, New York, USA 20. Februar 1891 – New York City, New York, USA Mai 1982)
Tochter: Mimmie Kreps (New York City, New York, USA um 1895 – ?)
Sohn: Charles Kreps (New York City, New York, USA um 1899 – ?): Heirat in Cavite City (Philippinen) mit Juanita Soy (1902 – ?)
Tochter: »Tessie« Theresa Kreps (New York City, New York, USA 2. Oktober 1900 – ?)
2. Ehe: in New York City (New York, USA) mit Sophie Henrietta Wettige (Hannover, Preußen [Niedersachsen] 11. November 1861 – New York City, New York, USA 3. März 1928)
3. Ehe: in New York City (New York, USA) am 21. August 1928 mit Theresa Altman (Ungarn [Rumänien] um 1875 – ?)

Biographie

Josef Kreps absolvierte eine Tischlerlehre, diente dann beim Militär und kam schließlich nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Er arbeitete als Tischlergehilfe und trat dem »Fachverein der Tischler« bei. Als er am 12. März 1882 auf dem Schmelzer Friedhof beim Grabmal der so genannten Märzgefallenen von 1848, bei dem sich mehrere hundert Arbeiterinnen und Arbeiter versammelt hatten, eine Ansprache halten wollte und ausrief: »Den Männern der Freiheit ein hoch! «, wollten ihn anwesende Detektive sogleich verhaften, was aber die Versammelten zu verhindern suchten. Kreps wurde mit vier anderen Arbeitern in das Landesgericht Wien eingeliefert und am 13. April 1882 wegen Übertretung des § 460 Strafgesetzbuch zu vier Tagen Arrest verurteilt. Im Juni 1882 wurde Kreps in das Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) gewählt, dem er bis März 1883 angehörte; er soll auch im Jänner 1884 dem Herausgeberkomitee angehört haben, doch scheint sein Name im Impressum nicht auf.

Josef Kreps wurde am 6. September 1882 im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre, also dem von den Tischlergehilfen Josef Engel (~1858–?) und Franz Pfleger (1831–1884) am 4. Juli 1882 verübten Raubüberfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zur Geldbeschaffung für die radicale Arbeiterbewegung, verhaftet. In der Untersuchungshaft war er eine Zeit lang neben der Zelle von Ernest Stevens – das war der von der Polizei nicht nachzuweisende Deckname des Anarchisten Johann Neve alias John Neve (1844–1896) – inhaftiert. Am 13. Dezember 1882 wurde im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre gegen neunundzwanzig Personen, darunter Josef Kreps, offiziell Anklage erhoben. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die Wiener Radicalen angelegt wurde. Josef Kreps wurde des Verbrechens der Mitschuld am Hochverrat angeklagt, aber am 21. März 1883 freigesprochen.1

Josef Kreps soll auch an der wichtigen geheimen Konferenz der Radicalen, welche am 26. und 27. Oktober 1883 in Langenzersdorf (Niederösterreich) und Wien abgehalten wurde, teilgenommen haben. Schließlich wurde Kreps von der Polizei verdächtigt, auch am Überfall auf die Eisert'sche Wechselstube2 vom 10. Jänner 1884 beteiligt gewesen und vom Buchbindergehilefen und Attentäter Anton Kammerer (1862–1884) radicale Flugschriften erhalten zu haben. Am 1. Februar 1884 wurde Kreps aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 wegen Gefährlichkeit für die öffentliche Ordnung aus Wien ausgewiesen und in seinen Geburtsort Neuschallersdorf (Mähren [Novy Saldorf, zu Znojmo, Tschechien]) abgeschoben. Da er am 4. Februar 1884 seinen Wohnort verließ, erließ das Kreisgericht Znaim (Mähren [Znojmo, Tschechien]) noch im Februar 1884 einen Steckbrief mit der Aufforderung, Kreps festzunehmen und alle bei ihm gefundenen Druckschriften Papiere und Waffen zu beschlagnahmen.

Josef Kreps ging zusammen mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau, der Wäscherin Clara Weiß (1854–1919), in die USA ins Exil, wo er am 15. Februar 1884 in New York City (New York, USA) eintraf. 

Zusammen mit dem ebenfalls in die USA geflüchteten Blechschmiedgehilfen Rudolf Oppel (1855–1922) veröffentlichte Kreps im Mai 1884 in der Zeitung »Freiheit« (New York) einen »Aufruf« im Namen der »Revolutionären Oesterreichischen Liga«: »Genossen! Da die österreichische Justizbande mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln unsere dortigen Mitkämpfer vernichten will und alle unsere öffentlichen Parteiorgane unmöglich gemacht hat, so ist es unsere Pflicht, den begonnenen Kampf mit doppelter Energie und Hartnäckigkeit fortzuführen. Aber trotzdem unsere Brüder in Oesterreich entschlossen sind, dieser Justizbande, sammt der Habsburger-Kannibalensippe, ein jähes Ende zu bereiten, bedarf es doch der Mithülfe von unserer Seite. Die in Oesterreich bestehende geheime Presse hat zwar schon Tüchtiges geleistet – besonders seit dem Ausnahmezustand; da aber auf allen Kampfesgebieten zu viele Opfer gefordert werden, so tritt die Nothwendigkeit an uns heran, jene Waffen, denen gegenüber die ganze Staatsbande ohnmächtig ist, mit zu beschaffen. Und hiermit möchten wir alle Anarchisten auffordern, in den Kreisen ihrer Genossen diesbezüglich Kollekten zu veranstalten. Kameraden! Hand an's Werk! Von dem praktischen Resultat werdet Ihr bald hören. – Oesterreichs Anarchisten schlafen nicht! – Gelder sende man an: Josef Kreps, 605 East 13. Str., New York. In unserem Parteiorgan folgt die Quittung. Im Auftrage der Rev. Oesterr. Liga: Rudolf Oppel. Josef Kreps.«3 Kreps schloss sich dem »Radicalen Club« an und gründete gemeinsam mit anderen Exilanten aus Österreich ein Agitationskomitee zur Unterstützung der radicalen Propaganda in Österreich. Er wurde auch Mitglied des im Dezember 1886 vor allem von österreichischen Sozialrevolutionären, Anarchistinnen und Anarchisten in New York City gegründeten »Radikalen Arbeiterbunds«, der Not leidende Genossinnen und Genossen in Österreich-Ungarn unterstützte, die verbotene Druckschriftenpropaganda in und den Schmuggel der Flugschriften nach Österreich förderte und der – nach Meinung der österreichischen Polizei – der Vorbereitung von Aktionen im Rahmen der Propaganda der Tat diente. Josef Kreps dürfte sich nach 1889 aus der Bewegung zurückgezogen haben und wurde am 1. April 1910 US-amerikanischer Staatsbürger.

Karte
  • 1

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.

  • 2

    Zum Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube in Wien 6., Mariahilfer Straße 55, am 10. Jänner 1884 siehe die Biografie von Heinrich Eisert sen. (1838–1884).

  • 3

    Rudolf Oppel / Josef Kreps: Aufruf, in: Freiheit (New York), 6. Jg., Nr. 20 (17. Mai 1884), S. 3