Michael Schätzle (1852–)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
1852
Biographie

Über das Leben von Michael Schätzle, Droschkenkutscher in Straßburg (Elsaß-Lothringen [Strasbourg, Frankreich]), konnte nur wenig eruiert werden. Am 22. Oktober 1883 fand ein für die radicale Arbeiterbewegung Österreichs bedeutsames Attentat statt, an welchem laut polizeilichen Erhebungen der gelernte Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884), der Tischlergehilfe Michael Kumić (1853–?) und der in Preußen geborene Schuhmachergeselle Hermann Stellmacher (1853–1884) beteiligt waren; dazu kam noch ein unbekannt gebliebener vierter Attentäter. Michael Schätzle war das erste Opfer dieses Attentats. Nach polizeilichen Erhebungen reisten drei später als Täter identifizierte Personen am 21. Oktober 1883 mit dem Zug von Lauterbach (Preußen [zu Völklingen, Saarland]) nach Straßburg. Diese drei Attentäter mieteten beim Bahnhof Straßburg am 22. Oktober 1883 zwischen 21 und 22 Uhr eine Kutsche, vorgeblich zu einer Spazierfahrt in die Umgebung der Stadt. Unter dem Viadukt beim Tor nach Kronenburg (Elsaß-Lothringen [Cronenbourg, zu Strasbourg, Frankreich]) ließen sie den Kutscher anhalten. Als Michael Schätzle abstieg, um zum Fenster der Droschke zu gehen, wurde er laut Polizei von Anton Kammerer hinten festgehalten und gewürgt, während ihn Hermann Stellmacher mittels eines Schwammes mit Chloroform zu betäuben versuchte. Das Unternehmen scheiterte aber am heftigen Widerstand Schätzles, der außerdem laut um Hilfe schrie, und Schätzle blieb beim versuchten Überfall unverletzt. Daraufhin flüchteten die Attentäter und wollten sich laut polizeilichen Erhebungen beim Pulverturm vor dem Spitaltor in Straßburg, Kasematte 21–22 [bei der Rue de la 1ère Armée], maskieren, wurden dabei aber von dem wachestehenden Musketier Johann Adels (?–1883) vom 1. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 25, ein gelernter Schreiner, überrascht. Adels wurde ermordet. Kurz darauf überfielen die Attentäter die Apotheke »zum Storch« von Emil Reeb (1843–1928) in Straßburg, Lange Straße 2 [Grande Rue], wo sie den Apothekergehilfen Franz Lienhardt (~1833–1883) ermordeten.

Der Zusammenhang mit Sozialrevolutionären wurde im Zuge der polizeilichen Erhebungen erst später offenkundig, wobei Geldbeschaffung für revolutionäre Zwecke sowie für die Verbreitung sozialistischer Schriften als Hauptmotiv angenommen wurden. Gerichtlich verurteilt wurden für die Morde an Johann Adels und Franz Lienhardt Michael Kumić, der seine Beteiligung bestritt, am 30. Juni 1884 und Anton Kammerer, der seine Beteiligung gestanden haben soll, am 6. September 1884. Der gescheiterte Überfall auf Michael Schätzle blieb ohne gerichtliche Anklage.

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