Salomon Blau

Persönliche Daten
Religionsbekenntnis
israelitisch
Biographie

Am 4. Februar 1884 kam aus Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz) der Buchbindergehilfe Anton Kammerer (1862–1884) nach Budapest, reiste am nächsten Tag wieder ab, um wenige Tage später erneut nach Budapest zurückzukehren. Hier soll er nach Vermutungen der Polizei beim Raubmord vom 10. Jänner 1884 am Wechselstubenbesitzer Heinrich Eisert sen. (~1838–1884) in Wien 6., Mariahilfer Straße 55, erbeutete Wertpapiere Genossen übergeben haben.1 Außerdem habe er den Schneidergehilfen und nunmehrigen Fabrikarbeiter Ármin Práger (1851–1905) mehrfach getroffen und diesem 15 Gulden übergeben. Einen Teil der geraubten Wertpapiere, nämlich vierundzwanzig Stück Liesinger Brauerei-Aktien, soll Anton Kammerer unter dem Decknamen »Konrad Wilkens« am 8. Februar 1884 in der Wechselstube der Escompte- und Wechslerbank in Budapest selbst deponiert haben. Weitere Wertpapiere habe Salomon Blau, Hausknecht beim Nähmaschinenhändler und Maschinenfabrikanten Eduárd May, am nächsten Tag dieser Bank verkauft. Außerdem soll Kammerer am 10. Februar 1884 dem ebenfalls bei Eduárd May angestellten Buchhalter Jónás Gyula Fried (1864–1929) 25 Gulden vom Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube übergeben haben. Die von Salomon Blau verkauften Papiere, welche erst am 20. März 1884 von der Polizei ausfindig gemacht wurden, führten schließlich dazu, dass die Budapester Polizei eine Involvierung ungarischer Radicaler in den Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube annahm.

Am 13. März 1884 begann in Budapest unter Leitung des Hauptmanns der Budapester Polizeiwache (Polizeidirektor) Elek Thaisz (1820–1892) eine Verhaftungswelle gegen Radicale wegen angeblicher Mitschuld am Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube, in deren Verlauf bis in die frühen Morgenstunden des 14. März 1884 sechsunddreißig Personen festgenommen wurden. Am 15. April 1886 folgten zwei weitere Verhaftungen, darunter jene von Salomon Blau. Die Polizei hatte zunächst vermutet, dass es sich bei »Salomon Blau«, der die Wertpapiere in der Bank verkauft hatte, um ein Pseudonym handle. Es war sein Arbeitgeber Eduárd Maly, welcher der Polizei den entscheidenden Hinweis gab, der zu Blaus Verhaftung führte. Vom 5. bis 9. Dezember 1884 fand vor dem Strafgerichtshof Budapest der Prozess im Zusammenhang mit dem Raubüberfall auf die Eisert’sche Wechselstube gegen sechs Radicale statt. Salomon Blau wurde der Übertretung gegen das Eigentum angeklagt, weil er die von Jónás Gyula Fried erhaltenen Wertpapiere verkauft habe, ohne sich nach deren Provenienz zu erkundigen. Blau, der offensichtlich keine Ahnung hatte, worum es sich bei diesen Wertpapieren handelte, wurde freigesprochen. Salomon Blau war offensichtlich kein Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung.

Karte
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    Zum Überfall auf die Eisert'sche Wechselstube in Wien siehe die Biografie von Heinrich Eisert sen. (~1838–1884).