Karl Dopf (1883–1968)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Karl Topf
Pseudonym: Karl Bremer
Pseudonym: Carl Dopf
Pseudonym: Maria Dopf
Pseudonym: Ego
Pseudonym: Helios
Pseudonym: Luzifer
Pseudonym: Cajus Marius
Pseudonym: Ein Namenloser
Pseudonym: Dr. Rakus
Pseudonym: A. Rotha
Pseudonym: K. D. Tassilobrunn
Pseudonym: Hans Werner
Geburtsdatum
1. November 1883
Sterbedatum
16. November 1968

Mutter: Karolina Topf (Desselbrunn, Oberösterreich 14. Mai 1859 – nach 1929): Tagöhnerin, Magd, dann Fabrikarbeiterin; ihr Vater war der Uhrmacher  Josef Topf (? – vor 1887), ihre Mutter die Tochter einer Hausfrau und eines Zimmermannes und Häuslers Anna Topf, geborene Untersperger (St. Georgen im Attergau, Oberösterreich 16. Juni 1829 – Desselbrunn, Oberösterreich 5. März 1901)
Vater: unbekannt
Heirat der Mutter: in Roitham am Traunfall (Oberösterreich) am 6. Juli 1887 mit:
Stiefvater: Raimund Grabner, d. i. Raymund Grabner (Laakirchen, Oberösterreich 28. Juli 1853 – Desselbrunn, Oberösterreich 23. Mai 1929), Sohn einer Hausfrau und eines Schmiedemeisters: Pferdeknecht, dann Fabrikarbeiter
Halbschwester: Pauline Grabner (Außerpühret [zu Roitham am Traunfall], Oberösterreich 13. Jänner 1888 – ?)
Halbbruder: Raimund Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 14. Mai 1889 – ?): Fabrikarbeiter; Heirat in Desselbrunn am 20. Oktober 1912 mit Katharina Tischler (Desselbrunn, Oberösterreich 23. November 1889 – ?), Dienstmagd
Halbschwester: Maria Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 1. September 1890 – ?)
Halbbruder: Josef Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 3. Jänner 1892 – Desselbrunn, Oberösterreich 4. Mai 1892): an den Fraisen verstorben
Halbschwester: Josefa Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 9. Februar 1894 – ?)
Halbschwester: totgeborenes Mädchen (Desselbrunn, Oberösterreich 5. Juni 1896)
Halbbruder: nach der Geburt verstorbener Knabe (Desselbrunn, Oberösterreich 5. Jänner 1898): an Geburtsverzögerung verstorben
Halbbruder: Maximilian Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 3. Oktober 1899 – Desselbrunn, Oberösterreich 3. Oktober 1899): an Lebensschwäche verstorben
Halbbruder: Hermann Grabner (Desselbrunn, Oberösterreich 30. Dezember 1900 – Desselbrunn, Oberösterreich 3. Jänner 1901): an Lebensschwäche verstorben
Ehe: in Laakirchen (Oberösterreich) am 21. April 1907 mit Maria Köttl (Laakirchen, Oberösterreich 8. Februar 1887 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Fabrikarbeiters: Taglöhnerin und Fabrikarbeiterin, bis 1927 anarchistische Mitkämpferin von Karl Dopf
Kinder: keine

Biographie

Kindheit in Desselbrunn

Karl Dopf war das uneheliche Kind der Magd Karoline Topf (1859–?), eine Uhrmacherstochter, die 1887 den Pferdeknecht Raimund Grabner (1853–1929) heiratete, mit dem sie auch mehrere Kinder hatte. Da Dopfs Mutter in Außerpühret [zu Roitham am Traunfall] (Oberösterreich) als Dienstmagd und Taglöhnerin arbeitete, wuchs er zunächst bei seiner Großmutter Anna Topf, geborene Untersperger (1829–1901), auf. Doch 1889 zog seine Mutter mit ihrem Ehemann und ihren Kindern wieder nach Desselbrunn, wo sie einen kleinen Hof betrieben, hauptberuflich aber in der Papierfabrik Steyrermühl [zu Laakirchen] (Oberösterreich) arbeiteten. Dopfs Verhältnis zu seiner Mutter, seinem Stiefvater und seinen Halbgeschwistern blieb stets ein gespanntes. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, sollte jedoch auf Grund seiner schulischen Leistungen Pfarrer werden. Dieses Vorhaben fand jedoch durch den Tod seines Förderers, des Ortspfarrers Johann Buchner (1829–1893) ein frühzeitiges Ende, und er musste sich ab 1895 als Bauernknecht in Desselbrunn verdingen.

Der christlichsoziale, dann sozialdemokratische Hilfsarbeiter Karl Dopf in Steyrermühl. 1902 bis 1913 

Als Karl Dopf 1902 Hilfsarbeiter in der Papierfabrik Steyrermühl in Laakirchen (Oberösterreich) wurde, fing er an, sich autodidaktisch fortzubilden. Zunächst war er in der christlichsozialen Arbeiterbewegung, beim »Katholischen Arbeiterverein«, aktiv, und er trat auch bei der »Dilettantentheater-Gesellschaft Steyrermühl« auf. Bemerkenswert ist die Beurteilung Dopfs in seiner Rolle des Spiegelberg im Schauspiel »Die Räuber« von Friedrich Schiller (1759–1805): »Eine ausgezeichnete Leistung bot der Fabrikarbeiter Karl Topf. Diese prächtige, tadellose Aussprache, diese unbedingte Textsicherheit und gute Mimik entbehrt nicht selten sogar mancher Berufsschauspieler, und so blieb auch Herrn Topfs Spiegelberg die beste Leistung.«1 Sein Versuch, beim Stadttheater Gmunden (Oberösterreich) einen Vertrag als Schauspieler zu erhalten, scheiterte allerdings. 1907 heiratete Karl Dopf in Laakirchen die Fabrikarbeiterstochter Maria Köttl (1887–?), selbst eine Fabrikarbeiterin, und wohnte seither im Haus von deren Eltern, Laakirchen 55. Nach Konflikten mit dem »Katholischen Arbeiterverein« wandte sich Dopf 1908 der Sozialdemokratie zu. Er wurde Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« sowie Funktionär der »Freien Gewerkschaften« und wurde 1911 zum Bezirksvertrauensmann für den Bezirk Gmunden gewählt. Er trat jetzt auch als Redner auf, schrieb ab 1908 Zeitungsartikel für die regionale Presse, ab 1910 auch für deutschnationale antiklerikale Zeitungen, mit dem erklärten Ziel, hauptberuflicher Journalist zu werden. Es war dies die Zeit, wo er sich vom Katholizismus emanzipierte und ein engagierter Antiklerikaler wurde. 1910 wurde Dopf auch Mitglied der »Deutschen Briefgesellschaft«, was ihm neue Kontakte nach Deutschland ermöglichte. Als 1912 die oberösterreichische Landesparteileitung der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« den Vertrauensmännern verbot, in Blättern des bürgerlichen Antiklerikalismus zu publizieren, brach Dopf endgültig mit der Partei.

Der Journalist Karl Dopf in München. 1913

Im Jänner 1913 übersiedelte Karl Dopf mit seiner Ehefrau dank der Unterstützung von Agathe Barthel nach Deutschland. Auf seiner Reise ins Rheinland besuchte er Gustav Landauer (1870–1919) in München (Bayern) und lernte dort Erich Mühsam (1878–1934) persönlich kennen. Im Frühjahr 1913 ließ sich Dopf in München nieder, wo er als Volontär bei den Zeitungen »Janus. Kritische Halbmonatsschrift für deutsche Kultur und Politik« (München) bis Juni 1913 und »Der Staatsbürger. Halbmonatsschrift für politische Bildung« (München – Leipzig) arbeitete.

Karl Dopf in Hamburg. 1913 bis 1947

1913 nahm Karl Dopf eine Stelle in der Papierwarenfabrik der »Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine« in Hamburg (Freie und Hansestadt Hamburg) an, wo er bis 1923 beschäftigt war. Er wurde nun auch formal Mitglied der sozialdemokratischen Gewerkschaft. Dopf engagierte sich vor allem 1913 bis 1917 in der religiös-anarchistischen »Neu-Jesu-Bewegung« von Wilhelm Klein in Köln (Preußen [Nordrhein-Westfalen]), für die er auch seine erste Broschüre verfasste. 1913 nahm er deswegen auch Kontakt mit dem steirischen Anarchisten Franz Prisching (1864–1919) auf, ebenso mit Karl F. Kocmata (1890–1941), der ihn als Schriftleiter der Zeitung »Neue Bahnen« (Falkenau an der Eger) 1917 mit dem freisozialistischen Abgeordneten zum Reichsrat Simon Starck (1865–1939) bekannt machte. Vom Februar 1915 bis 1918 war Karl Dopf in der k. u. k. Armee an der Dolomitenfront in Tirol [Italien] eingesetzt, wo er sich – ohnedies seit Kindesalter beständig kränklich – eine chronische Tuberkulose zuzog. Als er 1917 in Linz an der Donau (Oberösterreich) stationiert war, arbeitete Dopf auch an der freisozialistischen Zeitung »Neue Bahnen« (Wien) mit. Anfang 1918 kehrte er nach Hamburg zurück. Zunächst stieß Dopf zum Kreis um die Hamburger Nationalkommunisten Fritz Wolffheim (1888–1942) und Heinrich Laufenberg (1872–1932). Im November 1918 engagierte er sich noch im antimilitaristischen »Spartakusbund«, wandte sich aber schon im Jänner 1919 ab, nachdem dieser in der »Kommunistischen Partei Deutschlands« aufgegangen war.

Der Anarchist Karl Dopf. 1919 bis 1927

Seit April 1919 trat Karl Dopf vermehrt als Redner auf und nahm systematisch Kontakt zu anarchistischen Gruppierungen auf, zunächst zu den Freien Sozialisten um den Tischlergesellen Carl Langer (1881–1958) und die von ihm herausgegebene Zeitschrift »Alarm. Organ für freien Sozialismus« (Hamburg), an dem er 1922 auch mitarbeitete. Dopf veröffentlichte nun – meist unter Pseudonym – in vielen anarchistischen Periodika, etwa in »Der freie Arbeiter. Publikationsorgan der Föderation kommunistischer Anarchisten Deutschlands« (Berlin), »Die Schöpfung. Sozialrevolutionäres Organ für das sozialistische Neuland. Erste syndikalistische Tageszeitung für Rheinland-Westfalen« (Düsseldorf) sowie in »Erkenntnis und Befreiung« (Wien – Graz) von Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942), und er unterhielt 1919 auch Kontakt zur »Vereinigung individualistischer Anarchisten« in Wien. Bemerkenswert ist Dopfs damals schon pessimistische Sicht: »Viel, man muss es offen sagen, ist auch in unseren (Anarchisten) Kreisen, an der Revolution gesündigt worden. Wo es nötig gewesen wäre zur Tat zu schreiten, so oder so, will jeder Welt und Menschheit nach seinem Kopf, nach eigenen Denken und Vorstellungen erlösen und einrichten. Mit theoretischen Streitigkeiten, ob Gewalt oder Gewaltlosigkeit, haben wir die Zeit verpasst, wo der Kapitalismus auf schwachen Füssen stand und umgestossen werden konnte, wie ein hilfloses Kind. Es ist ja richtig, wir wären keine Anarchisten mehr, wenn wir nicht nach unseren eigenen Willen handelten, wenn wir nicht täten und liessen, was wir Lust haben, aber liegt hier nicht ein Wiederspruch, an dem sich unsere Kraft zermürbt, der es nie zulässt, dass wir je aktionsfähig werden.«2

Karl Dopf wurde Redakteur und 1921 Herausgeber der von Ketty Guttmann (1883–1967) gegründeten Zeitschrift »Der Pranger. Organ der Hamburg-Altonaer Kontrollmädchen« (Hamburg), in der man sich für Prostituiertenrechte einsetzte. Außerdem arbeitete er an der Zeitschrift »Der Verfehmte. Kampfschrift der Deklassierten« (Hamburg) des »Schutzbundes der Vorbestraften« mit. 1921 übernahm Karl Dopf von Paul Schöß mit Nummer 8 die Herausgabe der Monatsschrift »Die Stimme, Blätter für Kinderschutz und Fürsorge-Erziehung« (Hamburg). Er musste sie aber nach drei Heften mit Nummer 10 aus finanziellen Gründen und wegen eines von einer Erziehungsanstalt angestrengten Prozesses einstellen. Schließlich gab Dopf 1921 bis 1923 seine erste eigene anarchistische Zeitschrift heraus: »Der Krakehler. Das Blatt der Eigenbrödler« (Hamburg), im ersten Jahrgang (1921/1922) acht, im zweiten (1922/1923) vier Nummern. Inhaltlich stand das Organ der »Vereinigung individualistischer Anarchisten« und der Wiener anarchistischen Szene nahe. Der dritte Jahrgang (1923/1924) erschien ab August 1923 mit fünf Nummern unter dem Titel »Das Signal. Kampf-Organ der Versprengten« (Hamburg), wobei in der Nummer 1 noch »Des Krakehlers 3. Jahrgang« vermerkt wurde. Dopf, der nun als Herausgeber das Pseudonym »K. D. Tassilobrunn« benutzte, gab die Zeitschrift gemeinsam mit Ada Erica Quindt alias A. Jaski Sybal heraus. Über seine Mitherausgeberin schrieb Dopf 1924 Pierre Ramus: »Ich müßte einen Roman schreiben, wollte ich dir die Tragödie dieses Weibes schildern.«3 Dopf gründete nun auch seinen »Verlag ›Der Krakehler‹« beziehungsweise ab 1923 »Signal-Verlag«, Hamburg 15, Gothenstraße 50/4, in dem nicht nur die Zeitschrift erschien, sondern 1924 auch zwei Postkarten mit Holzschnitten von Ernst Kneil (1872–?) aus den Nummern 2 und 3 der Zeitschrift »Das Signal« (Hamburg) verlegt wurden.4 Aber auch in der bürgerlichen Presse Wiens wurden die »Versprengten« wahrgenommen, wie ein höhnischer Artikel in der Zeitung »Der Tag« (Wien) zeigt, den Dopf zur Unterhaltung seiner Leserschaft wiederabdruckte.5 Außerdem bot Dopfs Verlag Bücher zum Kauf an, darunter auch Werke von Pierre Ramus.

Karl Dopfs ökonomische Lage hatte sich mittlerweile massiv verschlechtert. 1923 hatte er seinen Posten bei der »Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine« verloren, und bald darauf war auch seine Frau arbeitslos. Außerdem wurden bei ihm am 21. Jänner 1924 hundert Exemplare der Flugschrift »Hunger« von Theodor Plievier (1892–1955)6 beschlagnahmt und Dopf zu einer Geldstrafe von 100 Mark, eventuell zehn Tage Arrest, verurteilt. Dennoch gab Dopf 1924 neuerlich eine Fortsetzung seiner Zeitschrift heraus, nunmehr unter dem Titel »Der Freiheitskünder. Die Briefe des Einzigen« (Hamburg), von der im dritten Jahrgang ([1923]/1924) drei und im vierten (1924/1925) zwei Briefe, also insgesamt fünf Nummern erschienen. Dopf verstand, wie er im Herbst 1924 festhielt, die Zeitschrift ausdrücklich als Nachfolgeorgan seiner früheren Zeitschriften: »Der Freiheitskünder ist die unmittelbare Fortsetzung der bisher im Signal-Verlag erschienenen Publikationen ›Der Krakehler‹ und ›Das Signal‹. Damit tritt nun der Signal-Verlag in das vierte Jahr seines Wirkens.«7 Als Herausgeber zeichnete Dopf unter dem Pseudonym »Der Einzige«, als Schriftleiter unter »Der Namenlose«. Fast alle Artikel stammten nunmehr von Karl Dopf selbst, die Originalholzschnitte wie schon in früheren Zeitschriften Dopfs von Ernst Kneil. Und Dopf merkte an: »Es sei nochmals ausdrücklich betont, daß der Freiheitskünder keine Zeitung oder Zeitschrift ist. Er wird darum auch nicht offiziell verkauft und ist bei keiner Zeitungsfrau und in keinem Buchladen zu haben.«8 Die Zeitschrift musste Dopf aus Krankheitsgründen einstellen, doch noch im Sommer 1925 begann er mit der Herausgabe einer neuen Zeitschrift, »Die freie Tribüne. Ein Blatt für unbeschränkte Meinungsfreiheit« (Hamburg), in deren erstem Jahrgang (1925) sechs und im zweiten (1926) fünf Nummern erschienen. Sein Experiment einer Zeitschrift ohne jede Kontrolle über deren Inhalt erachtete Dopf schließlich selbst als gescheitert. Im September 1926 traf sich Dopf mit Pierre Ramus in Hamburg, wobei es zu Unstimmigkeiten kam, weil Dopf Mitglied einer reformistischen Gewerkschaft war und bisweilen auch in der »Hamburger Volkszeitung. Kommunistische Tageszeitung für Hamburg und Umgebung« (Hamburg) Artikel über lokales Tagesgeschehen publizierte. Bald darauf, im Dezember 1926, startete Dopf seinen letzten Versuch als Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter mit dem Organ »Nützliche Blätter. Zeitschrift für allseitige Interessen« (Hamburg), das nur einen Jahrgang (1926/1927) mit vier Nummern erlebte. Diese stark lebensreformerisch und freireligiös orientierte Publikation bedeutete auch das Ende seines politischen Engagements. Einerseits war es die Zerstrittenheit unter den Gruppen und Grüppchen, denen er seine Zeitschriften »Die freie Tribüne« und »Nützliche Blätter« geöffnet hatte. Andererseits war der nunmehr Arbeitslose auch darüber enttäuscht, dass er – allerdings ohne angeklagt zu werden – in polizeiliche Untersuchungen involviert wurde, weil er angeblich einen aus Wien stammenden politisch Verfolgten in seiner Wohnung versteckt haben sollte, der von der Polizei aber auch wegen krimineller Delikte gesucht wurde. Trotz allem war er 1927 noch der Meinung, »daß der Anarchismus allein die letzte und einzige Möglichkeit zur Freiheit ist.«9

Karl Dopf, der Abtrünige. 1927 bis 1947

Im Mai 1924 hatte Karl Dopf noch gemeint, »daß ich nie, nie, niemals, innerhalb der menschlichen Gesellschaft nach einer Stellung streben werde, mit der ich mich der Mitwirkung bestehender Herrschafts-Institutionen schuldig machen könnte«.10 Dies sollte sich seit 1927 langsam aber sicher ändern. Er etablierte sich nun als freier Wirtschaftsjournalist, der zusätzlich ab September 1927 von Österreich wegen seiner Tuberkulose als 75-prozentig Invalider eine Rente von 75 Mark erhielt. Am 26. August 1933 wurde Dopf Mitglied des »Reichsverbands Deutscher Schriftsteller e. V.« und 1935 Mitglied der »Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt e. V.«. Obwohl 1935 Karl Dopfs Buch »Die dunkle Chronik« aus dem Jahr 1926 von den Nationalsozialisten verboten wurde, schrieb Dopf für das »Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront« 1937 und 1938 mehrere Lehrbücher und wurde im September 1938 Mitglied der »Reichspressekammer«. Sein Ansuchen vom 19. April 1937 beziehungsweise 25. August 1941 um Aufnahme in die »Reichsschrifttumskammer« wurde am 19. September 1941 dahingehend erledigt, dass er von dieser wegen seiner Mitgliedschaft in der »Reichspressekammer« befreit sei. 1940 wurde Dopf auch noch Mitglied der »Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung e. V.«.11 Karl Dopf, der ab 1939 Arbeitslosenunterstützung bezog, war nach Kriegsende 1945 Kommissar für die Holzversorgung des Hamburger Stadtteils Hummelsbüttel, wo er damals in Schregenhof 3 wohnte. Da er aber die Verordnung der Alliierten über die deutsche Staatsbürgerschaft nicht annehmen wollte, entschloss er sich, nach Österreich zurückzukehren.

Der Sozialdemokrat Karl Dopf zurück in Desselbrunn. 1947 bis 1968

1947 ließ sich Karl Dopf in Desselbrunn nieder. Er wurde Mitglied der »Sozialistischen Partei Österreichs«, obwohl er nun zusehends anarchosyndikalistische Ideen vertrat. Er war bisweilen auch als Fachschriftsteller tätig, versuchte sich als Romanschriftsteller und arbeitete an seiner unveröffentlicht gebliebenen Autobiografie »Aufstieg aus der Tiefe«.

Adressen

  • Desselbrunn, Oberösterreich, Fallholz 12 (Geburtsadresse)
  • Laakirchen 55, Oberösterreich (1907 bis 1912)
  • Hamburg-Hummelsbüttel, Freie und Hansestadt Hamburg, Schregenhof 3 (1945)

Bücher und Broschüren

  1. Der Neu-Jesu-Gedanke. Köln: Verlag: Wilhelm Klein 1914 (= Dem Himmelreich entgegen! 1.), 26 S.
  2. Papier als Werkstoff. Herstellung und Verwendung unserer wichtigsten Nutzpapiere. Verantwortlich und bearbeitet: Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront. Als Manuskript gedruckt. Berlin-Zehlendorf: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF [1937] (= Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der Deutschen Arbeitsfront. 352.), 52 S.
  3. Das Papierfärben. Verantwortlich und bearbeitet: Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront. Als Manuskript gedruckt. Berlin-Zehlendorf: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF [1937] (= Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der Deutschen Arbeitsfront. 359.), 50 S.
  4. Tüten und Briefumschläge. Technik und Arbeitsverlauf der Herstellung. Verantwortlich und bearbeitet: Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront. Als Manuskript gedruckt. Berlin-Zehlendorf: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF [1937] (= Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der Deutschen Arbeitsfront. 570.), 38 S.
  5. Bleicherei und Wäscherei in der Papierfabrikation. (Arbeitsverfahren und technische Behelfe.) Verantwortlich und bearbeitet: Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront. Als Manuskript gedruckt. Berlin-Zehlendorf: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF [1938] (= Lehrmittelzentrale des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der Deutschen Arbeitsfront. 572.), 48 S.
  6. 6) Unsere heimischen Nutzhölzer. Ihre Gewinnung, Verwendung und wirtschaftliche Bedeutung. Leipzig: Dr. Max Janecke Verlagsbuchhandlung 1939 (= Bibliothek der gesamten Technik. 461.), 79 S.
    b) Unsere heimischen Nutzhölzer. Ihre Gewinnung, Verwendung und wirtschaftliche Bedeutung. Zweite vermehrte Auflage. Leipzig: Dr. Max Janecke Verlagsbuchhandlung 1941 (= Bibliothek der gesamten Technik. 461.), VI, 135 S.
    c) Unsere Nutzhölzer. Gewinnung, Verwendung und wirtschaftliche Bedeutung unserer heimischen Nutzhölzer sowie der gebräuchlichsten ausländischen Nutzhölzer. Nebst Holzbestimmungsschlüssel und Anhang: Das Holz als chemischer Werkstoff. Dritte, erweiterte Auflage. Wien: Verlag Georg Fromme & Co. 1949, 231 S.
  7. Die Schuld der Gräfin Warsberg. Graz: Standard-Zeitschriftenverlag Herbert Potzinger [1955] (= Der neue Heimatroman. 34.), 32 S.
  8. Erfinder helfen Erfindern. – Karl Dopf: Von Patenten und Erfindern. – Lutz Veith: Millionen für eine gute Idee. – Uhland: Verträge mit Erfindern. – Praktische Winke für Erfinder, Konstrukteure und Mechaniker. – Wichtige Mitteilung vom Deutschen Patentamt. – Auch Nachahmung ist klagbar. Wien: Verlag für’s praktische Leben und den Fortschritt Karl Taucar 1955 (= Querschnitt des Wissens. – Idee-Verwertung-Geld. Ausgabe C. 30.), 40 S. Beiträger: Lutz Veith.
  9. Werde Schöpfer deines Schicksals. Büdingen – Gettenbach: Lebensweiser-Verlag 1956, 197 S.

Herausgeber

  1. Häusser im Urteile seiner Zeitgenossen. Mit einem Titelholzschnitt von Ernst Kneil, einem Häusserbildnis und Beiträgen von Heinrich Vogeler, Walter Hammer, Hans Reimann, Arthur Sackheim, Hans Harbeck, Wilhelm Heydorn, Siegfried Jacobsohn u. a. Hamburg: Krakehler-Verlag 1923, 16 S., anonymer Herausgeber. Betrifft Ludwig Christian Haeusser (1881–1927). Illustrator: Ernst Kneil (1872–?). Enthält Karl Dopf: Vorbemerkung, S. 5–7; Heinrich Vogeler (1872–1942): [Stellungnahme], S. 7; Walter Hammer (1888–1966): [Stellungnahme], S. 7–8; Arthur Sackheim [recte Arthur Sakheim (1889–1931)]: [Stellungnahme], S. 8; Wilhelm Heydorn (1873–1958): [Stellungnahme], S. 8; Hans Haarbeck [recte Hans Harbeck (1887–1968)]: [Stellungnahme], S. 8; Wilhelm Klein: [Stellungnahme], S. 8–9; Siegfried Jacobsohn (1881–1926): [Stellungnahme], S. 9; [Friedrich] Landmann (1864–1931): [Stellungnahme], S. 9, A[urel] Hohns: [Stellungnahme], S. 9–10; Ernst Richard Eckert: [Stellungnahme], S. 10; Ernst Kneil (1872–?): [Stellungnahme], S. 10–11; Friedrich Jark (1882–?): [Stellungnahme], S. 11; Oskar Schellbach [recte Oscar Schellbach (1901–1970)]: [Stellungnahme], S. 11; Hans Reimann (1889–1969): [Stellungnahme], S. 12; Adolf Hoffmann (1858–1930): [Stellungnahme], S. 12; [Johannes] Baader (1875–1955): [Stellungnahme 1], S. 12; [Johannes] Baader: [Stellungnahme 2], S. 12–13; Der Oberdada [d. i. Johannes Baader]: [Stellungnahme 3], S. 13; [Johannes] Baader: [Stellungnahme 4], S. 13; Martin Harm: [Stellungnahme], S. 13–15; Peter Rosegger (1843–1918): Ausklang, S. 16.
  2. Aufstrebende Kulturbewegungen und ihre Vorkämpfer. Ein Handbuch und Nachschlagewerk sämtlicher Geistesrichtungen, Kulturbestrebungen, Freiheitsbewegungen, Reformgemeinschaften, Bünde und Gruppen im Bereiche des deutschen Geisteslebens, unter besonderer Berücksichtigung ihrer Entstehungsgeschichte, ihrer Programme, ihres Schaffens, ihrer Presse und Literatur. Mit vielen ganzseitigen Porträts und biographischen Skizzen ihrer bedeutendsten Vorkämpfer. Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Carl Dopf. Hamburg: Signal-Verlag Carl Dopf [1927], 1. Lieferung. [1927], S. 1–32, 2. Lieferung. [1927], S. 33–64; mehr von den 15 geplanten Lieferungen nicht erschienen.

Periodika

  1. Die Stimme. Blätter für Kinderschutz und Fürsorgeerziehung (Hamburg), 1. Jg. (1921), 10 Nummern: verantwortlicher Redakteur: Karl Dopf, Herausgeber: Paul Schöß, ab Nr. 8: Karl Dopf.
  2. Der Pranger (Hamburg), 3. Jg. (1921), begründet von Ketty Guttmann: Herausgeber unter dem Pseudonym »K. D. Tassilobrunn« gemeinsam mit Agnes Harke.
  3. Der Krakehler. Das Blatt der Eigenbödler (ab 2. Jg.: Der Krakehler. Ein Blatt für Menschenrechte und herrschaftslose Kultur) (Hamburg), [1].–[2]. Jg. (1921/1922–1922/1923), 8 und 4 Nummern: Herausgeber.
  4. Das Signal. Kampf-Organ der Versprengten (Hamburg), [3]. Jg. (1923/1924), 5 Nummern (davon Nummer eins und zwei 1923): Herausgeber unter dem Pseudonym »K. D. Tassilobrunn« gemeinsam mit A[rda] Jaski Sybal (d. i. Ada Erica Mueller).
  5. Der Freiheitskünder. Die Briefe des Einzigen (Hamburg), [3].–[4]. Jg. [1924–1924/1925], Brief 1–3 und Brief 4–5, insgesamt 5 Nummern: Herausgeber unter dem Pseudonym »Herausgegeben von einem Namenlosen«.
  6. Die freie Tribüne. Ein Blatt für unbeschränkte Meinungsfreiheit (Hamburg), 1.–2 Jg. (1925–1926), 6 und 5 Nummern: Herausgeber.
  7. Nützliche Blätter. Zeitschrift für allseitige Interessen (Hamburg), [1]. Jg. (1926/1927), 4 Nummern: Herausgeber.

Postkarten

  1. Ernst Kneil (1872–?): Der Bonze. Original-Holzschnitt von Ernst Kneil. Hamburg: Der Freiheitskünder. Die Briefe des Einzigen. Herausgegeben von einem Namenlosen [1924], 1 Postkarte
  2. Ernst Kneil (1872–?): Der Egoist. Original-Holzschnitt von Ernst Kneil. Hamburg: Der Freiheitskünder. Die Briefe des Einzigen. Herausgegeben von einem Namenlosen [1924], 1 Postkarte. 

Abdrucke in:

 

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