Josef Heilbronner (1850–1930)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
21. August 1850
Sterbedatum
18. März 1930
Religionsbekenntnis
israelitisch

Vater: Abraham Heilbronner (Ichenhausen, Bayern 20. Dezember 1820 – Stuttgart, Württemberg [Baden-Württemberg] 6. Juli 1906): Lehrer, Publizist; Heirat in Buttenwiesen (Bayern) am 20. Juni 1849 mit:
Mutter: Rosalie Heilbronner, geborene Ehrlich (Alfeld (Mittelfranken), Bayern 14. April 1818 – Buttenwiesen, Bayern 22. Mai 1882): Hausfrau
Ehe: in Stuttgart (Württemberg [Baden-Württemberg]) mit Sofie Dreyfus (Stuttgart, Württemberg [Baden-Württemberg] 5. August 1863 – Stuttgart, Württemberg [Baden-Württemberg] 9. Mai 1913): Hausfrau

Biographie

Josef Heilbronner war Inhaber der Firma »J. A. Heilbronner, Bank- und Wechselgeschäft« in Stuttgart (Württemberg [Baden-Württemberg]), Kronprinzstraße 12, seit 1886 in der Calwer Straße 7.

Am 21. November 1883 fand ein für die radicale Arbeiterbewegung Österreichs bedeutsames Attentat statt, an welchem laut polizeilichen Erhebungen der gelernte Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884), der Tischlergehilfe Michael Kumić (1853–?) und der in Preußen geborene Schuhmachergeselle Hermann Stellmacher (1853–1884) beteiligt waren; dazu kam noch ein unbekannt gebliebener vierter Attentäter. Bereits am Abend des 20. November 1882 sei Michael Kumić – nach eigenen Angaben – gemäß einer brieflichen Aufforderung aus St. Gallen / Saint-Gall / San Gallo (Kanton St. Gallen, Schweiz) kommend in Stuttgart eingetroffen, wo er von einem gewissen Josef Limbacher (~1858–?), Schlossergeselle aus Bayern, empfangen und einem gewissen August Wolf, Schlossergeselle aus Nürnberg (Bayern), vorgestellt worden sei; ein Vierter, vom Beruf Schneider, sei dann noch hinzugestoßen. Am 21. November 1883 wurde gegen 18 Uhr das Bank- und Wechselgeschäft »J. A. Heilbronner« in der Kronprinzstraße 12 von drei Männern überfallen. Dort befanden sich der Besitzer Josef Heilbronner und sein zufällig anwesender Freund, der Kaufmann Louis Oettinger (~1856–?). Beide wurden mit Bleihämmern zu Boden gestreckt und beraubt. Wie die Polizei später feststellte, soll Anton Kammerer Josef Heilbronner und Hermann Stellmacher Louis Oettinger niedergeschlagen haben. Eine vierte Person soll zunächst vor dem Geschäft Wache gestanden haben. Nachdem der Inhaber und sein Freund schwer verletzt niedergeschlagen im Geschäftslokal lagen, trat auch der unbekannte Attentäter in das Geschäft ein und beteiligte sich am Raub, der aber wegen der Hilferufe Josef Heilbronners, der sich zur Tür schleppen konnte, nur sehr hastig ausgeführt werden konnte. Angeblich wurden 2.000 Mark und 3.000 Mark in Gold sowie zahlreiche Wertpapiere und Wechsel geraubt: Gesamtwert über 17.000 Mark. Vier Bleihämmer wurden am Tatort zurückgelassen. Josef Heilbronner hatte acht verschiedene Wunden an Kopf, Hand du Arm, darunter ein komplizierter Schädelknochenbruch mit Depression. Louis Oettinger erlitt bei dem Überfall vier Wunden, darunter einen Schädelbruch, von dem er eine lebenslange Schädigung davontrug. Außerdem wurde ihm beim Überfall ein künstliches Bein, das er trug, vom Körper gerissen. Die Täter mussten schließlich flüchten, weil zwei Mädchen im Haus auf den Lärm aufmerksam wurden und den Besitzer eines im Haus untergebrachten Restaurants verständigten, der dann zusammen mit einem Gast Nachschau hielt. Zumindest einer der Attentäter begab sich danach zum Bahnhof, trank dort noch ein Bier und bestieg schließlich den Zug nach Pforzheim (Baden [Baden-Württemberg]). Am Abend desselben Tages, gegen 20 Uhr 30, wurde der angebliche Schlossergeselle Ernst Baum aus Chemnitz (Sachsen) im Bahnhof von Pforzheim verhaftet. Beamte durchsuchten gerade den aus Stuttgart angekommenen Zug nach den drei avisierten Attentätern: die angeblichen Schlossergesellen Ernst Baum, Josef Limbacher und August Wolf. Die Beamten wussten, dass es sich um falsche Namen handelte. Einer von ihnen, Ernst Baum, wurde noch im Zug festgenommen. Nach dem Aussteigen brachte er vor dem Telegrafenbüro des Bahnhofs plötzlich ein Sprenggeschoss zur Explosion. Im Zuge des Handgemenges mit den Beamten wurde Ernst Baum zu Boden geworfen. Er brachte ein zweites Sprenggeschoss zur Explosion und verletzte dadurch einen Gendarmerie-Wachtmeister an Arm und Kopf. Auch einige umstehende Beamte erlitten Brandwunden. Ernst Baum, der bei der Festnahme selbst an Brust und Kopf verwundet wurde, hatte einen geladenen Revolver mit sechs Schüssen Munition und 1.000 Mark aus der Beute des Bankraubs bei sich.

Als Täter des Überfalls auf das Bank- und Wechselgeschäft »J. A. Heilbronner« wurden zunächst vier Personen gesucht, die in der Nacht vom 20. auf den 21. November 1883 in einem Gasthof in Stuttgart übernachtet hatten: 1) Karl Slemer, der später als Karl Slamer (~1858–?), Schneidergeselle aus Baden-Baden (Baden [Baden-Württemberg]), identifiziert, dann mit Ernst Baum, Schlossergeselle aus Chemnitz (Sachsen) gleichgesetzt und schließlich als Michael Kumić identifiziert wurde; 2) Julius Wagner (~1858–?), Mechaniker aus Freiburg im Breisgau (Baden [Baden-Württemberg]), hinter dem die Polizei zunächst den Schlossergesellen Josef Limbacher (~1858–?) aus Herrieden (Bayern) vermutete; 3) Franz Kreutzer alias Theodor (~1858–?), gelernter Schneidergeselle und nunmehriger Kellner aus Oberursel [Oberursel (Taunus)] (Hessen), hinter dem die Polizei zunächst den Kellner Anton Kreutzer (~1860–?) aus Seckenheim [zu Mannheim] (Baden [Baden-Württemberg]) oder Josef Kreutzer (1857–?), Steinhauer aus Wiesethbruck [zu Bechhofen] (Bayern) vermutete; 4) August Wolf, Schlossergeselle aus Nürnberg, hinter dem die Polizei später Ernst Baum alias Karl Slamer vermutete. Sowohl Josef Limbacher wie auch Anton Kreutzer und Josef Kreutzer waren bereits mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft. Steckbrieflich gesucht wurden zunächst Franz Kreutzer aus Oberursel, Josef Limbacher aus Bayern und August Wolf aus Nürnberg. Das königliche württembergische Justizministerium setzte eine Belohnung von 1.500 Mark für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter aus.

Aufgeklärt wurde zunächst nur der Fall des im Zug festgenommenen Ernst Baum. Sein Pass stellte sich rasch als Fälschung heraus, wobei man zunächst hinter dem Festgenommenen den Schneidergesellen Karl Slamer aus Baden-Baden (Baden [Baden-Württemberg]) vermutete. Am 23. November 1883 wurde er ins Justizgefängnis Stuttgart eingeliefert. Hier entpuppte sich Ernst Baum beziehungsweise Karl Slamer. Erst als Michael Kumić im Laufe der Verhöre am 26. November 1883 seine Identität preisgab, wurde von der Polizei nach den anderen Attentätern in sozialistischen Kreisen gesucht. Als Mittäter am Überfall auf Josef Heilbronner vermutete die Polizei schließlich Anton Kammerer und Hermann Stellmacher. Michael Kumić, der den Raub in Stuttgart gestand – er war angeblich die Wache stehende vierte Person –, wurde am 30. Juni 1884 verurteilt, Anton Kammerer, der seine Beteiligung ebenfalls gestanden haben soll, am 6. September 1884.

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