Rudolf Oppel (1855–1922)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
30. August 1855
Sterbedatum
August 1922
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Ehe: mit Karolina [?] (Tschekanitz, Böhmen [Čekanice, zu Blatná, Tschechien] 5. Februar 1855 – ?)
Sohn: Henry Oppel (New York City, New York, USA März 1895 – ?)
Sohn: George Oppel (New York City, New York, USA Dezember 1896 – ?)

Biographie

Der Blechschmiedgehilfe Rudolf Oppel kam nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Seit November 1883 war er auch Prüfer des Inhaftiertenfonds der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs«. Am 28. Februar 1884 hatte Rudolf Oppel seinen großen Auftritt. An diesem Tag sollte der Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884) als mehrfacher Attentäter von der Polizei verhaftet werden. Kammerer stand seit seiner Rückkehr aus Budapest (Ungarn) am 20. Februar 1884 nach Wien unter polizeilicher Beobachtung. An diesem 28. Februar wollten ihn vier Polizeidetektive beim Verlassen des Kaffeehauses Gustav Fischer in Wien 8., Blindengasse 28, festnehmen. Kammerer befand sich damals im Kaffeehaus in Begleitung von Rudolf Oppel und vom Tapezierergehilfen Johann Heindl. Ebenfalls anwesend war im Lokal ein Polizeidetektiv, während ein zweiter Polizeidetektiv vor dem Kaffeehaus Aufstellung genommen hatte. Weitere zwei Polizeidetektive standen im Flur eines benachbarten Hauses bereit. Als Anton Kammerer das Kaffeehaus verließ, fasste ihn einer der beiden links und rechts des Eingangs lauernden Polizeiagenten von hinten. Kammerer hat seinen Revolver bereits schussbereit in der Hand und verletzte einen Polizeiagenten durch einen Streifschuss an der rechten Hand. Dem hinzukommenden Polizeikommissär setzte Kammerer den Revolver an die Brust, wurde dabei aber niedergestoßen. Rudolf Oppel versetzte nun dem Polizeiagenten, der Kammerer festhielt, einen Schlag und brüllte: »Schieß! Schieß!« Kammerer konnte sich dadurch aus der Umklammerung lösen, ergriff die Flucht und wurde erst nach einer wilden Verfolgungsjagd vor dem Haus Bernardgasse 2, Wien 7., überwältigt. Währenddessen konnte auch Rudolf Oppel die Flucht ergreifen.

Rudolf Oppel flüchtete in die USA, wo er am 22. März 1884 in New York City (New York, USA) eintraf. Zusammen mit dem ebenfalls in die USA geflüchteten Tischlergehilfen Josef Kreps (1859–1945) veröffentlichte Oppel im Mai 1884 in der Zeitung »Freiheit« (New York) einen »Aufruf« im Namen der »Revolutionären Oesterreichischen Liga«: »Genossen! Da die österreichische Justizbande mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln unsere dortigen Mitkämpfer vernichten will und alle unsere öffentlichen Parteiorgane unmöglich gemacht hat, so ist es unsere Pflicht, den begonnenen Kampf mit doppelter Energie und Hartnäckigkeit fortzuführen. Aber trotzdem unsere Brüder in Oesterreich entschlossen sind, dieser Justizbande, sammt der Habsburger-Kannibalensippe, ein jähes Ende zu bereiten, bedarf es doch der Mithülfe von unserer Seite. Die in Oesterreich bestehende geheime Presse hat zwar schon Tüchtiges geleistet – besonders seit dem Ausnahmezustand; da aber auf allen Kampfesgebieten zu viele Opfer gefordert werden, so tritt die Nothwendigkeit an uns heran, jene Waffen, denen gegenüber die ganze Staatsbande ohnmächtig ist, mit zu beschaffen. Und hiermit möchten wir alle Anarchisten auffordern, in den Kreisen ihrer Genossen diesbezüglich Kollekten zu veranstalten. Kameraden! Hand an's Werk! Von dem praktischen Resultat werdet Ihr bald hören. – Oesterreichs Anarchisten schlafen nicht! – Gelder sende man an: Josef Kreps, 605 East 13. Str., New York. In unserem Parteiorgan folgt die Quittung. Im Auftrage der Rev. Oesterr. Liga: Rudolf Oppel. Josef Kreps.«1

Rudolf Oppel, seit 10. Dezember 1889 US-amerikanischer Staatsbürger, arbeitete in den USA weiterhin als Blechschmied.

Adressen

  • New York City, New York, USA, 1389, 2nd Ave (1911)
Karte
  • 1

    Rudolf Oppel / Josef Kreps: Aufruf, in: Freiheit (New York), 6. Jg., Nr. 20 (17. Mai 1884), S. 3.